08.08.- 26.10.2015: Paraiso Suizo (Uruguay)

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Mitte Oktober stelle ich Winnie, gut eingepackt, bei Freunden für den Winter auf der Farm unter. Susan bringt mich netterweise am nächsten Morgen zur Greyhound Busstation. Die 5 1/2 Stunden lange Busfahrt nach Vancouver ist total entspannt. Die Sonne scheint und überall strahlt das Herbstlaub in den schönsten Farben.

Ich verbringe eine Nacht bei Brian und Lily in North Vancouver und wir gehen abends lecker beim Griechen essen. Wie beim letzten Mal ist die Lammkeule saftig und super lecker. Am nächsten Tag nehme ich dann den SeaBus und die SkyTrain zum Flughafen.

Der Direktflug dauerte etwas über fünf Stunden und ich komme kurz vor Mitternacht in Mexico City an. Genau wie Helen, habe ich ein Zimmer im Hotel America Hostel gebucht. Das liegt unweit vom Flughafen, aber zu dieser späten Stunde nehme ich mir aus Sicherheitsgründen ein Taxi. Trinidad, die Besitzerin, ist auch noch wach und ich bekomme ein sauberes Zimmer. Frühstück ist inklusive, allerdings muss man sich die Eier mit Tortillas selbst kochen.

Mein nächster Flug nach Sao Paulo geht erst um 18.45 Uhr und so laufe ich in aller Ruhe mit einem Französischen Paar zum Flughafen. Laut Schalter soll mein Gepäck bis Montevideo durchgecheckt werden. Der fast 10-stündige Flug ist angenehm. Da ich im Flieger grundsätzlich nicht schlafen kann, ziehe ich mir einen Film nach den anderen rein.

In Sao Paulo komme ich morgens um 6.25 Uhr an. Die 1 3/4 Stunde bis zum nächsten Flug nach Rio De Janeiro reichen kaum aus, um rechtzeitig am Gate zu sein. Lange Schlangen in der Migration und dann muss ich auch noch von einem Terminal zum anderen rennen. Schweißgebadet schaffe ich es gerade noch, bis das Gate schließt.

Der Flug nach Rio de Janeiro dauert mal gerade eine Stunde. Kaum ist der Flieger auf der maximalen Flughöhe, geht es auch schon wieder runter. Die vier Stunden Transferzeit in Rio verbringe ich dann mit Lesen und Gymnastikübungen. Lange Sitzen kann ich nicht mehr.

Pünktlich komme ich dann am 15.37 Uhr am 18. Oktober in Montevideo an. Leider ist mein Gepäck nicht da. Ich hätte es doch in Sao Paulo noch einmal vom Band nehmen müssen. Aber ganz ehrlich, dann hätte ich den Flieger nach Rio ganz sicher verpasst! Aber alles kein Problem, denn die netten Herren am Flughafen von Montevideo sichern mir zu, dass mein Gepäck am nächsten Morgen mit dem Flieger kommt und dann zu meiner Unterkunft gebracht wird.

Helen wartet schon draußen auf mich, als einzige weit und breit im Flughafen. Sie ahnte schon, dass mein Gepäck nicht da ist und grinst mich an. Nach 2,5 Monaten ist die Wiedersehensfreude groß. Ich kann es gar nicht erwarten unser neues Zuhause endlich zu sehen. Ach, Winnietwo sieht schon super aus. Kompakt, in der Länge etwas kürzer als Winnie, aber innen drinnen wirklich super aufgebaut. Vorne sitzt man erhöht und hat das Gefühl, man schaut durch ein Panoramafenster.

Helen ist ihn bis dato nur wenig gefahren. Sie hatte sich ja am 9. August mit Steffen und Familie zur Übergabe getroffen und war dann anschließend nur noch vom Flughafen zum etwa 60km entfernten Campingplatz beim Paraiso Suizo gefahren. Aber trotz Gangschaltung, größerem Lenkrad und anderem Wendekreis ... Helen fährt W2 schon wie ein echter Profi. Und Power hat der im Motor! Nichts mehr mit "uns überholt jeder" ... nein, jetzt sind wir nur noch am überholen. Ein tolles Gefühl!

Wir kommen zum Sonnenuntergang im Paraiso Suizo an und ich habe gerade noch Zeit eine heiße Dusche zu genießen, bevor wir uns mit anderen Campern zum Abendessen im Restaurant treffen. Ich habe großen Hunger und das Essen ist hier echt lecker. Zum Glück gibt es Nachschlag! Eigentlich hätte ich nach den langen Flügen todmüde sein müssen, aber irgendwann bekommt man seine fünfte Luft.

In Winnietwo haben wir kein Alkovenbett und so müssen wir jeden Tag den Tisch runterlassen und das Bett bauen. Aber das geht schnell und ist reine Gewöhnungssache. Helen hatte Monatelang nur Regen und kaltes Wetter hier. Ich hatte aber versprochen, dass ich die Sonne aus Kanada mitbringe und so ist es dann auch.

Wir genießen die nächsten 10 Tage ganz entspannt im Paraiso Suizo. Ich brauche eine Auszeit, bevor wir uns auf unsere lange Südamerika Tour begeben. Wir nutzen die Zeit, um W2 für unsere Zwecke einzurichten. In Maldonado kaufen wir uns diverse Plastikboxen, um Winterklamotten, Toilettenartikel, Reiseunterlagen und elektronische Geräte ordentlich sortiert zu verstauen.

Helen erklärt mir nach und nach, wie alles funktioniert. Sie war zwei Tage lang mit Steffen alles wichtige durchgegangen und hat von allem Videos gedreht, da man sich nicht alles auf einmal merken kann. Die gucke ich mir dann auch in aller Ruhe nach und nach an und Helen muss feststellen, dass sie die Hälfte schon wieder vergessen hat. Wir haben das damals mit Winnie auch so gemacht. Man weiß ja nie, in was für Situationen man in den nächsten Jahren so rein kommt. Steffen hat das auch alles super sachlich und detailliert erklärt.

Die Übergabe hat wirklich super geklappt. Und Helen hatte viel Spaß mit den vieren. Die beiden Mädels, Lisanne und Annelie, sind wirklich süß und Helen hat ein paar Begrüßungsgeschenke (siehe Fotos) bekommen. Nach sechs Monaten Südamerika ist der Abschied von LARS (so hieß Winnietwo bei Steffen und Familie, benannt nach den Anfangsbuchstaben der Vornamen) bestimmt schwer gefallen. Wir kennen das von Winnie ja auch. Es ist eben doch nicht nur ein Fahrzeug, sondern ein echtes Zuhause.

Steffen hat nach der Rückkehr nach Deutschland alle wichtigen Unterlagen an meinen Bruder nach Barsbüttel geschickt und Ralf hat mit entsprechenden Vollmachten von mir das Auto auf uns zulassen können. Die neuen Nummernschilder und Fahrzeugscheine kamen auch rechtzeitig in Kanada an und ich hatte sie im Gepäck dabei.

In Uruguay fahren wir aber noch unter den alten Schildern von Steffen, da das Auto ja so eingeführt wurde. Und für Helen hatten wir einen in Photoshop gefälschten Fahrzeugschein gemacht, den sie aber nicht einmal brauchte. Theoretisch wäre es besser gewesen, wenn wir bereits im August die neuen Schilder gehabt hätten und Steffen und Helen wären über eine Grenze, z.B. kurz nach Brasilien, gefahren. Dann hätte Steffen unter seinem Namen offiziell das Fahrzeug wieder aus Uruguay ausführen können und Helen wäre mit den neuen Schildern und Papieren eingereist.

Man muss bei einem Fahrzeugwechsel in Südamerika schon aufpassen, denn in Argentinien kommt es relativ häufig vor, dass Fahrzeuge an den Grenzen konfisziert werden, wenn der neue Besitzer mit gefälschten Papieren und den alten Nummernschildern einreist, aber der alte Besitzer nicht offiziell das Land mit dem Fahrzeug verlassen hat. Das gilt als illegaler Import und wird bestraft.

In Uruguay soll es auch schon Fälle gegeben haben, wo die neuen Besitzer eine Importsteuer bezahlen mussten. Und die wird dann auf den Neuwert des Fahrzeuges festgelegt und nicht auf den aktuellen Fahrzeugwert. Das kann teuer werden. Wir mussten uns da also was überlegen und beschließen mit W2 die Fähre von Colonia de Sacramento nach Buenos Aires zu nehmen. Die Alternative über eine der Landgrenzen ist schwierig, da die Ausreise aus Uruguay und die Einreise nach Argentinien von ein und der selben Person, oder zumindest am gleichen Schalter gemacht wird. Ob alles gut geklappt habt, erfahrt ihr im nächsten Bericht.

Helen hat in den 2,5 Monaten beim Paraiso Suizo diverse neue Freundschaften geschlossen. Bei Sylvia und Heinz, den Besitzern des Campingplatzes, hat sie mindestens dreimal die Woche in deren Restaurant gegessen. Alleine Kochen macht wenig Spaß und das Schweizer Essen war sehr lecker. Außerdem saß man immer in einer netten Runde zusammen. Agnes, ebenfalls Schweizerin, hat um die Ecke ein großes Haus und Helen hat sie fast täglich besucht. Die beiden haben sich Stundenlang die US Open im Fernsehen angeschaut und nebenbei Tee und Kuchen genossen. Helen hat Agnes' Hündin Bella auch immer mit auf eine Strandwanderung genommen.

Ein idiotischer Uruguayaner hatte Mitte September ein geklautes Motorrad in den Dünen angezündet und löste damit einen großen Buschbrand aus. Das Feuer wurde immer größer und bedrohte Agnes' Haus. Zum Glück war genügend Wasser im Swimmingpool und mit Hilfe einer Pumpe konnte Agnes das Feuer direkt vor ihrem Haus stoppen. Helen half fleißig mit und bekam einen neuen Spitznamen: La Bombera!


Buschfeuer beim Paraiso Suizo

Helen fiel der Abschied von ihren neuen Schweizer Freunden (inzwischen ist Helen auch fließend im Schweizer-Deutsch!) schon ein wenig schwer, aber die Vorfreude auf unser nächstes Abenteuer war groß, zumal mehr und mehr andere Schweizer und Deutsche ihr Fahrzeug von einem der Grimaldi-Schiffe aus dem Hafen von Montevideo holten und wir mit vielen Tourpläne und Tipps austauschten.

Südamerika wir kommen!