17. - 18.02.2016: Antarktis Kreuzfahrt - Tag 5 und 6: Seetage auf dem Weg nach Südgeorgien

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17.02.2016: Tag 5 - Seetag - auf dem Weg nach Südgeorgien

Über Nacht werden die Wellen ein wenig höher, die Plancius fängt an zu rollen. Wir schlafen mit den Füßen zum Bullauge, damit der Kopf zur Schiffsmitte hin etwas höher bleibt, als unsere Füße. Dennoch rutscht die Matratze bei einigen heftigen Rollbewegungen auf dem Holzgestell rauf und runter.

Um 1.50 Uhr morgens weckt uns ein lautes Geräusch. Der Hörer vom Wandtelefon ist bei einer hohen Welle aus der Verankerung gefallen und mit einem lauten Knall auf den kleinen Tisch aufgeschlagen. Das gleiche muss im Nebenzimmer passiert sein, denn wir hören unsere Nachbarn ebenfalls aufstehen.

Jims Wake-Up Call ist wie immer an Seetagen um 7.45 Uhr. Tobias hält seinen Vortrag zur Geologie von den Falkland Inseln heute morgen auf Englisch und da wir den bereits auf Deutsch gehört haben, nutze ich die Zeit ein wenig am Computer zu arbeiten. Jim erzählt uns anschließend noch einmal auf Wunsch vieler Passagiere die Details zum Falkland Krieg (1982).

Wir führen anschließend ein sehr interessantes Gespräch mit Jane, einer der Amerikanischen DUI Taucher. Sie war eine der Hauptverantwortlichen bei Bill Clintons erstem Präsidentschaftswahlkampf und kennt die Clintons entsprechend persönlich. Sie gibt Hillary eine sehr gute Chance, die erste weibliche Präsidentin der USA zu werden und meint, das damit auch eine sehr gute Wahl getroffen wird. Von Donald Trump hält sie natürlich überhaupt nichts, kann sich aber beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass er der Kandidat der Republikaner werden könnte. Super Tuesday ist ein paar Tagen und da wird man dann schon mehr wissen. Jane hat selbst vor Jahren versucht den Senatoren-Sitz in Pennsylvania zu gewinnen und musste dafür 2 Millionen US Dollar Spenden auftreiben. Gewonnen hat sie nicht. Heute leitet sie mit ihrem Mann einen großen Campingplatz und Abenteuer Park mit vielen Fun-Aktivitäten, darunter auch Tauch- und Managerkurse, an einem großen See (Dutch Springs).

Zum Mittagessen gibt es eine leckere Karotten-Ingwer-Suppe, einen Kartoffel-Chorizo-Auflauf mit Salat und Kirschgötterspeise zum Nachtisch. Wegen des Geschaukels sitzen wir in der Mitte des Speisesaals auf festmontierten Bänken. Die Passagiere, die an den Fenstern und auf Stühlen Platz genommen haben, müssen doch das ein oder andere Mal ihr Geschirr festhalten. Alles ist am rutschen, inklusive der Stühle! Den Tee und Kaffee bekommen wir dann auch ohne Untertassen serviert. Man merkt, dass unsere Philippinischen Servierer starken Wellengang gewohnt sind. Erstaunlich, wie sicher sie die Teller und Tabletts balancieren. In der Küche hört man allerdings lautes Geschepper. Oh, oh! In der Lounge wird am breiten Eingang vorsichtshalber ein Seil gespannt, damit wir uns festhalten können.

Dennoch ist der Wellengang erträglich. Bei strahlendem Sonnenschein und ca. 10°C liegen die Wellen so um die vier Meter. Das ist nichts im Vergleich dazu, was wir schon über die Drake Passage gehört haben. Ali erzählt uns, dass sie vor kurzem da 14m hohe Wellen hatte!

Ali erzählt uns am Nachmittag dann über ihr Leben auf Südgeorgien. Sie hat 1997 neun Monate lang das Postamt am King Edward Point geleitet. Ihre Vorträge sind immer sehr interessant und sie gibt auch viel Persönliches von sich preis. Wir können uns schon jetzt auf Südgeorgien freuen. Diese Insel scheint etwas ganz besonderes zu sein.

Um 17 Uhr erfolgt dann der obligatorische IAATO Vortrag von Jim. Die Antarktis und Südgeorgien stehen unter besonderen Naturschutz und dafür müssen ganz bestimmte Regeln von jedem Besucher und Bewohner eingehalten werden, damit die natürliche Artenvielfalt erhalten bleibt.

Der Recap des Tages folgt unmittelbar im Anschluss. Tobias erklärt uns die Antarctic Convergence (Antarktische Konvergenz). Es ist die biologische Grenze der Antarktis. Verschiedene Meeresströmungen treffen hier aufeinander, die Wassertemperatur sinkt um mehrere Grad Celsius und der Salzgehalt verändert sich. Die Nahrungsvielfalt nimmt entsprechend zu, insbesondere der Krillbestand, der die Hauptnahrung für Wale, Robben und andere Meerestiere darstellt. Die Strömungen laufen im Uhrzeigersinn um den Antarktischen Kontinent herum und wir überschreiten diese Grenze im Laufe der Nacht.

Anschließend demonstrieren Ali und Ab eindrucksvoll die Flügelspannbreite der verschiedenen Albatrosarten mit einer Schnur. Vom Schiff aus sehen sie viel kleiner aus! Die 3.60m lange Schnur für die Wanderalbatros-Flügellänge lässt uns alle Staunen. Ali und Ab haben kaum Platz dafür vor den Monitoren in der Lounge.

Jim macht uns außerdem darauf aufmerksam, dass wir in eine andere Zeitzone über Nacht fahren. Wir verlieren eine kostbare Stunde Schlaf! Allerdings damit auch eine Stunde weniger Geschaukel und Rollen, wie einer der Passagieren trocken bemerkt.

Das Abendessen findet dieses Mal ohne Stofftischdecken statt. Rutschfeste Gummimatten bedecken die Tische, damit das Geschirr nicht durch die Gegend fliegt. Als Vorspeise werden uns leckere Samosas (sie schmecken eher wie Frühlingsrollen) serviert. Helen hat das Schweinefilet mit Kartoffel, glasierten Äpfeln und Calvadossoße gewählt, ich entschließe mich für die vegetarische Variante, ein Omelette mit Roquefortkäse. Zum Nachtisch gibt es Rote Grütze mit Eis. Helen gibt mir dankenswerter-weise eine ihrer drei Portionen ab. Zu lecker! Der Chefkoch Ralf ist Deutscher und Rote Grütze hatte ich schon ewig nicht mehr!

Wir immer an Seetagen findet nach dem Abendessen die "Storytime" statt. Die Crewmitglieder erzählen eine Geschichte aus ihrem persönlichen Leben. Tobias war der erste am Tag 4, aber durch meine Migräne habe ich leider seine Höhlendemonstration verpasst. Er liebt es in der Tiefe in engen Höhlen und hat uns mit Hilfe von drei Stühlen gezeigt, wie man am besten durch ganz enge Spalten kommt.

Heute Abend ist Nacho dran. Er ist in Ushuaia geboren und arbeitet als Trekking und Hiking Guide. Seit 2000 klettert er unbekannte Felswände in Südamerika. Dies ist erst seine zweite Antarktis Tour, die erste was im November auf dem Schwesternschiff, die Ortelius. In seiner Freizeit bringt er Leute als Straßenclown und Jongleur zum Lachen und seine Storytime dreht sich um diese Leidenschaft. Er ist ziemlich nervös. Im Hintergrund läuft ein Video, das ihn auf dem Deck der Ortelius beim Jonglieren zeigt. Wir haben ihn während der gesamten 23 Tage nicht jonglieren sehen. Kein Wunder, es war ja ständig Programm angesagt!

Wir bleiben noch bis 1 Uhr morgens in der Lounge hängen und unterhalten uns lange mit Mogens und Daniela, obwohl wir sowieso schon eine Stunde weniger Schlaf bekommen. Wir freuen uns jetzt schon auf das Ausschlafen in Winnietwo nach der Kreuzfahrt!

18.02.2016: Tag 6 - Seetag - auf dem Weg nach Südgeorgien

Obwohl heute eigentlich nichts Großes ansteht, bekommen wir um 7.45 Uhr den Wake-Up Call. Dieses Mal weckt uns Ali. Das Wetter ist erneut wunderbar sonnig, die See ist relativ glatt, wir schaukeln nur leicht. Draußen fliegen wieder viele verschiedene Albatrosse und Sturmvögel um das Boot herum.

Beim Frühstück sitzen wir mit Jana, Carolina und dem Australier Brett zusammen. Mehrfach spricht Brett Jana auf einen möglichen Boyfriend an (wir erfahren später von Jana, dass das schon seit ein paar Tagen so geht). Ossi-Jana is not amused und stutzt Aussie-Brett zurecht. "If you mention a boyfriend one more time I get very angry!" Ich befürchtete schon, das sie ihm rechts und links eine Watschen verpasst. Brett ist super fett und wie so viele Australier ziemlich langweilig.

Ich lege noch einen drauf und erwähne, dass ich so eine Top 3 Liste an Männern habe, die unbedingt zu vermeiden sind. Natürlich gibt es da die Ausnahme von der Regel und ich generalisiere, aber im groben und ganzen stimmt es. Nummer 1 bei weitem sind die Inder. An Nummer 2 kommen bei mir die Kanadier und Nummer 3 die Australier. Der arme Brett! Er hat keine Chance gegen vier Frauen und ist am Ende bestimmt froh den Tisch zu verlassen.

Um 10.30 Uhr hält Kelvin seinen Wal-Vortrag. Er weist die Unterschiede zwischen Barten- und Zahnwalen auf, und erklärt uns, wie wir die Wale am besten aus der Entfernung anhand der Wasserfontänen, Flossen und den Tauchverhalten identifizieren können. Die Antarktischen Gewässer sind bekannt für Walsichtungen. Wir sind also bestens gerüstet und hoffen auf zahlreiche Wale in unmittelbarer Nähe der Plancius.

Das Mittagessen (Rinderbrühe, Croque mit Schinken und Käse und Vanillepudding mit Liebesperlen) mit Carolin und Jana ist super lustig. Helen macht vor, wie sehr sie darunter "leidet", dass ich immer laut im Wohnmobil singe, wenn ich meinem MP3 Player aufhabe.

Nach dem Mittagessen werden oben in der Lounge vier Staubsauger bereitgestellt. Über die Bordansage müssen nach und nach die Passagiere von den verschiedenen Decks antreten, um gewissenhaft ihr Kleidung, die Rucksäcke und Kamerataschen abzusaugen.

Südgeorgien bemüht sich seit Jahren, die Insel wieder von Fremdmaterial zu beseitigen, das in der Vergangenheit vor allem von den Wal- und Robbenfängern auf die Insel gebracht oder versehentlich eingeschleppt wurde. Unten im Speisesaal läuft dann auch der entsprechende Film von der South Georgia Conservation Organisation als Video ab. Die Maßnahmen greifen - inzwischen ist Südgeorgien wieder Ratten- und Hirschfrei und die Brutzahlen der Nistvögel sind gestiegen.

Gegen 17 Uhr nähern wir uns Shag Rocks. Aus dem Nichts tauchen ein paar schroffe Felsen im Wasser auf. Anhand der weißen Vogelscheiße können wir erkennen, das hier viele Kormorane nisten. Die Plancius Crew hält Ausschau nach Walen, denn rund um die Felsen werden häufig welche gesichtet. Kelvin macht durch das Fernglas in weiter Entfernung Wasserfontänen von Buckelwalen aus. Kaum fahren wir an den Shag Rocks vorbei, tauchen jedoch drei Glattwale direkt neben der Plancius auf. Der zweite Offizier Jaanus nimmt sofort Fahrt raus und wir drehen drei Runden um die Wale, damit auch alle ein gutes Foto ergattern können. Super!

Jim erklärt uns während des Recaps um 18.30 Uhr den Ablauf für morgen. Wir erreichen im Laufe der frühen Morgenstunden die Küste von Südgeorgien und Königspinguine sowie Wanderalbatrosse stehen auf dem Plan. Kelvin schmeißt ein paar frisch gemachte Fotos von den Glattwalen auf die Monitore und erzählt uns kurz was zu denen. Ich werfe ein, dass die Männlichen Glattwale mit 2x500kg die größten Hoden der Welt haben, was für ein paar Lacher bei den Passagieren sorgt. Christian schließt den Recap ab und sagt uns, warum James Cook bei seiner Umrundung von Südgeorgien damals nicht so begeistert von der Insel war. Er war auf der Suche nach dem legendären Antarktischen Kontinent und glaubte ihn gefunden zu haben. Aber an der Südspitze von Südgeorgien merkte er dann, dass es sich doch nur um eine kleine Insel handelte und benannte diesen Punkt Cape Disappointment (Kap der Enttäuschung).

Zum Abendessen gibt es was besonderes: Toothfish mit Erbsenrisotto. Keine Ahnung, wie Toothfish auf Deutsch heißt. Es handelt sich um einen gigantisch großen Tiefseefisch, der in den Gewässern von den Falkland Inseln und Südgeorgien Zuhause ist. Die meisten Passagiere bestellen das natürlich, aber wir sind wenig begeistert. Er schmeckt sehr fischig und ist eher von wässriger Konsistenz. Nicht so unser Ding. Zum Glück gibt es aber einen leckeren Ziegenkäse mit Salat als Vorspeise und Buttermilch Joghurt mit grüner Götterspeise als Nachspeise. Wir werden satt!


Tag 5-6: Seetage auf dem Weg nach Südgeorgien

Amos Nachoum, ein berühmter Fotograf und Mitinitiator dieser speziell zusammengestellten Tour, nutzt heute Abend die Storytime und zeigt uns fantastische Bilder und Videos aus seinem Repertoire. Wir sehen u.a. wie ein Seeleopard einen Pinguin bis auf die Knochen zerreißt (und das direkt nach unserem Abendessen!) und dann anschließend mit weit aufgerissenem Mund und sehr scharfen Zähnen Amos Kameralinse sehr nahe kommt. Wir erfahren auch, warum wir alle diese außergewöhnliche Antarktis Tour machen und wie sie ursprünglich von ihm und DUI in Zusammenarbeit mit Oceanwide Expeditions zusammengestellt wurde.