01.01.- 12.02.2016: Ushuaia - Tierra del Fuego Nationalpark - Laguna Esmeralda

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Das neue Jahr begrüßte uns mit Nieselregen und tief hängenden Wolken. Ungemütlich und kalt. Dennoch raffen wir uns am Nachmittag auf und laufen zu Fuß zur Bäckerei in Tolhuin. In Deutschland wären die am Neujahrstag geschlossen, aber zu unserem Erstaunen brummt der Bär hier. Wir müssen eine Nummer ziehen und Helen wühlt sich durch das Gedrängel, um sich die dezimierte Ware anzuschauen. Ich versuche inzwischen eine Internetverbindung zu bekommen, aber nix geht. Alle anderen sind drin, ich kann keine Seite öffnen. Oh, well ... das neue Jahr fängt gut an!

Zum Glück treffen wir in der Bäckerei Sylvia wieder. Sie und ihr Mann sind mit den beiden Hunden heute aus Ushuaia wiedergekommen und stehen auch unten am See. Sylvia ist mit dem Auto im Ort und nimmt uns wieder mit zurück. Gut, denn der Nieselregen ist immer noch am werken.

Am nächsten Tag sieht es genauso trübe aus und wir beschließen nach Ushuaia zu fahren. Ich hatte eigentlich gehofft, wir können im Sonnenschein durch die Berge fahren, aber wir müssen auf dem Rückweg ja auch nochmals hier durch. Vielleicht ist das Wetter dann besser.

Kurz vor Ushuaia geraten wir in einen heftigen Sturm. Unsere Scheibenwischer können gar nicht schnell genug das Wasser von der Scheibe transportieren. Wir biegen auf einen Campingplatz direkt am Fluss ab, müssen aber schnell feststellen, dass die ungeteerte Straße viele Schlaglöcher voller Wasser aufweist und man gar nicht zu den Campingstellen kommt, da sich das Wasser in einer Delle auf der Straße gesammelt hat. Wir sehen einen Laster, der wohl versucht hat, auf der Wiese umzudrehen. Stattdessen sind seine Reifen 40cm im Matsch eingesunken. Ein anderer Laster war gerade dabei, die Abschleppseile zu befestigen.

Wir machen nur eine Teepause und fahren dann am späten Nachmittag weiter nach Ushuaia rein. Kaum fahren wir durch das berühmte Willkommenstor, scheint die Sonne! Wir stellen in den kommenden Wochen fest, dass das Wetter in Ushuaia absolut unberechenbar ist. Alle fünf Minuten wechselt es. Und wir haben alles von Wandern in T-Shirt und Shorts bis hin zu eingeschneit oben am Gletscher. Hochsommer in Ushuaia bedeutet Durchschnittstemperaturen von 13°C, viel Regen, extreme Windböen, fantastische Wolkenbilder, Regenbogen, plötzliche Windstille mit 100%igen Spiegelungen im Hafenbecken usw. Langweilig ist das bei weitem nicht, aber wir mussten auch häufig unsere Heizung laufen lassen!

Fantastisches Wolkenbild über Ushuaia - 360° Panorama
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Man findet hier aber zum Glück genügend kostenlose und auch sichere Stellplätze zum Übernachten. Wir wechseln ständig zwischen YPF Tankstelle, Parkplatz oben beim Gletscher, Stellplatz draußen beim Leuchtturm mit schönem Blick auf den Beagle Kanal, Parkplatz unten am Hafen und windgeschützt vor der Yamana Bar mit gutem WiFi Empfang. Das einzige, was richtig nervt, sind die nächtlichen Autorennen hier entlang der Stadtpromenade. Morgens um 2 Uhr gehen sie los. Stinknormale PKWs, deren Auspuffrohre man mit Absicht zerlöchert hat, rasen fast jede Nacht in Formel 1 Geschwindigkeit über die Topes und Schlaglöcher die Hauptstraße entlang. Direkt vor der Yamana Bar liegt eine Ampel. Man hält sich an die Verkehrsregeln und stoppt bei Rot. Kaum springt die Ampel um, geben die Fahrer Gummi, die Reifen quietschen, der Auspuff röhrt, jeder Gang muss laut geschaltet werden ... mit anderen Worten, wir bekommen keinen Schlaf! Die Jugend hier muss sich extrem langweilen! Und die Polizei ist auch weit und breit nicht zu sehen.

Ushuaia - 360° Panorama
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Wenn man schon mal hier unten ist, kann man auch gleich noch einen Abstecher in die Antarktis machen, oder? Wie viele andere schauen wir uns 10 Tage lang um, prüfen jedes Last-Minute Angebot und wissen bald gar nicht mehr, ob wir uns dieses teure Vergnügen wirklich leisten sollen oder wollen. Die Preise sind dieses Jahr extrem hoch wegen der wahnsinnigen Nachfrage. Selbst zwei Stunden vor Abfahrt der Schiffe kostet ein Bett noch mindestens 500US$ pro Person pro Tag. Wahnsinn!

Wir entdecken am zweiten Tag in Ushuaia das Büro von Freestyle Adventure Travel. Sarah und ihr Mann Gabriel machen auf uns einen guten Eindruck und wir spielen ein paar Möglichkeiten mit Sarah durch. Da wir gerne auch gleich die Falkland Inseln und Südgeorgien mitmachen wollen, ist die Auswahl relativ begrenzt, denn die meisten Antarktis Touren sind 8-11 Tage Trips auf die Antarktische Halbinsel. Sarah erzählt uns von einer 23 Tage Tour auf der Plancius, die neben den Falkland Insel und Südgeorgien auch noch die South Sandwich und Orkney Islands beinhaltet. Eine Tour, die nicht jedes Jahr stattfindet und dieses Jahr für den 13. Februar ansteht. Wir sind sofort Feuer und Flamme, denn mein 50igster Geburtstag würden mitten in die Tour fallen.

Wir machen eine Preisanfrage. Da die Tour erst in 6 Wochen startet, wurde zur Zeit nur die Dreierkabine zum Rabattpreis angeboten. Via Sarah verhandeln wir und lernen dabei mehrere Lektionen. Je nachdem, wo das Schiff seinen Wohnsitz hat (die Plancius gehört zu Oceanwide Expeditions mit Sitz in Holland), können die Zahlungsbedingungen einen großen Unterschied im Gesamtpreis ausmachen. Oceanwide nimmt z.B. einen 4%igen Aufschlag bei Zahlung mit Kreditkarte, bietet aber auch eine Direktüberweisung mit SEPA ohne Gebühren an. Außerdem stellt sich heraus, dass es zu einer großen Preisdifferenz kommt, wenn man sich nach dem eigentlichen EURO Preis erkundigt. Die US Preise wurden bereits letztes Jahr festgelegt und werden auch noch weiterhin so verkauft. Da der EURO aber inzwischen extrem gegenüber dem Dollar verloren hat, lohnt es sich nach dem EURO Preis zu fragen. Bei dieser Tour waren es fast 1.500 US$ Preisdifferenz pro Person!

Wir können zwar den Preis für das Bett in der Dreierkabine um 35% runterschrauben, aber das wären immer noch 23.000 US$ für uns beide gewesen. 1000US$ pro Tag und dann müssen wir uns die Kabine noch mit einer weiteren Dame teilen, die vielleicht schnarcht oder ständig bei starkem Seegang kotzen muss. Wir zögern und je länger wir es uns überlegen, umso mehr tendieren wir zu einer Doppelkabine. Bei dem Preis und bei der Länge der Tour möchten wir uns nicht durch Dritte die Reise vermiesen lassen. Aber die Doppelkabinen wurden noch nicht zum Rabattpreis angeboten und so warten wir zwei Wochen.

Hier und da checken wir im Internet andere Antarktis-Anbieter und auch immer mal wieder die aktuellen Preise auf der Oceanwide Expedition Webseite. Von Sarah hören wir trotz mehrfacher Nachfrage gar nichts. Bei unserem nächsten Besuch ist nur Gabriel im Freestyle Büro. Er ist offensichtlich schlecht gelaunt und brummt uns genervt an. Wir fragen nach den aktuellen Angeboten und er schaut etwas widerwillig in seine Listen auf dem Computer. Wir gucken ihm über die Schulter und Helen stellt fest, dass bestimmte Preisnachlässe von Anbietern nicht 100%ig weitergegeben werden. Okay, irgendwo muss Freestyle ja auch sein Geld machen. Jedes mal, wenn wir bei ihm konkreter nachfragen, bekommen wir eine unwirsche Antwort. Er beschmeißt Helen sogar mit einer Büroklammer und sagt zu ihr, wir sollen uns entspannen. Wir kriegen schon eine Tour. Wir verlassen das Büro mit mulmigen Gefühlen und geben Gabriel beim Rausgehen noch den Auftrag den aktuellen Preis für die Doppelkabine auf der Plancius anzufragen. Zwei Tage lang hören wir nichts. Im Internet sehen wir, dass das Triple gebucht ist und es nur noch wenige Doppelkabinen für diese 23 Tage Tour gibt.

Wir beschließen uns direkt an Oceanwide Expeditions zu wenden. Innerhalb von nur wenigen Stunden bekommen wir einen Rabattpreis für eine Twin Kabine mit Portholes und buchen sie. 11.408 EURO pro Person sind viel Schotter! Von dem Geld könnten wir locker zwei Jahre lang leben, aber man gönnt sich ja sonst nichts und außerdem sind wir ja nun gerade mal hier unten. Die Überweisung klappt auch und wir bekommen sämtliche Unterlagen per Email geschickt.

Anschließend erfahren wir, dass die Plancius auf einer 10 Tage Tour in die Antarktis Anfang Januar schon am zweiten Tag umkehren musste, da sich bei einem schweren Sturm mit Windstärke 8 zwei Passagiere etwas in der Drake Passage gebrochen haben. Die Folge war, dass die Reise in die Antarktis abgesagt wurde und das Schiff stattdessen zu den Falkland Inseln fuhr, da der Zeitplan für die Antarktis Tour nicht mehr eingehalten werden konnte. Für die Passagiere an Bord ein Alptraum, denn zu den Falkland Inseln kann man selbst fliegen und obwohl es dort vor Ort auch teuer ist, kann man das selbst wohl alles etwas günstiger organisieren. Den Passagieren wurde lediglich als "Entschädigung" ein 50%iger Rabatt auf eine zukünftige Tour angeboten.

Dieser Vorfall macht uns nachdenklich und wir schauen uns im Internet nach einer Abbruchversicherung um. Diese kommt aber nur zu tragen, wenn der Versicherungsnehmer selbst einen medizinischen Notfall hat. Trifft es andere und man selbst ist topfit, dann kommt keine Versicherung der Welt für diesen Schaden auf. Wir schließen trotzdem eine ab, denn auch wir könnten ja an Bord bei hohen Windstärken ein Problem bekommen.

In diesem Zusammenhang muss ich noch mal kurz erwähnen, dass wir bei unseren Antarktis Recherchen auch auf eine Segeltour gestoßen sind, die ich super gerne gemacht hätte. Die Spirit Of Sydney (ein super modernes Segelschiff, dass mal für den Americas Cup gebaut wurde) sollte ab 6. Februar für 28 Tage in die Antarktis gehen. Preis pro Person 9.500 US$ inklusive Kajak fahren, Schneeschuh-Ausflügen usw. Wir haben uns aber aus mehreren Gründen dagegen entschieden. Hauptfaktor war, dass es auf dem Hin- und Rückweg nach Ushuaia jeweils vier Tage durch die Drake Passage gegangen wäre. Vier Tage Traumwetter am Stück wären ungefähr vergleichbar mit einem Sechser im Lotto gewesen. Und in so einer kleinen Nussschale durch 6 bis 10 Meter hohe Wellen ... nein, Danke! Außerdem passen nur 6-7 Passagiere an Bord und die Kojen waren mehr als klein, was wir auf den wenigen Bildern im Internet gesehen haben. Trotz der erfahrenen Zwei-Mann-Crew muss man beim Segeln mithelfen. 24h-Schichtdienst beim Ausschauhalten (Eisberge, Packeis, hohe Wellen ... da stellt sich hier unten vieles in den Weg!). Wir haben NULL Segelerfahrung und in diesen Gewässern kann es schnell um Leben oder Tod gehen. Ist wohl doch eher was für junge Männer, die noch mehr Abenteuerlust haben. Helen hätte das zwar alles locker bewältigen können (die Frau kennt ja keine Angst im Gegensatz zu mir!), aber für so viel Geld will sie einfach ein bisschen mehr Komfort haben. Kann man ja auch verstehen.

Na ja, die ganze Sucherei nach einer geeigneten Antarktis Tour war ziemlich stressig und wir waren dann am 18. Januar froh, dass wir endlich eine Buchung hatten. Nun mussten wir nur noch 4 Wochen in Ushuaia herumkriegen, bis es auf diese ganz sicher einmalige (ein zweites Mal werden wir uns diesen Trip nicht leisten können!) Tour gehen wird.

6 Wochen Ushuaia sind schon eine lange Zeit für hier unten. Die meisten bleiben eine Woche, aber für uns ging die Zeit ziemlich schnell vorbei. Vielleicht brauchten wir einfach auch mal eine Ruhepause nach den vielen schönen Wochen entlang der Argentinischen Pampa und Küste. Unser Tagesrhythmus sah in der Regel wir folgt aus: Ausschlafen bis 11 Uhr, dann ganz gemütlich ein paar Tassen Tee und ein Frühstück, dann lesen oder Spiele auf dem eBook Reader spielen, Abendessen kochen, wieder lesen und spielen und nachts irgendwann um 2 Uhr ins Bett.

Wenn die Sonne mal rauskam, fühlten wir uns fast gezwungen, was zu unternehmen. Meistens war es eh bewölkt, kalt und regnerisch, aber ab und zu schien tatsächlich die Sonne den ganzen Tag lang. Unser erster Ausflug ging zum Martial Gletscher hoch. Er liegt oberhalb der Stadt und lässt sich auf einer geteerten Serpentinenstraße bis zur Seilbahn anfahren. Auf dem dortigen Parkplatz kann man gut übernachten und WiFi gibt es auch.

Dann muss man laufen. Es geht ziemlich steil hoch, man folgt dem kleinen Bach. Der Wind war eisig und so zogen wir uns unsere dicken wind- und wasserfesten Klamotten an. Nach wenigen Metern fingen wir schon an zu schwitzen, also musste alles wieder ausgezogen werden. Wir hatten uns nicht mal was zu trinken mitgenommen. Dennoch schafften wir die 520 Höhenmeter in drei Stunden rauf und runter. Ein perfekter Tag mit tollen Blicken auf das Ende der Welt - Ushuaia.

Blick vom Martial Gletscher auf Ushuaia - 360° Panorama
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Am nächsten Tag überraschte uns ein Schneesturm. Eigentlich wollten wir noch mal wandern gehen. Stattdessen sitzen wir im Winnietwo mit laufender Heizung und nutzen die gute Internetverbindung. Später fahren auch noch Manfred und Gabi vor, die wir auf unserer Isla Pingüino Bootstour von Puerto Deseado aus ja schon kennengelernt hatten. Sie gehen am nächsten Tag auf eine 11 Tage-Antarktis Tour mit der Ortelius, das Schwesternschiff zu unserer Plancius. Wir sind schon gespannt auf ihren Erlebnisbericht.

Kaum ist der Schnee vorbei und die Sonne scheint wieder, fahren wir zum Valle de Lobos, das etwa 7km östlich von Ushuaia liegt. Hier wandern wir zwei Tage bei der Laguna Esmeralda. Die Wanderung ist abwechslungsreich, mal steiler Anstieg, mal flach über das Moor, um den See herum, rauf zum Gletscher, vorbei an Biberdämmen und toten Wäldern. Wir genießen es richtig hier uns die Beine zu vertreten und nicht faul im Wohnmobil zu sitzen.

Oberhalb der Laguna Esmeralda - 360° Panorama
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Nicht auf Foto oder Video festgehalten ist unsere Begegnung mit einem Biber. Wir stapfen oberhalb der Laguna Esmeralda durch den Wald. Ich laufe ein paar Meter vor Helen und wir beide hören urplötzlich ein Schleifgeräusch. Wir stoppen, Helen sieht den Biber sofort, ich drei Sekunden später. Links von uns kommt er gerade mit einem Ast zwischen den Nagezähnen den Pfad herunter. Er erstarrt in seiner Bewegung und guckt uns mit großen Augen an. Ich greife nach meiner Kamera und im gleichen Moment lässt der Biber den Ast fallen und rennt wie von der Nadel gestochen auf mich zu. Ich bekomme die Kamera nicht rechtzeitig an und höre das laute Poltern seines Schwanzes immer näher kommen. Direkt rechts von mir ist ein Loch im Boden und in dieses rennt der Biber mit Hochgeschwindigkeit. Im Prinzip läuft er mir fast über die Füße. Hätte ich gewusst, dass das Loch da ist, hätte ich mich vor dieses gestellt, um seinen Weg zu versperren. Was man nicht alles für ein Foto tut! ;-) Na ja, manche Dinge muss man einfach mit den eigenen Augen erleben, aber der Biber mit Ast im Mund wäre schon ein super Foto geworden. Die Erinnerung bleibt trotzdem!

Wir sind am nächsten Tag noch mal bis zum Loch hoch in der Hoffnung, dass sich der Biber noch mal zeigt. Ganz leise schleichen wir uns an, aber niemand ist zu Hause.

Ein wirklich schöner Stellplatz in unmittelbarer Nähe zu Ushuaia ist beim Leuchtturm. Hier steht man direkt am Beagle Kanal mit tollem Blick auf den selbigen. Außerdem gibt es einen abwechslungsreichen Wanderpfad entlang der Küste. Nachts stehen wir hier meistens alleine, tagsüber kommen sehr viele Argentinier hierher. Kein Wunder, denn fast jeden Abend gibt es einen spektakulären Sonnenuntergang zu sehen.

Stellplatz beim Leuchtturm am Beagle Kanal - 360° Panorama
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Für den Tierra del Fuego Nationalpark haben wir uns ganz bewusst ein gutes Wetterfenster ausgesucht, denn pro Person kostet der Eintritt 170 Pesos (ca. 13 US$). Eigentlich darf man hier laut Infos nur 48 Stunden lang im Park campen, aber wir haben schon von vielen anderen gehört, dass das keiner so wirklich genau nimmt. Gut, denn wir wollen alle Wanderwege im Park ablaufen.

Von Ushuaia aus geht es zunächst zum Municipal Campingplatz. Dieser liegt unweit der Parkgrenze an der Schotterstraße und ist kostenlos. Es gibt viel Platz, aber das Toilettenhaus ist nicht zu gebrauchen. Die Kloschüsseln sind bis zum Anschlag mit Dünnpfiff gefüllt und überall liegt das benutzte Klopapier rum. Ekelhaft! Die möchte ich allerdings auch nicht sauber machen! Zum Glück haben wir unser viel benutztes Porta-Potty.

Direkt nebenan liegt der Bahnhof für den El-Fin-Del-Mundo Zug, der seit Anfang des 20igsten Jahrhundert im Einsatz ist. Ursprünglich wurde die Schienenstrecke von Gefangenen gebaut, damit der Zug das Holz aus dem Park direkt zum im Bau befindlichen Gefängnis transportiert. Heute ist das hier eine Touristen-Attraktion, die unserer Meinung nach viel zu teuer ist. Die Fahrt auf der kurzen Strecke in den Nationalpark kostet 40US$ pro Person und die Nationalparkgebühr kommt noch oben drauf. Na ja, was für Japaner und andere Geh-faule Touristen.

Am nächsten Morgen scheint die Sonne, hier und da sind ein paar Wolken am Himmel. Wir fahren bis zum Laguna Verde Campingplatz im Park, essen schnell was und gehen dann zu Fuß die Straße entlang bis zum Lago Roca. Ein Wanderpfad führt am See entlang bis zur Chilenisch-Argentinischen Grenze, die ungefähr auf der Mitte des Sees liegt. Wir entdecken unsere ersten beiden Magellan-Spechte. Das Männchen beeindruckt mit seinem leuchtend roten Kopf.

Am nächsten Tag lacht die Sonne den ganzen Tag und wir machen alle Wanderungen in der Lapataia Gegend. Dabei sehen wir zwei Füchse und vier weitere Magellan-Spechte - drei Weibchen und ein Männchen. Unten an der Lapataia Bucht endet auch die Ruta National 3, die uns von Buenos Aires bis zum Ende der Welt gebracht hat. Südlicher kann man mit dem Auto auf der Welt nicht fahren!


Magellan-Spechte im Tierra del Fuego Nationalpark.

Wir wechseln nachmittags den Campingplatz und fahren zum Rio Pipo, wo wir uns noch schnell den Wasserfall anschauen. Anschließend wandern wir noch steil zum Lookout Point hoch. Ein langer Tag, aber wir werden langsam wieder fit.

An unserem dritten Wandertag parken wir Winnietwo auf dem Campingplatz beim Pier und machen eine 16km lange Wanderung entlang der Lapataia Bay. Diese Wanderung haben wir 2002 während unserer Kumuka Reise schon gemacht, können uns aber daran fast gar nicht mehr erinnern.

Das absolute Highlight für uns ist allerdings dann die Wanderung zum Cerro Guanaco hoch. Wir erwischen einen Traumtag mit fantastischen Blicken auf das Ende der Welt, Ushuaia und die schnee- und eisbedeckten Berge im Chilenischen Teil von Feuerland. Diese Wanderung ist anstrengend. 973 Höhenmeter vom Lago Roca bis zum Gipfel hoch mit Steigungen bis zu 70%! Hinzu kommt, dass oberhalb der Baumgrenze der Boden aufgrund der Schneeschmelze total matschig ist und wir uns von Wurzel zu Wurzel hangeln müssen, um einigermaßen trocken und sauber diese Stellen zu passieren. Gut, dass Helen ihre Wanderstöcke mit hat.

Fantastischer Blick auf das Ende der Welt vom Cerro Guanaco - 360° Panorama
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Aber die Strapazen lohnen sich wirklich. Oben wartet sogar ein Fuchs auf uns!


Sehr steile Cerro Guanaco Wanderung.

Wir fahren abends wieder aus dem Park heraus und stellen uns für die Nacht an die Yamana Bar. Die nächsten Tage ist das Wetter nur Scheiße. Aber kein Problem für uns. Wir müssen eh viele Fotos und Videos bearbeiten und die Webseite schreiben. Wir fahren noch einmal zum Gletscher hoch, vertreten uns die Beine und fragen dann auf dem Rückweg nach Ushuaia ein paar Hotels, ob wir auf deren Parkplatz unser Wohnmobil lassen können, während wir in der Antarktis sind. Wir werden auch fündig. Die Alternative ist der Rio Pipo Campingplatz, aber der Besitzer will 80 Pesos am Tag haben und bei 23 Tagen kommen dann da schlappe 140US$ zusammen. In der Stadt selbst gibt es auch Möglichkeiten, man versichert uns von allen Seiten, dass es selten Einbrüche gibt, aber wir parken W2 dann doch lieber etwas außerhalb von Ushuaia und nehmen dann ein Taxi zum Hafen.

Die letzte Woche nutzen wir zur Vorbereitung der Kreuzfahrt. Schuhe, Jacken, Wanderstöcke usw. müssen gereinigt werden, damit wir nicht Samen oder andere organische Materialien in die Antarktis einschleppen. Die dreckige Wäsche muss in die Reinigung, denn wir nehmen bis auf Bettwäsche und Handtücher (die gibt es an Bord) alles mit, was wir an Klamotten besitzen. Wasserfeste Handschuhe, mit denen wir auch Fotografieren können haben wir uns auch noch zugelegt und ein paar dicke Socken für die Gummistiefel, die wir bei den Ausflügen tragen werden.

Wenn uns die Stadt zu laut wird, fahren wir zum Leuchtturm raus und genießen wieder die tollen Sonnenuntergänge.

Sonnenuntergang am Leuchtturm - 360° Panorama
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Allerdings erleben wir da 24 Stunden lang einen super heftigen Sturm. W2 rüttelt und schüttelt gewaltig, die Windböen sind extrem und uns wird ein wenig mulmig. Geschlafen haben wir auch kaum, deshalb beschließen wir die nächste Nacht abends um 23 Uhr doch lieber wieder in die Stadt zu fahren, um dort windgeschützt bei der Yamana Bar zu stehen.

So, das Ushuaia Webupdate ist fertig und steht online. Morgen geht es aufs Schiff. Wir freuen uns riesig und hoffen, dass das Wetter mitspielt. Wir werden berichten! Allerdings erst nach der Tour, denn die Internetverbindungen an Bord sind langsam und teuer. Bis danni!