23.01. - 18.03.2019: Asunción - Hasta La Pasta - Asunción

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In Asunción ist es wieder einmal schweineheiß - wir haben Temperaturen von über 42°C im Schatten. Da schwitzt man sich nicht nur tot, man ist auch total schlapp und lustlos. Jede Bewegung wird zur Qual. Eigentlich wollten wir die Zeit bis zur Rostreparatur nutzen, um schon mal unsere Sachen zu sortieren und einiges zu reparieren, aber wir bringen die Energie dafür einfach nicht auf.

Winnietwo fällt so langsam auseinander. Der Rost fällt unterm Auto in großen Stücken schon von alleine ab und dann geht auch noch der Rollmechanismus an unserer Schiebetür kaputt. Die Plastikumrandung der Rolle bricht ab und wir suchen tagelang nach einer Alternativlösung, denn die Tür lässt sich nur noch schwer öffnen und schließen. Am Ende klebe ich das Plastikteil mit einem Zweikomponentenkleber wieder an, aber auch das ist nur eine Notlösung und hält nicht ewig. Wir finden aber in ganz Asunción kein passendes Ersatzteil. Das müssen wir uns dann aus Europa fürs nächste Mal mitbringen.

Am 4. Februar steht dann der Termin für die Werkstatt fest. Sonia, die Managerin und Besitzerin von Vertigo, bestätigt den Tag per WhatsApp. Wir machen die Buchung des Appartements fix und überweisen Maria den Betrag per Banküberweisung. Das Appartement beziehen wir dann am Sonntag, den 3. Februar. Maria ist so süß und gibt uns ein größeres Appartement, als das, was ich mir schon vor 14 Tagen angeguckt hatte. Es liegt zwar immer noch im ersten Stock, aber dafür müssen wir jetzt nur noch eine Treppe hoch staksen. Die ist allerdings verdammt steil.

Wir brauchen insgesamt 3 Stunden, um das Fahrzeug komplett auszuräumen. Zum Glück ist es an diesem Tag mit "nur 32°C" im Schatten nicht ganz so heiß, sonst wäre ich beim - gefühlt Tausendfachen - Treppauf-Treppab gestorben! Wer Lust hat, kann sich unten das Video anschauen und sehen, wie anstrengend das Ausräumen war. Dank Sabines Tipps, habe ich meine Videos ein wenig "aufgemotzt" und euch macht der neue Stil hoffentlich viel Spaß beim Schauen!

Gleich um die Ecke vom Appartement gibt es ein Shopping Center mit großem Supermarkt (sehr praktisch!) und einem Fast Food Court. Wir hauen uns nach der harten Arbeit einem Burger mit Pommes rein. Wir essen das ja echt selten, aber es gibt Tage an denen man das einfach braucht. Lecker!

Es ist die Nacht des Super Bowls. Helen kann dem Amerikanischen Football nix abgewinnen, aber ich schaue mir seit ein paar Jahren dieses Ereignis an. Eigentlich mehr wegen der Halftime-Show, aber in den letzten Jahren waren die Endspiele auch immer spannend und gut anzuschauen. Auf unserem großen Fernseher im Appartement könnte ich es auf Spanisch verfolgen, aber Helen will die BBC News gucken und so starte ich den Laptop und gucke es bei bester Internetverbindung auf einem Amerikanischen Sender.

Was für ein langweiliges Spiel! Es schlägt alle jemals dagewesenen Minusrekorde: noch nie sind so wenige Touchdowns gefallen. Wenn nicht Tom Brady zum 6ten Mal als Quarterback der New England Patriots am Ende den Titel geholt hätte, wäre ich zwischendrin eingeschlafen. Die Halftime-Show mit Maroon 5 war auch totaler Mist! Da wir Winnietwo morgen früh um 9 Uhr in der Werkstatt abgeben müssen, hätten wir eigentlich mal früher ins Bett gemusst ... aber nein, es ist 2 Uhr morgens bevor wir das Licht ausmachen.

Entsprechend müde quälen wir uns 6 Stunden später aus dem Bett. Um 9 Uhr geben wir pünktlich Winnietwo bei der Werkstatt ab und parken ihn vor der Tür. Die Werkstatt ist schon wieder voll mit anderen Autos. Ob da genug Zeit für Winnietwo bleibt? Am späten Nachmittag gucken wir noch mal vorbei und W2 ist zumindest schon mal IN der Werkstatt. Auf dem Boden liegt ein wenig Rost. Irgendjemand hat sich schon mal daran gemacht, den ersten Rost zu entfernen, aber viel ist nicht passiert.

Am nächsten Abend sieht das dann aber schon ganz anders aus. Miguel und ein weiterer Mitarbeiter haben den Rost auf einer Seite schon entfernt und der neue Schweller wird gerade dran geschweißt. Wunderbar! Wie wundern uns nur, dass keiner der beiden auch nur eine Schutzmaske oder zumindest Sicherheitsgläser trägt. Mir wird beim Fotografieren schon ganz Blau auf dem Augenhintergrund. Das kann doch nicht gesund sein! Der junge Mann mit der Flex wird von heißen Funken nur so beregnet.

Nach ein paar Tagen wird deutlich, dass wir alle den tatsächlichen Rostschaden unterschätzt haben. Kaum ist eine Rostschicht weggeschnitten, wird schon die nächste dahinter sichtbar. Mannomann, das sieht nicht gut aus! Uns wird klar, dass die Arbeit nicht in einer Woche komplett zu schaffen ist - schließlich wollen wir ja, dass das ordentlich gemacht wird. Sonia sagt uns dann am Donnerstagabend auch, dass sie es bis Samstag nicht schaffen werden - sie rechnet mindestens noch mit einer weiteren Woche.

Wir verlängern das Appartement ohne Probleme, müssen aber spätestens am 17. Februar raus, denn dann hat Maria einen anderen Mieter fürs Appartement. Unter Umständen könnten wir zwar in eines der oberen Appartements ziehen, aber da jetzt noch mal alle unsere Sachen hoch schleppen ... nein, Danke!

Wir nutzen die Zeit, um in unserem kühlen Appartement - wir haben drei große Ventilatoren an der Decke! - diverse Reparaturen zu machen. Unser Gaskocher ist ebenfalls verrostet und der Lack blättert ab. Helen schleift alles schön mit Schmirgelpapier glatt und wir fahren mit dem Bus ins Stadtzentrum zum ACE Baumarkt. Hier kaufen wir uns ein Hitze-beständiges Farbspray und finden auch ein neues Stromkabel fürs Womo und lassen uns davon 15m abschneiden. Helen ist besonders happy über den leisen USB-Ventilator für die heißen Nächte und über das neue Hängeregal aus Stoff. Bei unseren alten ist der Plastik schon eingerissen und Stoff lässt sich besser waschen. Wir werden uns da wieder entsprechend ein Teil von zurechtschneiden und montieren. Die Dinger sind einfach genial für all die kleinen Dinge, die man täglich so braucht und im Zugriff haben muss, wie Brillen-Etuis, Tesa-Film, Taschentücher, Schraubenzieher usw.

Wir verbringen die Tage mit Basteln, Reparieren, Saubermachen, Sortieren und Aussortieren. Zum Ferrex-Baumarkt laufen wir die 5km zu Fuß und kaufen uns ua eine Werkzeugkiste. Die fehlt uns schon seit Jahren - endlich haben wir das ganze Werkzeug mal praktisch und gut zu erreichen in einer Box und müssen nicht immer unter meiner Bank danach wühlen. Es hat schon Vorteile, wenn man nach 3,5 Jahren im Fahrzeug mal alles ausräumt und Verbesserungen macht. Helen schmeißt radikal alles weg, was wir bis dato nie benutzt haben, außer die Ersatzteile fürs Auto. So gewinnen wir hoffentlich am Ende mehr Platz, denn so langsam müllen wir auch dieses Wohnmobil zu.

Zwischendurch nutze ich die Zeit und arbeite an diversen Videos. Für Uwe gibt es ein Antarktis-Special-Geburtstagsvideo (Claudi und Uwe machen nämlich ab dem 13. Februar eine Kreuzfahrt dahin), für Helens Bruder Mark gibt es ein BBC Special Video mit einer persönlichen Ansprache von der Königin, die Mark zum 60igsten Geburtstag gratuliert. Und dann schneide ich auch schon mal aufwendig den ersten Teil von unserem "Is Winnietwo doomed?"-Video zusammen. All das braucht sehr viel Zeit, denn meine neue Video-Software Lightworks 14.5 ist sehr kompliziert zu bedienen und da muss ich erst einmal viel lernen. Aber mir macht es auch Spaß mal wieder was ganz neues auszuprobieren.

Nebenbei entspannen wir uns beim Fußball-Gucken. Der HSV kommt im Pokal hochverdient gegen Nürnberg (So sorry, Uwe!) eine Runde weiter. In der Champions League sehen die Deutschen Mannschaften gegen die Englischen nicht gut aus. Ratet mal, wer sich von uns beiden mehr gefreut hat?

Trotz der Woche Verlängerung scheint es mit Winnietwo immer langsamer voran zu gehen. Am Montagabend kommen wir in die Werkstatt und können gleich sehen, dass den ganzen Tag keiner was am Auto gemacht hat. Wir reden anschließend mit Sonia und machen ihr klar, dass wir das Auto bis Samstag fertig haben müssen. Wir sprechen eigentlich gutes Spanisch, haben aber Probleme Sonia zu verstehen. Sie spricht sehr leise (und der Krach in der Werkstatt macht das auch nicht gerade verständlicher!) und dazu noch sehr schnell. Es arbeitet seit Tagen auch nur noch Manuel und kein anderer an W2 und es muss noch viel gemacht werden. Der Rost an den Hintertüren, an den Fenstern, am Türgriff und hinter den Hinterreifen ist immer noch dran und das ist noch echt viel Arbeit. Sonia versucht uns mit einem "Tranquillo, tranquillo" zu beruhigen. Aber im Moment hat sie so viele Autos in der Werkstatt, da kann sie nicht mehr Leute für W2 abstellen.

Donnerstagabend sehen wir wie immer nach, was denn alles am Tag abgearbeitet wurde. Ich lege mich wie immer unters Auto und sehe, dass man den Antirostschutz (Anti Rombo heißt das hier in Paraguay) schon auf den Unterboden gesprüht hat ohne den vorher sauber gemacht zu haben. Keiner ist mal mit der Bürste oder Druckluft unters Auto gegangen, um den ganzen Staub, Dreck und Matsch vor dem Sprühen zu entfernen. Und hier und da sehe ich auch noch auffällige Roststellen, die man ohne großen Aufwand mit der Metallbürste hätte beseitigen können.

Wir sind total sauer! Seit 10 Tagen arbeiten sie nun am Auto und vor allem Miguel macht einen echt guten Job und nun ... kurz vor dem Ende wird unnötig gepfuscht! Ich beschwere mich in meinem besten Spanisch bei Sonia und mache ihr klar, dass wir das gerne anders hätten. Inzwischen hat sie aber auch schon gemerkt, dass die Zeit knapp wird und ist ebenfalls total unter Stress. Mit "Tranquillo, tranquillo" hat sie es jetzt auch nicht mehr. Im Gegenteil: Sie ist sauer auf uns, dass wir sauer sind und will uns, ohne den Job zu Ende zu machen, heute Abend noch rausschmeißen! Angeblich hätte man das Auto von unten Sandbestrahlen müssen, um all den Rost und Dreck runter zu bekommen. Ach ja? Warum hat sie denn seit 10 Tagen dazu nichts gesagt? Sie weiß ganz genau, dass sie mit 1-2 Stunden Aufwand den Job hätte besser machen können.

Ich hole erst einmal tief Luft und versuche mich zu beruhigen. Wir sind nicht in Deutschland, sondern in Südamerika und da geht vieles emotionaler zu. Ich folge ihr ins Büro, sie hängt heulend über dem Waschbecken, was mir natürlich auch gleich wieder Leid tut. Ich schätze sie auf knapp unter 30 Jahre, sie hat eine 8-jährige Tochter und ein Baby und verbringt hier 6 Tage die Woche mindestens 12 Stunden pro Tag in der Werkstatt. Die Kinder haben im Moment Ferien und sind auch die ganze Zeit mit im Büro - umgeben von lauten Geräuschen und sehr viel Staub! Nicht wirklich eine gute Umgebung für kleine Kinder!

Nach einer Weile schaffe ich es, sie zu beruhigen. Wir machen uns gemeinsam Gedanken, wie wir das Auto jetzt noch in den letzten beiden Tagen einigermaßen fertig bekommen. Der Rost um die Fensterrahmen und am Türgriff könnte ja auch noch nächste Woche gemacht werden, schlage ich vor. Nein, sagt sie, das schaffen wir schon. Ich bin da skeptisch, halte aber meine Klappe. Ich verspreche stattdessen, dass wir morgen früh wiederkommen und mithelfen werden.

Wir verbringen eine schlaflose Nacht und kontaktieren Andreas per Email. Von ihm haben wir vor einem Jahr die Adresse von Vertigo bekommen. Er hatte dort seinen Toyota Landcruiser machen lassen und wir waren begeistert von der Qualität - sein Auto sah echt wie neu aus. Hatte allerdings auch wesentlich weniger Rost, als Winnietwo. Andreas lebt zeitweise in Brasilien und schickt uns gleich am nächsten Morgen eine WhatsApp. Er empfiehlt uns eine Deutsche in Asunción zu kontaktieren. Kris Thiessen lebt hier seit über 20 Jahren und sie hilft anderen Deutschen, Österreichern und Schweizern bei der Einbürgerung und anderen Formalitäten. Sie hat auch eine Spedition und kennt sich mit den Geschäftsgepflogenheiten der Paraguayer aus. Über sie hatte Andreas damals den Kontakt zu Vertigo bekommen, da Kris da immer ihre Kunden hinschickt.

Ich rufe sie an und sie verspricht am Nachmittag mal zu Vertigo zu kommen, um uns bei der Kommunikation mit Sonia zu helfen. Wir machen uns deswegen leicht verspätet zur Werkstatt auf. Heute arbeiten gleich 4 Leute am Fahrzeug und es geht um einiges schneller voran. Der emotionale Zusammenprall gestern Abend hat scheinbar doch etwas gebracht ... hoffen wir jedenfalls.

Unser Dieseltank wurde vor ein paar Tagen abmontiert, um zu gucken, ob an der Karosserie über dem Tank Rost ist, was zum Glück nicht der Fall war. Puh! Wir haben aber seit 3 Jahren ein Leck im Tank und können deswegen nur noch Zweidrittel volltanken. Ich habe mehrfach versucht das Leck zu reparieren, aber das ist mir auf die Dauer nicht gelungen. Jetzt, wo der Tank draußen ist, können wir sehen, dass es zwei Nadelkopfgroße bzw. kleine Löcher im oberen Tankbereich gibt, an die wir nicht herankommen, wenn der Tank eingebaut ist. Ursprünglich hatten wir eigentlich vor einen komplett neuen Tank in Asunción zu kaufen, aber den gibt es hier nicht. Unser alter hat auch schon die ein oder andere Roststelle und da wäre ein neuer Tank schon gut gewesen.

Um Miguel mehr Zeit für die Rostreparaturen zu geben, reparieren wir den Tank in der Werkstatt selber. Wir schleifen den Rost mit Sandpapier und Metallfeile ab und verschließen die beiden kleinen Löcher mit einem Zweikomponentenkleber (JB Weld aus den USA). Das sollte hoffentlich erst einmal reichen. Wir werden es aber erst beim nächsten Volltanken feststellen können. Helen hat anschließend Spaß mit der elektrischen Metallbürste das Gestell für den Ersatzreifen von Dreck und Rost zu befreien.

Kris kommt wie versprochen am Nachmittag vorbei. Sie kennt Sonia gut und Sonia nimmt sie gleich bei der Hand, um ihr zu zeigen, was alles schon an W2 gemacht wurde. Die arme Kris muss sich sogar unters Auto legen und ihr weißes T-Shirt sieht anschließend total verdreckt aus. Aber sie hat Humor und ist uns auf Anhieb sympathisch. Ihr Vorname ist übrigens auch Kirsten, aber da das hier keiner aussprechen kann, nennt sie sich nur noch Kris. Für uns ist wichtig, dass wir von Sonia endlich mal eine klare Aussage dazu bekommen, ob und wann das Auto überhaupt morgen fertig wird und was bis dahin noch geschafft werden kann. Wir haben von Sonia auch keine weiteren Ansagen zu den finalen Kosten bekommen. Kris hilft uns sehr bei der Kommunikation und gibt, glaube ich, auch Sonia ein gutes Gefühl. Taktisch kommt uns die Hilfe von Kris natürlich sehr gelegen (so hatte es auch Andreas vorausgesagt), denn schließlich möchte Sonia bei Kris keinen schlechten Eindruck hinterlassen, wenn sie schon sie viele ihrer Kunden zu Vertigo schickt.

Insgesamt sind wir am Ende des Tages deutlich entspannter. Die Vier Werkstattleute plus wir beiden alten Schabracken haben heute gut was weggeschafft und das Auto soll morgen Nachmittag fertig werden. Schaun wir mal.

Um nicht zu stören, sind wir am Samstag erst gegen 11 Uhr in der Werkstatt. Wieder arbeiten 4 Leute am Auto. Miguel hat die Hintertüren fertig geschweißt, an den Seiten und unten drunter ist der Antirostschutz drauf - allerdings lassen wir da noch ein paar kleine Ausbesserungen machen, denn in den Türen sind noch deutlich weiße Streifen von draußen zu sehen und das sieht Scheiße aus. Leider wurden auch die Schweißnähte von den Stahlplatten vor dem Sprühen nicht noch einmal abgeschliffen, deutlich sind die Kanten zu sehen. In mir grummelt es schon wieder, denn wir können seit Tagen sehen, dass sie das bei jedem anderen Auto hier in der Werkstatt schön glatt geschliffen haben. Warum bei uns nicht? Na ja, dass sind im Prinzip "Schönheitsfehler" - wichtiger ist, dass der Rost beseitigt ist und hoffentlich für eine lange Weile nicht wieder kommt.

Bis auf den Rost um die Fensterrahmen und den einen Türgriff ist alles soweit fertig. Als ich Sonia darauf anspreche, ob sie die Fenster heute noch schafft, oder ob sie das auf nächste Woche verschieben will, kommt schon wieder so ein Wischiwaschi-Kommentar von ihr. Sie holt Miguel dazu und ich höre das Gespräch der beiden. Miguel macht sich Sorgen, dass die Fenster auf Spannung sitzen und sie beim Rausnehmen zersplittern. Wir hatten uns schon die gleichen Sorgen gemacht, denn für solche Arbeiten ist Sonias Werkstatt nicht ausgelegt. Es geht hin und her und am Ende mache ich den Vorschlag, dass wir mit den Fenstern jetzt erst einmal warten. Sollte was passieren ... bekommen wir hier überhaupt Ersatzfenster? Die anderen Teile konnten wir ja auch alle nicht in Asunción auftreiben. Das Risiko ist mir persönlich zu groß und so schlimm ist der Rost um die Fenster noch nicht. Vielleicht sollten wir das eh woanders machen lassen.

Dennoch war das mal wieder typisch für Sonia. Seit Anfang Dezember - seit unserem ersten Besuch hier - weiß sie, dass wir Rost an den Fenstern haben. Warum hat sie in den letzten beiden Wochen sich die Sache nicht genauer angeschaut und kommt erst heute mit ihren Bedenken? Na ja, uns ist das jetzt eh alles schon wieder zu viel, wir wollen einfach jetzt nur noch unser Auto wieder haben. Ich bin heute morgen schon mit Migräne aufgewacht und wir müssen ja auch noch alles wieder ins Fahrzeug räumen, wenn wir morgen früh um 9 Uhr das Appartement verlassen wollen.

In der Hektik haben die Jungs auch noch unsere Reifen verwechselt. Der Ersatzreifen ist hinten links montiert worden, da er auf einer der Alu-Felgen ist. Da gehört aber der Reifen mit der alten Stahlfelge hin, denn der hat das bessere Profil. Miguel muss also die Reifen noch mal tauschen. Beim Türgriff auf der Fahrerseite drinnen ist die Feder kaputt, Sonias ältere Tochter hat ständig vorne im Auto gespielt! Dann gehen die Lichter hinten links nicht und die Jungs müssen mit Winnietwo noch einmal zu einer Elektrowerkstatt um die Ecke fahren. Unser Auspuffrohr schlägt gegen den neuen Schweller und es hört sich an, als wenn über uns ein Hubschrauber kreist - kein Witz! Und die Hintertür lässt sich nicht schließen. Die Jungs haben die Stange zum Verschließen der Tür nicht richtig eingehakt und Miguel muss noch mal die Verkleidung abmachen, um die Stange richtig einzusetzen. Obendrein sieht Winnietwo drinnen und draußen wie Sau aus! Alle anderen Autos gehen hier auf Hochglanz poliert aus der Werkstatt! Laut Sonia muss der Rostschutz noch trocknen, sie kann deswegen das Auto nicht von außen waschen. Und einen Staubsauger für drinnen hat sie auch nicht. Wir rollen innerlich nur noch mit den Augen. Na ja, dass Saubermachen machen wir sowieso lieber selbst ... nicht, dass drinnen auch noch was kaputt geht!

Ein paar Tage später entdecke ich per Zufall, dass die Stange zum Feststellen der Motorhaube mitten im Motorraum liegt. Sie war nicht mehr eingehakt und jemand hat sie einfach nur auf die Maschine gelegt! Wahnsinn! Gut, dass der Motor beim FIAT um 90 Grad verdreht an der Seite angebracht ist. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Stange in den Zahnriemen oder in eines der anderen Drehteile geraten wäre.

Alles in allem hat sich die Reparatur aber gelohnt. Wir hätten ja mit dem ganzen Rost eh nicht viel länger mehr weiterfahren können. Und sie war nicht teuer! Wir haben die Arbeit mal auf 100 Mannstunden geschätzt, hinzu kommt der Stahl und das Anti Rombo und für alles haben wir zusammen nur 670 US$ bezahlt. In Europa hätten wir dafür das 10-fache ausgegeben und ganz ehrlich ... da hätte sich keine Werkstatt auch nur dran gemacht, denn die Kosten für die Reparatur hätten den Fahrzeugwert überstiegen. Fürs Appartement haben wir noch einmal 430 US$ ausgegeben, also zusammen 1.100 US$. Da kann man nicht meckern und das gibt uns hoffentlich noch ein paar schöne Jahre mit Winnietwo in Südamerika.

Gegen 16 Uhr fahren wir vom Hof und anschließend direkt auf eine Tankstelle. Wir hatten uns vorher schon erkundigt, ob wir den Staubsauger dort für ein paar Stunden benutzen können. Kein Problem! Die Jungs haben schon extra einen für uns bereit gestellt und in den Strom gestöpselt. Sehr nett! Helen saugt die nächsten beiden Stunden alles ab. Ich kann mit meiner schmerzenden Migräne den Kopf nicht nach unten bewegen und reinige mit einem feuchten Lappen stattdessen Türen, Fenster und alles, was auf Kopfhöhe ist. Die Jungs von der Tanke beobachten uns die ganze Zeit dabei und sind beeindruckt, wie wir da methodisch und ohne Verzögerung rangehen. Ja, europäische Frauen können auch Putzen!

Anschließend gehen wir erst mal was essen. Seit 9 Stunden haben wir nichts mehr im Magen gehabt und mir ist von der Migräne schon ganz übel. Im Food Court beim Shopping Center bereitet ein junger Mann frische Pasta mit verschiedenen Beilagen zu. Man wählt einfach seine Pastasorte aus und dazu die Beilagen. Drei Soßen gibt es zur Auswahl. Helen nimmt die Bolognese, ich die weiße Sahnesoße mit einem halbe Löffel Tomatensoße. Keine 10 Minuten später ist alles fertig. Gott, haben wir das gebraucht! Echt lecker! Eine tolle Idee für ein Schnell-Restaurant finden wir!

Gegen 19.30 Uhr kommen wir dann erst dazu, alles wieder ins Fahrzeug zu räumen. Meine Migräne war schlagartig nach dem Essen weg. Gut, denn erneut laufe ich die steile Treppe rauf und runter, während Helen sich im Fahrzeug um das Einräumen kümmert. Wir brauchen erstaunlicherweise die gleiche Zeit wie beim Ausräumen - nämlich drei Stunden.

Total erschöpft müssen wir auch noch den Abwasch machen und das Appartement ausfegen, bevor wir unter die Dusche kommen und noch eine Tasse Tee genießen können. Todmüde fallen wir um 1.30 Uhr ins Bett. Ich kann aber überhaupt nicht schlafen, denn mir tut total die linke Schulter weh. Ich muss mir da was ausgerenkt haben, denn ich kann den ganzen Arm nicht mehr bewegen. Dann höre ich mitten in der Nacht auch noch ein lautes Scheppergeräusch auf der Straße und denke schon, dass jemand in Winnietwo eingebrochen ist. Ich wecke Helen, die schon im Tiefschlaf ist. Sie zieht sich was an und guckt draußen nach, aber W2 ist zum Glück okay. Mit Ausschlafen am Sonntag ist es dieses Mal eh nichts, denn wir müssen das Appartement ja spätestens bis 9.30 Uhr verlassen haben. Stress pur!

Eigentlich wollen wir uns nur noch ausruhen, aber der Kühlschrank ist leer und so fahren wir zum Casa Rica und decken uns ein. Haben wir schon die leckeren Apfelstrudel vom Casa Rica erwähnt? Die sind ja sowas von köstlich! Wir kaufen gleich 8 Stück davon und genießen am Nachmittag unseren Cappuccino dazu. Wie immer stehen wir beim Hotel Westfalia unter dem Dach der alten Halle. Regen ist für die nächsten Tage angesagt und das Anti Rombo muss ja noch richtig austrocknen.

Da wir gestern Abend beim Einräumen nicht mehr alles im Dunkeln montieren konnten, holen wir das heute noch nach, damit wir uns wieder frei im Fahrzeug bewegen können. Mit meiner schmerzenden Schulter gar nicht mal so einfach. Gegen 17 Uhr - ich stehe gerade unter der Dusche - zieht ein heftiger Sturm auf. Es regnet Badewannen und ich kann nicht mal das Badezimmer am Pool verlassen - wie ein Wasserfall läuft der Regen am Türrahmen runter. Gut, dass wir geschützt stehen!

Zwei Tage später machen wir uns dann daran, Winnietwo von außen zu schrubben. Meiner Schulter geht es besser und das Anti Rombo ist getrocknet. Wir bauen uns aus den aussortierten Tischen und Bänken vom Hotel Westfalia eine "Leiter", damit ich überhaupt ans Dach komme. Das ist nämlich total verdreckt - wir können durch die Dachfenster nichts mehr sehen. Neun Stunden dauert an diesem Tag die Putzaktion (anstrengend bei fast 39°C im Schatten!), aber dafür sieht er anschließend wir neu aus!

Wir beschließen den Rost um die Fenster selbst zu entfernen, so gut es eben mit Schmirgelpapier und ohne Rausnehmen der Fenster geht. Die Verkleidung an den Hintertüren (zwei dünne Spanplatten) baue ich auch ab, schleife sie kurz an und dann bekommen sie mit weißer Sprühfarbe einen neuen Anstrich - sieht klasse aus! Dabei stelle ich fest, dass der neu angeschweißte Stahl bei den Hintertüren von drinnen gar keinen Rostschutz hat, sondern noch der nackte Stahl zu sehen ist. Na, das wird ja gleich wieder anfangen zu rosten! Gut, dass wir von Steffen eine weiße Lackfarbe, die auch gleichzeitig eine Grundierung ist, geerbt haben. Allerdings komme ich in den engen Hohlraum kaum mit dem Pinsel rein.

Uns packt jetzt der Ehrgeiz. Helen schmiert die Fensterrahmen von drinnen mit Essig ein. Wir hatten da nämlich schon Pilze drin und ich schleife noch den Rost oben auf dem Dach weg, streiche die Roststellen mit weißer Lackfarbe und dann wachse und poliere ich das ganze Auto von oben bis unten, von hinten bis vorne drei Tage lang ... sieht spitze aus, aber das mache ich NIE WIEDER!!!


Is Winnietwo doomed? Das Video in voller Länge.

Unsere neuen Hängeregale schraube ich auch zwischendrin an und in dem ganzen Stress geht mein 53. Geburtstag am 25. Februar fast unter, aber Helen rennt extra noch zum Supermarkt und kauft mir einen Apfelkuchen für den Nachmittags-Cappuccino.

Am Freitag, den 1. März lassen wir uns bei Dr. Neufeld noch einmal die Zähne reinigen. Das macht die nette Andrea sehr gründlich. Sie spricht ebenfalls gut Deutsch und nimmt sich richtig Zeit für uns. Die Preise haben sich aber gegenüber dem letzten Jahr fast verdoppelt. Statt umgerechnet 23 US$ zahlen wir jetzt fast 41 US$ pro Person, was allerdings immer noch weitaus günstiger als in Deutschland ist.

Am Montag, den 4. März holen wir Claudia und Uwe in Asunción vom Flughafen ab und nehmen sie zu Hasta La Pasta mit. Sie erzählen total begeistert von ihrer Kreuzfahrt zu den Falkland Inseln, Südgeorgien und der Antarktis. Genau wie wir hatten sie eine fantastische Tour - ein Highlight nach dem anderen. Wir sind so froh darüber! Helen hatte sich jeden Tag auf dem Smartphone angeschaut, wo sich die Island Sky (das Schiff) gerade befindet und wie die Wetterbedingungen sind. In Gedanken waren wir trotz der Rostreparatur immer mit den beiden unterwegs und wären am liebsten selbst wieder mitgefahren. Aber das können wir uns leider nicht ein zweites Mal leisten!

Claudi und Uwe waren 19 Tage lang auf einem tollen Luxusschiff unterwegs. Das Wetter spielte total mit, alle Landgänge konnten gemacht werden. Von schlafenden Buckelwalen in einer spiegelglatten Bucht bis hin zu Seeleoparden, die gerade einen Pinguin verspeisten, war alles mit dabei. Was wir uns dann auch auf dem 30-minütigen Video, dass ein professioneller Fotograf an Bord gemacht hat, anschauen können. Claudi war obendrein noch die Gewinnerin des Fotowettbewerbs für das Beste Bild der Kreuzfahrt:


Königspinguine auf Südgeorgien - St. Andrew's Bay

Wir bleiben 11 Tage bei Hasta La Pasta. Neben uns stehen Klaus und Gisela - sie wurden vor 4 Wochen nachts von einem Tapir angegriffen und haben dabei schwere Bisswunden und einen gebrochenen Fuß erlitten. Es sind mal wieder entspannte Tage. Claudi und Uwe laden zu einem Essen in Caacupé ein - als Dankeschön für die Hilfe während der Antarktis-Tour. Helen und Peter sind dabei, weil sie Mia die 3 Wochen aufgenommen haben - Marion und René, weil das Womo von Claudi und Uwe bei Hasta La Pasta bestens aufgehoben war und wir, weil wir die beiden vom Flughafen abgeholt und zur Antarktis-Reise inspiriert haben.

Leider regnet es in den 11 Tagen unheimlich viel und wir machen uns Sorgen, dass wir da nicht wieder weg kommen. Ursprünglich wollten wir eigentlich erst am Montag fahren, aber fürs Wochenende war sehr viel Regen angesagt, und deswegen sind wir ganz spontan noch am Freitag Nachmittag nach Asunción gefahren und verbringen noch einmal ein paar Nächte beim Hotel Westfalia.