21.04. - 10.05.2016: Carretera Austral

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Wir verlassen Chile Chico und begeben uns auf die kurvige Schotterstraße entlang des Lago General Carrera. Bis zur eigentlichen Carretera Austral sind es noch ca. 113km. Bei anfangs sehr sonnigem Wetter fahren wir langsam und besonnen auf der mehr oder weniger schlechten Wellblechpiste. Den See sehen wir anfangs nur selten, da die Strecke an ein paar Bauernhöfen vorbei mehr im Landesinneren verläuft. Es gibt so gut wie keinen Gegenverkehr und nur sehr, sehr selten werden wir von hinten überholt. Das macht die Sache etwas einfacher für uns und wir können uns auf die größeren Schlaglöcher und Bodenwellen konzentrieren.

Nach gut 25km Fahrt kommen wir direkt an den See. Der Blick auf die gegenüber liegenden, Schnee bedeckten Berge und den See ist gigantisch. Wirklich schön! Und auf einmal wird auch die Schotterstraße deutlich besser. Aus der entgegenkommenden Richtung wird sie gerade von einer Walze platt gemacht und wir brausen begeistert mit 60km/h dahin. Glück gehabt, denn wir vermuten, dass diese Strecke vielleicht nur ein Mal pro Jahr geglättet wird und das muss gerade erst vor kurzem angefangen haben.

Tolle Fahrt entlang des Lago General Carrera - 360° Panorama
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Zum Nachmittag hin nehmen die Wolken zu. Auch der Wind wird immer heftiger. Für morgen ist Regen angesagt und wir finden kurz vor Sonnenuntergang einen sehr schönen und geschützten Stellplatz unter ein paar Bäumen vor einem großen Felsen. Rinder umzingeln uns, ansonsten weit und breit keine Menschenseele. Herrlich! Nachts gehen die Temperaturen bis auf minus 3°C runter. Brrrr!!

Schnee bedeckte Berge am Lago General Carrera - 360° Panorama
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Am nächsten Tag hängen die Wolken tatsächlich tief und wir beschließen das schlechte Wetter auszusitzen, denn den Rest dieser schönen Strecke wollen wir doch lieber im Sonnenschein erleben, der dann auch prompt einen Tag später wieder da ist.

Nach einer Übernachtung in Puerto Guadal erreichen wir die berühmte Carretera Austral. Sie ist eine legendäre Strecke für Südamerikareisende. Lange Zeit war der Süden Chiles nur per Flugzeug oder Schiff zu erreichen. Der Panamericana-Highway führte nicht durch diese unwegsame Gegend, sondern über Argentinien nach Feuerland. Der Grund liegt in der dichten Bewaldung des Gebietes, wohingegen das argentinische Patagonien sehr karg und somit weitaus leichter zu bebauen ist.

1976 begannen unter dem Diktator Augusto Pinochet die Bauarbeiten an einer Straße durch den Süden. Die Carretera Austral bildete das aufwendigste Großprojekt in Chile im 20. Jahrhundert. Ausgangspunkt für den Bau war die Stadt Puerto Montt. Mehr als 10.000 Soldaten wurden zeitweise für den Bau eingesetzt. Der Straßenbau erwies sich als äußerst schwierig, da die Landschaft von Fjorden, Gletschern und Gebirgszügen durchzogen ist.

Mehr als 20 Jahre wurde an der Straße gebaut. Die reine Nord-Süd-Route erwies sich als technisch unmöglich. So führen rund 1150 km von Norden nach Süden und rund 229 km von West nach Ost. Der nördliche Teil zwischen Puerto Montt und Chaitén ist noch nicht fertiggestellt. Zwischen Hornopirén und Caleta Gonzalo verkehrt eine Fähre. Der Bau kostete rund 200 Millionen US-Dollar. Trotzdem sind weite Teile nur einfache Schotterpisten; die Wartung und Pflege erweist sich als aufwändig. Nach und nach soll die Carretera Autral aber asphlatiert werden.

Schon auf den ersten Metern der Carretera Austral werden wir heftig hin und her geschüttelt. Mehr als 20 km/h können wir nicht fahren. Und es staubt gewaltig. Wir verbringen die Nacht in Puerto Bertrand direkt am See. Die Temperaturen gehen bis auf minus 5°C runter und auch am nächsten Morgen liegt noch Raureif auf der Vegetation. Dafür strahlt die Sonne vom Himmel, es ist windstill und wir erleben eine sehr schöne Spiegelung im See.

Wir fahren weiter südlich entlang des Rio Baker. Er ist mit Abstand der blaueste Fluss, den wir je auf der Welt gesehen haben und in Chile sehr berühmt für River Rafting. 12km südlich von Puerto Bertrand fließt der Graue Rio Neff in den Blauen Rio Baker. Die beiden Farben vermischen sich in mehreren Wirbeln direkt beim Zusammenschluss. Wir beobachten das Ganze von einem Aussichtspunkt direkt neben einem kleinen Wasserfall.

Die weitere Strecke bis ganz runter nach Villa O'Higgins, dem südlichen Endpunkt der Carretera Austral, ersparen wir uns und Winnietwo. Wir haben von anderen gehört, dass die Strecke im Moment unglaublich rau ist und uns hat schon das kleine Stück bis hierher gereicht.

Wir drehen die Reifen also gen Norden und schaffen es rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang bis Puerto Rio Tranquilo. Dort stellen wir uns auf den Parkplatz vor den Holzbuden, die Touren zur Capilla de Mármol (Marmor Kathedrale) verkaufen. Neben uns parkt ein Wohnmobil aus Washington State und wir kommen mit der Familie ins Reden. Genau wie wir möchten sie am nächsten Tag die Bootstour zu den Marmorhöhlen machen.

Ich renne dann schnell noch zum See runter, um Bilder von dem schönen Sonnenuntergang zu machen. Am nächsten Morgen steigen wir bei strahlendem Sonnenschein in eines der Ausflugsboote. Mit uns an Bord ist die Vierköpfige Familie aus Washington State und ein Paar aus Brasilien. Die 90-minütige Tour kostet uns umgerechnet etwa 12US$ pro Person und ist absolut sehenswert.

Nach ca. 15 Minuten Bootsfahrt erreichen wir die ersten Sandsteinformationen im Kliff. Wasser hat über Jahrtausende kleine Höhlen, Ausbuchtungen und Figuren in den Sandstein geschliffen. Die Farben von Grau, Blau, Braun und Weiß vermischen sich wie Marmorgestein. Wahnsinn! So etwas haben wir bis dato noch nie in der Welt gesehen. Man kann das hier auch nur vom Wasser aus sehen.

Unsere Kamera- und Videochips glühen schon nach wenigen Minuten. Unser Guide fährt mit dem Boot direkt in die Höhlen oder dicht an den Felswänden entlang und erklärt uns dann alles Wissenswerte auf Spanisch. Sein "R" ist stark am Rollen, mit einem Leuchtstab zeigt er auf die Gesprächspunkte ... er ist am Reden und Reden ... Mira! ... wir können es nach einer Weile nicht mehr hören und schalten ab. Unser Nacken wird steif, denn er sitzt hinter uns und wir müssen uns erst zu ihm umdrehen und schauen, wo er jetzt wieder den Leuchtstab hinhält. Blick nach vorne ... was sollten wir jetzt gerade sehen? ... Verpasst! ... Mierda! Gut, dass wir zu Acht sind. Victoria, die Freundin von Nate (WA State), kommt ursprünglich aus Kolumbien und ihre beiden Kinder sind ebenfalls fließend in Spanisch. Wenn wir was nicht verstehen, übersetzen sie schnell und mir gelingen dann doch noch hier und da ein paar Fotos von Formationen, die zum Teil nur mit viel Fantasie als Hund oder sonstiges erkennbar sind.

Wir sind wirklich erstaunt, wie groß das Gebiet hier ist. Die eigentliche Marmor Kathedrale ist ein freistehender Felsen im Wasser, der nach unten hin immer dünner wird und spektakuläre Marmorzeichnungen aufweist. Jeder spricht von dieser Formation, aber es gibt noch viel mehr hier zu sehen. Über eine Stunde schippern wir gemütlich an den Felsen entlang. Eine Gruppe Kajakfahrer taucht hier und da aus einer der Höhlen auf. Das muss auch eine tolle Sache sein, hier in aller Ruhe - ohne viel Gequatsche! - dieses Wunder der Natur zu genießen.

Auf dem Rückweg nach Puerto Rio Tranquilo begleiten uns dann noch zwei Kondore. Ein wirklich toller Ausflug, den wir ein paar Wochen später am Ende der Carretera Austral auch als absoluten Höhepunkt bezeichnen können.


Toller Ausflug zur Capilla de Mármol (Marmor Kathedrale)

Halb erfroren - der Wind war wirklich eisig! - laufen wir nach der Bootstour erst einmal zum Bäcker. Das Chilenische Brot (ist mehr ein kleiner Fladen) kommt gerade heiß aus dem Ofen und man riecht es schon die Straße runter. Heizung an, Tasse Tee kochen, Butter und Marmelade raus und lecker frühstücken ... herrlich!

Anschließend verlassen wir Puerto Rio Tranquilo und fahren weiter gen Norden auf der unglaublich schlechten Schotterstraße! Dafür entschädigen die wunderschönen Spiegelungen im Wasser. Es ist total windstill - und das in Patagonien!!! Das Herbstlaub leuchtet Rot-Orange. Die Sonne lacht vom Himmel! Traumhaftes Wetter, das uns eine ganze Weile lang auf dem Weg entlang der Carretera Austral begleitet. Nachts wird es allerdings immer kälter. Morgens haben wir regelmäßig Frost an den Innenseiten unserer Fenster. Die Heizung wird erst einmal angeschmissen und dann drehen wir uns noch eine Runde im warmen Bett um. Gut, dass wir unsere Heizungspropanflasche aufgefüllt haben.

Tag für Tag fahren wir ein Stück weiter. Wir geraten in die ersten Baustellen. Nach und nach wird die Carretera Austral geteert. Diverse Streckenabschnitte bis hoch nach Chaitén sind im Moment im Bau und werden von diversen Unternehmen durchgeführt. Ein Unterfangen, dass noch mehrere Jahre dauern wird. Teilweise müssen Felsen weggesprengt, Flüsse und Bäche umgeleitet und Urwald gerodet werden und dann ist der gesamte Bauabschnitt für mehrere Stunden - meistens den ganzen Nachmittag - gesperrt. Große Hinweisschilder warnen vor den Schließungen schon Hunderte von Kilometer im voraus. Wir stellen uns also darauf ein und fahren möglichst morgens durch diese Abschnitte.

Südlich von Coyhaique beginnt dann eine sehr gute Asphaltstraße. Erleichtert atmen wir auf. Endlich mal kein lautes Rütteln und Schütteln. Eine echte Wohltat! Coyhaique ist mit 50.000 Einwohner die größte Stadt entlang der Carretera Austral und wir nutzen die Möglichkeit zum Tanken, Einkaufen und Wäschewaschen.

Nördlich von Coyhaique wird es dann zunehmend feuchter und mehr und mehr Regenwald umgibt die Carretera. Große Nalcablätter säumen den Straßenrand, Singvögel tauchen auf. Das Wetter spielt immer noch mit und es bleibt weiterhin sonnig und windstill. Südlich vom Parque National Queulat fängt dann leider wieder die Schotterstraße an.

Wir besuchen hier den Zauberwald von Bosque Encantada. Durch den dichten Regenwald wurde ein Trampelpfad bis zu einem hängenden Gletscher geschlagen. Die Bäume sind mit Moos und Flechten überzogen - wirklich zauberhaft hier! Der Eintritt pro Person ist umgerechnet 4US$ und wir laufen in gut einer Stunde bis zur Lichtung, von der aus man den Gletscher sehen kann. Da wir hier erst am späten Nachmittag angekommen sind, und man um 18 Uhr schon wieder draußen sein soll, müssen wir uns auf dem matschigen und teilweise steilen Pfad beeilen. Viel Zeit zum Fotografieren bleibt nicht, aber die Lichtverhältnisse sind eh schwierig - es ist ziemlich dunkel hier. Übernachten dürfen wir dann kostenlos auf dem angrenzenden Parkplatz.

Mehr und mehr tauchen jetzt hängende Gletscher auf. Den größten, hängenden Gletscher auf der Carretera Austral, den Ventisquero Colgante, kann man anfahren. Die Zufahrt ist allerdings eng und es kostet Eintritt. Wir lassen das aus, denn hängende Gletscher haben wir in der Antarktis und anderswo reichlich gesehen.

In La Junta stehen wir nachts auf einer Tankstelle. Irgendetwas schleift unter Winnietwos Motorhaube, als wir einparken. Ich gehe auf die Knie und sehe, dass unser Schutzblech für den Motor halb auf dem Boden hängt. Die rechte Aufhängung ist gebrochen - kein Wunder bei all dem Rütteln und Schütteln! Wir finden am nächsten Morgen den einzigen Mechaniker in diesem kleinen Pupsdorf und etwas grimmig, aber fachmännisch, bastelt er uns innerhalb einer Stunde eine neue Aufhängung aus einem Stahlstück. Unsere alte kann nicht geschweißt werden, da sie aus Aluminium besteht. Umgerechnet 15US$ zahlen wir gerne dafür. Helen hängt noch eine Packung Zigaretten dran und dafür bekommt sie dann tatsächlich noch ein strahlendes Lächeln von ihm. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die zählen!

Weiter rütteln wir uns gen Norden und passieren mehrere Baustellen. Zwischendrin gibt es hier und da mal ein paar Kilometer Asphalt. Wenn die gesamte Carretera irgendwann mal geteert ist, dann kommen hier bestimmt viel mehr Touristen her. Mancher wird auch sagen, dass diese legendäre Route ihren Charme verloren hat, aber dazu werden wir garantiert nicht gehören. Wir jubeln über jeden Meter glatten Straßenbelag. Helen erschreckt mich sogar einmal total. Ich habe meinen mp3-Spieler auf voller Lautstärke, höre aber dennoch ihren lauten und begeisterten Schrei "Look!". Ich denke, da muss ja was Spannendes sein und suche nach Jaguar, Puma und anderen Naturgestalten. Nein, es ist lediglich das Straßenschild am Rand, das wieder die nächsten Meter Asphalt ankündigt. Wer glaubt, unser Gehirn ist ebenfalls stark ins Rütteln gekommen, könnte Recht haben! :-)

4km vor der ersten Hängebrücke Chiles - nahe Puerto Cardenas - fängt dann wieder durchgehend der Asphalt bis Chaitén an - 60km am Stück! Yeepee! Inzwischen ist das Wetter schlechter geworden. Wolkig, teilweise Schauer, hohe Luftfeuchtigkeit ... wir haben Probleme in W2 mit der Kondensation. Jeden Morgen und nach jedem Kochen sind die Fenster beschlagen und auch unser kleines Fach oberhalb der Fahrerkabine ist feucht. Helen versucht alles so gut wie möglich trocken zu reiben, aber das ist fast unmöglich. Wir sind halt im Regenwald unterwegs!

In El Amarillo machen wir einen kurzen Fotostopp. Der Ort bezeichnet sich als "Zentrum der Welt" ... na, ja. Hier befindet sich ein Flugzeugwrack am Straßenrand. Die Casa Avion ist eine DC3, die 1974 hier in der Nähe abgestürzt ist. Ein Bauer hat den Rumpf des Flugzeugs mit einem Ochsengespann auf sein Grundstück gezogen und es dann zu einer Behausung umgebaut. Bis zum Jahre 2000 hat er darin gelebt. Heute steht nur noch die Außenwand des Fliegers, drinnen ist alles ausgeräumt oder geklaut worden.

In Chaitén finden wir endlich mal wieder kostenloses WiFi. Der kleine Supermarkt gibt nicht viel her. Helen findet aber mit viel Geduld ein kleines Geschäft und ergattert ein paar frische Brötchen und einen Fertigkuchen sowie Kekse. Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt hier auf der Carretera nicht mehr nach vernünftigen Backwaren zu gucken. Es gibt sie einfach nicht! Scheinbar mag hier keiner Kuchen und die Brötchen schmecken auch nur wirklich ganz frisch. Einen Tag später sind sie staubtrocken und müssen in der Pfanne aufgebacken werden.

20km nördlich von Chaitén findet man einen sehr schön ruhigen Stellplatz am Strand von Santa Barbara. Wir stehen ganz alleine dort und sehen in der Abenddämmerung noch zwei Delphine in der Bucht. Am nächsten Morgen springen ein paar Seelöwen aus dem Wasser.

Wir bestreiten die letzten 50km auf der Carretera Austral bis nach Caleta Gonzalo, dem nördlichsten Punkt der heutigen, zusammenhängenden Carretera Austral. Weiter geht es anschließend nur noch mit der Autofähre. Die Straße führt durch den Pumalín Park. Die Geschichte dieses Parks ist bemerkenswert.

Der Amerikaner Douglas Tompkins (Gründer von The North Face und Mitbegründer von Esprit) kaufte 1991 das Stück Land, um eine der ganz wenigen noch intakten Urwaldzonen in Patagonien zu erhalten und zu schützen. 2005 wurde dieses Gebiet vom damaligen Präsidenten Chiles Ricardo Lagos zum Naturschutzgebiet erklärt. Die Straße bis Caleta Gonzales, sowie Wanderwege, Campingplätze, Besucherzentren und Parkplätze wurden gebaut, um den Zugang durch den dichten Urwald für Naturbegeisterte Besucher zu ermöglichen. Unglücklicherweise ist Tompkins bei einem Kajakunfall im Lago General kürzlich ums Leben gekommen.

Wir verbringen vier Tage im Park und unsere erste Wanderung führt gleich auf den Chaitén Vulkan hoch. Er brach im Mai 2008 aus und machte weltweit Schlagzeilen. Die pyroklastische Wolke wälzte Tausende von Bäumen platt und bedrohte die Orte Chaitén und Futaleufu. Alle Einwohner konnten rechtzeitig evakuiert werden. Auch heute noch ist der Vulkan aktiv und könnte jede Sekunde wieder explodieren. Allerdings lag für den Moment keine Warnung vor und so sind wir die 5km rauf- und runter innerhalb von drei Stunden gewandert. Ganz schön anstrengend, denn es geht zum Teil sehr steil hoch.

Plattgewalzte Bäume am Volcan Chaitén - 360° Panorama
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Auf dem Weg nach oben treffen wir ein Deutsches Pärchen, das schon wieder auf dem Abstieg ist. Außer uns Vieren ist heute keine andere Menschenseele vor Ort. Dafür brummen Hummeln und Kolibris um unsere Köpfe herum. Die umgeknickten Bäume und der Dampf, der oben aus dem Krater aufsteigt, geben uns ein mulmiges Gefühl. Einer pyroklastischen Wolke könnte hier keiner entkommen! Der Blick in den Krater und auf das Pumalín Tal ist jedoch gigantisch.

Der Blick von oben ist gigantisch - 360° Panorama
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Wir übernachten unten auf dem Parkplatz und ich bekomme irgendwie nicht richtig ein Auge zu. Der Parkplatz liegt mitten in der Geröll- und Aschezone von 2008. Am nächsten Morgen sieht man den Vulkan vor lauter Wolken gar nicht. Das macht die Sache noch gruseliger. Wir ziehen deshalb schnell weiter und fahren die restlichen Kilometer bis Caleta Gonzalo.

Außer einem Café, einem geschlossenen Visitor Center und dem Anleger für die Autofähre gibt es hier nichts. Wir sind irgendwie enttäuscht, übernachten dann aber am Wasser und genießen die Ruhe. Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut ist sehr hoch hier und wir stellen später fest, dass wir unbewusst bei mehr oder weniger Hochwasser eingeparkt haben. Nachts steigt der Wasserpegel nämlich fast bis an unsere Reifen an. Zum Glück ist es windstill und es gibt keine Wellen.

Eigentlich wollten wir hier eine Wanderung zu einem Wasserfall machen, aber der Pfad ist nach Aussage einer Mitarbeiterin im Café sehr matschig und gefährlich nach den vielen Niederschlägen in den letzten Tagen. Vor kurzem hat es hier erst einen schweren Unfall gegeben. Jemand ist auf dem Pfad gestürzt und konnte kaum geborgen werden. Wir lassen das also sein und bleiben wegen des Regens noch eine weitere Nacht.

Dann kommt aber für einen Tag wieder die Sonne raus und wir machen noch zwei kürzere Wanderungen im Park. Die erste ist auf einem Holzsteg, um die 3000 Jahre alten Alerces Bäume zu bewundern. Sie standen vor dem Kauf von Douglas Tompkins schon kurz vor der Abholzung. Die zweite Wanderung geht durch den dichten Regenwald zu einem Wasserfall. Der Pfad ist matschig und wir müssen mehrmals steile Holztreppen hoch, deren Stufen sehr schmal und glitschig sind. Ich rutsche auf einem Steg in ein Loch und breche mir fast den Unterschenkel. Mein Wanderschuh sinkt in den tiefen Matsch, aber zum Glück ist ansonsten nichts weiter passiert.

Auf dem Rückweg nach Chaitén fängt es wieder an zu regnen. Die Wolken hängen extrem tief, dafür ist es windstill und wir erleben erneut wunderbare Spiegelungen in den Seen. Wir verbringen eine weitere ruhige Nacht am Strand von Santa Barbara und fahren dann bei Sonnenschein via Chaitén (während wir WiFi nutzen, steigen riesige Dampfwolken über dem Chaitén Vulkan auf ... oh, oh!) wieder südlich auf der Carretera Austral bevor wir dann in Richtung Osten nach Futaleufu abbiegen. Wenige Kilometer hinter dem Ort hat uns Argentinien wieder. Der Grenzübergang verläuft mehr oder weniger unproblematisch.