07.- 09.11.2015: Gaucho Festival in San Antonio de Areco - Azul

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.



San Antonio liegt etwa 100km westlich von Buenos Aires und wurde 1730 gegründet. Es leben geschätzte 18.000 Seelen in dieser kleinen Stadt mit Kopfsteinpflaster-Straßen und einigen Kolonialen Gebäuden. Seit 1939 wird hier das größte Gauchofestival Argentiniens abgehalten. Es findet Anfang November statt und dauert 8 Tage. Gauchos aus allen Teilen der Argentinischen Pampa kommen hier zusammen und feiern ihr Dasein mit traditionellen Wettkämpfen, gemeinsamen Tänzen und Abenden am Lagerfeuer. Zum Abschluss findet am Sonntag der "Día de la Tradición" statt - eine Parade durchs Dorf, bei dem Reiter und Pferd in Schale geschmissen sind.

Wir waren mittendrin und lassen hier einfach mal nur unsere Fotos und das Video für diese sehenswerte Attraktion sprechen.


Gaucho Festival in San Antonio de Areco

Es war heiß an diesem Wochenende und sehr staubig in unmittelbarer Nähe der Pferde. Zwischendrin sind wir immer wieder zurück zum Campingplatz gelaufen, um uns ein Ruhepause zu geben. Es gab ein paar Deutsche und Holländische Wohnmobile, die direkt neben oder auf dem Wettbewerbsgelände gestanden haben. Ihre Fahrzeuge waren mit Staub bedeckt und sie konnten die Fenster den ganzen Tag nicht öffnen. Außerdem plärrte der Lautsprecher bis in die späten Abendstunden über den Platz. Gut, dass wir auf dem sauberen und ruhigen Campingplatz standen!

Otto und Elisabeth, ein Deutsches Paar, dass mit einem neuen Gelände-tauglichen Bimobil unterwegs war, suchten seit Tagen in Areco nach zwei 5kg Gasflaschen. Sie hatten sich aus Deutschland keine mitgebracht, in der Hoffnung, sie würden hier welche mit dem Südamerikanischen Anschluss finden. Ein großer Fehler, denn die gibt es hier nicht. Meisten bekommt man an der Tankstelle oder bei den großen Gasplantagen eine 13kg Flasche. Diese passt aber nicht durch die Gasfachtür im Bimobil. Von drinnen war alles so verbaut, dass man auch von dort aus keine Flasche in das eigentlich große Gasfach schieben konnte. Eine totale Fehlkonstruktion: großes Fach, aber sehr kleine Außentür.

Die beiden konnten weder kochen noch heiß in ihrem Fahrzeug duschen. Von Steffen hatten wir noch einen Gasgrill mit Kartusche geerbt und den haben wir dann den beiden erst einmal zur Verfügung gestellt. Beide sprachen kein Spanisch und so wurde ich zur Übersetzerin für die beiden. Der Campingplatz füllte sich am Sonntag mit Porteños, die einen Tagesausflug von Buenos Aires machten. Viele von denen hatten einen kleinen Gaskocher mit einer 3kg Flasche. Es gibt also kleinere Flaschen in Argentinien. Das Gewinde von Ottos Regulator-Gasschlauch würde zwar nicht passen, aber man könnte es kappen und dann den Schlauch einfach mit einer Klemme befestigen.

Am Montag machten wir uns dann zu viert auf in die Stadt, um zwei kleine Gasflaschen zu finden. In Areco herrscht ein Einbahnstraßensystem und wir parkten die Womos vor dem ersten Laden. Dieser hatte aber nur den Regulator für die 3kg Flaschen, aber die Flaschen nicht. Ich habe dann zu Fuß noch zwei weitere Läden abgeklappert und wurde in einem Campingladen dann auch fündig. Da sie nicht ganz leicht waren, sind Otto und ich dann mit seinem Fahrzeug gefahren und haben die beiden Flaschen gekauft, während Helen und Elisabeth in Winnietwo eine Tasse Tee genossen.

Urplötzlich zog ein heftiger Sturm auf. Otto und ich waren gerade wieder auf dem Weg zu den anderen beiden, als 2cm große Hagelkörner auf uns herab prasselten. Scheiße! Otto sagte, es ist besser zu fahren, dann bekommt man keine Beulen. Helen stand draußen unter einem Baum und rauchte eine - da kann ich nur den Kopf schütteln. Der Hagel war so groß, dass das richtig weh tun musste. Ich schrie ihr durchs Fenster zu "Steig ein und fahr!" Der Hagel war so laut, sie konnte mich nicht hören. Ich also raus und zum Winnietwo die drei Meter gerannt. Kaum hatten wir den Motor an, wandelte sich der Hagel in einen Monster-Regenguss um. In Sekunden standen die Straßen unter Wasser. Wohin sollen wir jetzt fahren? Ab zur nächsten Tankstelle. Sollte der Hagel wieder kommen, können wir uns unters Dach stellen. Panik! Aber so schnell wie der Sturm gekommen war, so schnell war er auch wieder weg.

Wir beschlossen die Nacht über auf der Esso im Hinterhof stehen zu bleiben. Otto und Elisabeth fuhren zum Campingplatz zurück. Ich bekam abends Schmerzen in den Ohren. Schon morgens hatte mir beim Aufstehen der Kieferansatz unterhalb der Ohren weh getan. Im Laufe des Tages gingen die Schmerzen weg und ich vermutete, dass ich nachts schlecht geträumt und kräftig die Zähne zusammen gebissen habe.

Dienstagmorgen waren meine Wangen total angeschwollen und ich konnte kaum den Mund aufmachen. Wer mich kennt, der weiß, dass das eine Katastrophe ist! ;-) Helen freut sich natürlich über die stillen Momente, in denen ich nicht quatsche! Mir war sofort klar, dass ich mir da irgendwas eingefangen hatte. Mumps? Hatte ich als Kind nicht. Ich hab es vorsichtshalber gleich mal im Internet gegoogelt. Schwere Viruserkrankung, hoch ansteckend ... oh, oh!

In Areco gib es ein Krankenhaus und die haben mich auch gleich "untersucht". Der Arzt hat kurz in meine Ohren geschaut und mit dann ein Packung Iboprofen verschrieben. Drei Tabletten am Tag und in ein paar Tagen sollte das weg sein. Die Tabletten und die Untersuchung waren kostenlos für mich und ich musste auch nicht warten.

Wir sind dann am selben Tag noch weiter nach Azul gefahren. Hier kamen wir abends kurz vor Sonnenuntergang auf dem Municipal Campingplatz an. Dieser liegt schön am Fluss, alle Stellplätze haben Strom, es gibt heiße Duschen. Und das ganze nur für 50 Pesos (3.30 US$) die Nacht. Was will man mehr? Elisabeth und Otto kamen zur gleichen Zeit dort an, blieben aber nur eine Nacht.

Ich bekam immer dickere Backen und kam mir vor wie eine 300kg schwere Bulgarische Gewichtheberin, die gerade den Drogentest nicht bestanden hat. Helen schaute mich immer ganz besorgt an, machte ein paar Fotos und Videos von mir und nannte mich liebevoll Chipmunk. Zum Glück gibt es in Winnietwo nur einen sehr kleinen Spiegel und ich musste mich selbst nicht sehen. Wann immer wir aber unter Menschen waren, wurde ich komisch angeguckt. Here come the monster, everybody run! Ein Melissa Etheridge Song, der mir ständig durch den Kopf ging. Ich bin ja nicht besonders eitel, aber wenn man so entstellt aussieht, bekommt man schon Komplexe. Eine lehrende Erfahrung!