03. - 08.03.2016: Antarktis Kreuzfahrt - Tag 20, 21, 22 und 23: Half Moon Island (South Shetland Islands) - Drake Passage - Beagle Kanal - Ushuaia

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03.03.2016: Tag 20 - Half Moon Island (South Shetland Islands) und Drake Passage

In der Nacht kommt Wind um die 40 Knoten (fast 80km/h) auf und wir rutschen mit unseren Matratzen ein wenig in den Betten. Helen hustet außerdem und steht morgens um 1 Uhr noch einmal auf, um sich oben in der Lounge einen heißen Zitronen-Ingwer Tee zu machen. Der Wake-Up Call um 7.15 Uhr hört sich nicht gerade prickelnd an, aber noch sind wir nicht bei unserer letzten Landestelle angekommen. Die Plancius wird erst gegen 9 Uhr die Half Moon Insel erreichen. Es besteht also noch Hoffnung auf Wetterbesserung. Und tatsächlich, während wir noch frühstücken, lässt der Wind etwas nach und als wir wenig später die Bucht vor der Half Moon Insel erreichen, ist das Wasser spiegelglatt. Leider spielt die Sonne nicht mit. Tiefe, Dunkelgraue Wolken überziehen den Himmel und es ist feuchtkalt draußen.

Aber das hält niemanden vom Landgang oder Tauchen ab, denn heute Vormittag haben wir unseren letzten Ausflug und den will natürlich keiner verpassen. Ali wartet schon an Land auf uns und wir machen eine kleine Wanderung auf einen Hügel hoch. Gar nicht so einfach, denn wir müssen durch ein paar super glatte Schneefelder durch. Ich sinke sogar im allerersten mit beiden Füßen fast bis zu den Knien ein und kann mich kaum befreien. Kein Wunder, dass unsere Italienerin mal wieder mit ihren Wanderstöcken unterwegs ist. Darüber ärgert sich Helen schon seit Anbeginn der Reise, da die Stöcke im Zodiac und auf dem Laufwegen immer im Weg rum liegen und Helen deswegen das ein oder andere Mal fast auf die Schnauze gefallen wäre.

Half Moon Island - 360° Panorama
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Von oben haben wir trotz Nieselregen einen recht schönen Blick auf die beiden Half Moon Strände. Der Abstieg geht um einiges schneller, denn wir rutschen auf dem Hosenboden den Schnee runter. Ein echter Gaudi - siehe Video! Helen macht noch einen auf Robbe und rutscht mit dem Bauch runter, da ihre Hosen nicht glatt genug sind.

Anschließend sind wir bei der Argentinischen Camara Station zu Kaffee, Mate und Gebäck eingeladen. Sie wird nur im Sommer betrieben und in einer Woche reisen die Bewohner ab. Wir werden herzlich begrüßt und bekommen vom Stationschef, Daniel, einen Antarktischen Stempel in unseren Reisepass. Souvenirs kann man auch kaufen und zu unserer Freude gibt es diverse Informationsbroschüren zu vielen Touristenattraktionen in Argentinien, die wir sehr gerne einstecken.

Half Moon Island - 360° Panorama
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Helen nimmt danach ein Zodiac zur Plancius zurück. Da das Wasser in der Bucht so schön ruhig ist und wir noch nicht wissen, ob uns hoher Wellengang in der berühmt berüchtigten Drake Passage erwartet, will sie vorsichtshalber in aller Ruhe ausgiebig duschen. Die Beine und Achseln müssen auch mal wieder rasiert werden. ;-)

Ich bleibe noch eine Viertelstunde länger an Land, laufe aber auch nicht mehr ganz bis zum Ende der Bucht, um noch einmal Pinguine und Fellrobben zu gucken. Wochen später lesen wir im Plancius Trip Log, dass es ein paar Waghalsige gegeben hat, die hier ohne Tauchanzug ins Wasser gesprungen sind. Polar Plunge nennt sich das. Bei ca. 1°C Wassertemperatur ist das nur was für ganz Gesunde, denn das Herz kann bei diesem Schock auch schon mal stehenbleiben.


Tag 20: Landausflug zur Half Moon Island (South Shetland Islands)

Die Taucher hatten auch einen sehr guten letzten Tauchgang. Erneut zeigten sich Seeleoparden. Ein fast 4m großes Weibchen schießt direkt neben dem Zodiac aus dem Wasser. Immer wieder schwimmt es rasant schnell auf das Zodiac zu und einmal versucht es sogar mit den Zähnen die Zodiacwand kaputt zu beißen. Ein zweiter Seeleopard kommt hinzu und die Tauchguides beschließen weiter zu fahren. Die beiden Seeleoparden sind einfach zu aggressiv. An einer anderen Stelle gehen die Taucher ins Wasser und machen wunderschöne Bilder von bunten Seesternen. Und dann bekommen sie erneut Besuch von einem Seeleopard, der aber nur freundlich die Taucher umkreist.

Während wir zu Mittag essen (Suppe, Spaghetti Bolognese und Obstsalat) fährt die Plancius durch den MacFarland Kanal auf die offene See in die Drake Passage raus. In den noch ruhigen Kanal-Gewässern nutzen die Taucher die Zeit ihre Ausrüstung zu reinigen und zu verstauen, alle anderen Passagiere packen schon mal ihre Koffer soweit es geht.

Bei mir führt der Wetterumschwung und der mal wieder verfrühte Fluch für Frauen zu einer Migräne und ich liege erneut mit Eisbeutel im Bett. Eigentlich wollte ich weiter an den Fotos, Videos und Berichten arbeiten, aber das muss bis morgen warten.

Helen zieht sich am Nachmittag wieder einen Vortrag rein. Amos präsentiert den zweiten Teil seines Fotografiervortrages (den ich schon gerne geguckt hätte) und zeigt mal wieder tolle Bilder.

Der Wellengang ist in der offenen See etwas stärker, aber dennoch bei weitem nicht so, wie man es ansonsten aus der Drake Passage kennt. Es ist zu neblig, um überhaupt was zu erkennen und die meisten Passagiere entspannen sich bis zum Recap, bei dem Ali was zu den Weddellrobben und Kelvin etwas zu den Orcas erzählt.

Ich lasse wegen der Migräne auch das Abendessen aus. Meine einzige Mahlzeit, bei der ich nicht anwesend bin. Es gibt drei verschiedene Chinesische Dumplings (Schwein, Krabben und Vegetarisch) als Vorspeise, gefolgt von Hirschbraten mit Steckrübenmus und Rosenkohl. Helen verzichtet auf das Fleisch, bekommt aber eine doppelte Portion Steckrüben und Rosenkohl. Anschließend vertilgt sie noch zwei Portionen von Schokoladen Crème Brulee.

Sie bringt mir vorsichtshalber zwei mit Butter geschmierte Brötchen und einen heißen Tee ins Zimmer, aber ich bekomme keinen Bissen runter. Na ja, wir haben auf dieser Reise eh schon viel gegessen und sind nicht gerade am Abmagern!

Während ich vor mich hin döse, unterhält sich Helen in der Lounge mit Carol und Nicolette. Jim kommt hinzu und fragt Carol, ob sie am nächsten Morgen den Wake-Up Call machen kann. Helen und Nicolette machen sich einen Spaß und erfinden die ein oder andere Wachmachervariante. Nicolettes trockener Humor kommt mal wieder durch mit dem Vorschlag "Wake up you mother ****ers!" Darüber musste sogar ich später lauthals lachen. Nicolette ist einfach zu lustig!

04.03.2016: Tag 21 - Seetag in der Drake Passage

Carols Wake-Up Call um 7.45 Uhr ist natürlich ein wenig moderater. Trotzdem müssen wir noch einmal über Nicolettes Version grinsen. Meine Migräne ist zum Glück weg und wir gehen gemütlich frühstücken. Draußen nieselt es und der Wind hält sich mit 22 Knoten noch im Rahmen. Oben in der Lounge wurde aber schon gestern Abend wieder das Seil am Eingang gespannt, damit wir uns im Falle eines stärkeren Wellenganges festhalten können.

Ali hält um 10 Uhr ihren Vortrag 'Ice Maidens - Women in Antarctic' und stellt uns die Geschichten von Frauen vor, deren Leben von der Antarktis beeinflusst wurden. Es kommen die Ehefrauen von Ernest Shackleton und andern Entdeckern vor, aber auch die ersten abenteuerlichen Frauen, die für sich den 7ten Kontinent entdeckt haben.

Wie immer enthält Alis Vortrag eine persönliche Note. Ihre Eingangsworte lassen sich von den meisten Frauen dieser Welt nur bestätigen. Als sie vor Jahren als Expeditionsmitglied auf der Plancius oder Ortelius angefangen hat, hatte sie als eine der wenigen Frauen unter vielen Männern immer das Gefühl ein Stück besser sein zu müssen, als ihre männlichen Kollegen. Man merkt ihr das auch heute noch deutlich an.

Frauen waren lange Zeit in der Antarktis nicht erlaubt. Schließlich haben Frauen am Herd zu stehen und einen Friseur gibt es dort auch nicht. Keine Frau kann unter diesen Bedingungen leben. Die typische Denkweise vor Jahrhunderten, Jahrzehnten. Die erste Frau betrat erst 1936 die Antarktis auf einer Privat-finanzierten Expedition. Auf den verschiedenen Militärbasen waren Frauen nicht erlaubt. Das änderte sich erst in den 90iger Jahren des letzten Jahrhunderts. 2012 wurde die erste Frau zur Leiterin einer Forschungs- und Militärbasis ernannt, heute ist das Verhältnis etwa 40% Frauen zu 60% Männern. Ich ziehe mich nach dem Vortrag in unser Zimmer zurück, um am Computer zu arbeiten. Helen und unsere eifrigen Bird-Watcher gehen alle auf die Brücke. Die Plancius ist von Albatrossen und Sturmvögeln umzingelt. Helen kommt mit dem Dritten Offizier Matai Mocanu aus Rumänien ins Gespräch und er beantwortet alle ihre Fragen. Kap Horn werden wir leider nicht vom Schiff aus sehen. Es liegt über 100km westlich von unserer Route in den Beagle Kanal. Außerdem zeigt er ihr die Wetterkarten für heute und morgen und dort lässt sich das anrollende Sturmtief für morgen sehr gut erkennen. Die Plancius kommt aber mit fast 12 Knoten gut voran und sollte noch vor dem Sturm den Beagle Kanal erreicht haben. Gut, zu wissen!

Zum Mittagessen gibt es heute Rinderbrühe, Käse- und Zwiebel Empanadas und leckeres Vanilleeis. Ich lasse anschließend alle Nachmittagsvorträge aus, aber Helen ist wie immer dabei.

Christian hält um 14.30 Uhr einen Deutschen Vortrag über einen Norwegischen Entdecker, der 1897 die Idee hatte sich mit seinem speziell dafür gebauten Boot durch das Eis zum Nordpol treiben zu lassen. 18 Monate lang blieb er im Eis stecken, aber die Bewegungen des Eises brachten ihn alles andere als in die Nähe des Nordpols.

Eine Stunde später stellt Jim sein selbstgeschriebenes Buch Shackleton 'A life in poetry' vor und gibt anschließend eine Autogrammstunde. Die Bücher sind nach kurzer Zeit an Bord ausverkauft. Es ist Jims erstes Buch, aber zwei weitere sind in der Planung. "Liars, madmen and millionaire's" - über Menschen, die über den Nordpol fliegen wollten und eines über Arktische Wetterstationen, die ganz bewusst falsche Wetterinformationen während des Zweiten Weltkrieges verbreitet haben. Ali hat auch schon drei Bücher veröffentlicht. Und Carol bestimmt auch. Wir haben schon eine echt interessante Expeditionsleiter-Truppe hier.

Das Schiff schaukelt heute schon ein wenig mehr und die Bewegungen hinterlassen ein flaues Gefühl in meinem Magen. Ich muss mich einen Augenblick hinlegen. Helen kommt justamente in die Kabine zurück und holt mir gleich einen Tee und ein Stück Kuchen aus der Lounge. Essen und Trinken hilft bei mir immer und es geht mir gleich viel besser. Danke, Babes!

Gegen 17.30 Uhr treffen sich alle wieder in der Lounge zum Plancius Pub-Quiz. Ali testet unser Wissen aus all den vielen Vorträgen und Erlebnissen mit etwa 50 Fragen. Wir bilden Teams mit bis zu sechs Leuten. In unserer "Ossi"-Gruppe sind Alexander, Jana, Carolin, Helen und ich. Christian sitzt daneben, nimmt aber als Crewmitglied nicht wirklich am Beantworten der Fragen teil.

Wir beantworten sechs der zehn Falkland-Fragen richtig, sieben von zehn Südgeorgien-Fragen und schaffen 9,5 Punkte von 12 bei den Antarktis-Fragen (bei einigen gibt es doppelte Punktzahl). Damit kommen wir bis zur Pause nicht unter die ersten Drei. Wie sagt Ali immer so schön "You could do better!"

Die nächsten zehn Fragen drehen sich um die Plancius. Wir schaffen mal gerade fünf von 10 Punkten. Eine der Fragen war "Which is the most sold drink on board?" Helen und ich haben nicht einen Drink in der Bar bestellt und haben absolut keine Ahnung. Aber Alexander vermutet gleich, dass es sich da nur um das Palm Bier handeln kann. Und tatsächlich, wir sind die einzige Gruppe, die das richtig beantwortet. Wir lachen uns schlapp. Wir vier Frauen konnten oder wollten uns die Getränke an der Bar nicht leisten und wir waren bestimmt mit Abstand die Gruppe, die am wenigsten an Bord getrunken hat.

In der letzten Quizrunde räumen wir aber noch einmal richtig ab. Es werden Fotoausschnitte auf die Monitore geworfen und wir müssen raten, um welches Tier es sich her handelt. Neun von zehn Punkten schaffen wir. Eigentlich hatten Alex und ich auch das zehnte Bild richtig erkannt, aber Helen schreibt Weddellrobbe statt Seeleopard auf, was aber am Ende keinen Unterschied in unserer Platzierung ausmacht. Wir werden doch tatsächlich hinter dem Team Down Under noch Zweite!!!! Das Gewinner-Team bekommt eine Flasche Moët & Chandon Champus.

Der Kalorienverbrauch beim Gehirneinschalten ist entsprechend hoch und zum Glück gibt es im Anschluss gleich Abendessen. Die Vorspeise ist typisch Deutsch: Fasanen-Kastanien-Leberwurst auf Pumpernickel, gefolgt von gebratenem Fischfilet mit Knoblauch-Kartoffelbrei und Gemüse und zum Nachtisch gibt es Beeren Panna Cotta. Helen bekommt gleich vier zusätzliche Nachtische, die sie gar nicht alle verdrücken kann, aber andere an unserem Tisch freuen sich drüber.

Thijs stellt uns heute noch einmal seine ganze Hotel-Truppe vor, davon arbeiten einige hinter den Kulissen und wir sehen sie zum ersten Mal. Wir spenden lauten Applaus für das gesamte Küchenpersonal, das Kabinenpersonal, die beiden Damen aus der Wäscherei (Wo ist denn die Blonde, die uns bei der ersten Disco Nacht zum Tanzen aufgefordert hat? Nicolette behauptet später, es handelt sich um die Bord-Hure.), unsere Drei Servierer, unsere Barfrau Cecille und last but not least Thijs und Sava selbst. Eine wirklich tolle Truppe, die uns das Leben an Bord einfach und bequem gemacht hat. Sämtliche Mahlzeiten waren lecker und reichhaltig (hat es eigentlich in all den Tagen mal was doppelt gegeben?) und die Zimmer waren stets sauber, bis auf unsere Toilette am Tag des Eincheckens, aber das haben wir schon wieder vergessen. ;-)


Tag 21: Drake Passage. Plancius Pub Quiz. Applaus für die Hotelbesatzung.

Abends versuche ich dann von so vielen wie möglich noch die Fotos und Videos zu ergattern. Vor allem von den Tauchern. Faith hat mir erlaubt, sie auf unserer Webseite zu verwenden mit dem Copy Right Hinweis auf den jeweiligen Fotografen. Super, denn das werden sicherlich auch unsere eingefleischten Webseiten-Leser interessant finden.

Über Nacht nimmt der Wind ein wenig zu und wir rutschen mal wieder in den Betten, aber im Liegen wird uns nicht schlecht. Da haben wir Schlimmeres für die Drake Passage befürchtet. Nacho hat uns heute noch einen Videoausschnitt von seiner ersten Ortelius-Tour gezeigt. Da knallen 12-14m hohe Wellen über den Bug des Schiffes. Wahnsinn! Da wurden 99% der Passagiere und Crew seekrank.

05.03.2016: Tag 22 - Seetag in der Drake Passage und Beagle Kanal

Unser letzter voller Tag auf der Plancius beginnt wie immer mit dem Wake-Up Call von Jim um 7.45 Uhr und dem anschließenden Frühstück. Das Wetter ist heute bewölkt und windig, aber der Wellengang hält sich erneut in Grenzen. Der Speisesaal ist voll, niemand liegt seekrank im Bett. Irgendwie ist das fast ein wenig schade. Eigentlich wollten wir auf dem Rückweg doch noch einmal das richtige Drake Passage Feeling miterleben bei Wellen zwischen 10 und 12 Meter ... kotzend über der Schüssel hängend!

Aber das sollte uns erspart bleiben und so wissen wir immer noch nicht, ob wir eigentlich seekrank werden könnten. Klar, ab und zu hatte ich auf dieser Reise mal ein flaues Gefühl im Magen, aber wir mussten weder Tabletten schlucken, noch das Pflaster hinter dem Ohr haben. Beide sollen übrigens extrem müde und schlapp machen, was wir aber auch teilweise ohne Tabletten waren. Denn es gab wirklich immer was zu tun, keine ruhige Minute hatten wir und die Nächte waren häufig nicht länger als sechs Stunden Schlaf. Wir beiden sind ja sonst immer locker 8-9 Stunden Tiefschlaf gewöhnt.

Apropos ... immer was zu tun ... das war heute natürlich auch nicht anders. Tobias hält einen Vortrag über Optische Phänomene in den Polarregionen. Anhand von Fotos demonstriert er uns Sonnenkreise, Sonnenlinien, Lichtpunkte, Eis-Halos und Nebelbögen.

Gegen 10.45 Uhr erreichen wir die Mündung zum Beagle Kanal. Eine Stunde später reiten die ersten Delfine auf unserer Bug- und Heckwelle. Mehrere Dusky Delfine springen dabei mit dem ganzen Körper aus dem Wasser. Und in der Ferne ist wohl auch noch die Wasserfontäne eines Seiwals zu sehen, den ich aber nicht wirklich mitbekomme.

Normalerweise sind die Fahrten durch den Beagle Kanal zu dieser Jahreszeit bei den Kreuzfahrten immer im Dunkel, aber da wir vorzeitig die Heimreise nach Ushuaia angetreten haben, können wir heute die gesamte Fahrt durch den Kanal im Tageslicht machen und freuen uns erneut über diese spektakulären Tiersichtungen.

Unser letztes Mittagessen an Bord besteht aus: Erbsen-Schinken-Suppe, Sinan Gag (Philippinischer Gemüsereis mit Ei und Schweinestücken) und Obstsalat. Helen füllt anschließend den Plancius Fragebogen aus und wir tun unser Trinkgeld in den dafür vorgesehenen Umschlag. Wir geben außerdem unsere Gummistiefel wieder ab.

An Deck ist es ziemlich windig, vor allem auf den Vorderdecks, die Plancius kämpft sich gegen die Wellen in Richtung Ushuaia an, aber der Kapitän muss gegen 15 Uhr sogar ein wenig Fahrt rausnehmen, den das Pilotboot mit dem Argentinischen Lotsen verspätet sich ein wenig. Ich bin zu diesem Zeitpunkt unten in der Kabine, um für Ab meine Delfinbilder auf seinen Stick zu kopieren und verpasse dadurch die große Gruppe von Dusky Delfinen, die hinten am Heck der Plancius aus dem Wasser springen. Amos, Michael und andere halten das aber wunderbar mit ihren Profikameras fest (siehe Fotos von Amos oben).

Das Pilotboot kommt dann endlich um 15.35 Uhr und fährt parallel zur Plancius und im gleichen Tempo wie wir, damit der Lotse über eine Strickleiter an Bord klettern kann. Ohne Lotsen darf kein Schiff in den Hafen von Ushuaia ein- und auslaufen. Wir dürfen nicht mehr auf die Brücke, denn der Kapitän muss sich auf die Anweisungen des Lotsen konzentrieren.

Um 16.30 Uhr stellen Jim, Ali und Christian weitere Arktis- und Antarktis-Touren, die von Oceanwide Expedition durchgeführt werden, vor. Anschließend zeigt uns Faith Fotos und Videos, die die Taucher auf dieser fantastischen Tour unter Wasser gemacht haben. Nach einer kurzen Pause folgt um 18 Uhr eine Slideshow mit Bildern, die die Expeditionsmitglieder während unserer Tour geschossen haben.

Dann gibt es Sekt für alle. Beim Captain's Cocktail applaudieren wir noch einmal laut unserem Expeditionsteam rund um Jim und Ali und anschließend kommt der Kapitän in voller Tracht in die Lounge, um sich bei uns allen zu bedanken. Ja, langsam geht diese Kreuzfahrt nun zu Ende. Schnief!

Unser letztes Abendessen ist wie immer lecker. Als Vorspeise gibt es Mandel-Apfelsalat und Schinken, gefolgt von Neuseelandlamm mit Zwiebeln und Kartoffeln und einer Schwarzwälder-Kirsch-Torte. Helen schwächelt doch tatsächlich am letzten Abend und schafft nur 1.5 Stücken Torte. In den ersten fünf Tagen der Tour haben wir deutlich zugenommen, aber das viele kalte Wetter und die aktiven Ausflüge sorgen am Ende doch dafür, dass wir trotz der vielen Mahlzeiten mit dem gleichen Gewicht, wie vor der Reise, wieder von Bord gehen werden. Helen glaubt sogar, sie hat etwas abgenommen, aber das kann bei den vielen Nachtischen einfach nicht sein!!!!! ;-)

Kurze Zeit später, so gegen 20.15 Uhr, erreichen wir den Hafen von Ushuaia. Es ist bereits dunkel draußen und der Wind hat etwas nachgelassen. Wir liegen auf der Westseite des Piers und außer uns ist kein weiteres Kreuzfahrtschiff vor Anker. Kapitän und Teile der Crew sowie viele der Passagiere nutzen den Abend, um in Ushuaia ein Bier in der Kneipe zu trinken. Wir bleiben an Bord, denn wir haben Ushuaia ja vor der Kreuzfahrt schon sechs Wochen lang genossen.

Eigentlich wollen wir überhaupt nicht von Bord gehen. Die Plancius wird morgen Nachmittag mit nur 100 Passagieren zu einer reinen Antarktis-Tour bis über den Antarktischen Polarkreis fahren und wir überlegen kurz, ob wir nicht einfach spontan noch auf die nächste Tour gehen. Aber unter 4.000 US$ pro Person hätten wir das wahrscheinlich nicht bekommen und ganz ehrlich, welche Reise kann unsere gerade gemachte noch übertreffen? Außerdem sind wir müde und freuen uns mal wieder aufs Ausschlafen, selbst kochen und es gibt ja auch noch so vieles auf unserer Reise gen Norden zu entdecken.

Dennoch sind wir irgendwie deprimiert heute Abend. Wir sammeln noch die Emailadressen von den uns ganz besonders lieb gewonnenen Passagieren ein und trinken in der Bar noch in aller Ruhe einen Tee und Kaffee. Helen entdeckt doch tatsächlich am 22. Tag, das die Kaffeemaschine doch einen Koffein-freien Kaffee anbietet. Allerdings fehlt der Name dafür neben der entsprechenden Taste.

Dann wird noch einmal ausführlich geduscht (wer weiß, wann wir das wieder in so einer Luxusumgebung genießen können) und wir packen unsere Taschen, denn morgen früh geht das große Gepäck schon vor dem Frühstück per Kran von Bord. Das Schiff liegt total ruhig im Hafen und wir können zunächst ohne das sanfte Schaukeln gar nicht einschlafen.

06.03.2016: Tag 23 - Ausschiffen in Ushuaia

Wir stellen ganz bewusst den Wecker auf 7.10 Uhr, denn ich will unbedingt noch einmal Jims letzten Wake-Up Call aufnehmen. "Good morning, everyone! Good morning!" Ach, was werden wir das vermissen! Nur widerwillig kriechen wir aus den warmen Federn. Die Betten an Bord sind so viel gemütlicher, als Winnietwos Sitzkissen ... nur auf unsere besseren Kopfkissen können wir uns schon freuen.

Heute Morgen scheint doch tatsächlich die Sonne. Und das in Ushuaia! Selbst in den sechs Wochen vor der Tour haben wir selten so einen schönen Tag gehabt. Hinter der Plancius liegt ein Monster-Kreuzfahrtschiff am Pier. Laut Jims Wake-Up Call soll es wegen des starken Westwindes nicht wie geplant vom Pier weg gekommen sein. Die Windgeschwindigkeit liegt bei 30 Knoten. Somit hat sich wohl bestätigt, dass es besser gewesen ist, etwas früher nach Ushuaia zurückzukehren.

Wir packen alles zusammen, stellen unsere großen Taschen vor die Kabinentür, geben den Kabinenschlüssel am Empfang ab und genießen unser letztes Frühstücksbuffet. Heute Morgen ist es irgendwie unruhig im Speisesaal. Viele der Passagiere haben in wenigen Stunden schon ihren Weiterflug nach Buenos Aires und wollen rechtzeitig am Flughafen sein (Oceanwide Expedition hat draußen schon zwei Busse zum Flughafen bereit gestellt). Die letzten Barrechnungen werden bezahlt, Adressen noch schnell ausgetauscht und immer wieder umarmen sich Passagiere zum Abschied.

Wir haben es nicht eilig, denn unser Zuhause steht ja keine 4km vom Schiff entfernt. Jana, Caro, Tom, Christine, Nick, Daniel und Cosmas bleiben auch noch mindestens einen weiteren Tag in Ushuaia und wir verabreden uns mit ihnen für den Abend in einer Irischen Bar. Im Speisesaal umarmen wir noch einmal unsere drei super netter und kompetenten Servierer Jhonri, Paulo and Melanie und drehen dann anschließend als einzige Passagiere unsere Tags auf "Off board".

Wie beim Einschiffen mache ich erneut Video, als wir zum letzten Mal die Gangway runter laufen. Im gleichen Moment fahren die beiden Busse zum Flughafen ab und wir winken den anderen Passagieren noch einmal zu. Dann heißt es Abschied von der Crew zu nehmen. Wir hatten wirklich das absolute A-Team für diese Reise. Jedes einzelne Crewmitglied hat einen fantastischen Job gemacht, wir haben tolle Vorträge gehört und ihre Begeisterung, das Fachwissen und der super nette und soziale Umgang mit allen Passagieren haben diese Reise so wunderbar gemacht. Vielen, vielen Dank!

Die Crew stellt sich nochmals zu einem Gruppenfoto auf. Das muss für sie immer ein komischer Moment sein. 110 Passagiere schütteln dankend die Hände oder Umarmen die Crew und dann kommen in wenigen Stunden schon wieder die nächsten Passagiere und es heißt "Willkommen an Bord". Bei einer 10 Tage-Tour ist der persönliche Kontakt zu den Passagieren sicherlich nicht so intensiv, wie bei unserer langen Tour, aber das ständige Hallo und Tschüss würde mir persönlich schon schwerfallen. Und auf unserer Tour haben sich ja sogar gleich zwei Paare gefunden, die sich hoffentlich aber in der Zukunft wiedersehen.

Wir sind mit Jana, Caro, Tom und Christine die letzten, die über den Pier zum Hafenausgang laufen. Jana und Caro haben so viele Taschen und Rucksäcke zu schleppen, dass ich ihnen meine freie Hand anbiete. Ich bekomme einen Stoffbeutel mit leeren Weinflaschen in die Hand gedrückt und komme mir gleich wie ein Penner vor. ;-) Ich frage Jana, warum sie die Flaschen denn nicht an Bord gelassen haben? Sie fand das zu peinlich, denn offiziell darf man wohl keinen Alkohol mit an Bord nehmen, aber die Barpreise sind natürlich stattlich und so haben die Mädels ein paar Flaschen aufs Schiff geschmuggelt. Zum Glück taucht 50m weiter gleich ein Abfalleimer auf und wir entsorgen die Flaschen.

Wir werfen einen letzten traurigen Blick auf die Plancius zurück und sagen "Adios!". Inzwischen hat der Wind fast ganz nachgelassen und das Wasser ist glatt. Wir bekommen innerhalb von wenigen Minuten ein Taxi, das uns rauf zum Hotel Altos fährt. Winnietwo steht unbeschadet auf dem Parkplatz. Wir packen schnell unsere Taschen aus, schmeißen die dreckige Wäsche in die Beutel, trinken eine schnelle Tasse Tee und bedanken uns dann anschließend beim Hotelpersonal für das sichere und kostenlose Unterstellen von Winnietwo.

Da wir logischerweise nichts mehr zu Essen haben, geht es direkt zum Carrefour und wir decken uns mit dem Wichtigsten ein. Dann parken wir wieder bei der Yamana Bar. Das schnelle Internet läuft und während wir ein zweites Frühstück in unserem Zuhause genießen, schauen wir live, wie der HSV 2:0 gegen Hertha BSC gewinnt. Das hebt unsere leicht depressive Stimmung gewaltig!

Anschließend lade ich schon einmal einige unserer Kreuzfahrtvideos auf YouTube hoch. Da kommt mit Bilder bearbeiten, Berichte zu Ende schreiben und weitere Videos zusammenstellen noch viel Arbeit auf uns zu. Aber das hat auch was schönes, denn wir können dann in aller Ruhe noch einmal diese unglaublich tolle Schiffsfahrt reflektieren und genießen. Was haben wir nicht alles gesehen! Der absolute Wahnsinn!

Gegen 18.15 Uhr laufen wir dann zum Wasser runter, denn von der Yamana Bar aus können wir sehen, dass die Plancius planmäßig zur nächsten Tour ausläuft. Helen hat schon vorher aus Winnietwo heraus mit dem Fernglas beobachtet, wie die Passagiere mit den Orange-farbenen Schwimmwesten den Sicherheitsdrill an Bord vollziehen. Kommt uns wie gestern vor, als wir da oben an Bord für die gleiche Aktion standen.

Mit Tränen in den Augen winken wir der Plancius und einem Teil unserer Crew zum letzten Mal zu. Gute und sichere Reise! Ali, Nicolette, Ab, Nacho, Kelvin, Henrik und Frode sind auf jeden Fall noch an Bord. Unser Kapitän, Jim, Tobi und Christian fliegen nach Hause. Carol wird in drei Tagen auf einem Australischen Schiff an Bord gehen. Wir werden euch alle vermissen!

Das Wetter scheint für den Beagle Kanal super zu sein, wie es dann anschließend in der Drake Passage aussieht werden wir erst nach der Reise auf der Webseite von Oceanwide Expedition im Trip Log für diese Tour erfahren.


Tag 22-23: Dusky Delfine im Beagle Kanal. Applaus für die Expeditionsmitglieder und den Kapitän. Abschied von Bord.

Um 20 Uhr fahren wir in die Stadt, um uns mit den anderen in der Dublin Irish Bar zu treffen. Die anderen sind noch nicht da und wir sichern schon einmal einen Tisch. Cosmas, Jana und Christian kommen kurze Zeit später. Jana ist leicht angeheitert und lustig drauf. Später kommen noch Carolin, Tobias, Nick, Daniel, Christine und Tom dazu. Ein netter Abend. Die Kneipe ist allerdings sehr voll und der Geräuschpegel unglaublich. Wir sind richtig heiser danach und uns klingeln die Ohren in der stillen Nacht, als wir Christine zu Fuß zu ihrem Hostel begleiten. Das sollte eigentlich nur um die Ecke sein, lag dann aber doch fast 20 Minuten von der Bar entfernt. Na ja, frische Luft tut immer gut!

07.-08.03.2016: Ushuaia

Wir schlafen endlich mal wieder aus! Gott, haben wir das vermisst! Wir waren über Nacht in der Stadt stehen geblieben, da wir heute Morgen unsere Wäsche bei der Lavanderia um die Ecke einreichen wollen. Es wird Zeit Ushuaia endlich zu verlassen, der Winter rollt langsam an und wir haben noch viel vor uns in Richtung Norden.

Den Rest des Tages verbringen wir wieder vor der Yamana Bar. Winnietwo wird richtig aufgeräumt und um 16 Uhr kommen Jana, Caro und Christine zum Kaffee und Kuchen bei uns vorbei. Sie haben so viel über unsere beiden mobilen Zuhause gehört und wollen mal einen Blick in W2 werfen. Jana und Caro fliegen am nächsten Tag nach Neuseeland weiter, wo sie 3 Monate oder mehr reisen wollen. Christine verabschiedet sich ebenfalls morgen früh aus Ushuaia und fährt mit Überlandbussen weiter durch Argentinien, Bolivien und Peru, mit anschließender Bootstour auf den Galapagos Inseln und dann weiter nach Kuba. Bis auf Kuba alles schon Reiseziele, bei denen wir auch schon waren. Aber Kuba steht bereits auf unserem Plan als Zwischenstopp bei der Rückreise von Kanada nach Argentinien im nächsten Herbst. Die Welt ist groß, und wir alle wollen noch viel, viel mehr davon entdecken.

Ich spiele Caro noch etwas Musik auf ihr Handy und wir fahren Jana und Caro später noch zu ihrem Hostel zurück, da es draußen gerade mal wieder regnet. Welcome back to Ushuaia! Christine hatte sich schon etwas früher verabschiedet, da ihr Bus sehr früh am Morgen abfährt.

An unserem letzten Tag in Ushuaia holen wir unsere Wäsche ab und arbeiten den Rest des Tages an unserer Webseite.