20.02.2016: Antarktis Kreuzfahrt - Tag 8: Stromness Bay - Grytviken (Südgeorgien)

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20.02.2016: Tag 8 - Stromness Bay und Grytviken - Südgeorgien

Jim weckt uns um 6.40 Uhr mit einer schlechten Nachricht. Draußen ist Nebel und die Windstärke liegt bereits bei 30 Knoten, das sind etwa 55km/h. Deshalb fällt die eigentlich geplante Wanderung auf Shackletons Spuren von der Fortuna Bay rüber zur Stromness Bay aus. Geplant waren 6km, aber die Wellen sind zu stark, um die Zodiacs zu landen. Wir haben vor dem Wake-Up Call schon gehört, wie der Anker eingezogen wurde und das Schiff macht sich auf in die Stromness Bay während wir frühstücken.

Stromness Bay liegt zum Glück geschützt und das Wasser ist ruhig. Leider regnet es draußen und man kann nur schwach die alte Walstation am Strand erkennen. Die meisten Passagiere, wir natürlich auch, schmeißen sich in ihre Regenklamotten und besteigen um 9 Uhr die Zodiacs. Am Strand warten viele kleine Fellrobben auf uns. Sie sind ganz begeistert, das an diesem, sehr regnerischen Morgen ein bisschen Action am Strand ist.

Ali führt uns auf eine 2km lange Wanderung durchs flache Tal zum Shackleton Wasserfall. Der Regen hat zum Glück aufgehört. Ich mache schnell eine Foto von Helen und drehe dann gleich wieder um. Ich will noch Fotos von den Tieren am Strand machen. Helen bleibt bei der Gruppe und auf dem Rückweg wird eine andere Route gewählt. Highlight ist eine Raubmöwe, die gerade Pinguineier frisst. Da Helen aber keine Kamera dabei hat, gibt es keine Bilder davon.

Ich genieße den einsamen Rückweg. Es gibt nichts zu sehen, aber es tut gut, mal weg von all den anderen Menschen zu sein. Uns fehlen an Bord echt die Ruhephasen und auch nachts erreichen wir selten mal die Tiefschlafphase. Entsprechen müde sind wir.

Kaum komme ich wieder beim Strand an, nieselt es heftig. Ich laufe gegen den Wind und bin in wenigen Minuten klitschnass. Welcome to South Georgia! Es ist gar nicht so einfach sich einen Weg durch die vielen Fellrobben zu bahnen. Einige der größeren Männchen sind hellwach und machen doch die ein oder andere Drohgebärde.

In Strandnähe entdecke ich dann meine erste Blonde Robbe. Sie sind eine Mutation, aber kein Albino. Unter 1000 Fellrobben soll es eine Blonde geben. Ich hocke mich etwa 7m von einer ganz kleinen hin und sie kommt gleich auf mich zugewatschelt, ohne gestresst oder aggressiv zu sein. Ich verweile in meiner Hocke und die kleine Robbe setzt sich keine 2m von mir hin und fängt sich in aller Ruhe an zu putzen. Der Regen hat zum Glück wieder etwas nachgelassen und so kann ich meine Fotos und Videos machen. Später beobachte ich, wie viele andere Passagiere, eine weitere Blonde Robbe direkt bei der Zodiac-Landestelle. Sie ist umgeben von dunklen Babyrobben und man hat fast den Eindruck sie posieren für uns.


Antarktik Kreuzfahrt Tag 8: Landausflug zur Stromness Bay (Südgeorgien)

Sandra erzählt mir, dass sie ganz begeistert vom Schnorchelgang war. Die Robben waren am Anfang sehr scheu, sind dann aber immer dichter an die Schnorchler gekommen und zum Schluss haben sie sogar die Flossen auf die Menschenhände gelegt und sich im Tandem durchs Wasser gleiten lassen. Süß! Vielleicht sehen wir irgendwann ein paar Videos dazu.

Helen geht etwas früher an Bord zurück und verpasst so den nächsten starken Regenguss. Meine Hände sind inzwischen fast abgefroren, denn unsere neuen - angeblich wasserfesten - Handschuhe sind klitschnass. Im Zimmer hängen wir die Klamotten zum Trocknen in die Dusche. Handschuhe kommen auf den Handtuchwärmer. Hoffentlich ist alles wieder trocken zu unserem Nachmittagsausflug.

Das Mittagessen ist sehr lecker - Gulasch mit Kartoffelbrei, Gemüse und Salat. Dazu gibt es eine Erbsensuppe.

Gegen 14 Uhr laufen wir in die Cumberland Bucht ein. Das Wetter ist deutlich besser, zum Teil scheint sogar die Sonne. Auf der linken Seite sehen wir einen großen Gletscher, rechts kommt langsam Grytviken in Sicht. Kleine Eisberge liegen im Grünblauen Wasser. Ali erzählt mir, dass sie das bis dato hier noch nie gesehen hat.

Grytviken ist eine alte Walfangstation. Zwischen 1904 und 1966 wurden hier und anderswo in Südgeorgien 175.000 Wale gefangen und zerlegt und in großen Köchern zu Walöl verarbeitet. Heute ist hier die Britische Research Station. Im Gegensatz zu Stromness und anderen Walfangstationen auf Südgeorgien wurden hier die Gebäude von Asbest und anderen Schadstoffen gereinigt und man kann sie besuchen.

Bevor wir aber an Land gehen dürfen, kommen Offizielle der Südgeorgischen Umweltorganisation an Bord. Jim und der Kapitän müssen vorweisen, dass die Plancius alle vorgeschriebenen Maßnahmen, die IAATO für die Antarktischen Gewässer festgelegt hat, einhält. Eine Mitarbeiterin hält in der Lounge einen Vortrag zur Ausrottung der Ratten auf Südgeorgien. Ich nehme an diesem Vortrag nicht teil, wir hatten in den verschiedenen Vorträgen an Bord schon einiges dazu gehört und im Zweifelsfalle kann ich das auch nach der Reise noch mal nachlesen. Stattdessen bin ich oben mit einigen wenigen anderen Passagieren an Deck und genieße die tolle Aussicht.

Unser Reisepässe werden alle einmal durchgestempelt, ein Offizieller macht Stichproben von unseren Schuhen kurz vorm Besteigen der Zodiacs und dann geht es gegen 16.00 Uhr rüber an den Strand unterhalb des Friedhofes. Das berühmteste Grab ist das von Ernest Shackleton und wir huldigen ihn mit einem Glas Whiskey.

Anschließend haben wir drei Stunden Zeit und können entweder an einer geführten Tour oder auf eigene Faust in Grytviken rumlaufen. Wir machen natürlich letzteres. Wie immer findet man auch hier Pinguine, Robben und Seeelefanten. Im Hintergrund thront die Plancius für gute Fotomotive. Im Museum machen wir ein paar Spaßfotos mit dem riesigen Wanderalbatros, der von der Decke hängt. Ein guter Vergleich, bei dem man dann schon erkennt, dass die eine gewaltige Flügelspannbreite von 3,60m haben.

Im Postamt stehen alle Schlange. Jeder will noch schnell die letzten Postkarten nach Hause schicken, denn es ist noch nicht klar, ob wir in der Antarktis Port Lockroy anlaufen werden. Tradition ist auch das Läuten der Kirchenglocken. Helen versucht es mit Big Ben, aber mit nur zwei Glocken ist das unmöglich.


Antarktik Kreuzfahrt Tag 8: Landausflug nach Grytviken (Südgeorgien)

Kurz vor 19 Uhr fängt es wieder an zu nieseln. Wir fahren zurück an Bord und machen uns schnell über den Kuchen in der Lounge her, denn viele andere Passagiere sind noch an Land. Heute gibt es kein Recap, da Jim und Ali bis zum späten Abend an Land bleiben. Warum, wissen wir nicht genau. Es gibt Gerüchte, dass das Wetter schlechter werden soll. Wir werden morgen sicherlich mehr dazu erfahren.

Abendessen ist heute um 19.30 Uhr. Draußen an Deck wird ein großes BBQ Buffet aufgebaut. Holzbänke und Tische laden bei der Kälte nicht wirklich zum Draußenessen ein, aber ein paar Abgehärtete nehmen trotzdem dort Platz. Es gibt Spare Ribs, Hühnerkeulen, Würstchen, gebackene Kartoffel, Mais, Salate und zum Nachtisch diverse Torten, darunter auch einen sehr leckeren Erdbeerkuchen. Wein und Softgetränke sind heute ebenfalls kostenlos und nach dem Essen wird an Deck die Disco angeschmissen. Ein sehr lustiger Abend mit super alten Schlagern. Wir können uns kaum an die Texte aus den 70er und 80er Jahren erinnern. Sehr beliebt ist das ABBA Pot Pouri. Das können Jung und Alt mitsingen.

Leider wird kurz vor 23 Uhr der Anker eingezogen und die Discomucke ausgestellt. Na ja, schon bei leichtem Seegang ist das Schiff ein wenig am Schwanken und mancher Tanzschritt geht unabsichtlich in die falsche Richtung. Hoffentlich machen wir noch mal einen Discoabend in der Antarktis. Wir haben schon ewig nicht mehr ausgelassen getanzt. Am meisten Stimmung haben die Russischen Mädels aus der Bordwäscherei gemacht. Wir haben die vorher noch nie zu Gesicht bekommen. Man hat ihnen richtig angesehen, dass sie mal die Sau raus lassen mussten.

So, jetzt (24 Uhr) ist es Zeit ins Bett zu gehen. Gute Nacht!