19.02.2016: Antarktis Kreuzfahrt - Tag 7: Salisbury Plain und Prion Island - Südgeorgien

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19.02.2016: Tag 7 - Salisbury Plain und Prion Island - Südgeorgien

Der Wake-Up Call war heute um 7.15 Uhr. Wir sind bereits in Südgeorgien, aber das Schiff hat noch keinen Anker geworfen. Aus unserem Bullauge sehen wir die ersten Gletscher und Königspinguine in der Salisbury Plain. Auf der anderen Seite des Schiffs sind die ersten Eisberge in weiter Entfernung zu sehen. Die See ist unheimlich glatt, die Sonne lacht vom Himmel. Kein Wind und 5°C. Ein Traumtag! Selbst die erfahrene Plancius Crew hat noch nie so einen tollen Tag hier gehabt.

Nach dem Frühstück haben wir ein bisschen Zeit um von Bord aus die gigantische Landschaft rund um uns zu bewundern. Im Wasser tauchen Königspinguine und Robben dicht am Boot auf. Die Zodiacs bringen uns dann um 9.15 Uhr an den Strand. Mitten zwischen den Robben und den Königspinguinen landen wir. Die Baby Robben watscheln ganz begeistert auf jeden Passagier zu. Endlich herrscht mal Action hier auf der Insel. Im Wasser wimmelt es von Robben und Pinguinen. Wir bleiben total trocken, als wir aus dem Boot aussteigen und keine 15 Meter entfernt liegt sogar ein Seeleopard am Strand.

Schon der erste Eindruck ist überwältigend. Man weiß gar nicht, wo man die Kamera hinhalten soll. Verhält man sich ganz ruhig, kommen die Pinguine bis auf 50cm an einen ran. Sie sind genauso neugierig auf uns, wie wir auf sie. Ich mache häufig nicht mal Bilder und schaue mir lieber mit bloßem Auge die Details an.

Ich fasse hier einfach einmal ein paar persönliche Highlights zusammen, denn alles kann man gar nicht erwähnen. Da lassen wir dann einfach mal wieder unsere Fotos und Videos für sich sprechen. Ich habe das Glück zusammen mit Ab Steenvoorden (Holland), unserem Vogelexperten an Bord, einen Riesensturmvogel beim Aasfressen in einem der Teiche zu beobachten. Mit Gewalt springt der Sturmvogel rückwärts, um die Hautstücken einer toten Robbe (das meiste war schon nur noch reines Gerippe) unterhalb der Wasseroberfläche abzureißen. Dabei schwappt das Grün-gefärbte Wasser um den Vogel herum.

Die Königspinguine müssen an einer Stelle durch den tiefen Matsch watscheln. Zu lustig, wie sie versuchen ihr Gleichgewicht zu halten. Ihre Füße kleben förmlich im Schlamm fest und man hört deutlich das Sauggeräusch, wenn der Fuß aus dem Matsch kommt.

Gewaltig ist natürlich auch der Anblick von 120.000 Königspinguinen, die am flachen Strand stehen. Hin zum Berg verweilen Zehntausende davon an einem Hang. Man riecht sie ein wenig, aber es ist erträglich. Zwischendrin sieht man die dicken Küken, die immer noch ihr braunes Daunenkleid tragen. Viele von denen sind auch schon in der Mauser und manche sehen richtig zerrupft aus. Bei einigen sind nur noch vorne am Bauch die Daunenfedern. Sieht aus wie ein Bauchbart. Man kann hier und da auch noch einen Pinguin mit einem Ei auf den Füßen sehen, aber die Skuas sind am kreisen und deswegen überdeckt die Bauchfalte von Mama oder Papa das Ei und mir gelingt nicht wirklich ein gutes Foto davon.

Tag 7: Salisbury Plain - 360° Panorama
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Angst bekomme ich, als mich eine Fellrobbe attackiert. Sie kommt aus 30 Meter Entfernung angerannt. Ich bin also in keinster Weise eine Bedrohung, die so ein Verhalten hätte rechtfertigen können. Vielleicht ist es meine rote Kleidung. Jedenfalls rennt das Vieh mit offenen Mund und drohenden Gebrüll auf mich zu. Wir hatten in einem der Vorträge an Bord gelernt, dass man einfach nur die Hand, wie ein Polizist, zum Stoppzeichen machen und laut "Stopp" rufen soll. Das mache ich dann auch. Das Vieh bleibt sofort stehen und ich versuche den Rückwärtsgang einzulegen. Kaum mache ich den ersten Schritt, attackiert mich die Robbe schon wieder. Ich schreie wieder laut "Stopp", erneut stoppt die Robbe, ich ziehe mich ein paar Schritte zurück, aber das ganze Spiel beginnt wieder von vorne. Vier Mal werde ich von dem Biest attackiert. Mir geht echt die Pumpe, denn gestern Abend haben sie uns Bilder von abgebissenen Fingern gezeigt und das muss ich echt nicht haben. Helen ist zu dem Zeitpunkt direkt bei mir und sie macht sich solche Sorgen, dass sie ganz vergisst ein Video von dieser Aktion zu drehen. Puh! Das war knapp. Vielleicht musste die Robbe (meistens sind es die Männchen) schon mal üben, wie sie den Strand verteidigt, wenn andere Männchen versuchen sich dem Harem an Weibchen zu nähern. Aber die scharfen Zähne waren keine 30cm vom meinem Bauch entfernt!

Wir haben drei Stunden Zeit Fotos und Videos zu machen. Am Ende sind beide Fotobatterien alle und auch die Videobatterie hat keinen Saft mehr. Mental ist man fast überladen von Eindrücken. An Bord gibt es dann Pommes und Brathähnchen - genau das richtige nach so einem Morgen.


Tag 7: Landausflug Salisbury Plain (Südgeorgien) - Teil 1

Das Schiff ist in Richtung Prion Island unterwegs, wo hoffentlich Wanderalbatrosse auf uns warten. Eine Deutsche hat übrigens heute an Bord ihren 50igsten Geburtstag. Besser kann man den nicht verbringen!

Um 14.35 Uhr besteigen wir als erste von allen Passagieren das Zodiac und fahren rüber zu Prion Island. Bevor wir am Landestrand ankommen geht es durch großes Seetang und einen Felsenkanal. Viele junge Fellrobben tauchen rund um das Zodiac und sind neugierig auf uns. Am Strand warten Eselspinguine und ein paar Seeelefanten, die aber faul im hohen Gras liegen.

Auf Prion Island hat man einen Steg gebaut, den wir nicht verlassen dürfen. Er ist relativ kurz, vielleicht 10 Minuten Laufen, und führt mitten durch die vielen Fellrobben. Einige Mütter und Väter reißen die Mäuler auf und drohen uns mit Gebrüll. Nach meiner Begegnung mit der aggressiven Robbe heute morgen bin ich sehr vorsichtig.

Von der ersten Plattform aus sehen wir keine 3 Meter entfernt einen schneeweißen Wanderalbatros - ein ausgewachsenes Tier. Diese haben mit 3,60 Meter Spannbreite die längsten Flügel in der Vogelwelt. Selbst der Südamerikanische Kondor kommt mit 3,40m nicht ran, allerdings sind dessen Flügel breiter und damit in der Masse größer.

Der Wanderalbatros sitzt im Gras und baut gerade ein Nest. Da wir die erste Gruppe sind, haben wir in aller Ruhe Zeit Fotos und Videos zu machen. Weiter oben sehen wir noch zwei weitere erwachsene Wanderalbatrosse und ein Junges. Allerdings nur aus 20 bis 30 Meter Entfernung.

Die Nachmittagslandung ist in zwei Gruppen eingeteilt. Kabinen 201 bis 412 dürfen als erstes an Land. Die restlichen Kabinenpassagiere müssen eine halbe Stunde an Bord warten und fahren dann mit dem Zodiac um die Insel auf der Suche nach nistenden Vögeln. Wir haben 75 Minuten auf Prion Island und wechseln dann anschließend in die Zodiacs für unsere Fahrt an den Felsen entlang. Das Wasser ist immer noch ruhig, man sieht gut den Seetang unter Wasser. Zum ersten Mal sehen wir auch einen Light Mantled Sooty Albatross (Graumantel-Rußalbatros) und einen White Chinned Albatross (Weiß-Kinn Albatros), der eigentlich Pechschwarz ist, aber einen kleinen weißen Punkt unter dem Kinn aufweist.


Tag 7: Landausflug Salisbury Plain - Teil 2 und am Nachmittag Prion Island (Südgeorgien)

Gegen 17.15 Uhr geht es zurück zur Plancius. Man, bin ich kaputt. Mir tun vom vielen Fotografieren echt die Schultern und der Nacken weh! Mit Urlaub hat das hier nichts zu tun!

Ein wirklich gigantischer Tag mit traumhaften Wetter. Besser hätte man es wirklich nicht haben können. Mal sehen, ob wir weiterhin Glück mit dem Wetter haben. Ali hat mir gestern schon angedeutet, dass die Langzeitwettervorhersage einen schweren Sturm für die South Sandwich Islands ankündigt. Das wäre dann an meinen 50igsten Geburtstag. Hoffentlich liege ich nicht kotzend im Bett!

Das Abendessen ist erneut sehr lecker: Tomaten und Avocado Salat, gefolgt von Hirschbraten mit Mandel-Broccoli und Kartoffelbrei (meine Wahl) oder Fischfilet mit Spaghetti und Romanovsoße. Zum Nachtisch gab es Erdbeer-Mousse. Habe ich schon erwähnt, dass wir zunehmen!!!

Nach dem Abendessen haben wir uns ins Zimmer zurückgezogen, um die Fotos und Videos auf den Laptop zu laden. 600 Dateien von den 2009 wurden gleich gelöscht. Irgendwann nach der Reise werden die restlichen dann noch einmal dezimiert. Ganz zufrieden war ich mit meinen Fotos aber nicht. Irgendwie spiegeln sie den Tag nicht wieder. Wahrscheinlich war man einfach von zu vielen Eindrücken bombardiert oder das eigentlich Dreidimensionale kann auf dem Zweidimensionale Foto nicht wirklich äquivalent dargestellt werden.

Die Nacht ist sehr ruhig, denn bereits nach dem Abendessen liegen wir in der Fortuna Bay auf Anker. Kein Wellengang und damit auch ausnahmsweise kein Geschaukel.