09.- 10.12.2015: Punta Tombo

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Wir haben Glück, vor uns ist gerade die Raupe unterwegs und glättet die Schotterstraße zum Punta Tombo. Das macht das Fahren einfacher. Allerdings haben wir wie nach jeder Schotterstraßenfahrt viel feinen Sand im Innenraum. Erste Aufgabe, wenn wir am Ziel ankommen: nassen Lappen raus und alles abwischen. Aber auch daran gewöhnen wir uns schnell, denn die besten Sehenswürdigkeiten in Patagonien liegen fast alle an einer Schotterstraße. Da muss Winnietwo und wir durch.

Wir erreichen Punta Tombo gegen 15.45 Uhr. Von Peter und Irmy ist keine Spur zu sehen. Die müssen das heute Vormittag besucht haben und sind dann weitergefahren. Es gibt umstrittene Meldungen, ob oder ob man nicht auf dem Parkplatz beim Punta Tombo Visitor Center über Nacht parken darf. Es ist ziemlich bewölkt inzwischen und die Pinguine dürfen nur bis 18 Uhr besucht werden. Wir fragen am Kassenhäuschen nach dem Eintrittspreis. 180 Pesos pro Person sind schon stattlich. Der Eintritt gilt auch nur für einen Tag. Man kann die Magellan Pinguine auch kostenlos woanders gut beobachten. Aber es ist die weltweit größte Brutstätte von Magellan-Pinguinen. Etwa 210.000 Pinguinpaare brüten hier ihre Eier aus und ziehen die Küken groß. Wir waren 2002 schon einmal auf unserer Kumuka-Tour hier, damals gab es aber noch nicht das große Visitor Center und das musste offensichtlich noch abbezahlt werden. Dennoch wollten wir uns dieses Naturreservat am nächsten Tag in aller Ruhe anschauen.

Der junge Mann an der Kasse fragte uns, ob wir mit einem Wohnmobil hier sind. Wir bestätigen das und fragen, ob wir die Nacht draußen auf dem Parkplatz verbringen dürfen? Er schreibt uns auf einen Zettel den Namen von Elvio auf, dem Obermacker hier am Punta Tombo. Er ist unten direkt am Eingang zum Reservat zu finden und wir fahren mit Winnietwo dahin. Elvio fragt uns nach unseren Namen und wo wir herkommen usw. (Helen macht ein paar lustige Späßchen mit ihm auf Spanisch) und erlaubt uns dann das Parken für die Nacht. Scherzhaft fragt er nach, ob wir Party machen und er kommt abends nach 18 Uhr auch noch mal bei uns vorbei, um zu gucken, ob wir uns auch an all seine Regeln halten. Ich komme am nächsten Tag mit ihm noch einmal ins Gespräch und er erzählt mir, dass er nicht jeden nachts hier stehen lässt. Wenn er das Gefühl hat, die Leute können nicht genügend Spanisch sprechen und somit die Regeln nicht verstehen, oder sie haben Hunde oder Kinder dabei, dann sagt er auch häufig nein. Ihm ist es da wichtiger, dass die Pinguine geschützt bleiben und da er nachts keine Aufsichtspatrouillen im Gelände hat, folgt er seinem Bauchgefühl, dass wir offensichtlich bestanden haben.

Wir dürfen am selben Abend sogar noch ohne Eintrittsticket in das Visitor Center. Elvio schreibt uns dafür extra einen kleinen Zettel mit Anweisungen an die Kassenleute auf. Nett! Das Visitor Center ist ein riesiger Komplex mit einer sehr bescheidenen Ausstellung. Sieht alles noch halbfertig aus, wurde aber schon vor Jahren gebaut. Der Film im kleinen Kino läuft nur in der Magentafarbe - nicht wirklich professionell, aber was solls.

Wir verbringen eine ruhige Nacht auf dem Parkplatz und stellen uns den Wecker auf 6.50 Uhr, denn wir wollen pünktlich um 8 Uhr vor dem Massentourismus bei den Pinguinen sein. Die Sonne scheint, aber es ist sehr, sehr windig. Ich kann kaum die Kamera ruhig halten und nehme beide Stative mit. Helen übernimmt die kleine Kamera und macht Videos, ich knie mich so weit es möglich ist vor die Pinguinnester und mache die Fotos plus detaillierte Videoaufnahmen vom Füttern und den Küken. Wir haben unseren kleinen Tritt dabei, damit wir uns zwischendrin einfach mal hinsetzen können.

Wir verbringen 3.5 Stunden am Vormittag auf dem Gelände und machen dann eine zweistündige Mittagspause. Am Nachmittag sind wir dann nochmals 1.5 Stunden bei den Pinguinen. Insgesamt hat sich der Besuch hier wirklich gelohnt. Pinguine kann man stundenlang beobachten. An Land scheinen sie eher tollpatschig unterwegs zu sein, aber sie haben keine Scheu vor uns und einer nimmt mich sogar ganz besonders nah unter die Lupe.


Pinguine am Punta Tombo

Pinguine sind evolutions-mäßig gesehen eher ein Rückschritt. Aus flugfähigen Vögeln entstanden vor ca. 65 Millionen Jahren flugunfähige Pinguine, die am liebsten ihr ganzes Leben im Wasser verbringen würden, wie ein Fisch. Da sie aber Warmblüter sind und poröse Eier legen, müssen sie zur Paarungs-, Brut- und Mauserzeit an Land. Ihr Federn sind im Gegensatz zu flugfähigen Vögeln kurz und symmetrisch vom Schaft aus gebaut. Sie verhaken sich untereinander und zusammen mit den weichen Daunenfedern direkt an der Haut bilden sie eine erstaunlich robuste Isolierung gegen die Kälte in den arktischen Gewässern. Ihr Körper ist Stromlinien-förmig gebaut, um bestens durchs Wasser gleiten zu können. Die Füße sind nach hinten versetzt (was ihnen Probleme beim Laufen an Land macht) und dienen im Wasser als Ruder. Die zu Flossen umgebildeten Flügel sind steif. Im Vergleich zu flugfähigen Vögeln sind ihre Knochen nicht leicht und porös, sondern solide und schwer. Nur so können sie im Wasser bis zu 500m tief tauchen, um Nahrung zu finden. Interessant ist, dass sämtliche flugunfähigen Vögel, wie z.B. auch der Neuseeländische Kiwi, der Australische Cassowary, Emus, Strauße und Nandus und die Pinguine alle nur auf der Südlichen Erdhalbkugel zu finden sind. Es hat einen bereits ausgestorbenen flugunfähigen Vogel auf der Nördlichen Halbkugel gegeben, den Auk, aber aufgrund der vielen natürlichen Feinde, wie Füchse, Bären, Wölfe usw. hatte diese Tierart keine Chance bis in die Gegenwart zu überleben.

Wir haben den Tag wirklich genossen und lassen hier einfach mal unsere Fotos und das Video dafür sprechen. Wir fahren am späten Nachmittag weg und verbringen die Nacht auf einer Tankstelle an der RN 3.