01.03.2016: Antarktis Kreuzfahrt - Tag 18: Gourdin Island und am Nachmittag Brown Bluff (Antarktischer Kontinent)

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01.03.2016: Tag 18 - Gourdin Island und am Nachmittag Brown Bluff (Antarktischer Kontinent)

Wake-Call ist heute morgen um 7.15 Uhr. Draußen ist es sehr neblig, der Wind bläst mit 30 Knoten und die Plancius ist von Eisbergen umzingelt. Helen geht nach dem Frühstück mit Sandras Vater kurz zum Arzt an Bord. Er hat Ohrenschmerzen und Helen muss zur Sicherheit für ihn Nicolettes Anweisungen übersetzen. Macht sie ja immer gerne.

Gegen 9.15 Uhr besteigen wir das dritte Zodiac. Die Wellen an der Gangway sind recht hoch und man muss höllisch beim Einstieg aufpassen, dass man nicht den falschen Schritt ins Zodiac macht. Eine Passagierin erwischt den Tritt im Zodiac nicht richtig und fällt auf den Rücken. Zum Glück landet sie im Zodiac und nicht im Wasser!

Ali ist heute morgen unsere Fahrerin und mit einem GPS Gerät ausgestattet. Die Fahrt ist etwas rauh und alle anderen Zodiacs folgen uns zur Landestelle, denn der Nebel ist so dicht, dass wir nicht einmal die Gourdin Insel von der Plancius aus erahnen können. Spukig!

Ali ist jedoch erfahren genug und steuert uns ohne Probleme in den kleinen Inselkanal unweit von der Landestelle, an der Jim schon auf uns wartet. Das Aussteigen gestaltet sich einfach, denn die Zodiacs können auf einen flachen Felsen gleiten. Da wir die ersten Passagiere auf der Insel sind, sehen wir direkt neben der Landestelle einen Weißgesicht-Scheidenschnabel, der gerade in einem kleinen Wasserbecken badet.

Kaum sind wir auf der Insel, hebt sich der Nebel ein wenig und für einige Minuten kommt sogar mal die Sonne raus. Die Insel liegt etwa 60km von der Antarktischen Halbinsel entfernt und ist nicht von Schnee bedeckt, aber dennoch sehr matschig. Man muss höllisch aufpassen, nicht auf der Pinguin-Scheiße auszurutschen.

Gourdin Island - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Wir entdecken unsere ersten Adeliepinguine zwischen den Kehlstreif- und Eselspinguinen. Adeliepinguine scheinen einen sehr kurzen Schnabel zu haben, aber in Wirklichkeit wachsen ihnen Federn drüber, die sie vor den eisigen Winden in der Antarktis schützen. Adeliepinguine sind die am südlichsten brütenden Pinguine der Welt.

Unweit von der Landestelle liegt unsere erste Weddellrobbe im Sand. Sie ist müde, gähnt vor sich hin und hebt ab und zu mal kurz den Kopf. Ansonsten nimmt sie wenig Notiz von uns und lässt sich auch von den Pinguinen nicht stören. Im Wasser und an Land tummeln sich wie immer Fellrobben. Wir beobachten auch einen verrückten Kehlstreifpinguin, der wie eine gestochene Sau am Strand rauf und runter springt. Komisch! Ob er krank ist?

Ein anderer Passagier macht mich auf das Weißgesicht-Scheidenschnabel Küken aufmerksam, das gerade von beiden Elternteilen gefüttert wird. Ein Erwachsener bleibt immer beim Küken, während der andere auf Futtersuche geht und dann wenige Minuten später mit vollem Schnabel wieder angeflogen kommt. Das Küken scheint im Federwechsel zu sein, die braunen Federn tarnen es gut gegen möglich Feinde, wie Sturmvögel und Raubmöwen.

Wir bleiben fast zwei Stunden auf der Insel. Auf dem Rückweg zur Plancius ist der Nebel noch dichter als am Morgen und der Wellengang hat noch einmal deutlich zugenommen. Dieses Mal haben wir Tobi als Fahrer und auch er ist mit dem GPS Gerät ausgestattet und alle anderen Zodiacs folgen uns. Wir sehen die Hand vor Augen nicht und schon gar nicht die Plancius. Unheimlich! Nach etwa 10 Minuten tauchen dann die Umrisse der Plancius im Nebel auf. An der Gangway schwappt es ganz gewaltig, aber wir schaffen es ohne Probleme an Bord.

Während Helen schon ins Zimmer geht, um sich aufzuwärmen, warte ich noch auf die anderen Boote und mache Video. Mir frieren fast die Finger ab und man kann deutlich auf dem Video mein Kälte-Schnaufen hören. Bei einem der Zodiacs reißt das Band, mit dem das Zodiac an der Gangway befestigt wird. Der Fahrer fällt dabei rückwärts ins Boot, kann sich aber noch rechtzeitig fangen und geht nicht über Bord. Holla! Der arme Mann an der Gangway (Victor) musste erst Werkzeug und ein neues Seil holen und das bei dieser Kälte. Seine Hände müssen auch am Abfrieren gewesen sein! Nach und nach kommen alle Passagiere an Bord. Nur Sandra, sie ist heute morgen noch am Tauchen gewesen, fährt noch einmal mit einem der Zodiacs raus. Und das bei diesem Wetter.

Ich unterhalte mich später mit ihr und sie ist stocksauer auf ihren Tauchpartner Michael Lang. Er ist ein ganz erfahrener Taucher und arbeitet als Professor für Meeresbiologie an der Universität in San Diego. Die Taucher hatten nämlich einen fantastischen Morgen. Die Sicht unter Wasser war super und gleich zwei Seeleoparden schwammen mit ihnen im Wasser. Amos und Jim machen unglaublich tolle Bilder und Videos von diesen Begegnungen. Einer der Seeleoparden taucht auch direkt hinter Sandra auf, aber Michael Lang gibt ihr kein Zeichen, während er in aller Ruhe ein Video dreht. Erst als der Seeleopard weiter zieht, zeigt er Sandra die Robbe. Diese ist dann aber schon viel zu weit weg, um noch gute Fotos zu machen. Entsprechend sauer ist Sandra! Für alle DUI Taucher ist das Tauchen mit den Seeleoparden das Highlight auf dieser Tour. Die Weibchen können bis zu 3.60m lang werden, 500 kg wiegen und sehr aggressiv reagieren. Es hat schon einige Attacken an Menschen gegeben, die tödlich für die Taucher ausgingen, denn die Zähne der Seeleoparden sind sehr scharf. Da steigt bei jedem Taucher der Blutdruck und vermutlich wird auch mehr Sauerstoff verbraucht. Ungefährlich ist das nicht!


Tag 18: Landausflug zur Gourdin Island

In der Dusche müssen wir dann erst einmal unsere Wasserfesten Hosen schrubben. Die Pinguinscheiße stinkt gewaltig das ganze Zimmer aus, wenn man sie nicht gleich abwäscht. Anschließend geht es direkt zum Mittagessen. Wir sind alle am verhungern. In der Kälte verbrauchen wir deutlich mehr Kalorien. Entsprechend begeistert sind wir, dass es heute Hamburger mit Pommes gibt. Wie lecker! Wir machen unsere Teller voll und während wir unsere Burger mit allem Drum und Dran Schicht für Schicht aufladen, löffeln wir schon einmal die Gemüsesuppe nebenbei. Mayo und Ketschup auf die Pommes dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Jana und Caro sitzen uns gegenüber und wir machen Fotos von uns und unseren Hammer-Burgern. Mit Ach und Krach passt meiner in den Mund. Oh Gott, so was von lecker! Genau das richtige für heute! Helen bemerkt schmatzend, dass es aber wohl der teuerste Hamburger ist, den sie je gegessen hat.

Alexander läuft hinter unserer Bank vorbei und ich höre ein "Oh, shit!". Sein Teller ist ebenfalls bis zum Rand gefüllt und eine mit Mayo-bestrichene Brötchenhälfte fällt justamente von seinem Teller, als er hinter mir vorbei geht. Sie landet auf meinem Arsch! Da ich ganz ins Schwarz gekleidet bin, hebt sich die Mayo gut ab. Alex ist das Ganze furchtbar peinlich und er reibt mir mit der Serviette den Hintern ab. Dann zieht er schnell weiter. Wir vier Mädels können uns vor Lachen kaum halten.

Die Plancius ist auf dem Weg zum Antarktischen Kontinent. Eine Landung beim Brown Bluff steht auf dem Plan. Der Himmel ist immer noch bedeckt, aber nach und nach lichten sich die Wolken und wir können an Deck die ersten Landmassen der Antarktis ins Visier nehmen. Große Tafeleisberge liegen nahe der Küste, hier und da endet ein gewaltiger Gletscher in der See und wir erkennen schwach die roten Dächer der Argentinischen Forschungsstation Esperanza.

Gegen 15.15 Uhr, inzwischen scheint die Sonne und der Himmel ist Blau, steuern wir auf Brown Bluff zu. Es handelt sich um einen nicht mehr aktiven Vulkankegel, der heute 745m hoch ist. Der ursprüngliche Krater wird auf einen Durchmesser von 12-15km geschätzt, der vor ca. einer Millionen Jahre entstanden ist. Rechts und links davon befinden sich gewaltige Gletscher. Vor der Plancius taucht sogar kurz ein Zwergwal auf, als wir den Anker werfen.

Gegen 16.25 Uhr besteigen wir das Zodiac. Der Wellengang an der Gangway ist nicht ohne, aber wir haben damit heute morgen ja schon Erfahrung gemacht und kommen ohne Probleme ins Boot. Kelvin steuert das Zodiac durch die vielen kleinen Eisberge sicher zum Strand und wir erhalten wie üblich von Jim unsere Anweisungen für den Landgang.

Um 16.30 Uhr ist es dann soweit ... Helen und ich betreten den Siebten Kontinent und damit unserem letzten! Wir sind nicht die einzigen Passagiere an Bord, die dieses Ereignis feiern. Helen macht ein kleines Tänzchen an Land. Schon toll, was wir alles im Leben schon gesehen haben! Und hoffentlich wird es noch viel, viel mehr sein in den nächsten 50 Jahren!!!

Am Strand begrüßen uns Adelie- und Eselspinguine. Jim und Ab haben den rechten Strandabschnitt mit roten Flaggen abgesperrt. Es sollen diverse tote Adeliepinguine dort rumliegen und wir wollen die mögliche Infektion oder den Vogelvirus nicht auf andere Teile der Antarktis verbreiten. Dennoch haben wir unseren Spaß, als zwei abenteuerlustige Eselspinguine versuchen die roten Flaggen abzureißen. Patch, patch, patch ... die vom Wind geschüttelten Flaggen klatschen in ihre Gesichter. Da ist Kopfschütteln angesagt, aber nach und nach schaffen sie es die Flaggen mit ihren Schnäbeln zu schnappen. Pinguine sind einfach immer wieder lustig drauf. Herrlich, sie so zu beobachten. Man kann ihnen förmlich die Gedanken im Gesicht ablesen.

Wir machen Fotos von uns und anderen bei den Lavaformationen und folgen dann anschließend links den Strand runter den Flaggen, die Ali in den Sand gesteckt hat. Der Weg führt über einen Hügel zu einem Bach runter und dann ins Landesinnere an der Seite eines Gletschers zu ein paar Wasserfällen.

Ehe wir jedoch dort ankommen, hören wir über Christians Funkgerät, dass der Kapitän sich Sorgen um das Wetter macht. Hinter der Plancius ist erneut eine Nebelbank zu erkennen und der Kapitän ist auf der Suche nach einer ruhigeren Stelle, an der der Wellengang weniger hoch ist. Wir werden zu den Zodiacs zurückbeordert und der Landgang muss abgebrochen werden. Sicherheit geht einfach vor. Etwa 10 Passagiere waren noch nicht einmal vom Bord an Land gekommen und müssen ganz auf diesen Kontinentalen Landgang verzichten. Da haben wir wenigstens noch Glück gehabt, dass wir eine Stunde hier an Land haben.

Auf dem Rückweg beobachten wir mehrere Eselspinguine, die nicht genau wissen, wie sie über unsere Zodiacseile kommen sollen. Die Zodiacs sind am Strand befestigt und da der Wellengang rauf und runter geht, bewegt sich das Seil entsprechend hoch und runter. Rätselratend watscheln die Pinguine am Seil entlang und wagen dann irgendwann den Sprung über das Seil. Manche schaffen es, andere bleiben aber am Seil hängen und bauen eine echte Bauchlandung! Dennoch verletzt sich keiner. Nicht, dass wir noch Nicolette, unseren Doc, rufen müssen!

Wegen des rauhen Wellenganges wird jedes Zodiac mit zwei Crewmitgliedern ausgestattet, um den Ausstieg an der Plancius zu vereinfachen. Wir haben Christian als Fahrer und vorne gegenüber von mir nimmt Ab Platz. Zwischen den Eisbergen ist das Wasser noch recht ruhig, aber kaum haben wir die Eisberge passiert, schwappen die Wellen mehrfach in unser Boot. Christian behauptet mit einem Grinsen, dass er ja nur Ab nass machen will, aber die Wellen sind unberechenbar und am Ende werden alle nass, sogar Christian!!!

An der Gangway der Plancius haben wir extreme Schwankungen. Da ist wirklich gutes Timing beim Ausstieg gefragt. Teilweise ist die Gangway Plattform sogar 30cm unter Wasser. Volle Konzentration ist angesagt, aber wir schaffen es alle mehr oder weniger elegant an Bord. Kurz nach uns muss der Kapitän aber die Plancius erneut umpositionieren, damit es weniger gefährlich für die nächsten Zodiacs wird. Das dauert natürlich eine Weile und drei der Zodiacs müssen in den hohen Wellen warten, bis die Gangway wieder runter gelassen wird. Klitschnass schaffen es aber auch die restlichen an Bord. Puh, das war mal wieder ein echtes Abenteuer und hätte böse ausgehen können. Auf anderen Kreuzfahrten ist es schon passiert, dass Passagiere die Nacht an der Landestelle verbringen mussten. Deswegen werden zu jedem Landgang große Säcke mit Zelten, Matratzen und Notrationen mitgenommen. Man weiß ja nie.

Während des Recaps verspricht Jim den Passagieren, die es heute nicht auf den Kontinent geschafft haben, es morgen noch einmal bei der Hope Bay zu versuchen, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Die Plancius dreht also wieder gen Norden, denn im Süden hat sich bereits zu viel Packeis gebildet. Die Plancius hat zwar einen Eis-verstärkten Rumpf, ist aber kein Eisbrecher und deshalb können wir nicht, wie z.B. das Schwesternschiff - die Ortelius, durch solche Regionen fahren.

Zum Abendessen gibt es wieder ein BBQ, allerdings dieses Mal im Speisesaal, da es draußen an Deck viel zu windig ist. Gegrillte Würstchen, gebackene Kartoffeln, Maiskolben und Zucchinis für alle - All You Can Eat! Am besten war aber der Nachtisch - Tiramisu, Erdbeertorte und Schoko-Kaffee-Torte. Wir haben uns Oberkante-Unterlippe vollgestopft!

Anschließend ist wieder eine Feier angesagt. Thijs und Sava machen einen kleinen Scherz und schmücken die Lounge im Karibischen Motto. Die Bar ist offen, die Mucke läuft, aber heute können sich nur die Hartgesottenen, und dazu gehören auch wir, zum Tanzen aufraffen. Helen und Tom legen einen sehr koordinierten Macarena-Tanz hin!


Tag 18: Landausflug zum Brown Bluff (Antarktischer Kontinent)

Gegen Mitternacht liegen wir aber schon im Bett und freuen uns auf morgen!