01.- 08.12.2015: Puerto Madryn - Dique Florentina Ameghino - Gaimán - Playa Isla Escondida

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Da wir seit vier Tagen keinen lebenden Wal mehr gesehen haben, beschließen wir den Golfo Nuevo zu verlassen. Irgendwann werden wir wiederkommen, dieses Mal dann aber zur Vollmondzeit im September oder Oktober. Es war wirklich toll, was wir hier so hautnah erleben durften. Wir hören von anderen, dass es selbst auf den Waltouren nur noch eine Walmama mit Baby zu sehen gibt. Es wird nun wohl Zeit für die Wale gen Süden zu ziehen.

In Puerto Madryn fahren wir zum Hiper Carrefour. Hinter uns steht ein Wohnmobil, ein Peugeot, der unserem Winnietwo ähnlich sieht. Wir sind gerade am Aussteigen, als dieses Wohnmobil direkt neben uns hält und ein Argentinisches Pärchen aus dem Fenster uns anspricht. Wir lernen Oscar Galetto und seine Frau Liliana kennen. Oscar ist ein berühmter Argentinischer Filmemacher und hat unter anderem für National Geographics einen Film über die Orcas auf der Península Valdés gedreht.

Wir erzählen den beiden von unserem Leben und wie begeistert wir von Argentinien sind. Oscar fragt uns wie lange wir bei Carrefour sind, denn er will kurz nach Hause fahren, um uns ein Buch als Geschenk zu holen. Er hat während seiner diversen Dreharbeiten in Chubut (ist der Bundesstaat, in dem wir gerade sind) auch viele Fotos geschossen und dazu Informationen und GPS Koordinaten mit eingebaut. Wow! Das nehmen wir natürlich gerne an. Wir sind kaum vom Einkaufen zurück, da fahren die beiden wieder vor. Eine wirklich nette Begegnung!

Am selben Nachmittag machen wir noch einen Ölwechsel für Winnietwo. Er hat seine 10.000km seit dem letzten auf dem Buckel. Wir haben einen Termin bei Carlos in seiner kleinen Werkstatt. Bevor wir ihn gefunden haben, hatten wir Preise bei einer Lubricacion und bei der hiesigen FIAT Werkstatt eingeholt. Beide wollten 1.700 sowie 2.390 Pesos für den Job haben. Spinnen die! Das sind nach offiziellem Kurs 180 bis 250 US$. Wir zahlen maximal 35US$ in den USA für Winnies Ölwechsel. Aber der Liter Öl hier in Argentinien liegt bei schlappen 100 - 125 Pesos pro Liter. Das sind gut 12 US$ im Vergleich zu 2US$, die wir in den USA bezahlen. Wahnsinn!

Die FIAT Werkstatt wollte fast 900 Pesos für die reine Arbeitsleistung haben. Carlos ist ein Tipp von einem Ersatzteilladen. Er verlangt nur 150 Pesos von uns. Allerdings müssen wir das Öl mitbringen. Da wir noch 5 Liter von Steffen geerbt haben, reicht eine 4 Liter Flasche, die uns schlappe 530 Pesos (38 US$ zum aktuellen Blue Dollar Kurs) kostet. Von Steffen haben wir auch noch drei neue Ölfilter geerbt, da brauchen wir also keinen neuen zu kaufen.

Die Zufahrt zur Carlos kleiner Werkstatt ist sehr eng. Wir haben gerade mal 5cm auf jeder Seite und müssen die Außenspiegel einklappen. Direkt vor dem Werkstatttor muss Helen noch halb durch einen Baum durch, aber zum Glück sind die Zweige weich und wir bekommen keine Kratzer. Carlos ist super nett und hat auch keine Probleme damit, dass ihm zwei Frauen über die Schulter gucken. Winnietwo ist ja neu für uns und wir haben keine Ahnung, wo der Ölfilter und die Ölpfanne sitzen. Steffen hat unter die Maschine ein Schutzblech geschraubt, um sie gegen Steinschläge zu schützen. Eine wirklich gute Sache. Winnietwo hat aber keinen hohen Radstand und ich kann mich nicht unter ihn schieben, um das Blech abzuschrauben und in die Maschine von unten zu gucken. Da muss entweder eine Grube her oder Winnietwo muss auf eine Hebebühne. Carlos hat eine Grube und ich mache ein paar Fotos. Der Ölwechsel ist in einer Stunde getan. Wo genau unser kleines Ölleck ist, lässt sich nicht genau feststellen, denn die Maschine ist ziemlich mit Spritzöl bedeckt, da müsste jetzt erst einmal eine Motorwäsche her. Aber Carlos sagt, dass lohnt sich nicht. Der Ölverlust hält sich in Grenzen, wir müssen halt regelmäßig den Ölstand kontrollieren und bei Bedarf nach kippen, was wir eh schon die ganze Zeit gemacht haben. Es ist vermutlich eine Dichtung und dafür müsste dann schon eine etwas größere Reparatur gemacht werden, was sich im Moment aber nicht lohnt.

Wir beschließen für ein paar Tage die Küste zu verlassen. Wir brauchen mal einen Tapetenwechsel. Von Regula und Jörg hatten wir den Tipp zum Staudamm in Florentina Ameghino bekommen. Bei Trelew biegen wir auf die RN 25 (Ruta National) ab. An den Walisischen Dörfern Gaimán und Dolavon fahren wir vorbei, wir werden sie auf dem Rückweg besuchen. Der Staudamm liegt 120km westlich von Trelew. Die Sonne scheint und wir haben keinen Gegenwind. Eine entspannte Fahrt durch die Pampa.

Direkt vor der Staumauer fahren wir durch einen Tunnel. Regula fand das gruselig, aber für uns ist das nichts besonderes. Wir sind in den USA schon über diverse Staumauern gefahren. Auf der Staumauer parken wir und schauen ein paar Anglern zu. Sie haben geraden einen Hecht am Haken und lassen einen Catcher runter, um ihn damit aus dem Wasser zu heben. Ansonsten wäre wohl die Angelsehne gerissen, denn die Staumauer ist doch um einiges höher, als der Stausee.

Da das Wetter super schön ist, beschließen wir am Dorf vorbei in den roten Canyon zu fahren. Die Schotterstraße ist okay und obwohl wir nichts spektakuläres sehen, genießen wir den kleinen Abstecher. Nachts stehen wir direkt am Fluss. Morgens wecken uns die Kühe, denn wir stehen direkt an der Stelle, wo sie zum Trinken an den Fluss gehen.

Gegen Mittag brechen wir auf und fahren am späten Nachmittag auf der Zick-Zack-Straße durch Dolavon und Gaimán. 1865 haben sich hier die ersten Waliser angesiedelt. Hier und da sieht man mal ein älteres, sehr langweilig aussehendes Gebäude, aber ansonsten herrschte an diesem Sonntag tote Hose in beiden Dörfern. Irgendwie hatten wir mehr erwartet. Die meisten Besucher kommen hierher, um ihren Afternoon Tea in einem der traditionellen Teehäuser zu sich zu nehmen.

Das ist aber kein billiges Vergnügen. Damit es sich lohnt, sollte man richtig Hunger mitbringen. Wir waren es nicht. Außerdem kam ein Sturm auf. Heftige Windböen wirbelten den Staub in Gaimán auf. Laut unserem Informationen konnte man bei der hiesigen Feuerwehr campen. Ich schaute mir den Platz an. Überall lag Bauschutt herum und kein anderes Wohnmobil oder Fahrzeug war dort. Ich hatte schon die Entscheidung getroffen, dass wir uns besser woanders umsehen. Aber dann kam eine junge Frau von der Feuerwehr und fragte mich, ob wir campen wollten. Ich wollte nicht unfreundlich sein und fragte höflich nach dem Preis. Sie sagte, es ist kostenlos, aber nur für eine Nacht. Strom und heiße Dusche inklusive! Da wir seit langer Zeit (ich weiß gar nicht mehr genau, wie lange!) keine Dusche mehr gehabt haben, war mir die Aufmachung des Platzes auf einmal scheißegal. Eine kostenlose, heiße Dusche war wichtiger! Helen schloss sich meiner Meinung an und wir fanden so gut es ging einen sicheren Stellplatz auf dem kleinen Gelände. Die Bäume wackelten gewaltig im Wind und wir stellten uns lieber weg von ihnen hin. Strom funktionierte wunderbar. Ich bin dann noch schnell los, um in einer kleinen Bäckerei ein wenig Gebäck für uns zu finden. Natürlich kam ich mitten in den Regen, aber der Tag war warm und die paar Tropfen machten keinen großen Unterschied.

Wir waren gerade beim Kaffeetrinken, als Irmi und Peter an unsere Tür klopften. Die beiden hatten wir zuletzt beim Paraiso Suizo gesehen. Wir tauschten uns über das Erlebte aus und Irmi wollte wissen, was wir als nächstes vorhaben. Helen hatte am Playa Las Canteras den Tipp von ein paar Argentiniern bekommen, an den Playa Isla Escondida zu fahren. Dort soll man ganz dicht an die See-Elefanten herankommen.

Peter und Irmi hatten sie schon am Punta Ninfas nahe Puerto Madryn gesehen. Wir haben das ausgelassen, da wir keine 160km Schotterstraße hin und zurück fahren wollten. Zum Playa Isla Escondida waren es nur 25km auf Schotterstraße. Peter und Irmi beschlossen spontan sich dort am nächsten Abend wieder mit uns zu treffen.

Wir genossen die heiße Dusche, obwohl nicht einmal das Licht im Badezimmer ging. Es war nicht einfach sich die Beine und Achseln bei Taschenlampenlicht zu rasieren, aber wir waren schon etwas haarig geworden in den letzten Wochen. ;-)

Am nächsten Tag war das Wetter wieder schön sonnig. Gegen 14 Uhr fuhren wir zu dem berühmten Teehaus - Ty Te Caerdydd, bei dem Lady Di 1995 schon ihren Afternoon Tea genoss. Da musste Helen natürlich hin, allerdings kostete das hier 230 Pesos pro Person (ca. 17€). Zu teuer für uns! Aber im Hinterstübchen kann man Kuchen und Torten zum Mitnehmen kaufen. Der Preis geht nach Kilogewicht - egal, was man kauft. Wir zahlten für ein halbes Kilo Torte 90 Pesos. Man konnte sich aussuchen, was man wollte. Ich überließ das Helen. Irmi und Peter deckten sich auch ein und vertilgten alles anschließend auf dem Parkplatz des Teehauses.

Wir fuhren noch zum Einkaufen nach Trelew. Steffen und Familie waren hier ins Museum gegangen, um sich die Dinosaurier Skelette anzuschauen. In der Zwischenzeit hat jemand die Vorderscheibe eingeschlagen und sämtliche elektronische Artikel geklaut, inklusive eines Rucksacks, in dem Winnietwos Ersatzschlüssel waren. Wir wollten nichts riskieren und so blieb Helen im Auto sitzen, während ich den Einkauf machte.

Die Straße zum Playa Isla Escondida (GPS: S43° 40.740' W65° 20.451') geht genau wie die zum Punta Tombo von der RP 7 ab. Statt rechts zum Punta Tombo, biegt man links am Kreisel ab und fährt etwa 25km auf einer gut zu befahrenen Schotterstraße. Wir kamen gegen 18.45 Uhr dort an, Irmi und Peter waren schon da. Eine tolle Bucht, wo an diesem Sonntag auch ein paar Argentinier zum Angeln parkten. Es gab viel Platz. Wir stellten uns direkt oberhalb der See-Elefanten auf die Strandkuppe.

Die See-Elefanten lagen faul in der Abendsonne. Es handelte sich um etwa zehn junge und mittelalterliche Bullen. Ich hatte gehofft, dass wir die 6m langen und 4 Tonnen schweren Superbullen mit ihren langen Rüssel noch sehen werden, aber die Paarungszeit war vorbei und diese Bullen waren wieder bereits draußen auf offener See, um sich von den Paarungsstrapatzen zu erholen und sich wieder Fett anzufressen.

Aber es war trotzdem toll, hier in aller Ruhe die See-Elefanten aus 3m Entfernung beobachten zu können. Mehr oder weniger spielerisch wurde hier gebrüllt, gekämpft und gezeigt, wer den größeren Rüssel und die schärferen Zähne hat. Männliche See-Elefanten sind theoretisch ab dem 5. - 6. Lebensjahr geschlechtsreif. In der Regel sind sie aber nicht stark und erfahren genug, um die großen Bullen aus ihrem Harem zu vertreiben. Deshalb gelingen ihnen erfolgreiche Paarungen meistens erst ab dem 10. Lebensjahr. Wenn man bedenkt, dass sie nur ca. 14 Jahre alt werden, ist das nicht viel Zeit. Allerdings kann so ein Superbulle auch bis zu 60 Weibchen während einer Paarungszeit begatten!

Jedenfalls üben die Bullen von klein auf an. Jeder unabsichtliche Schubser, jedes Gedrängel in der Menge, jeder ungewollte Flossenkontakt ... sofort hebt ein anderes Männchen den Kopf und brüllt laut mit offenen Mund. Die Rivalen richten sich auf und versuchen sich gegenseitig mit dem Oberkörper aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier und da kommt es zum Scheinbiss in den Hals. Manchmal endet das auch ein wenig blutig. Urplötzlich beruhigt sich dann alles wieder und man fällt laut stöhnend in den Sand. Dann ertönt ein lautes Schnaufen, hört sich wie ein Pups an, der ganze Körper geht wie bei einem Schluckauf rauf und runter, man sieht das Fett wabbeln. Wenn es den Jungs zu heiß wird, schaufeln sie Sand auf ihre Körper oder nehmen eine Abkühlung im Wasser. Fotomotive ohne Ende!


See Elefanten am Playa Isla Escondida

Am nächsten Tag entdecken Peter, Irmi und ich bei Ebbe einen ganz jungen See-Elefanten in einem kleinen Wasserloch auf den freigelegten Felsen. Der Kleine hat nicht mal Zähne. Von Mutti ist weit und breit nichts zu sehen. Sie geht wohl gerade jagen. Der Kleine hat ganz weiches Fell und ich bin versucht ihn anzufassen, aber das mache ich lieber nicht. Es könnte sein, dass der Menschengeruch die Mutter davon abhält den Kleinen zu füttern.

Auf dem Rückweg zu unseren Fahrzeugen entdecken wir bunte Krabben in den Gezeitenbecken. Sie paaren sich und sind ständig in Bewegung. Peter holt seine GoPro für Unterwasseraufnahmen. Die wird sofort von den Krabben attackiert. Vermutlich haben sie sich in der Kamera gespiegelt und das als Feind erkannt. Jedenfalls schmeißen sie die Kamera um und Peter erzählt mir später, dass von den gut 10 Minuten Film nur etwa 20 Sekunden zu gebrauchen sind.

Mir wurde zwischendrin kalt und ich wollte eh Helen Bescheid sagen, was wir da gerade entdeckt haben. Wir nehmen unsere Unterwasserkamera dieses Mal auch mit und ich sehe durch Zufall, wie sich zwei Krabben streiten. Das Wasserbecken ist keine 5cm tief und ich habe Schwierigkeiten die Kamera so zu halten, dass ich was filmen kann, ohne das meine eigenen Finger in Reichweite der Krabbenscheren kommen. Trotzdem gelingen mir erstaunlich gute Fotos und ein Video. Sieht man auch nicht alle Tage!


Paarende und kämpfende Krabben

Wir bleiben zwei Nächte an diesem Strand - ein wirklich toller Tipp von den Argentiniern. Peter und Irmi fahren am frühen Morgen. Wir schlafen aus, machen noch den Abwasch, dumpen unsere Toilette in das hiesige Plumpsklo ... eh wir los kommen ist es 13.30 Uhr. Auf der Schotterstraße geht es zurück bis zum Kreisel, dann dürfen wir 18km Teerstraße genießen bevor wir wieder 23km auf Schotterstraße zum Punta Tombo fahren. Aber dazu mehr im nächsten Bericht.