13. - 14.02.2016: Antarktis Kreuzfahrt - Tag 1 und 2: Ushaia - Beagle Kanal - Seetag

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13.02.2016: Tag 1 - Einschiffen, Auslauf Ushuaia, durch den Beagle Kanal

Der Tag fängt gemütlich an. Wir stehen uns 10.30 Uhr auf, trinken gemütlich ein paar Tassen Tee, erledigen die letzten Internetsachen und Helen geht zum Bäcker und holt uns was zum Frühstück. Gegen 14 Uhr packen wir alles zusammen. Die Reisetaschen hatten wir ja gestern Abend schon gepackt. Von der Yamana Bar aus können wir nicht erkennen, ob die Plancius tatsächlich im Hafen liegt, also fahren wir kurz eine kleine Runde und ich entdecke sie zwischen zwei riesigen Kreuzfahrtschiffen und einem Containerschiff. Oh oh, unser Boot sieht ganz schön klein aus!

Wir fahren zur nächsten YPF Tankstelle und entleeren unsere Toilette. Anschließend fahren wir hoch in Richtung Gletscher zum Altos Hotel, wo wir Winnietwo die nächsten drei Wochen auf dem Parkplatz stehen lassen. Helen trinkt noch schnell eine letzte Tasse Tee. Dann lassen wir uns ein Taxi rufen und es geht runter zum Hafen.

Kurz nach 16 Uhr laufen wir über den Pier in Richtung Plancius. Das Wetter ist wechselhaft. Schon den ganzen Morgen hatten wir Sonne, dann Hagel, dann Schneeregen, dann wieder Sonne. Ab mittags nimmt der Wind immer mehr zu und ich kann auf dem Pier kaum die Kamera ruhig halten. Oh, oh ...

Das Einschiffen geht schnell und problemlos. Victor zeigt uns unsere Kabine. Sieht alles sauber aus und wir haben viel Platz. Später stellen wir allerdings fest, dass unsere Toilette nicht gereinigt wurde. Man sieht in der Schüssel noch deutlich die Kotzspuren des letzten Passagiers.

Die MS Plancius wurde 1976 als Meeresforschungsschiff für die Niederländische Königliche Marine gebaut und erhielt den Namen "Hr. Ms. Tydeman". Das Schiff fuhr bis Juni 2004 in Diensten der niederländischen Marine und wurde schließlich von Oceanwide Expeditions gekauft. 2009 wurde es zu einem 116-Passagier-Schiff umgebaut und entspricht den neuesten SOLAS-Vorschriften (Safety of Live at Sea von 1974). Die MS Plancius bietet ausreichend Raum für 116 Passagiere in 53 Passagierkabinen mit privater Dusche und Toilette. Das Schiff verfügt über ein Restaurant/Vortragsraum auf Deck 3 und eine geräumige Aussichts-Lounge (mit Bar) auf Deck 5 mit großen Fenstern, die eine volle Panorama-Aussicht erlauben. Es bietet außerdem große freie Deckflächen (mit kompletter Rundgangmöglichkeit auf Deck 4), die exzellente Möglichkeiten zur Landschafts- und Tierbeobachtung bieten. Es ist darüber hinaus mit 11 Mark V-Zodiacs mit 40-PS-Viertakt Außenbordmotoren und 2 Gangways auf der Steuerbordseite ausgestattet, die rasche Zodiac-Einsätze erlauben. Die MS Plancius ist komfortabel und schön eingerichtet, jedoch kein Luxusschiff.

Die 3 Dieselmotoren entwickeln eine Leistung von jeweils 1230 PS und machen das Schiff 10-12 Knoten schnell. Es ist eisverstärkt (kann aber kein Eis brechen) und wurde speziell für Meeresforschungsreisen gebaut. Die Crew der MS Plancius besteht aus 17 nautischen Besatzungsmitgliedern, 19 Hotelfachkräften (6 Köche, 1 Hotelmanager, 1 Steward/Barkeeper und 11 Stewards), 7 Expeditionsmitarbeitern in der Antarktis (1 Expeditionsleiter und 6 Reiseführer/Vortragende), sowie einem Arzt.

Die Plancius ist für diese Reise nicht ganz ausverkauft. Sechs Betten stehen noch frei. Es sind ungefähr 20 Deutschsprechende an Bord, wenn man die Schweizerin und das Österreichische Paar hinzurechnet. Die anderen Passagiere kommen aus Holland, Australien, Großbritannien, Kanada, Neuseeland, zwei Asiaten (wir vermuten Korea), Dänemark und eine Italienerin. Die größte Gruppe wird von den Amerikanern gestellt, die mit 32 Passagieren (darunter allerdings zwei Deutsche) als Taucher an Bord sind. DUI (Diving Unlimited Incorporated) stellt in San Diego maßgeschneiderte Taucheranzüge her. Wir erfahren während der Reise, dass es die besten Trockenanzüge der Welt sind, die von diversen Spezialtruppen, wie z.B. der Amerikanischen Navi und der Deutschen GSG9 eingesetzt werden. Faith und ihr Mann sind die Geschäftsführer von DUI und haben in Zusammenarbeit mit Amos Nachoum, einem berühmten Fotografen, diese Reise für die Plancius zusammengestellt. Alle anderen Passagiere - wir inklusive - sind sozusagen nur Beiwerk zum Auffüllen des Schiffs. Uns war bei der Buchung gar nicht bewusst, dass wir hier auf einer ganz besonderen Tour unterwegs sind. Noch nie hat es einen kommerziellen Tauchversuch auf den South Sandwich Islands gegeben. Wir finden das spannend und super - wo hat man schon die Möglichkeit in so einer entlegenen Gegend die Welt oberhalb und unterhalb der Wasseroberfläche zu sehen?!

Um 17 Uhr treffen sich alle auf Deck 5 in der Lounge. Der Expeditionsleiter Jim Mayer (UK) begrüßt uns herzlich und der Hotelmanager Thijs de Lint (Holland) hält einen kurzen Vortrag zu den Sicherheitsmaßnahmen an Bord. Anschließend haben wir gerade mal fünf Minuten, um schnell die Toilette aufzusuchen, bevor wir schon wieder oben mit unseren Schwimmwesten antreten müssen. Helen hat etwas Probleme ihre anzulegen, da der Vorbesitzer in unserer Kabine die Schnüre los gemacht hat. Anschließend erfolgt der Roll Call. Namentlich wird jeder aufgerufen, damit im Falle einer Evakuierung des Schiffes auch alle Passagiere anwesend sind. Dann ertönt ein lauter Warnton und wir marschieren in zwei Gruppen zu den Rettungsboten. Passagiere mit ungerader Zimmernummer in Rettungsboot 1, und wir mit Zimmernummer 302 und allen anderen, die eine gerade Nummer haben, in Rettungsboot 2. Wir dürfen in selbiges einen kurzen Blick rein werfen.

Blick von der Plancius auf Ushuaia - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Pünktlich um 18 Uhr heißt es Leinen los und wir legen aus Ushuaia ab. Hoffentlich kommen wir in 23 Tagen hier wieder heil zurück. Der eisige Wind lässt jetzt schon auf hohe Wellen schließen.

Alle Passagiere sind auf den Außendecks und schauen sich die Fahrt durch den Beagle Kanal an. Um 19.30 Uhr ist Abendessen angesagt. Wir haben freie Platzwahl und sitzen mit sechs anderen Passagieren an einem netten Tisch mit gutem Blick aus dem Fenster. Die anderen kommen aus Holland, USA, Kanada, der Schweiz und Helen ist nicht die einzige Engländerin. Eine sehr nette Runde und wir unterhalten uns alle angeregt miteinander.

Als Vorspeise wird uns Entenbrust auf Salat mit einem Mangodressing serviert. Für die Hauptmahlzeit kann man aus drei Gerichten auswählen. Helen nimmt die vegetarische Pasta. Ich entscheide mich für die Truthahnbrust, den Fisch hat heute Abend keiner von uns am Tisch probiert. Zum Nachtisch gibt es Panna Cotta im Glas mit einem Schokoladenstift. Alles sehr lecker. Helen bekommt noch einen zweiten Nachtisch von Daniela. Sie kommt aus der Schweiz und mag es nicht so süß. Keiner hat anschließend noch Hunger und trotzdem liegt das Essen nicht schwer im Magen.


Tag 1: Einschiffen, Sicherheitsdrill, Ablegen und Abendessen

Gegen 21.30 Uhr gehen wir noch einmal nach draußen und sehen die Wasserfontäne eines Wales. Es ist leider schon recht dunkel und selbst durchs Fernglas können wir nicht erkennen, was für ein Wal es ist. Kurze Zeit später tauchen noch zwei Commerson Delfine neben dem Boot auf, aber für Fotos und Videos ist es schon zu dunkel.

Der Wind hat inzwischen nachgelassen und das Wasser auf dem Beagle Kanal ist glatt. Das Schiff liegt ruhig im Wasser. Wir trinken noch eine Tasse Tee und ziehen uns dann in Zimmer zurück. Fotos, Videos und auch der Tagesbericht muss noch schnell am Computer gemacht werden, bevor es ins Bett geht.

14.02.2016: Tag 2 - Seetag zwischen Beagle Kanal und den Falkland Islands

Obwohl das Schiff über Nacht ziemlich ruhig im Wasser lag, haben wir beide ganz schlecht geschlafen. Bei mir lag es definitiv am Cappuccino, den ich gestern noch um 17.30 Uhr getrunken habe. Obwohl hundemüde, wollte mein Kopf einfach nicht abschalten. Außerdem war das Kopfkissen zu hoch (Helen hat dann mit mir getauscht). Das Zimmer war so warm, dass ich die Bettdecke von mir geschmissen habe und morgens um 4 Uhr ist Helen dann noch einmal nach oben in die Lounge gegangen, um eine Tasse Tee zu trinken. Das hat über eine halbe Stunde gedauert und ich hatte schon die Befürchtung, sie sei über Bord gegangen und niemand hat es bemerkt. Irgendwann sind wir dann doch eingenickt, aber um 7.45 Uhr werden wir von Jims Stimme geweckt. Sein Wake-Up-Call "Good morning, good everyone" hört sich vielversprechend an: Sonnenschein, leichter Rückenwind, fast glatte See, 7°C.

Helen macht den Fernseher an und wir schauen auf der GPS Karte, wo genau wir uns jetzt befinden. Auf einem anderen TV Kanal können wir die Livebilder vom Bug sehen und das Wasser sieht tatsächlich sehr ruhig aus. Dennoch habe ich beim Hochkommen ein flaues Gefühl im Magen. Für einen Moment dachte ich schon, die Kotztüte muss her. Oh, oh ... wenn mir das schon bei Null Seegang so geht, wie soll es erst bei Windstärke 8 werden?

Kurz nach 8 Uhr betreten wir den Speisesaal. Das Frühstück ist Buffet-Style: Croissants, frisches Obst, Joghurts, Toast, Benedikt Eier, Würstchen, Müsli, Porridge, Cornflakes. Kaum habe ich was gegessen, geht es mir Magen-technisch gleich viel besser. Wahrscheinlich hatte ich einfach Hunger und auf leeren Magen machen sich die Schiffsbewegungen wohl leichter bemerkbar. Wir sitzen neben Jana und Carolin - sie gehören zu den jüngsten Passagiere an Bord (28 + 33) neben einem 17-jährigen Amerikaner und dem 27-jährigen Tom aus Deutschland. Der älteste Passagier an Bord ist 84. Sie sind zu Dritt mit einer Australierin in einer Viererkabine und haben die Tour ganze 5 Tage vor der Abfahrt für den Spottpreis von 7.950 EURO pro Person ergattert.

Wir stellen uns namentlich vor und die beiden sagen sofort: Ach, ihr seit die beiden, die in zwei Wohnmobilen leben. Scheinbar spricht es sich an Bord herum, wie wir unser Leben gestalten, denn das gleiche passiert beim Abendessen und kommt aus der Amerikanischen Taucherecke. Die beiden Mädels sind seit Oktober auf Weltreise, die in der Yucatan begann und über Teile Mittelamerikas bis runter nach Ushuaia bis dato führte. Wir haben viel Spaß miteinander und unterhalten uns angeregt. Wir kommen auf die Bordkamera zu sprechen und die beiden sagen, dass sie gestern über den Fernseher schon Leute auf der Bugspitze unter der Flagge gesehen haben, die einen auf Titanic-Figur gemacht haben. Helen und ich gucken uns an und müssen lachen, denn das waren wir. Allerdings wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht, dass da eine Webcam angebracht ist. Ich zeige den beiden unsere Fotos und wir lachen uns alle tot. Gut, dass wir da nur Titanic und nicht was anderes vorgespielt haben!

Ab 10 Uhr werden die Gummistiefel an alle Passagiere verteilt, die wir zu den Ausflügen tragen müssen.

Da wir den ganzen Tag auf See sind, wird es heute die ersten Vorträge geben. Ali Liddle (Assistentin des Expeditionsleiters) hält gleich zwei - einen vormittags und den zweiten Teil nachmittags - über die Falkland Inseln. Ursprünglich in England geboren, hat es sie für 15 Jahre auf die Falkland Inseln verschlagen. Sie hat dort als Lehrerin, Umweltschützer, Farmarbeiterin und Leiterin für Jungendprojekte gearbeitet bevor sie ins Kreuzfahrtgeschehen eingestiegen ist. Sie hat aber immer noch ein Haus auf den Falkland Inseln in Stanley und freut sich über jede Tour, die die Inseln ansteuert. Ihre Vorträge sind sehr informativ, mit viel typisch Britischen Humor versehen und von guten Fotos begleitet. Als ehemalige Lehrerin weiß sie, wie sie die Aufmerksamkeit der Zuhörer hoch hält. Wir erfahren alles über die Landschaft, die Flora und Fauna, die Geschichte der Inselbewohner, die Industrie, das soziale Leben der 3000 Einwohner (plus 1700 Marinesoldaten) und ihre persönliche Geschichte. Der Vortrag macht richtig Lust auf die Inseln und wir überlegen schon, ob wir uns da nicht mal niederlassen.

Am Nachmittag folgen dann noch Vorträge zu den Zodiac Landgängen, dem morgigen Tagesablauf und Tobias Brehm (ein Deutscher Geologe an Bord) erklärt uns die Umrechnungsformel zu Windstärken, Beaufort Skala, und den Unterschied zwischen Nautischer- und Landmeile.

Zwischen den Mahlzeiten und Vorträgen haben wir genügend Zeit die Sonne an Deck zu genießen. Es ist wirklich ein traumhaft schöner Tag und das Schiff ist von Schwarzbrauenalbatrossen, sowie kleinen und großen Sturmvögeln begleitet. Helen entdeckt mit ein paar anderen Passagieren am Heck sogar eine Dreier- und eine Vierergruppe von Peale Delfinen.


Tag 2: Seetag mit Vorträgen

Zum Mittagessen gibt es eine leckere Kartoffel-Lauchsuppe, einen grünen Salat mit Hühnerstreifen und Feta-Dressing und zum Nachtisch Obstsalat mit Joghurt. Nach Alis zweitem Vortrag wird am späten Nachmittag frischgebackener Pfirsichkuchen in der Lounge serviert, aber wir und ca. 10 andere bekommen kein Stück ab und es wird auch kein Nachschub geliefert. Entweder wurde zu wenig gebacken oder andere haben sich mehr als ein Stück reingezogen. Wir sind darüber ein wenig sauer, denn bei einem Tagespreis von 500 EURO pro Person kann man schon erwarten, dass ausreichend Kuchen vorhanden ist, oder? Zum Abendessen entscheide ich mich für das Kürbisrisotto mit Arugula Pesto, Helen nimmt das Schweine- und Rinderfilet mit gerösteten Kartoffeln und frischen Bohnen. Die Vorspeise war Tomate-Mozzarella, der Nachtisch Weißes Schokoladen-Mousse.

Gleich zwei Gäste haben heute Geburtstag und vor dem Nachtisch bekommen sie jeweils eine Torte. Helen ergattert erneut den Nachtisch von Daniela, dann von einem Gast, der am Nebentisch sitzt, eine dritte Portion und dann noch das letzte Stück Torte vom Geburtstagskind am anderen Nebentisch. Totaler Zuckerüberschuss! Wenn das so weiter geht, isst Helen am Ende keine Hauptmahlzeit mehr, sondern 115 Nachtische und muss dann mit dem Gepäckkran von Bord gehievt werden!

Das Reinigungs- und Servierpersonal an Bord kommt fast ausschließlich aus den Philippinen. Alles super nette junge Leute, mit denen wir nach dem Essen immer ins Gespräch kommen, da wir meistens mit die letzten sind, die den Speisesaal verlassen. Schon am zweiten Tag kennen die uns per Namen und heute dürfen wir sogar noch nach dem Abendessen einen Blick in die Küche werfen. Die Köche liegen schon im Bett, aber das ganze Geschirr muss noch durch die großen Spülautomaten geschickt werden.

Auf dem Rückweg zu unserer Kabine fragen wir uns selbst kurz, ob es ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, dass uns viele schon per Namen oder per Ruf kennen. Wir haben Spaß an Bord!

Es folgt die Dusche und dann wird schnell das Tagebuch in den Computer gehackt und die Tagesbilder runter geladen und sortiert. Heute wollen wir mal vor Mitternacht ins Bett, denn Frühstück ist morgen früh schon um 7 Uhr. Zwei Landgänge sind auf den Falkland Inseln geplant.