11.- 15.12.2015: Camarones - Cabo Dos Bahías - Caleta Olivia

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Am nächsten Tag geht es weiter nach Camarones. Wir bekommen im hiesigen Touristenbüro Informationen zum Cabo Dos Bahías. Leider ist es gerade Mittag und alle Geschäfte sind bis 16.30 oder 17.00 Uhr geschlossen. Das ist üblich so in Argentinien. Meistens sind die Geschäfte zwischen 9 und 13 Uhr auf und dann wieder ab 16 oder 17 Uhr bis 20 oder 21 Uhr. Wie Janette so schön sagte "an Überarbeitung ist der Argentinier noch nicht gestorben!".

Da unser Kühlschrank total leer ist und Helen schon wieder Indien-Panik bekommt, verbringen wir also den Tag in Camarones und warten darauf, dass die Geschäfte wieder aufmachen. Es gibt einen netten Campingplatz hier und wir checken den aus, aber 150 Pesos für die erste Nacht sind es uns nicht wert. Wir treffen ein Hamburger Paar, die seit Jahrzehnten im Wohnmobil um die Welt reisen und bereits seit 2000 in Südamerika sind. Direkt vor dem Campingplatz kann man sehr gut am kleinen Hafenbecken kostenlos und sicher parken.

Wir fahren um 17 Uhr zu den Supermärkten, aber die Türen sind verschlossen. Bei der Feuerwehr gibt es heute eine Party und das halbe Dorf scheint dort anwesend zu sein. In der Bäckerei finden wir mit Ach und Krach ein paar Baguettes und einen trockenen Kuchen. Das muss reichen für den Abend!

Am nächsten Morgen haben die Supermärkte aber auf. Wir finden, was wir brauchen und auch in der Bäckerei gibt es heute Vormittag besseren Blätterteigkuchen. Anschließend fahren wir auf der 28lm langen Schotterstraße zum Cabo Dos Bahías. Der Eintritt ist kostenlos, wir werden aber von den Rangern am Eingang des Naturreservats registriert. Die Hamburger hatten uns von einem Aussichtspunkt erzählt, von dem aus man die vorgelagerten Inseln sehen kann. Wir fahren dahin, finden das aber nicht besonders prickelnd. Allerdings entdecken wir unsere ersten beiden Armadillos (Gürteltiere).

Auf dem Rückweg zum Hauptpfad müssen wir anhalten. Ein Guanaco Baby liegt mitten auf der Straße und sieht wie tot aus. Ich steige aus, um mir das näher anzugucken. Und habe zum Glück meine Kamera dabei, denn das Kleine fängt an sich in der Sonne zu räkeln. Es bemerkt mich erst nach einer Weile. Ich lasse die Videokamera laufen und bin erstaunt, als das Kleine (auf den Fotos sehe ich später das es ein Weibchen ist) auf mich zugestackst kommt. Ganz dicht und ohne Scheu. Helen sitzt hinter mir noch im Auto und holt die andere Kamera raus.

Die Kleine schnüffelt an meiner Hose herum. Sie hat die gleiche Farbe, wie das Guanacofell! Ich bleibe ganz ruhig stehen und mache von oben Video. Es reibt sich an meinen Beinen und stupst mich mit der Nase in den Schritt. Eine Guanaco Mama ist weit und breit nicht zu sehen und auch die restliche Herde ist gut 300m entfernt am grasen. Ich stelle fest, dass es das gleiche Guanaco Baby ist, dass wir schon vor einer Stunde mutterseelenalleine gesehen haben. Ihr Gesicht ist voll von getrocknetem Guanaco Kot, der an meiner Hose abgerieben wird. Aber das stört mich die Bohne.

Eigentlich sollte man wilde Tiere nicht streicheln, denn der Menschengeruch kann die Mütter vom Füttern abhalten. Aber ich glaube nicht, dass das Kleine noch eine Mutter hat, denn die hätte mich gar nicht erst so nah an ihr Baby gelassen. Da sich die Kleine eh schon an mir gerieben hat und mir nun ständig um und zwischen die Beine lief, habe ich die Hand vorsichtig ausgestreckt. Und die Kleine hat sich mit den Kopf in meinen Schritt gelehnt und sich dann ausführlich von mir streicheln lassen. Das Fell war total weich und mir kamen fast die Tränen vor Rührung. Mutterinstinkte, wahrscheinlich!

Kurze Zeit später kam eine Rangerin um die Ecke gefahren. Mein Guanaco Baby suchte das Weite. Die Rangerin erzählte mir anschließend, dass Guanaco Babys in diesem Alter auch Menschen als Ersatzmutter annehmen würden. Sie glaubte dennoch, dass die Kleine noch eine Mutter hat, die aber gerade woanders war. Mir kam das Spanisch vor, denn alle anderen Guanaco Babys im Reservat klebten förmlich an den Beinen ihrer Mutter. Meine Kleine war aber gut ernährt, jedenfalls habe ich keine Knochen beim Streicheln gespürt. Hoffentlich geht es der Kleinen weiterhin gut. Ich hätte sie am liebsten mitgenommen, aber Guanacos sind ganz schön groß und wir hätten einen Anhänger für Winnietwo kaufen müssen. Es war ein ganz besonderes Erlebnis für mich und zum Glück hat Helen das auch super auf Video festgehalten.


Guanaco Mama Kirsten

Am Cabo Dos Bahías gibt es auch eine Magellan Pinguin Kolonie mit etwa 25.000 Nestern. Ein Holzsteg führt durch die Kolonie und wir konnten auch hier die Pinguine aus der Nähe beobachten. Die Nester lagen im Gegensatz zum Punta Tombo offen und die Küken waren schon etwas größer. Wir verbringen insgesamt 2.5 Stunden bei den Pinguinen und machen erneut viele Fotos und Videos. Leider können wir auch beobachten, wie zwei Raubmöwen ein junges Küken in Stücke reißen. Aber das gehört in der Natur eben dazu.


Pinguine beim Cabo Dos Bahías

Pünktlich um 18 Uhr sind wir aus dem Naturreservat raus und finden einen schönen Stellplatz am Wasser. Wir stellen uns aber wegen des Windes hinter die Düne. Es gibt überall schöne Stellplätze hier in der Bucht zum Cabo Dos Bahías und wir beschließen einen Ruhetag einzulegen. Eine Million Fotos und Videos müssen bearbeitet werden!

Ein Patagonischer Fuchs kommt vorbei und am nächsten Tag sind wir von Patagonischen Schafen umringt. Ansonsten ist alles herrlich ruhig und entspannt. Wir wären eigentlich auch noch einen Tag länger geblieben, aber unsere Toilette ist voll und der Himmel ist grau und regnerisch. Also fahren wir weiter. Die Schotterstraße ist nass und Winnietwo sieht nach wenigen Minuten von draußen wie Sau aus.

Kaum haben wir Camarones verlassen, scheint schon wieder die Sonne auf dem Weg zur Ruta 3. In Comodoro Rivadavia gehen wir beim Jumbo einkaufen und fahren dann anschließend noch weiter bis zu einer YPF Tankstelle in Caleta Olivia. Südlich von Rada Tilly entdecke ich am Strand Tausende von Vögel. Wir halten an und ich stapfe vom Highway zum Strand rüber. Strand und Himmel sind voller Seeschwalben. Viele davon haben Sardinen im Schnabel. Offensichtlich befindet sich im Wasser gerade ein großer Schwarm davon. Die Vögel machen einen höllischen Krach, lassen sich aber von mir nicht stören. Ich habe es sogar geschafft, ohne Vogelscheiße auf meinem Körper da wieder rauszukommen, obwohl ich mittendrin gestanden habe.