02.03.2016: Antarktis Kreuzfahrt - Tag 19: Hope Bay (Antarktis Kontinent) und Paulet Island

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02.03.2016: Tag 19 - Hope Bay (Antarktis Kontinent) und Paulet Island

Eine Minute vor dem Wake-Up Call wache ich auf, die Blase drückt und ich bekomme die Ansage von Jim nicht so ganz mit. Helen sagt, es sind 3°C draußen, strahlender Sonnenschein, kein Wind und die Plancius fährt gerade in die Hope Bucht. Wir schmeißen uns in die Klamotten und sind mit die ersten, denen heute morgen ein fantastisches Bild geboten wird. Der Kontinent, samt Gletscher und Eisschollen im Wasser spiegeln sich zu 100% im Wasser. Wow! Besser geht es gar nicht!

Das Deck und die Geländer sind mit Eis überzogen und wir müssen höllisch aufpassen nicht einen dreifachen Rittberger an Bord zu drehen. Ich sehe auch noch die kleine Esperanza Forschungsstation bei der Einfahrt. Später können wir nur noch den Rauch und ein paar Masten der Station von unserem Landeplatz aus erkennen.

Wir haben noch nicht ganz zuende gefrühstückt, da kommt die Ansage von Kelvin, dass die Taucher leider aufgrund der schlechten Bedingungen nicht ins Wasser gehen können. Als Alternativprogramm steht ein Film zum Trocknen von Farbe zu Verfügung. Ein gut gemachter Witz, über den wir uns amüsieren. Die meisten Taucher stehen schon fertig angezogen bei den Zodiacs und können den Sprung ins Wasser kaum erwarten.

Wir sind noch am Schnacken mit Carolin, Jana und Michael, da kommt Jims Ansage, dass wir in fünf Minuten die Zodiacs für die Landgänger besteigen können. Wir springen auf und rennen ins Zimmer. Zack, zack ... der Tag ist einfach zu genial, um auch nur eine Minute davon zu verpassen.

Das Wasser ist spiegelglatt und wir erwischen Tobias als Fahrer, was Caro ganz glücklich macht. Was für ein Kontrast zu gestern, wo in den hohen Wellen keiner von uns trocken geblieben ist. Tobi steuert uns durch die Eisschollen, die super schön in Türkis und Blau vor sich hinleuchten.

Hope Bay - 360° Panorama
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An Land befinden sich Adelie-, Kehlstreif- und Eselspinguine, aber sie werden von den meisten Passagieren kaum beachtet. Die Eisformationen im Wasser sind einfach faszinierend schön. Christian steckt einen Pfad auf einen Hügel hoch. Wir kommen beim Anstieg kräftig ins Schwitzen. Ohne Wind ist es schweinewarm, wir haben viel zu viele Klamotten an. Aber der Blick von oben auf die Bucht ist gigantisch!

Blick von oben auf Hope Bay - 360° Panorama
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Highlight des Morgens ist aber die Zodiacfahrt um die Eisschollen herum. Jaanus Hannes (Estland), der erste Offizier an Bord, ist unser Fahrer. Es ist seine zweite Runde und er kennt schon die besten Spots zum Fotografieren. Leider sitze ich hinten und nicht vorne und so muss ich mit dem Fotografieren immer warten, bis das Zodiac einigermaßen stillsteht, damit ich aufstehen und über die Köpfe der anderen fotografieren kann. Trotzdem gelingt mir ein Foto von einer Krabbenfresser Robbe mit offenem Mund.

Diese Robben sind etwa 220 bis 245 cm lang und mit 170 bis 230 kg Gewicht verhältnismäßig leicht. Das Gebiss des Krabbenfressers ist der Ernährungsweise angepasst und weicht von allen anderen Robbengebissen ab. Die Zähne haben röhrenförmige Aussparungen auf ihrer Oberfläche. Wenn die Robbe das Maul schließt, passen die Zähne des Ober- und Unterkiefers genau zwischeneinander, und nur durch die Aussparungen kann weiter Wasser hindurch dringen. Die größte Lücke zwischen den Zähnen beträgt dann 2,6 mm. Als einzige Robbe hat sich der Krabbenfresser an eine Ernährung von Tieren des Planktons angepasst. Dabei bildet der Antarktische Krill die mit Abstand wichtigste Beute. Er macht mehr als 90 Prozent der gesamten Nahrung aus. Der Krabbenfresser frisst den Krill, indem er mit geöffnetem Maul Wasser schluckt und dies dann durch das Filtersystem seines Gebisses wieder hinauspresst. Der Krill bleibt in den Zähnen hängen und wird geschluckt. Auf die gleiche Weise kann auch mal ein Fisch erbeutet werden, doch liegt die Höchstgröße der vom Krabbenfresser gefangenen Fische bei 10 cm.

Fantastisch sind die Spiegelungen im Wasser. Das Wasser ist so klar, dass wir auch die Ausmaßen der Eisschollen unter Wasser sehen können. Am Ende macht Jaanus auf meinen Wunsch hin auch noch einen großen Bogen um die Plancius, damit wir das Schiff leicht gespiegelt in dieser tollen Kulisse fotografieren können. Super!


Tag 19: Landausflug zur Hope Bay (Antarktis Kontinent)

Der Vormittag hätte nicht besser sein können. Gut, dass wir noch ein zweites Mal auf den Kontinent mussten. Mir sind zwischendrin fast die Tränen wegen dieser unglaublich schönen Landschaft gekommen. Was wir schon alles auf dieser Tour gesehen haben ... einfach genial!

Und der Nachmittag hatte für uns eine weitere Sensation im petto. Wir sitzen noch beim Mittagessen (Knoblauchsuppe, Rindereintopf mit Tomaten und Mais auf Reis), da kommt die Bordansage, dass direkt vor der Plancius überall Wasserfontänen zu sehen sind. Jim erwähnt das magische Wort "Orcas" und im Speisesaal kommt es zu einer Massenflucht. Ich hatte noch 10 Minuten vorher gesagt, dass uns jetzt eigentlich nur noch die Orcas fehlen. Auf dieser Tour kommt einfach alles, wie bestellt. Der Hammer!

Ich renne ins Zimmer, schnappe mir meine Jacke. Zum Schuhewechseln nehme ich mir nicht mal die Zeit. Muss auch mit den Hausschuhen gehen. Und tatsächlich ... rund um das Schiff herum steigen 20-30 Wasserfontänen gleichzeitig auf. Orcas und Zwergwale. Christian hat zunächst den Eindruck, dass die Orcas im Pulk einen Zwergwal jagen, aber dann sehen wir in dem Gewimmel auch noch eine Robbe und alle scheinen schnell in Bewegung zu sein. Kelvin und Jim vermuten, dass sich ein riesiger Schwarm Krill im Wasser befindet und alles am Fressen ist. Hier und da sehen wir die Zwergwale sogar springen, allerdings mit geschlossenem Mund. Die Orcas ziehen in Gruppen bis zu acht Tieren an uns vorbei. Kelvin schätzt, dass über 125 Orcas bis hin zum Horizont zu sehen sind. Wahnsinn! 80 Minuten lang schauen wir uns das Schauspiel an und erneut bestätigt die Crew an Bord, dass sie so etwas auf ihren Polarreisen noch nicht gesehen haben. Der Highlight des Nachmittags ist, als gleich fünf Zwergwale direkt vor unserem Bug vorbeischwimmen. Tom steht zu diesem Zeitpunkt unter der Fahne und gibt mir später seine Bilder. Toll!

Urplötzlich zieht der Nebel auf und der Kapitän bläst das Horn zur Weiterfahrt. Wir jubeln im von den unteren Decks aus zu. Super, dass wir einen Wal-begeisterten Kapitän haben! Vor dem Schiff taucht auf einmal ein Nebelbogen auf. Die DUI-Tauch-Passagiere machen gerade ein Gruppenfoto.

Ich ziehe mich anschließend in die Kabine zurück und lade meine Fotos und Videos auf den Computer runter. 1013 Dateien an einem halben Tag! Das zeigt, was wir für ein Glück wir heute haben. Besser kann es wirklich kaum noch werden, aber das haben wir auch schon vorher auf dieser Reise schon gesagt, und irgendwie ist immer noch eine Steigerung drin! Unglaublich!

Um 18 Uhr ankern wir vor Paulet Island. Da es schon so spät ist, haben wir nur eine Stunde an Land. Hunderte von Blauaugenscharben sitzen auf einem Hügel. Zwei Weddellrobben liegen faul am Strand. Erneut sehen wir viele tote Adeliepinguine, manche sind noch am Anfang der Mauser und werden es bis zum Winter nicht mehr schaffen flügge zu werden. El Niño hat dieses Jahr ganz sicher einen großen Effekt. Viele Pinguine sind viel zu spät zu ihren Brutplätzen angereist, vermutlich hatten sie sich noch nicht genügend Fett angefressen, da der Krill nicht so reichhaltig in diesem Jahr ist. Mal sehen, was nächstes Jahr dann mit den Adeliepinguinen passiert. Der vermutliche Vogelvirus wird die Zahlen schon dieses Jahr extrem dezimieren.

Paulet Island - 360° Panorama
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Auf Paulet Island befindet sich eine Steinruine. In dieser Hütte haben 1903 C.A. Larsen und weitere 19 Schwedische Schiffsbrüchige über 9 Monate lang überlebt, bis sie von einer Argentinischen Fregatte gerettet wurden. Sie gehörten zur Schwedischen Nordenskjöld Expedition.

Während die meisten Passagiere die Zodiacs wieder besteigen, rutschen die beiden Weddellrobben ins Wasser. Unsere Taucher an Bord sitzen im seichten Wasser mit ihren Video- und Fotokameras und die Robben posieren unter und über Wasser für uns.


Tag 19: Orcasuppe und Landausflug zur Paulet Island

Zurück an Bord gibt Jim uns eine kurze Info zu den nächsten Tagen. Wir werden morgen nur noch eine Landung in der Half Moon Bay machen können, denn ein Sturmtief ist auf dem Anmarsch und der Kapitän möchte so schnell wie möglich durch die Drake Passage in den Beagle Kanal fahren. Wir sehen Rot auf der Wetterkarte. Das bedeutet bis zu 45 Knoten Wind und am Samstagabend liegt das Tief direkt über Ushuaia und dem Kap Horn. 100 km/h Seitenwind wird die Plancius zum Schaukeln bringen.

Kaum zu glauben, denn draußen verabschiedet sich dieser tolle Tag gerade noch mit einem spektakulären Sonnenuntergang!

Helen bekommt zum Abendessen ein Omelette. Die drei Gerichte zur Auswahl sind nicht ihr Geschmack. Ich entschließe mich für die Ente, die auch lecker ist. Allerdings passen die Vermicelli Nudeln gar nicht dazu. Auf die Forelle und den gefüllten Kohlrabi habe ich aber auch keine Lust. Und den Phillipinischen Reispudding reiche ich gleich an Helen weiter. Am besten ist heute abend eigentlich die Vorspeise. Cherry Tomaten mit Fetakäse.

Wir ziehen uns wir die meisten ins Zimmer zurück. Ich versuche meine Fotos und Videos für den Tag zu bearbeiten und es ist kurz nach Mitternacht bis ich unter die Dusche komme.