19.03. - 19.04.2019: Encarnación - Barra Do Quaraí - Meseta de Artigas - Chapicuy - Nuevo Berlín - Fray Bentos - Playa Agraciada - Colonia de Sacramento

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Unser Platz beim Hotel Westfalia ist in den letzten 6 Monaten häufiger zu unserem zweiten Zuhause geworden, aber nun hieß es leider Abschied nehmen, denn in zwei Tagen läuft mal wieder unser 90-Tage-Visum für Paraguay aus. Wir machen noch einen kurzen Zwischenstopp beim Ferrex Baumarkt, denn ich will mir noch ein paar Gummistiefel kaufen, die ich schon beim letzten Mal hier gesehen hatte. Gummistiefel habe ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr getragen und für Südamerika bräuchte ich sie auch gar nicht ... nein, die sind für unsere Reise nach Schottland, wo es bekanntlich viel regnet. Während unserer Recherche und Planung für die Schottland-Reise ist mir aufgefallen, dass alle Fotografen ständig Gummistiefel tragen und hier bei Ferrex bekomme ich ein sehr gutes Paar für schlappe 8 US$. Mal sehen, vielleicht nehme ich sie anschließend noch zum Arbeiten nach Kanada mit, wenn sie denn in mein Handgebäck passen.

Wir verbringen die Nacht südlich von Asunción auf einer großen und ruhigen Tankstelle. Kaum sind wir eingeparkt, kommt der Chef der Tanke vorbei. Er hat auch ein Wohnmobil - importiert aus den USA mit Slideouts - und heißt uns herzlich Willkommen. Er schaltet extra den Strom für uns ein, damit wir uns über Nacht einstöpseln können. Super nett!

Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Encarnación und verbringen die Nacht wieder an der Costanera, wo wir letztes Mal schon mit Uwe und Claudia gestanden haben. Unsere letzten Guaranís werden an der Tankstelle und beim SuperSeis verbraten, denn sowohl Argentinien als auch Brasilien und Uruguay sind um einiges teurer. Zum ersten Mal nach Winnietwos Rost-Reparatur tanken wir voll und der reparierte Dieseltank leckt nicht mehr. Supi!

Am nächsten Tag geht es zügig und problemlos über die Grenzbrücke nach Posadas, Argentinien. Allerdings nehmen es dieses Mal die Beamten sehr genau und Helen muss persönlich bei der Immigration zum Einstempeln ihres Passes erscheinen. Dann rollen wir ganz gemütlich bei schönstem Wetter über 300km gen Süden. Auf der Strecke gibt es eine Mautstation, die uns beim letzten Mal ganze 7 Pesos gekostet hat. Dieses Mal müssen wir 24 Pesos blechen. Hört sich viel an, sind aber mal gerade 50 EURO Cent. Der Argentinische Peso geht seit Jahren in den Keller, die Inflation ist horrende. Da wir von dieser Mautstation wussten, bin ich in Encarnación noch schnell aus dem Auto vor der Grenze gesprungen und habe 10.000 Guaranís (keine 2 US$!) in Pesos getauscht. Mehr Argentinisches Geld wollten wir gar nicht holen, denn beim nächsten Mal ist das wieder nur die Hälfte wert.

Gegen 17.15 Uhr erreichen wir die nächste Grenze - dieses Mal geht es von Argentinien nach Brasilien bei Uruguaiana. Erneut muss Helen persönlich bei den Argentinischen Grenzbeamten zum Ausstempeln des Passes erscheinen. In den vergangenen Jahren konnte ich das immer ohne Probleme für sie miterledigen. Einreiseformalitäten für Brasilien müssen wir keine machen, da wir uns nur im Transit zur Weiterreise nach Uruguay befinden.

Wir rollen erneut über eine Grenzbrücke und unser GPS führt uns in einen Einbahnstraßen-Kreisel. Was wir nicht wissen ... es gibt zwei Höhenschranken bei dieser Ausfahrt. Bei der ersten kommen wir noch durch, denn es hängen nur ein paar Gummiteile über der Fahrbahn, bei der zweiten ist dann aber Schluss für uns, denn dieses Mal ist es eine Metallschranke, die 10cm zu niedrig für uns ist. Zum Glück ist hinter uns nur ein einziges Auto, denn wir müssen rückwärts wieder aus dem Kreisel fahren und einen anderen Weg durch Uruguaiana nehmen. You live and you learn!

Auf unserem Weg durch die Stadt nehme ich vorne am rechten Reifen komische Knackgeräusche in scharfen Kurven wahr. Wir fahren auf eine Tanke und ich schaue nach, was das Problem ist. Helen schwenkt die Reifen nach links und ich sehe, dass unsere Achsenmanschette gerissen ist. Oh, oh! Vor zwei Jahren hat uns Arsen, ein Berliner, bei der Paranal Sternwarte mal darauf aufmerksam gemacht, dass die Gummimanschetten schon sehr trocken und brüchig aussehen, aber ein Besuch in einer Werkstatt in Antofagasta hatte damals ergeben, dass sie noch intakt sind. Jetzt konnte ich aber deutlich sehen, dass das Schmierfett durch die Manschette kommt. Wenn man das nicht schnellstens machen lässt, dann kann das Achsengelenk sich mit Staub und Dreck zusetzen und uU nicht mehr funktionieren. Schließlich will man in einer Kurve mit über 80 km/h ja nicht geradeaus fahren und einen Unfall bauen.

Aber die Sonne geht bereits unter und in dieser relativ großen Grenzstadt wollen wir auch nicht übernachten. Wir beschließen noch die restlichen 75km bis nach Barra Do Quaraí zu fahren, wo wir auch schon mal sehr schön mit Claudia und Uwe unten am Fluss gestanden haben. Die Straße ist allerdings in einem sehr schlechten Zustand - Schlaglöcher ohne Ende - und Helen muss langsam fahren. Wir erreichen Barra Do Quaraí erst im Dunkeln und ich springe noch schnell in den hiesigen Supermarkt, um unser Abendessen zu kaufen. Wegen der vielen Grenzübergänge haben wir nichts mehr im Kühlschrank - der wurde aber an keiner der beiden Grenzen kontrolliert. Wir haben übrigens heute mit gefahrenen 418km einen neuen Streckenrekord für Südamerika aufgestellt und sind gleich in drei Ländern an einem Tag gewesen.

Unten am Fluss sind wir die einzigen Camper. Leider haben sie die Stromdose am Lichtmast abgebaut und wir können uns dieses Mal nicht einstöpseln. Ein neues Schild weist jetzt auch darauf hin, dass man nur noch maximal 24 Stunden hier stehen darf. Wir fragen uns, ob da nicht wieder irgendwelche doofen Camper (Overlander?) den Platz total verdreckt hinterlassen haben ... na ja, ist nicht das erste Mal, dass wir so schöne Plätze nicht wie vorher nutzen können.

Am nächsten Tag suchen wir eine Werkstatt auf. Barra Do Quaraí ist ein ganz kleiner Pupsort, aber die Werkstatt macht vom Aussehen her einen guten Eindruck - wir passen jedenfalls locker in die große Halle. Von Steffen hatten wir noch eine neue Achsenmanschette geerbt, aber sie stellt sich als zu groß raus. Obendrein sehen wir, dass auch die linke Achsenmanschette gerissen ist. Junior, unser Mechaniker, hat aber keine Probleme Ersatzteile im Ort zu bekommen. 3,5 Stunden dauert die Reparatur und wir zahlen am Ende so um die 50 EURO dafür.

Da es schon wieder später Nachmittag ist, bleiben wir noch eine weitere Nacht unten am Fluss und fahren dann am nächsten Morgen über die Grenzbrücke nach Uruguay. Ein sehr quasseliger, etwas älterer Grenzbeamte - er will einfach alles von uns wissen und ist offensichtlich gelangweilt, denn es ist ansonsten nichts los an der Grenze - hat Probleme das Einreisepapier für Winnietwo auszudrucken. Er schafft es einfach nicht und sagt zu uns, dass wir auch ohne Papier einreisen können. Kein Problem, wir sind ja im Computer! Nix da! Wir wollen das Auto hier 5 Monate lang einlagern und wer weiß, ob wir da nicht irgendwo auf der Strecke oder bei der Ausreise Probleme bekommen ... nicht, dass unser Auto konfisziert wird!

Wir machen ihm unmissverständlich klar, dass wir hier ohne Papier nicht abfahren. Er greift zum Smartphone und ruft jemand anderes an, der ihn dann Schritt für Schritt durch den Druckprozess leitet ... und siehe da ... 5 Minuten später haben wir unser offizielles Grenzpapier. Nicht nur wir sind sichtlich erleichtert ... auch er strahlt über alle Backen! Haste was dazu gelernt, nicht war!? Männer und Technik ... tztztz!

Bei der Weiterfahrt sagt Helen auf einmal "Was war das denn? Haben wir was verloren?" Aus dem Augenwinkel hat sie was Helles fliegen sehen. Wir halten am Straßenrand an und ich sehe, dass eine unserer Radkappen abgeflogen ist. Die Jungs in der Werkstatt hatten sie offensichtlich nicht richtig festgeschraubt. Wir drehen um und suchen die Radkappe, finden sie aber nicht. Na gut, es ist eh Zeit für eine Cappuccino-Pause ... Helen, schmeiß mal das Wasser an ... ich laufe noch mal die Straßenränder ab.

5 Minuten später finde ich die Radkappe im hohen Gras. Beim Montieren fällt mir auf, dass die Jungs auf beiden Seiten die Abdeckung für die Kugellager nicht wieder eingeschraubt haben. Unser Fehler, wir haben das nicht mal kontrolliert. Und jetzt sind wir schon zu weit weg, um wieder nach Barra Do Quaraí zu fahren. Ich hole unser Aluminium Tape raus und klebe die Stellen zu, damit kein Staub und Dreck in die Kugellager kommt. Wir müssen uns woanders dann mal neue besorgen. Seufz!

Die nächsten 14 Tage verbringen wir dann ganz entspannt auf verschiedenen Campingplätzen entlang des Río Uruguay. In iOverlander sind viele Plätze gelistet, die kostenlos sind, inklusive heißer Duschen und Strom. Was will man mehr? Das Wetter ist auch im Moment fantastisch - die Tage sonnig, aber nicht zu heiß, die Nächte kühler so um die 15°C. Ideal zum Sportmachen und Schlafen!

Toller Sonnenuntergang am Río Uruguay in Nuevo Berlín - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Zum Wochenende hin brauchen wir immer schnelles Internet. Schulen haben hier in Uruguay immer eine sehr schnelle und offene Internetverbindung. Super, denn Freitag Abend ist bei uns jetzt immer Let's Dance angesagt. Uwe und Claudia haben uns da letztes Jahr ganz heiß drauf gemacht und wir haben uns damals eine der letzten Shows bei den beiden im Womo angeguckt. Dieses Mal sind wir von Anfang an dabei und gucken das im Internetstream auf TVNow. Super Unterhaltung! Uns laufen ständig die Tränen ... entweder vor Lachen oder vor Rührung. Helen schwingt seit der ersten Sendung nun ständig die Hüften im Wohnmobil und schlackert mit den Beinen! Die drei Schritte zum Klo oder zum Gaskocher gehen nur noch im Wiegeschritt mit einer sexy Hüftrolle. Vom schweren Bandscheibenvorfall aus dem letzten Jahr ist nichts mehr zu sehen!!! ;-) Ich lache mich nur noch tot! She's got the moves!!! Shake it, Baby! Kleine Kostprobe gefällig?


Helens Let's Dance Training

Mit Claudi und Uwe tauschen wir nach jeder Sendung lustige WhatsApp Sprachnachrichten aus. Ich könnte jetzt hier seitenweise nur über Let's Dance schreiben ... wer die Show noch nicht gesehen hat ... es lohnt sich! ACHTUNG: der Let's Dance Virus ist hoch ansteckend! Keine Sorge, er tötet nicht ... aber könnte zu ungewünschten Nebenwirkungen führen. Beim zeitverzögertem Streaming (keine Ahnung, ob das während der Live Sendung auch so ist!) läuft nämlich ständig Werbung - gefühlte 100 Mal! Da schmeißt sich die RTL Familie mit Tüten Chips aufs Sofa und kann es gar nicht erwarten, dass es mit Let's Dance weiter geht. Geht uns genauso! Was würde ich jetzt für eine Tüte Erdnuss-Flips von ALDI geben - wir sagen in Hamburg auch 'Würmer' dazu! Und dann ist da ja noch der 'kleine Augenblick' ... zwei Himbeer-Mascapone-Gläser von Koppenrath & Wiese ... Gott, sehen die lecker aus! Gut, dass es die hier in Südamerika nicht gibt ... ich würde ja bei jeder Sendung mindestens VIER davon verdrücken und dann würde aus der KIRSTEN ganz schnell eine KERSTIN werden!!!

Nervig ist allerdings, dass uns ständig der Rechner abkackt. Uwe und Claudi haben das gleiche Problem. Scheinbar wird die RTL Werbung in den Arbeitsspeicher des Laptops geschrieben und es kommt ständig zu einem kurzen Bildausfall, wenn sich die Werbung einblendet. Am Anfang ist das nicht so schlimm, aber im Laufe der Sendung, bleibt der Rechner häufig stehen und man kommt nicht mal mehr in den Task Manager, um das Programm zu schließen. Harte Neustarts sind keine Seltenheit und die ansonsten um die 3-4 Stunden lange Sendung dauert bei uns dann meistens mehr als 5 Stunden. Hinzukommt, dass wir beim freien Nutzen von TVNow (es gibt für 4,99 EURO im Monat auch das Premiumpaket) immer warten müssen, bis die Sendung in Deutschland zu Ende ist. Erst 10 Minuten später kann man sie dann online streamen. Mit der Zeitverschiebung nach Uruguay eigentlich kein Problem, denn bei uns ist das dann hier um 20 Uhr herum - eigentlich perfekt für einen schönen Fernsehabend. Wegen der technischen Probleme kommen wir aber häufig nicht vor 2 Uhr morgens ins Bett. Und Hunger hat man während der 5 Stunden natürlich auch. Helen, haben wir noch eine Packung Kekse?

Na ja, und dann sind da ja auch noch die Spiele vom HSV. Wir rasten beim Pokalsieg gegen Paderborn fast aus ... kaum zu glauben, aber der HSV steht im Halbfinale!!! Schnief! Und was machen die dann in der 2. Liga??? Ich sage nur ... graue Haare! Wir bibbern und zittern schon wieder und befürchten das Schlimmste! Als HSV Fan hat man es wirklich nicht einfach!

In Fray Bentos schauen wir uns dann die alte Corned Beef Fabrik an. Jeden Dienstag kann man dort um 10 Uhr und um 15 Uhr eine kostenlose Tour machen. Auf unserer sind noch zwei weitere Deutsche Ehepaare, sowie ein Paar aus Neuseeland mit ihrem kleinen Sohn dabei. Dieses Weltkulturerbe (seit 2015 auf der Liste) ist absolut sehenswert. Als Engländer wächst man schon mit dem Namen Fray Bentos auf und auch wir Norddeutschen kennen Corned Beef gut, denn unser geliebtes Labskaus wird ja damit gemacht. Genaueres zur Fabrik erfahrt ihr in den Texten unter den Fotos.

Auf unserer Fahrt Richtung Montevideo verbringen wir nochmals eine Nacht in Colonia de Sacramento. Es ist Freitag Abend und eigentlich wollte ich Nachtfotos in der schönen Altstadt machen ... aber wir haben eine super Internetverbindung und gucken ... dreimal dürft ihr raten ... Let's Dance!!! Also dieser Tango von Barbara Becker und Massimo ... einfach geil! Und in der vorherigen Woche wäre sie fast ausgeschieden! Mir laufen schon wieder die Tränen ... und ich habe weder meine Regel noch meinen Eisprung ... kleiner Insider Witz! ;-)

Am nächsten Morgen machen wir eine kurze Runde durch die Stadt, aber sie ist bei weitem nicht mehr so interessant, wie vor vier Jahren. Wo sind denn die ganzen Oldtimer geblieben? Unweit von der Stadt kann man sich kostenlos das Pencil Museum angucken. Hier hat Emilio Avenas eine riesige Ansammlung von Bleistiften (23.000 Stück), Schlüsselanhänger (43.000 Stück), Streichholzschachteln (über 9000, alles unterschiedliche!), Aschenbecher, Parfümflaschen und vieles mehr ausgestellt. Seinen ersten Bleistift und Schlüsselanhänger hat er 1955 - da war er mal gerade 10 Jahre alt! - gehabt. Er steht mit seinen Sammlungen mehrfach im Guiness Buch der Rekorde und das Bleistift-Museum ist einzigartig in der Welt. Faber-Castell, die Deutsche Blei- und Buntstiftfirma hat ihn als Sonderbotschafter zu sich eingeladen und sie schicken ihm auch heute noch jedes neue Stiftmodell für seine Sammlung. Hier findet man ua den dünnsten, den dicksten, den kleinsten, den größten Stift ... ein kurzer, aber interessanter Stopp auf unserer Route.

Wir verbringen anschließend auf dem kostenlosen Campingplatz Parque Zoo in Ecilda Paullier noch drei entspannte Nächte, bevor wir zur unseren letzten Station in Uruguay fahren - UY Storage. Dieser Campingplatz wird von einer Ratzeburger Familie geführt und sie bieten auch das Langzeitparken in einer großen Halle an. Aus diesem Grund sind wir hier, denn wir fliegen am Karfreitag, den 19. April von Montevideo via Sao Paulo nach London.

Vier Tage Windsor stehen auf dem Programm, dann geht es mit dem Flieger direkt nach Edinburgh, Schottland. Ich war noch nie da und wir haben uns für 35 Tage ein Wohnmobil gemietet. Am 25. Mai heiratet Helens Nichte Hannah und dieser Anlass lässt sich sehr gut mit einer Sommerreise (mal schauen, wieviel Regen wir in Schottland haben werden) verbinden. Wir werden berichten.

Am 2. Oktober kommen wir dann wieder in Montevideo an und werden anschließend unsere Südamerika-Reise fortsetzen. Auch das wird dann - wie immer - hier auf dieser Webseite zum Nachlesen irgendwann stehen.

Bis dahin sagen wir "Adios!"

Eure Helen und Kirsten