26. - 29.02.2016: Antarktis Kreuzfahrt - Tag 14, 15, 16 und 17: Buckelwal Suppe - Shingle Cove auf der Coronation Island (South Orkney Islands) - Cape Lookout auf Elephant Island (South Shetland Islands)

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26.02.2016: Tag 14 - Seetag auf dem Weg zu den South Orkney Islands

Wake-Up Call ist wie immer an Seetagen um 7.45 Uhr. In der Lounge und später im Speisesaal ist es deutlich ruhiger als sonst. Der gestrige Tag hat viel Kraft und Energie gekostet und wir hören, dass manche Party noch bis 2 Uhr morgens im Gange war.

Um 10 Uhr sind wir schon auf dem Weg zu Carols Ernest Shackleton Präsentation, aber wie beim letzten Mal kommt justamente die Bordansage, dass die Plancius von Buckelwalen umringt ist. Keine Frage, da rennen alle mit ihren Kameras auf die Außendecks. Die See ist mit nur zwei Knoten Wind relativ glatt. Der Himmel ist bewölkt und der Wind bei ca. 1°C eisig. Uns fallen schon nach wenigen Minuten fast die Finger ab. Brrrr ...

Der Kapitän drosselt die Fahrt und wir sehen überall am Horizont die Wasserfontänen der Buckelwale. Kelvin schätzt später, dass wir hier in einer richtigen Buckelwalsuppe mit über 250 Tieren sind. Etwa 15 davon umrunden die Plancius in Fotografiernähe. Wir "Oooohen" und "Aaaaahen" und rennen von einer Seite des Bootes auf die andere. Man weiß schon nach wenigen Minuten nicht mehr, wo man die Kameras hinhalten soll. Die Motoren der Plancius sind abgeschaltet, wir dümpeln seicht dahin.

Die Wale haben sicherlich auch lange kein Schiff mehr in dieser Region gesehen und kommen neugierig näher. Drei davon ganz besonders nahe. Sie tauchen unmittelbar neben der Bordwand auf, einer schubst uns sogar vorne am Bug ein bisschen an. Es scheinen zwei Erwachsene und ein Junges zu sein, denn einer der drei Wale ist deutlich kleiner.

Im glatten Wasser kann man gut sehen, wie sie sich unter Wasser bewegen und dann ganz langsam zum Luftholen auftauchen. Mehrfach sehen wir die hintere Flosse beim Abtauchen. Der Kleine macht direkt neben dem Bug sogar mal kurz ein Spyhopping und wir sehen den ganzen Kopf. Wir sind alle ganz begeistert! Inklusive des Kapitäns. Wir hören später von anderen Passagieren, dass er genau wie wir aufgeregt von einer Seite der Brücke auf die andere gerannt ist. Jim und Ali geben ihm nach 90 Minuten das Zeichen weiter zu fahren, aber davon will der Kapitän nichts wissen und ignoriert das. Eigentlich sind wir durch unsere verspätete Landung auf den South Sandwich Islands schon um etwa 8 Stunden hinter dem Originalplan für die Reise und es könnte sein, dass wir vielleicht auch einen Tag auf der Antarktischen Halbinsel streichen müssen, aber in diesem Moment interessiert uns das alle die Bohne. Selbst Christian und Kelvin, die schon auf vielen Polarreisen unterwegs waren, haben noch nie so viele Buckelwale so dicht am Schiff gesehen. Wir hatten gestern schon einen fantastischen Tag, aber der heutige toppt das fast noch. Wahnsinn!

Nach drei Stunden bedient der Kapitän das Schiffshorn - ein Salut an die Wale und ein Zeichen für uns leider Abschied zu nehmen. Einer der Wale haut mit der Seitenflosse nochmal mehrfach aufs Wasser. Es ist, als wenn sie uns zum Bleiben auffordern.


Tag 14: Buckelwal Suppe rund um die Plancius.

Halb erfroren, hungrig und super glücklich stürmen wir kurze Zeit später in den Speisesaal. Es gibt Weiße Bohnensuppe, Truthahn Steak "Hawaii" mit Kartoffelkroketten und Schokocreme zum Nachtisch. Anschließend gehen wir in unsere Kabine. Unsere Kamerachips sind voll, ich muss alles auf den Laptop laden und ein Sicherheits-Backup machen.

Um 15 Uhr treffen sich alle im Speisesaal, um dem Vortrag von Ralf Barthel, dem Chefkoch an Bord, zum Thema Logistik, Speisen, Kläranlage, Wasseraufbereitung usw. zu lauschen. Ralf ist Deutscher, aber die meisten seiner Küchenhilfen kommen aus den Philippinen und Estland. Wir erfahren, dass auf dieser langen Reise folgende Lebensmittel verbraucht werden:
- 5.200 Eier, 1,5 Eier pro Person pro Tag.
- 500 Liter Milch, 150ml pro Person pro Tag.
- 600kg Mehl
- 2200kg Fleisch und Fisch
- 3000kg Obst und Gemüse (darunter je 250kg Äpfel und Orangen, 850kg Bananen)
- 8000kg Trockennahrung wie Nudeln, Reis, Couscous, Bohnen usw.
Das Fleisch (bis auf Rindfleisch) kommt direkt aus Holland mit einem Container (18 Tonnen für 3 Monate). Frischwaren kommen aus Ushuaia oder wie auf dieser Tour von einem Anbauer auf den Falkland Inseln. Ushuaia ist für Ralf jedes Mal eine Katastrophe - die Arbeitsmoral der Argentinier lässt zu wünschen übrig, die Ware ist entweder da oder nicht, sehr überteuert (durch die Monopolstellung) und nicht immer von bester Qualität. Vieles an Bord wird auch aus Dosenprodukten gefertigt. Sicher wird das ein oder andere Produkt, wie z.B. die Bananen, nicht bis zum Ende der Reise reichen, aber verhungern werden wir ganz sicher nicht!

Das Wasser an Bord wird aus dem Meer gewonnen und in zwei Osmose- und einer Verdampfungsmaschine gereinigt. Sollten die mal ausfallen, befinden sich aber noch 120 Tonnen Frischwasser an Bord. Das Grauwasser wird in die See abgeleitet, allerdings nicht südlich vom 60igsten Breitengrad. Es gibt eine Kläranlage an Bord, die die Fäkalien aufbereitet. Der Wassergehalt wird später zum Kühlen der Motoren verwendet, die festen Bestandteile werden in Ushuaia abgepumpt. Vor einigen Jahren hat man diese Abfälle in Ushuaia, statt sie richtig zu entsorgen, wieder auf ein Argentinisches Schiff verladen und dann in der Drake Passage versenkt. Heute soll das aber besser geworden sein.

Speiseöl und Maschinenöl wird ebenfalls in Ushuaia entsorgt. Dosen, Plastik und Karton kommen in die Kompresse und werden erst wieder in Holland an Land zum Recycling gebracht. Essensreste versucht man möglichst zu vermeiden, indem man zum Mittagessen schon die Passagiere befragt, was sie am Abend essen wollen. Täte man das nicht, müssten Ralf und seine Crew alle drei Gerichte für mindestens 75% der Passagiere kochen, damit nicht einer genötigt wird, was Unerwünschtes zu essen. Dennoch fallen bei jeder Mahlzeit Essensreste an. Sie werden zerkleinert und dann ins Meer entlassen - natürlich nur die biologisch abbaubaren Nahrungsmittel. In der Wäscherei werden ebenfalls Bioprodukte verwendet, die keinen Schaden im Meer anrichten. Ein sehr interessanter Vortrag, den sich viele Passagiere gewünscht haben.

Um 16.15 Uhr schauen wir in der Lounge einen Film zur Beseitigung der Ratten auf Südgeorgien. Anschließen gibt es in der Bar Drinks zum halben Preis. Mit Absicht! Denn heute steht eine Auktion an, um Geld für das Rattenprojekt zu sammeln. Es werden noch etwa 800.000 Pfund benötigt, um sicher zu gehen, dass tatsächlich sich keine Ratte mehr auf Südgeorgien befindet.

Ali übernimmt die lustige Moderation und Christian läuft mit den Auktionsstücken durch die Menge und preist sie mit seinem netten Charme an. Schnell wird klar, wer wirklich Schotter an Bord hat. Bis auf ganz wenige Europäer beteiligen sich fast ausschließlich die Amerikaner an der Auktion. Insbesondere Sally (sie ist eine weltberühmte Taucherin) und Michele (ebenfalls aus der DUI Tauchergruppe) sorgen für beste Stimmung und überbieten sich ständig gegenseitig. Ali hat 9 typische Souvenirs in einem Dachstuhl bei unserem Besuch in Südgeorgien gefunden und sie mit an Bord gebracht. Auf den ersten Blick sieht das aus wie Schnickschnack, aber jedes Auktionsstück hat eine besondere Geschichte. 2450 Pfund kommen zusammen. Der Höhepunkt des Abends ist aber, als Peter Ali ein Angebot für ihr "priceless" T-Shirt macht. 550 Pfund bietet er, um die Auktionsspende auf glatte 3000 Pfund zu erhöhen. Ali fleht ihn geradezu an "Please, don't do this to me!" und sie meint es auch so. Was er und die meisten von uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist die Tatsache, dass dieses T-Shirt für Ali eine ganz besondere Bedeutung hat. Man kann es nirgendwo kaufen. Der Gouverneur von Südgeorgien überreicht es persönlich an Menschen, die sich diese Ehre im Dienste von Südgeorgien verdient gemacht haben. Eine Auszeichnung, die nicht häufig vergeben wird und wir alle merken Ali an, dass sie es wirklich nicht weitergeben möchte. Helen schaut mich an und fragt kurz nach, ob wir 600 Pfund bieten sollen, um es später Ali zurückzugeben. Ehe wir uns absprechen können, hebt Franz aus Holland, der direkt hinter uns sitzt, die Hand und bietet 1000 Pfund (!) für das T-Shirt. Ali kann es nicht glauben und fragt nach "Are you serious?". Franz nickt und Ali bleibt nichts anderes übrig, als das T-Shirt auszuziehen. Sie gibt es Franz und dreht dann in Richtung Bar ab. Wir können alle sehen, dass ihr die Tränen laufen.

Wir drehen uns zu Franz um, und er sagt zu uns beiden, dass er Ali das T-Shirt selbstverständlich zurückgeben wird. Es hat offensichtlich Helens Frage an mich gehört und dann das Zepter in die Hand genommen. Er wollte eh eine große Spende machen! Ali erlebt fünf miserable Minuten bis Franz ihr das T-Shirt wieder gibt. Was für eine tolle Gestik!


Tag 14: Auktion auf der Plancius.

Das Abendessen ist heute nicht so unser Ding. Helen entschließt sich für das Sirloin Steak mit süßen Kartoffeln und einer Paprika Salsa, aber das Fleisch ist sehr blutig und Helen bekommt keinen Bissen davon runter. Sie liebt ihr Fleisch ja Schuhsohlen-mäßig. Ich habe keine Lust auf den Lachs mit warmen Kartoffelsalat und nehme heute die Vegetarische Variante. Gemüse-Süß-Sauer mit trockenen Vermicelli Nudeln. Es schmeckt okay ist aber nicht gerade füllend. Aber trotzdem gehen wir nicht hungrig von Dannen, denn zum Nachtisch gibt es Kaiserschmarren mit Apfelmus und da Helen immer mindestens drei Portionen am Abend hat, sind wir am Ende pappsatt.

Wie immer an Seetagen ist Story-Time angesagt. Dieses Mal überrascht uns Ali, die verkleidet ein Gedicht vorliest, das sie selbst geschrieben hat. Es ist die Geschichte von Hans, the Flenser - einem Walfänger, der sich selbst den Kopf abschneidet und als Geist auch heute noch in einer der Walfangstationen auf Südgeorgien sein Wesen treibt. Ali hat sich einen Bart ins Gesicht gemalt, eine Wollmütze aufgesetzt und aus einem Besenstiel und Alufolie eine Sense gebaut. Super! Siehe Video!


Tag 14: Alis Storytime: Hans, the Flenser

27.02.2016: Tag 15 - Seetag auf dem Weg zu den South Orkney Islands

Wir beide wachen heute morgen mit einer laufenden Nase auf. Da haben wir uns bestimmt gestern beim stundenlangen Whale-Watching was aufgesackt. Draußen scheint die Sonne und die Temperatur liegt bei ca. 1°C. Das Frühstück um 8 Uhr ist wie immer lecker.

Heute sitzt Nicolette, unser Doktor an Bord, mit uns am Tisch. Sie kommt aus Kapstadt und hat einen wunderbaren trockenen Humor. Bei fast jedem Landgang zieht sie mir die Schnüre von der Schwimmweste stramm. Seit Jahren begleitet sie Kreuzfahrtschiffe in der Karibik mit Tausenden von Passagieren. Als Arzt an Bord kann man da so einiges erleben. Sie erzählt uns, wie ein Passagier nach einem Herzinfarkt seine Medikamente zuhause vergessen hat. Kein Problem, er kann sie bei Nicolette an Bord bekommen. Statt froh darüber zu sein, beschwert er sich bei ihr über die hohen Kosten. Totaler Schwachsinn, denn dafür würde seine Krankenversicherung ja aufkommen. Nicolette bestätigt ihm, dass sie gerne eine Rechnung für die Krankenkasse ausstellt. Er macht weiter Stunk. Bis Nicole ihm trocken zu verstehen gibt, dass eine Beerdigung um einiges teurer wird. Ende der Diskussion, sollte man denken. Aber nein, der Passagier beschwert sich bei der Kreuzfahrtgesellschaft über Nicolettes freche Antwort! Männer! Wir müssen uns jedenfalls totlachen über ihre Geschichten. Sie ist ein wirklich lustiger Charakter und bringt uns jedes Mal zum Lachen. Und sie scheint auch eine sehr gute Ärztin zu sein. Helen muss während der Reise mit Sandras Vater zu Nicolette, er hatte Ohrenschmerzen. Da Helen perfekt Englisch und Deutsch spricht, hat Jürgen Helen gefragt, ob sie ihm beim Übersetzen helfen kann. Macht Helen natürlich gerne. Nicolette hat sich sehr professionell und sehr freundlich um Jürgen gekümmert.

Kurz vor 10 Uhr kündigt Carol dann ihren nächsten Vortrag an. Wir müssen über ihre Bordansage laut lachen. Ihre letzten beiden Vorträge fielen ja wegen Walbeobachtungen ins Wasser. "With some trepidation I announce my next talk. I have spoken to the whales this morning and they promised to wait until later." Übersetzt: Mit etwas Bangen kündige ich meinen nächsten Vortrag an. Ich habe heute morgen mit den Walen geredet und sie haben mir versprochen später zu kommen."

Sie erzählt uns von einer Schottischen Antarktis Expedition, die unter William Speirs Bruce von 1902 bis 1904 stattfand. Er war der erste Mensch, der den Antarktischen Kontinent entdeckte. Niemand anderes war jemals zu diesem Zeitpunkt weiter südlich auf der Erde gewesen. Man sollte meinen, dass sein Name genauso häufig in den Geschichtsbüchern auftaucht, wie z.B. der von Ernest Shackleton. Aber nein! Da es keine dramatischen Rettungsversuche oder sonstige Katastrophen während dieser Expedition gab, spricht heute kaum noch ein Mensch von ihm. Er hat auch die erste antarktische Forschungsstation auf den South Orkneys gegründet. Carol ist Schottin und man merkt ihr an, dass sie mit diesem Vortrag gerne ihrem Landsmann Respekt und Anerkennung zollen will.

Ich schweife zwischendrin mit meinen Gedanken ein wenig ab und schaue aus dem Fenster. Was kommt da denn auf uns zu? Von der Größe und Form sieht es aus wie ein Orca, aber die Haut ist Hellbraun. Ich stupse Helen an und wir stehen auf, um uns das Tier etwas genauer durch das Fenster anzuschauen. Ein paar andere Passagiere folgen unseren Blicken und wir sind alle am rätseln. Kelvin erzählt uns später, dass es sich um einen Southern Bottlenose Whale (südlicher Entenwal) gehandelt hat. Da wir leider alle keine Kamera dabei haben, gibt es kein Foto von diesem Wal.

Um 12.30 Uhr gibt es Mittagessen und da wir heute einen dicken Kopf haben und nach all den wahnsinnig tollen Erlebnissen in den letzten beiden Tagen total müde sind, haben wir total vergessen zu notieren, was es heute zu Essen gibt. Lecker ist es bestimmt alle Male gewesen!

Da das Wetter so schön sonnig ist, verbringen die meisten anschließend ein paar ruhige Stunden auf den Außendecks. Vögel begleiten uns heute keine, aber in den geschützten Ecken an Bord, kann man es gut in der Sonne aushalten.

Um 15 Uhr hält Michael Lang den zweiten Teil seines Tauchvortrages. Ich ziehe mich mal wieder ins Zimmer zurück und sitze am Computer. Helen lässt nie einen Vortrag aus und berichtet mir anschließend, dass es sehr interessant war. Michael hat von den Gefahren für Taucher unter Wasser berichtet, Haiattacken usw., und wie man sich in solchen Situationen am besten verhält.

Kurz nach 16 Uhr passieren wir einen sehr schönen Eisberg, auf dem ein paar Kehlstreifpinguine den Sonnenschein genießen. Der Kapitän drosselt die Fahrt und umrundet halb den Eisberg, damit wir auch alle ein tolles Foto davon machen können. Finde ich immer super, wenn die Crew so ganz spontan auf das reagiert, was sich uns gerade in den Weg stellt.

Um 17 Uhr erzählt Kelvin uns nochmals ein paar Details zu den Buckelwalen, die wir gestern ja so wunderbar nah und lange neben der Plancius sehen konnten. Anschließend beschreibt Ali die Wichtigkeit von Krill in den Antarktischen Gewässern. Henrik vergleicht dann zum Schluss das Tauchen von Menschen und Tieren (Tauchtiefe, Sauerstoffgehalt im Blut, Druckausgleich usw.). Wie immer sehr interessant!

Um 18.40 Uhr geht dann vor uns die Sonne unter. Ein großer Tafel-Eisberg ist auf der rechten Seite des Schiffs angestrahlt zu sehen. Das Fotolicht ist ideal und es werden viele Portraits und Stimmungsbilder an Bord gemacht. So einen schönen Sonnenuntergang sieht man hier unten nur sehr selten.

Anschließend geht es direkt zum Abendessen. Heute steht Melone im Schinkenmantel als Vorspeise auf dem Menü. Gefolgt von Kalbsfilet mit Gorgonzola, Quinoa und Grünen Bohnen (für mich), sowie Schollenfilet in Safransoße mit Spinat und Tomatenreis (für Helen). Vom Nachtisch - Zitronen-Käsekuchen - können wir alle nicht genug bekommen.

Um 20.45 Uhr erfolgt Jims Recap. Er erzählt uns, was in den nächsten 5 Tagen auf dem Plan steht.

Wir sind müde und liegen deshalb heute schon um 22.45 Uhr im Bett, denn morgen heißt es wieder ... früh aufstehen!

28.02.2016: Tag 16 - Shingle Cove auf der Coronation Island, South Orkney Islands

Wake-Up Call ist um 6.15 Uhr. Helen ist schon vorher wach und wirft einen Blick aus unserem Bullauge. Wir passieren gerade einen großen Tafel-Eisberg. Der Himmel ist zwar bewölkt, aber die Sicht auf die Coronation Island (sie ist Teil der South Orkney Inselgruppe) ist klar und spektakulär. Draußen ist es relativ windstill und die Temperatur liegt bei 1° Plus. Das sieht gut aus für eine Landung!

Nach dem Frühstück ziehen wir uns sehr warm an. Ich ziehe unter meine wasserfeste Hose gleich zwei warme Leggins an! Man sieht schon an den Gletschern auf dieser Insel, dass es draußen richtig kalt ist. Die Plancius wirft Anker in einer kleinen Bucht (Iceberg Bay), das Wasser ist ruhig und macht das Einsteigen in die Zodiacs um 7.30 Uhr im Vergleich zu den South Sandwich Islands einfach.

Jim begrüßt die Zodiacs auf einer kleinen Steinzunge. Die Zodiacs können einfach auf den flachen Stein rutschen und wir steigen in das ca. 5-10cm tiefe Wasser. Leider sind keine Adeliepinguine auf der Insel. Jim glaubt, dass sie schon die ganze Saison nicht hier waren. Schade! Dafür sehen wir mal wieder viele Fellrobben. Sie sind aber weniger aggressiv, als auf Saunders Island, obwohl ich kurz nach der Landung mal kurz einem großen Bullen ausweichen muss, der direkt vor mir aus dem Wasser schießt.

Shingle Cove - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Wir müssen etwas über die nassen Steine und dann durch den Schnee laufen. Zu viel für Catriona, die sich bereits am vierten Tag den Fuß an Bord verstaucht hatte. Netterweise kann sie und ihr Mann Jeff dann aber mit unserem Argentinischen Guide Nacho eine Runde im Zodiac drehen.

Shingle Cove - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Tobias steckt den Weg zu einem Gletscher hoch. Man muss aufpassen nicht in ein tiefen Loch zu fallen. Ich habe keine Lust auf den Anstieg und gehe lieber zum Strand runter, wo sich See-Elefanten, Fellrobben und ein einsamer Eselspinguin befinden. Helen ist immer für Bewegung zu haben und folgt den anderen. Oben kommt es zu einer Schneeballschlacht, aber da ich beide Kameras bei mir habe, gibt es keine Bilder oder Videos davon.

Die jungen See-Elefanten bieten uns unten am Strand eine tolle Show. In einem kleinen Wasserbecken lieben sich sich zärtlich und streicheln sich gegenseitig mit den Flossen. Aber das Liebesspiel dauert nicht lange. Kaum hebt einer auch nur den Kopf, richtet sich der andere auf und die Scheinkämpfe beginnen bis beide wieder erschöpft ins seichte Wasser fallen. Ein paar ältere Bullen liegen dicht gedrängt auf der Strandkuppe. Man sieht deutlich die größer werdenden Nasen, aber es sind noch keine voll ausgewachsenen Tiere. Dennoch ist ihr Haut von Narben und teilweise blutenden Wunden bedeckt.

Eine Blonde Fellrobbe ist ebenfalls fotogen. Ali schätzt das Männchen auf etwa 2 Jahre. Lustig ist auch, wenn die Fellrobben auf dem Bauch den Schnee runter rutschen. Wir haben drei Stunden Zeit, um alles zu genießen, aber die Kälte kriecht durch unsere Gummistiefel und ich habe eiskalte Zehen und Finger.

Helen nimmt schon ein paar Zodiacs vor mir, um sich an Bord aufzuwärmen. Ich teile meines mit Jana, Carolin und Michael und Ali dreht auf dem Weg zur Plancius noch eine kleine Runde am Strand entlang und zu ein paar Eisbergen.


Tag 16: Landausflug zur Shingle Cove auf der Coronation Island, South Orkney Islands

An Bord vergesse ich total meine Bordkarte auf "Anwesend" zu drehen, aber Helen sieht mich und bemerkt es sofort, ansonsten wäre ich zum Mittagessen über die Bordsprechanlage zum Drehen des Tags aufgerufen worden, was immer etwas peinlich ist - vor allem, wenn es einem mehrfach passiert. Aber das System ist notwendig. Insbesondere hier, denn außer uns kommt kaum eine Kreuzfahrt hierher und keiner will zurückgelassen werden. Carol erzählt Helen, dass sie bereits seit 20 Jahren die Kreuzfahrten an den Polaren macht und es erst das dritte Mal war, dass sie auf den South Orkneys gewesen ist, allerdings war das Wetter bei den ersten beiden Malen zu schlecht für einen Landgang.

Ursprünglich hätten wir hier die Argentinische Orcadas Forschungsstation besuchen sollen, aber Jim hat auf seine Email keine Antwort bekommen. Kein Wunder, denn am Sonntag arbeiten die Argentinier garantiert nicht!

Um 12.30 Uhr gibt es Mittagessen. Die Plancius hat den Anker gelichtet und wir sehen aus den Speisesaalfenstern die restlichen Gletscher der Coronation Island an uns vorbei ziehen. Wir haben alle Hunger, denn die Kälte verbraucht offensichtlich Kalorien. Es gibt eine leckere Hühner-Nudelsuppe und anschließend Tortillas, mit Chili con Carne und Reis. Ich lasse für unseren Tisch noch eine extra Fuhre Sourcreme kommen. Genau das richtige Mittagessen für mich! Den Nachtisch (Zitronengötterspeise mit einem Klacks Sahne) reiche ich an Helen weiter. Nicht mein Ding!

Da die Fahrt bis zur Elephant Island 27 Stunden dauert, stehen am Nachmittag wieder Vorträge an. Aber ich lasse diese aus. Ich habe einfach zu viel zu tun, um die Videos zu brennen, Panoramas zu bauen und Fotos zu löschen. Helen hört sich Carols Vortrag zu Shackleton Expedition an. Beim dritten Mal klappt es endlich und Wale tauchen dieses Mal nicht neben der Plancius auf. Um 17.00 Uhr erfolgt eine BBC Dokumentation "Frozen Seas". Sie ist Teil der Blue Planet Serie, die wir auf einer der Festplatten haben. Ich verpasse also nichts.

Recap ist um 18.30 Uhr. Christian kommt noch einmal auf die Buckelwale zurück und beschreibt, wie wir alle helfen können, die Migrationswege von Walen über unseren Planeten zu dokumentieren. Die hintere Flosse der Buckelwale ist wie unser menschlicher Fingerabdruck einmalig und man kann Fotos an www.happywhale.com senden mit Datum und Ort. Wissenschaftler schauen dann in ihre Datenbanken und mit Glück bekommt man ein Email mit einer Wal-Identifikationsnummer und den Orten, wo der gleiche Wal schon einmal gesichtet wurde.

Um 19.00 Uhr ist schon wieder Essen angesagt. Der Renner des Abends, insbesondere bei unseren Britischen Passagieren an Bord, ist der Sonntagsschweinebraten mit Risoni Pasta. Ich entscheide mich aber für die vegetarische Variante: Kürbis-Süßkartoffel-Auflauf mit Fetakäse und Tomatensoße. Etwas zu süß für meinen Geschmack. Der Nachtisch (Dulce de Leche Mousse) kommt bei allen gut an.

Heute erzählt uns Catherine in ihrer Story Time eine lustige und feuchte Geschichte über eine Wanderung im Englischen Dartmoor. Sie dauert keine fünf Minuten und Helen verpasst das meiste. Wir verabschieden uns heute sehr früh und ziehen uns in unser Zimmer zurück. Die Nase läuft, der Kopf ist schwer und wir sind hundemüde. Schnell unter die Dusche und ab ins Bett. Licht aus um 22 Uhr.

29.02.2016: Tag 17 - Cape Lookout auf Elephant Island, South Shetland Islands

Jim weckt uns um 7.45 Uhr. Ich habe eine dicke Nase, einen extrem trockenen Rachen und meine Stimme ist um einiges tiefer. Eine echte Kopfgrippe! Scheiße!

Nach dem Frühstück habe ich eine Stunde Zeit und schreibe den Tagesbericht von gestern. Wir passieren die Clarence Insel. Eindrucksvoll heben sich die Gletscher und Schneefelder von den steilen Felsen ab. Es ist bewölkt, aber hier und da zeigt sich ein Blauer Streifen am Himmel.

Tobias erklärt uns um 10.30 Uhr dann die geografischen Erkenntnisse zur Antarktis und zur antarktischen Halbinsel. Bei mir bleibt hängen, dass sich der antarktische Kontinent in 750 Millionen Jahren mal vom Nordpol über den Äquator bis hin zum heutigen Südpol bewegt hat. Das alles passierte durch die Verschiebung der tektonischen Platten. Anhand von Gesteins- und Sedimentablagerungen kann man deutlich erkennen, dass es hier mal einen Urwald gegeben hat, denn auf den South Shetland Inseln findet man Kohlegestein.

Das Mittagessen ist heute ein wenig trocken. Es gibt Reis mit Pappadums, Raita und Tandoori Hähnchen. Die Vorspeise war eine Zwiebelsuppe, Nachtisch ist dann Vanilleeis mit Liebesperlen und Schokosoße. Wir erreichen die Bucht beim Cape Lookout auf Elephant Island. Eine historisch wichtige Insel, denn vor 100 Jahren wurden hier Shackletons Leute gerettet.

Der Wind bläst ganz schön stark. Das Wasser in der relativ offenen Bucht erscheint uns noch relativ ruhig zu sein, als wir gegen 14.30 Uhr den Anker am Cape Lookout werfen. Ali und Tobi, sowie Henrik und Kelvin erkunden mit den Zodiacs mögliche Lande- und Tauchpunkte. Aber die Brandung ist zu stark. Per Funk übermittelt Ali, dass es keine Möglichkeit zur Landung gibt, entweder sind die Algen zu glitschig oder das Wasser wirbelt wie in einer Waschmaschine. Stattdessen bekommen wir eine Rundfahrt in den Zodiacs angeboten. Die höheren Zimmernummern sind dieses Mal in der ersten Gruppe und sie besteigen die Zodiacs um 15.30 Uhr. Wir müssen bis 16.50 Uhr warten.

Jana, Carolin, Daniel, Jane, Stewart und Glyn, der Engländer aus Yorkshire sind mit uns im Boot, das von Nacho gesteuert wird. Den Seeleopard sehen wir zwar nicht, dennoch macht die Fahrt Spaß. Die zackigen Felsen und die Nebelschwaden hinterlassen einen spukigen Eindruck. Man kann sich richtig vorstellen, wie es Shackletons Männern hier neun Monate lang ergangen ist. Eine lebensfeindliche Landschaft, in der allerdings Pinguine und Fellrobben wunderbar überleben können. Wir sehen viele Kehlstreifpinguine und es soll auch einen Goldschopfpinguin geben, den wir aber ebenfalls nicht sichten. Ein paar Robben spielen neben unserem Zodiac im Wasser. Die Fahrt dauert eine Stunde und fünfzehn Minuten und ist besser, als wenn wir an Land gegangen wären. Während wir auf die Plancius zufahren, hören wir über Nachos Funkgerät, dass Nicolette, unsere Ärztin an Bord, dringend an der Gangway gebraucht wird. Frode, einer der Guides, hat sich den Kopf am Überhang der Gangway gestoßen. Die Wunde wird mit fünf Stichen genäht.


Tag 17: Zodiacfahrt am Cape Lookout auf Elephant Island, South Shetland Islands

Zum Abendessen entscheiden wir uns beide für die Lammkeule mit Süßkartoffelbrei und gerösteter rote Bete. Helen ist total begeistert vom Nachtisch: Bread and Butter Pudding mit Vanillesoße. Sie verdrückt locker drei Portionen davon. Ich ziehe mich anschließend ins Zimmer zurück. Die Nase juckt und läuft. Und es warten Fotos, Videos und der Tagesbericht auf mich. Keine ruhige Minute haben wir hier an Bord!