09. - 14.05.2017: Isla Grande de Chiloé

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Die Fähre ist nicht billig. Wir zahlen auf dem Hinweg 14.800 Pesos (rund 22 EURO) für eine 20-minütige Überfahrt. Es wird weiter zum Meer hin aber schon eine Brücke gebaut, die 2020 fertig sein soll. Einer der Stützpfeiler ist schon im Bau. Die Überfahrt ist recht rau, der Wind bläst uns um die Ohren und wir bekommen einmal auch eine volle Ladung Wasser ins Gesicht.

Unsere erste Anlaufstation ist Ancud, der größte Ort im Norden der Insel. Einbahnstraßen ohne Ende und sehr eng. Parkplätze kostenpflichtig. Wir fahren deswegen zu einem kleinen Hafen runter, wo wir ganz gemütlich unseren Cappuccino trinken, bevor es weiter geht nach Dalcahue. Hier steht eine der 16 hölzernen Kirchen, die als Weltkulturerbe auf der Insel eingestuft sind. Leider sind die Türen zu.

Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir in Castro - der Insel-Hauptstadt - an. Laut iOverlander gibt es nur sehr wenige Stellplätze für Wohnmobile. Beim ersten sind wir gleich von 9 streunenden und laut kläffenden Hunden umgeben ... Nein, Danke! ... der zweite oben in der Altstadt ist zu klein für unser Fahrzeug und so parken wir dann unten neben der Hauptstraße vor der Brücke. Sicher aber laut.

Ich schnappe mir gleich die Kamera, um die ersten Bilder von den Palafitos zu machen. Castro ist bekannt für seine bunten Holzhäuser auf Stelzen, die direkt am Wasser liegen. Von der Straße sehen sie aus wie normale Häuser, vom Wasser aus sieht man dann die Stelzen. Bei Ebbe liegen die Fischerboote auf dem Sand. Wenn die Flut rein kommt, werden sie bis auf das Hausniveau befördert.

1960 gab es hier ein schweres Erdbeben und viele der Palafitos wurden zerstört. Nach und nach wurden sie wieder aufgebaut und sind heute meistens kleine Hostels oder Unterkünfte für Touristen. Hier und da sieht man auch noch ein kleines Restaurant. Ich mache an diesem Abend noch schnell ein paar Bilder von der Kirche in Castro. Sie ist die größte auf der Insel und ebenfalls ein Weltkulturerbe mit wunderschönen Holzschnitzereien im Inneren.

Die Nacht am Wasser ist bitterkalt. In Castro wird fast nur mit Holzöfen geheizt und so ist die ganze Stadt am nächsten Morgen von einer grauen Rauchwolke bedeckt. Wirkt fast ein wenig spukig. Ich hatte mir den Wecker auf 8 Uhr gestellt, in der Hoffnung einen Rosaroten Sonnenaufgang über den Palafitos zu haben, aber die Sonne kam erst gegen Mittag durch.

Dennoch hat es Spaß gemacht durch die engen Gassen der Palafitos zu laufen. Schöne Fotomotive an jeder Ecke. Anschließend gingen wir mal wieder auf die erfolglose Suche nach Propangas für unsere Heizung bevor wir Castro verlassen. Nur wenige Kilometer weiter steht die Holzkirche von Nercón, ebenfalls ein Weltkulturerbe und mal wieder geschlossen.

Wir fahren weiter südlich. Die Hauptinsel ist nur 200km lang, die wir locker in den drei schönen Wettertagen schaffen sollten. Wir machen eine kurzen Abstecher zur Holzkirche in Vilupulli (geschlossen!) und fahren dann anschließend nach Chonchi. Dort ist die Holzkirche offen (Halleluja!). Dafür ist der Fischmarkt leer, denn er hat nur Samstags auf.

Wir sind zur falschen Jahreszeit hier. Normalerweise finden viele Feste und Veranstaltungen im Februar statt. Zu dieser bitter kalten und häufig sehr regnerischen Jahreszeit im Mai sitzen die Einwohner lieber zu Hause vor ihrem warmen Holzofen. Wir schaffen es noch bis zum späten Nachmittag nach Queilén, einem kleinen Fischerdorf.

Wir stellen uns hier direkt neben dem Hauptplatz gegenüber von der Kirche und ich laufe zum Wasser runter, um ein paar Bilder zu machen. Der Himmel ist inzwischen total grau. Wir essen anschließend zu Abend und ich gucke per Zufall noch einmal raus. Sehe ich da Rosa am Himmel? Ja! Ich schnappe mir die Kamera und renne in meinen Hauslatschen die 500m zum Wasser runter. Der Himmel ist Glutrot und es gibt einen fantastischen Sonnenuntergang. Damit hatte ich gar nicht mehr gerechnet. Schön!

Am nächsten Tag fahren wir weiter an die Westküste nach Cucao - dem Zugangsort für den Chiloé National Park. Hier kann man eigentlich wunderbar wandern gehen. Mit viel Glück sieht man auch den kleinsten Hirsch der Welt, den Pudu. Aber zu dieser Jahreszeit ist alles matschig und nicht wirklich attraktiv und so fahren wir nur mal ein wenig an der Küste hoch, bis wir zu einer hölzernen Brücke kommen, die uns etwas zu wackelig für Winnietwo aussieht. Ich mache aber noch schnell eine schöne Aufnahme von der Spiegelung im Wasser. Es ist total windstill heute.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir den Lago Natri und ich springe schnell raus, um die untergehende Sonne gerade noch so zu erwischen. Helen hatte nicht einmal Zeit zum Einparken. Am nächsten Tag fängt es an zu regnen. Wir fahren trotzdem noch runter bis nach Quellón, denn hier endet offiziell der Panamerican Highway. Für die meisten Reisenden ist allerdings Ushuaia in Feuerland der südlichste Punkt, aber der liegt eben nicht mehr am Pazifik.

Im strömenden Regen springe ich schnell vor dem Denkmal für ein Erinnerungsfoto raus, dann gibt es eine Cappuccino-Pause bevor wir wieder gen Norden fahren. Dummerweise gehe ich noch schnell in den Supermarkt, nur um ein paar Brötchen zu kaufen, aber die olle Tusse an der Kasse ist heute im Schneckentempo unterwegs und ich stehe 20 Minuten da, obwohl nur ganze zwei Kunden vor mir sind!

Helen hat mehr oder weniger illegal direkt draußen vor der Tür geparkt, da es ja eigentlich nur ein paar Minütchen dauern sollte. Und dann werden wir auch noch von einem Beerdigungsumzug aufgehalten. Bis wir die Stadt verlassen ist es schon nach 17 Uhr. Dennoch schaffen wir es noch vor der totalen Dunkelheit bis nach Dalcahue zurück. Vor der Kirche können wir nicht stehen, da es einen Gottesdienst gibt und so parken wir unten in einer ruhigen Seitenstraße.

Am nächsten Tag regnet es immer noch wie aus Kübeln, aber das stört uns heute die Bohne, denn wir haben eine Internetverbindung und können den HSV live gegen Schalke sehen. Was für ein Drama mal wieder in den letzten Minuten. Ich schwörs, wenn der HSV in der nächsten Saison auch so spielt, dann habe ich auch bald nur noch Graue Haare auf dem Kopf! Und jetzt am letzten Spieltag auch noch ein echtes Endspiel um die Relegation gegen Wolfsburg. Aber wie sagt mein Bruder so schön: Der HSV hat eine Nicht-Abstiegsgarantie für die Bundesliga. Wir sind gespannt auf den nächsten Samstag!

Auf dem Rückweg nach Ancud kommt erst ein Regenbogen zum Vorschein und dann lacht die Sonne vom Himmel bei der Fährüberfahrt zum Festland. Dieses Mal bezahlen wir nur den Autopreis von 12.200 Pesos - Dank des netten Kassierers an Bord.


Isla Grande de Chiloé

Die Zeit reicht gerade noch für einen Abstecher nach Calbuco. Dort steht ebenfalls eine hölzerne Kirche, auch sie ist geschlossen, und eigentlich können wir jetzt keine Kirchen mehr sehen. Gegenüber von der Shell-Tankstelle finden wir am Wasser einen Stellplatz für die Nacht.