30.10. - 06.11.2015: Buenos Aires

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Nach dem Verlassen des Fährhafens, schauten wir uns gleich um die Ecke den großen, kostenpflichtigen Parkplatz bei der Buquebus Fähre an. Hier konnte man noch bis vor kurzen für umgerechnet etwa 10US$ 24 Stunden lang sicher stehen. Doch wie überall gehen die Preise schnell in die Höhe und jetzt wollten sie 350 Argentinische Pesos - also mehr als das Doppelte haben. Uns gefiel der Platz nicht sonderlich. Er lag direkt an einer sehr breiten Hauptstraße und die Absperrung war nur Kniehoch. Ob da der Wachmann tatsächlich immer alles genau beobachten kann, ohne das was passiert? Außerdem gab es weit und breit kein Geschäft oder Restaurant.

Wir beschlossen zur nächsten Alternative auf unserem GPS Gerät zu fahren. Über iOverlander.com hatte ich mir noch schnell die aktuellsten Campingmöglichkeiten in Argentinien beim Paraiso Suizo runter geladen. Eine 24 Stunden Parkgarage unweit vom Obelisken war markiert und sollte um die 10US$ kosten.

Wir kamen um 8 Uhr morgens prompt in den Berufsverkehr von Buenos Aires und mussten uns in dem ewigen Einbahnstraßen-Wirrwarr erst einmal zurecht finden. Ohne GPS wäre das sehr schwierig geworden. Aber auch das GPS war nicht fehlerfrei. Samantha, unsere GPS Stimme, wollte, dass wir auf der breitesten Straße der Welt (die 10-spurige Avenida 9th de Julio) links abbiegen. Aber das durfte man an dieser Stelle gar nicht. Wir standen etwas unentschlossen mitten auf der Kreuzung und Helen hatte schon den Blinker raus. Rechts von uns winkte wild eine Polizistin. Nicht abbiegen, weiter geradeaus fahren!!! Okay, okay ... uns blieb nichts anderes übrig, als bei der nächsten Möglichkeit rechts, rechts und dann wieder rechts zu fahren, um dort hinzukommen, wo wir hin wollten. Helen musste sich höllisch im dichten Verkehr konzentrieren. Vor rechts schossen die Busse und Taxis ständig vor unsere Nase, links wurde wild überholt. Das erinnerte ein wenig an Indien.

Die vermeintliche 24 Stunden Parkgarage war aber nur eine 18 Stunden Parkgarage und war nachts geschlossen. Ich bin dann zu Fuß ein paar Straßenecken weiter gelaufen und habe direkt am Obelisken eine 24 Stunden Garage neben einem großen Carrefour Supermarkt gefunden. Für 290 Pesos pro Tag (etwa 18US$, wenn man den Blue Dollar ansetzt) konnten wir hier gut stehen. Es gab auch eine Toilette, wo wir unsere PortaPotti Kassette entleeren konnten und Wasser bekamen. Ideal gelegen und sicher! Wir stellten W2 ganz hinten in die Ecke, da hörte man auch den Straßenlärm von vorne nicht mehr.

Da wir seit 3 Uhr morgens wach waren, haben wir uns für ein paar Stunden noch mal ins Bett gelegt. In unserem Alter muss man seine Ruhephasen ausnutzen! ;-)

Erste Aktion am Nachmittag war dann ein Spaziergang in die Avenida Florida. Diese Fußgängerzone lag etwa 10 Minuten zu Fuß von unserer Garage entfernt. Wir brauchten Argentinische Pesos. Bei den Banken bekommt man offiziell zur Zeit einen Kurs von 9 Pesos für einen US Dollar. Aber in Argentinien blüht der Schwarzmarkt für US Dollar. Der sogenannte Blue Dollar wird hier zum Kurs von 15 zu 1 getauscht. Ich hatte aus die Grunde US Dollar aus Kanada mitgebracht und Helen hat sich welche in Uruguay aus den Geldautomaten geholt.

In der Avenida Florida wird man alle paar Sekunden von jungen Männern und Frauen angesprochen. "Cambio, cambio!" Wir fragten mehrere von ihnen nach den genauen Wechselkursen und haben uns dann für einen jungen Mann entschieden, der uns 15.6 Pesos für den US Dollar versprach. Er schleppte uns in ein Bürogebäude. Mit dem Fahrstuhl ging es einige Etagen hoch in ein unscheinbares Büro. Hier sitzt ein älterer Herr an einem Computer. Er ist vermutlich eine Art Agent für Argentinische Geschäftsleute, die Bares in Form von nagelneuen 100 US Dollar Noten sehen wollen. Die Inflation in Argentinien ist gewaltig.

Als wir 2002 im Februar in Buenos Aires waren, war der Peso gerade vom US Dollar (damals 1 zu 1) entkoppelt worden. Innerhalb einer Woche war der Kurs schon bei 2 zu 1 und innerhalb von vier Wochen damals bei 4 zu 1. Viele Argentinien haben ein Vermögen verloren und wir erinnern uns noch gut an die verbarrikadierten Banken und die Massendemonstrationen von damals.

Wir bekamen einen ganzen Stapel von 100 Peso Scheinen für unsere 5 x 100 US$. Größere Scheine gibt es in Argentinien nicht. 100 Pesos waren bis Anfang 2002 ja auch noch 100 US$ wert, heute sind es mal gerade um die 6 US$. Legal ist das Kaufen von Blue Dollars eigentlich nicht, aber jeder Tourist macht das hier. Rechnet man die Preise in den Geschäften mal zum regulären Pesokurs um, dann ist das Land verdammt teuer. Mit dem Blue Dollar Kurs hält sich das in etwa die Waage zu Preisen in Deutschland.

Die Wolken hatten sich während des Tages in Luft aufgelöst und wir schlenderten bei strahlendem Sonnenschein am Regierungspalast (die Casa Rosada. Berühmt ist der Balkon, auf dem Evita den Menschenmassen Ende der 40iger Jahre zuwinkte) vorbei zum Puerto Madero runter. Hier wurden vor über 20 Jahren die alten Speichergebäude renoviert und heute geht man dort abends gut essen und genießt die Ruhe am Wasser.

Wir gaben unsere ersten Argentinischen Pesos bei TGI Fridays für eine Chicken Fajita und eine leckere Chocolatada aus.

Am nächsten Abend haben wir uns dann ganz spontan mit Janette getroffen. Sie leitet seit Jahren die geführten Wohnmobiltouren für SeaBridge in Südamerika. Der Kontakt zu Janette und Uwe kam, wenn wir das richtig erinnern, 2004 zustande. Damals waren die beiden noch auf ihrer Erkundungsreise von Nord- nach Südamerika unterwegs und Janette ist bei ihrer Recherche auf unsere Webseite gestoßen und hatte in unserem Gästebuch einen Eintrag hinterlassen. Über die Jahre haben wir immer mal wieder Kontakt per Email oder Skype gehabt und einige Male sind wir auf unseren Reisen nur knapp aneinander vorbeigeschrammt. Getroffen haben wir uns aber noch nie.

In Buenos Aires hat Janette eine Wohnung und sie war zeitgleich mit uns online, als wir unsere Mails bei einem McDonalds checkten. Spontan lud sie uns für den Abend ein und wir sprangen in die nächste U-Bahn. Toll, das es mit dem Treffen endlich mal geklappt hat! Ein netter Abend, der spät wurde. Um 10.30 Uhr fahren die U-Bahnen nicht mehr, aber die Busse rattern die ganze Nacht durch die Stadt. Gut, dass wir am Obelisken stehen - ein zentraler Punkt in der Stadt, den jeder Busfahrer kennt.

Das Bussystem in BA ist nicht ganz einfach für Ausländer zu verstehen. Es gibt hunderte und manche haben die gleiche Nummer, fahren aber andere Strecken. Hinzu kommt das Einbahnstraßensystem. Man muss also wissen, dass man für die Rückfahrt zur Bushaltestelle einen Block weiter gehen muss. Der "Guia T", ein Busplan in Taschenformat, hilft bei der Auswahl der Busse, aber man versteht das System und den Plan erst nach ein paar Tagen.

Am Sonntagmorgen wurde direkt vor unserer Garage die längste Pizza von Buenos Aires gefertigt. Sie sollte am Ende 60 Meter lang sein. Wir wollten an diesem Tag eigentlich zur Fería Mataderos - einen Sonntagsflohmarkt mit folkloristischer Musik, Tänzen, Tango und Co. Er lag ziemlich weit vom Stadtzentrum entfernt und unser Bus sollte bei der Casa Rosada abfahren. Es fuhren Dutzende von Bussen an uns vorbei, aber unserer kam und kam nicht. Nach über einer Stunde gaben wir auf und sind stattdessen zum nahe gelegenen Flohmarkt von San Telmo gegangen. Der ist touristischer, hat aber uns trotzdem gut gefallen. An allen Ecken wurde live Musik gespielt, vor allem klassische Gitarre. Wirklich hörenswert!

Tango darf in Buenos Aires natürlich auch nicht fehlen. Entstanden sind Tangomusik und Tangotanz in Buenos Aires in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Tango ist das gemeinsame Kind von europäischen Einwanderern, schwarzen Sklaven und argentinischen Gauchos. Verarmte Landarbeiter aus Italien, Spanien, Deutschland und Osteuropa hatten im Gepäck ihre Instrumente dabei und in ihren Herzen die Musik und die Tänze ihrer Heimat bewahrt. Sie lebten Seite an Seite mit Arbeit suchenden Gauchos aus der Pampa in conventillos, Häusern mit bis zu 60 Zimmern, die sich häufig zehn Personen teilten. Sanitäre Anlagen gab es kaum, gekocht wurde im Hof. In dieser Armut, der Hoffnungslosigkeit und dem Heimweh boten Musik und Tanz den Menschen Trost. Trios zogen mit Flöte, Geige, Gitarre durch die Hinterhöfe und improvisierten, was ihre Zuhörer wünschten: Polka, Walzer oder die Habanera, die als Vorläuferin des Tangos gilt. Das Ganze mischte sich teils mit den Stehgreifgesängen der Gauchos und teils mit den Rhythmen der Schwarzen.

Nachdem der Tango in den 1960-iger Jahren fast vollständig verschwand (Rock N' Roll war auch hier der dominierende Musikstil), kam es im 21. Jahrhundert zu einem Revival des Tangos. Heute werden wieder Millionen von Pesos täglich mit dem Tango auf der Straße, in den Cafés und in den Theatern in Buenos Aires verdient. Auf dem kleinen Dorfplatz in San Telmo konnten wir die Tangotänzer bewundern.


Tango in San Telmo.

Auf dem Rückweg zu W2 trafen wir einen Müllsammler mit seiner Karre. Nach dem Zusammenbruch der Wirtschaft im Jahr 2001, als so viele Menschen der unteren Mittelschicht in die Armut abstürzten und ihre Mieten in der Stadt nicht mehr bezahlen konnten, entstanden die Elendsviertel von Buenos Aires.

Offiziell existieren 21 Elendsviertel. Die meisten liegen im Süden der Stadt. 2008 lebten 167.500 Bewohner in den Slums von Buenos Aires. Im Großraum der Stadt soll es nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen zusätzlich 864 Villas Miserias geben, in denen rund 500.000 Familien leben.

Viele davon sind arbeitslos oder verdienen sich einige wenige Pesos mit dem Müllsammeln. Nacht für Nacht sollen alleine nach offiziellen Zahlen 25.000 Müllsammler (Cartoneros) die Abfälle der Hauptstadt auf der Suche nach Papier und Plastik, sowie Aluminium und Kupfer durchwühlen, die sie dann für ein paar Pesos an die Altpapierhändler weiterverkaufen. Viele suchen aber auch einfach nur irgendetwas zum Essen. Sie hocken schweigend über den Müllsäcken, reißen sie auf, füllen Taschen und Sackkarren mit dem Brauchbaren. Die Reste bleiben verstreut liegen.

In Buenos Aires und Umgebung lebt ein Viertel der Argentinischen Bevölkerung, etwa 11 Millionen Menschen. Im Stadtzentrum selbst bekommt man von der Armut wenig mit. Wie so viele Hauptstädte der Welt scheint die Stadt sehr modern und wohlhabend zu sein. Doch der Eindruck täuscht. Fast täglich finden auf der breitesten Straße der Welt, rund um den Obelisken, Demonstrationen statt. Die nächsten Präsidentschaftswahlen finden in einer Woche statt und der Regierungssitz, die Casa Rosada, ist von der Polizei umstellt. Führungen im Gebäude fanden zur Zeit auch nicht statt - aus Sicherheitsgründen.

Wir gingen abends Pizzaessen in unserer Straße, schließlich war ja heute Pizzatag in BA. Die Pizzaria war voll mit Boca Junior Fußballfans. Es war das letzte Meisterschaftspiel, was wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wussten, und Boca gewann nicht nur das Spiel mit 1:0, sondern auch die Meisterschaft. Kaum war das Spiel vorbei, strömten Tausende von Fans zum Obelisken und feierten ausgelassen bis weit nach Mitternacht. Wir mischten uns unter die Fans. Hier und da ging zwar ein lauter Böller los, aber ansonsten war es unglaublich sicher und friedlich. Selbst Babys und Kleinkinder schaukelten begeistert mit den Schlachtgesängen von Papas Schultern. Eine wirklich tolle Stimmung!


Boca Junior Fußballfans feiern ausgelassen am Obelisken.

Fußball spielt bei den Argentiniern eine richtig große Rolle. Wenn wir gefragt werden, wo wir herkommen, traue ich mich fast gar nicht zu sagen, dass ich aus Deutschland komme, denn bei den letzten beiden (oder waren es drei?) Weltmeisterschaften haben wir die Argentinier geschlagen. Aber eigentlich begegnet man uns überall mit Respekt und freundlichen Grüßen. Helen sagt vorsichtshalber auch immer, dass sie aus Deutschland kommt, denn auf die Engländer sind die Argentinier wirklich nicht gut zu sprechen. Man sieht am Straßenrand doch noch viele Schilder, auf denen "Las Malvinas son argentino" (die Falklandinsel sind Argentinisch) steht.

Wir nutzten den Montag zum Einkaufstrip für Winnietwo. Mit der U-Bahn fuhren wir zur Avenida Warnes. Hier reiht sich ein Autogeschäft an das andere. Winnietwos Bordbatterie hält ihr Spannung nicht mehr, sie ist auch schon einige Jahre alt, und eine neue muss her. Gel- und AGM Glasbatterien findet man hier so gut wie gar nicht und mit über 400US$ sind sie extrem teuer. Wir holten uns Preise ein für eine geschlossene Säurebatterie. Die liegen um die 130US$. Wir konnten sie aber wegen der 24kg Gewicht noch nicht kaufen. Das muss warten, bis wir am Freitag mit W2 die Stadt verlassen und dann hier noch mal vorbei fahren.

Mit dem Bus ging es anschließend zu einem Walmart Supercenter. Nebenan gab es einen Easy Baumarkt. Wir wurden bei beiden richtig fündig und deckten uns mit zwei neuen Fleecedecken (für die kalten Nächte in der Höhe und im Süden), Stoff und Klettverschluss (um Fliegennetze für unsere Türen zu bauen), einem Eimer zum Waschen unserer Wäsche, einer Sportmatte für mich, zwei neuen Kaffeebechern, einem Schuhhängeregal aus Plastik (ideal zum Verstauen von Kleinigkeiten) und einem Reifendruckmesser ein. Vor 21 Uhr verließen wir den Walmart nicht und die Busfahrt zurück zu W2 dauerte auch noch fast 90 Minuten - ein echt langer Tag.

Entsprechend ruhig gestalteten wir den Dienstag. Ausschlafen und Entspannung war angesagt. Am Nachmittag rafften wir uns auf und gingen in einen Copyshop. Dort machten wir laminierte Kopien von unseren Reisepässen und unseren neuen Nummernschildern.

Den Rest der Woche nutzten wir zum Sightseeing. Wir hatten 2002 ja schon einiges gesehen. Dieses Mal stand El Ateneo auf Kirstens Wunschliste. Der schönste und größte Buchladen der Stadt befindet sich in einem alten Theater von 1919. Verschnörkelte Logen, die Bühne und ein roter Vorhang - alles ist noch da. Doch wo früher die Zuschauer saßen, stehen heute Regale mit Büchern. Und auf den Brettern, auf denen einst Carlos Gardel stand und seine Tangolieder sang, kann man heute Kaffee trinken. Was wir natürlich auch machten.


El Ateneo - der schönste und größte Buchladen befindet sich in einem alten Theater von 1919.

Anschließend ging es zum Friedhof von Recoleta. Auf rund 55.000 m² stehen hier dicht an dicht 4800 Totenhäuser der Mächtigen, der Schönen und der Reichen. Im Labyrinth der Alleen und Gassen verirrt man sich schnell. Die bedeutendsten Persönlichkeiten der argentinischen Geschichte sind in den Katakomben versammelt, Politiker und Militärs, Dichter und Künstler und alle, die das Geld hatten, sich eine Grabstelle zu kaufen: Diktator Juan Manuel de Rosas und Präsident Bartolomé Mitre, die Schriftsteller Victoria Ocampo und Adolfo Bioy Casares - und natürlich die "Heilige der Nation": Evita Perón. Der Friedhof von Recoleta wurde am 17. November 1822 eingeweiht. Er war der erste öffentliche Friedhof von Buenos Aires. Je reicher die Bewohner der Stadt wurden, desto opulenter gerieten ihre Totenhäuser. Sie bildeten in kleiner Kopie die Häuser der Lebenden nach: bombastische Jugendstilbauten aus importiertem Marmor, Krypten, die sich über mehrere Stockwerke bis tief unter die Erde graben.

Unweit vom Friedhof befindet sich die Floralis Genérica des Architekten Eduardo Catalano. Die Blätter dieses Kunstwerkes aus Aluminium und Stahl öffnen und schließen sich nach Sonnenstand. Von dort aus nahmen wir den Bus zurück und schauten uns noch schnell das Teatro Colón von außen an. Das pompöse Opernhaus wurde nach dem Vorbild der Mailänder Scala erbaut und 1908 mit Verdis "Aida" eingeweiht. Es hat die weltbeste Akustik und zieht die großen Stars an.

Obwohl wir mitten im Stadtzentrum sind, finden wir in einer kleinen Nebenstraße eine Wäscherei. Für nur 100 Pesos lassen wir hier von den netten Damen unsere Klamotten in zwei Maschinen waschen und trocknen. Vor allem Bettwäsche und Handtücher lassen sich per Hand wirklich schlecht waschen.

Am letzten Abend in BA gingen wir noch einmal zum Puerto Madero. Tagelang war es ziemlich windig gewesen, aber an diesem Abend ist es fast windstill und die Puente de la Mujer und die Segelschulschiffe spiegeln sich herrlich im Wasser.

Am nächsten Morgen stehen wir dann früh auf, um dem Berufsverkehr in der Innenstadt zu entgehen. Das GPS führt uns ohne große Umwege in die Avenida Warnes. Hier kauften wir die neue Bordbatterie und der nette Mann half uns beim Einbau. Die Bordbatterie ist nämlich in einem engen Fach unterhalb des Beifahrersitzes. Dieser ist fest verschraubt und muss erst gelöst werden. Steffen hat das wirklich gut gemacht: alle Bordteile, die auf Batteriestrom laufen, wie 12V-Steckdosen, Lichter, Wasserpumpe, Stromanzeige, Regulator für die Solarzelle und der Kompressorkühlschrank, sind direkt über jeweils einen Kontakt an die beiden Pole angeschlossen und die Kabel sind mit kleinen Schrifttafeln gekennzeichnet. Wir brauchen also nur die Kontakte abzuziehen, die alte Batterie raus nehmen, neue wieder rein, Kontakte wieder an die Pole und fertig! Aber die Batterien wiegen schlappe 24 Kilo, nicht ganz einfach sie aus dem Fach zu heben und wieder zu senken.

Anschließend fuhren wir noch einmal zum Walmart. Es war Black Friday und es gab tolle Rabatte. Killerpreise, denen auch wir nicht widerstehen können. Das meiste war drei für den Preis von zwei - das lohnte sich und dieses Ml deckten wir uns mit Essen ein. Außerdem kauften wir drei Sitzüberzüge mit Holzkugeln. Sie dienen normalerweise als Massageauflage zum Fahren, aber wir nutzen sie als eine Art Lattenrost unter unseren Sitzkissen hinten. Damit kommen die von der Plastikunterlage hoch und sorgen für Durchlüftung. Seit dem ist die Feuchtigkeit morgens an den Kissen weg. Eine billige und schnelle Lösung, denn unser Frolistar System in Winnie müssten wir erst wieder in Deutschland bestellen und richtige Lattenroste gibt es hier in Südamerika nicht, nur schwere und grobe Holzrahmen.

Anschließend machten wir uns auf den Weg nach San Antonio de Areco. Hier sollte am Wochenende das größte Gauchofestival Argentiniens stattfinden und da wollten wir natürlich dabei sein. Die Fahrt über die Autobahn Ruta National 8 war angenehm. Zweimal mussten wir eine Mautgebühr bezahlen, aber die lag jeweils bei unter einem US Dollar. Nicht so wie in Mexiko, wo man dann gleich bei 10 US$ liegt.

In Pilar, das liegt etwa auf halber Strecke nach Areco, stoppten wir noch einmal bei einem großen Jumbo Supermarkt. Auch hier fand der Black Friday statt und wir deckten uns mit Schokolade ein. Zwei für den Preis von einem! Schokolade ist hier in Südamerika fast doppelt so teuer wie in Deutschland oder Nordamerika, und wir kaufen normalerweise wenig davon. Helen war im siebten Himmel! Ein teurer Tag für uns, aber man gönnt sich ja sonst nichts.

Gegen 18.30 Uhr kamen wir auf dem schönen Campingplatz in San Antonio de Areco an. Hier trafen wir auch ein paar Deutsche und die Engländer, Glenda und Jamie, vom Paraiso Suizo wieder. Außerdem waren gerade Falk und Salomé mit der Französischen SeaBridge Gruppe da. Wir sagten kurz Hallo. Mit einem Tag Verspätung hatten sie endlich ihre Wohnmobile aus dem Hafen von Zárate bekommen. Die Verschiffung nach Montevideo oder Zárate ist schon ein gewisser Akt. Manche bekommen ihr Fahrzeug innerhalb von einer halben Stunde, andere verbringen mehrere Tage damit. Meistens muss man auch noch einen Agenten vor Ort einsetzen, um den ganzen Papierkram zu erledigen. Da kommen schnell noch einmal Kosten von 300 bis 1000 US$ zusammen. Wir haben uns das alles durch den Kauf von Winnietwo ersparen können und sind froh darüber.

Der offizielle Campingpreis für Wohnmobile in Areco liegt bei 320 Pesos. Das ist schon ein stattlicher Preis, obwohl dieser Campingplatz es wert ist mit seinen heißen Duschen und Stromanschluss an jedem Platz. Er liegt ein paar Kilometer vom Dorf entfernt direkt am Fluss und ist sehr gepflegt und sauber. Wir fragten Augustín, den jungen Mann, der das Geld eintreibt, nach einem Rabatt. Schließlich ist unser Fahrzeug ja nicht so groß wie manch andere Schlachtschiffe, die viel Strom verbrauchen. Augustín schaut sich Winnietwo an und senkt den Preis auf 250 Pesos pro Nacht, obwohl ich eigentlich nach 300 Pesos gefragt hatte. Wir waren überrascht und stimmten natürlich zu. An paar Tage später erfuhren wir von einem Argentinischen Paar aus Córdoba, das auch einen FIAT Ducato fährt, dass dieses Fahrzeug nicht als Wohnmobil, sondern wie bei der Buquebus-Fähre als Camionetta eingestuft wird. Gut zu wissen!