17.11. - 02.12.2016: El Bolsón - San Carlos de Bariloche - Lago Villarino

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Fast 6 Monate später sind wir wieder in Argentinien. Gegen 18.30 Uhr kommt der Bus in El Bolsón an. Ich lasse Helen mit samt Gepäck bei der Busstation stehen und laufe schnell zu LaAnonima rüber, um uns die wichtigsten Fressalien für ein paar Tage zu kaufen. Draußen bei Klaus und Claudia gibt es keine Möglichkeit und wer weiß, ob Winnietwo überhaupt anspringt. Anschließend rufe ich bei Klaus an. Claudia ist in der Stadt, wird aber noch bis spät abends hier bleiben und so nehmen wir uns ein Taxi.

Klaus hat den Traktor schon aus der Scheune gefahren und Winnietwo sieht - leicht eingestaubt - aus wie immer. Im zweiten Versuch befestigen wir auch die Batteriestecker richtig und er springt ohne Probleme an. Klaus ist beeindruckt, mit wieviel Gefühl wir W2 durch die enge Kurve am Scheunenausgang bekommen. Ja, wir kennen unser Auto und den Wendekreis - ein kurzes Zurücksetzen reicht und schon sind wir draußen. Wir parken ihn oben neben der großen Werkstatt, dort gibt es auch Strom und wir stöpseln uns ein, um den Kühlschrank ins Laufen zu bringen. Statt zu Kochen gibt es um 21.50 Uhr ein paar frische Brötchen mit Käse. Dann schnell unter die Dusche, Bett bauen und ab in jenes. Wir sind todmüde!!!

Und schlafen erst einmal richtig aus. Herrlich! Es ist so wunderbar ruhig hier! Kein Presslufthammer, keine bellenden Hunde ... wenn überhaupt, dann das leichte Bimmeln der Schafglocken, wenn sie das Gras rund um unser Fahrzeug fressen. Ein Paradies! 11 Stunden Schlaf am Stück! Mittags frühstücken wir ganz genüsslich. Ach, ist das schön, sich wieder selbst zu versorgen. Wir sind gleich total entspannt. Schön wieder Zuhause zu sein!

Wir bleiben insgesamt 10 Tage bei Klaus und Claudia und schaffen endlich Mal ein paar Dinge, die in der letzten Saison hängen geblieben sind. Die hintere Tür und die elektronische Dachluke bekommen ein selbstgebautes Fliegengitter. Jetzt können wir, wenn es richtig heiß wird, alles aufreißen und Durchzug im Winnietwo machen. Sechs Waschmaschinen werden angeschmissen, um unsere Fleecedecken, alle Kissenbezüge, Fußmatten, Handtücher, sowie unsere Klamotten zu waschen. Winnietwo wird von außen einmal abgespritzt. Man sieht er danach drinnen und draußen sauber aus. Wird nicht allzu lange anhalten, denn die nächsten Schotterstraßen mit viel Staub warten schon wieder auf uns. Also besser genießen, solange er noch so schön sauber ist.

Dann müssen Reparaturen gemacht werden. Unsere Fensterwaschanlage funktioniert nicht, das Wasser landet im Motorraum und kommt nicht mehr bei den Fensterdüsen an. Wir stellen fest, dass der Gummischlauch zu den Düsen an mehreren Stellen total brüchig ist. Das lässt sich auch mit unserem Alutape nicht mehr abdichten. Da muss irgendwann mal ein neuer Schlauch gekauft und angebracht werden, aber das hat kein Eile. Wir können die Windschutzscheibe auch an den Tankstellen reinigen, oder mit einer Spritzflasche bewässern und unseren Handscheibenwischer nutzen.

Klaus hat in seiner Werkstatt eine tiefe Grube und ich hatte mir im Mai schon vorgenommen, die jetzt zu nutzen, um von unten an unseren defekten Dieseltank zu kommen. Die Naht zwischen dem oberen und dem unteren Teil des Tanks ist korrodiert und wir tropfen Diesel, wenn wir volltanken. Aus Kanada hatten wir uns zwei Packungen Zweikomponentenkleber mitgebracht. In El Bolsón kaufe ich noch einen Liter Terpentin, damit wir den Tank erst einmal reinigen können. Dafür eignet sich wunderbar unser alter Seiden-Bettbezug, der eh nach 25 Jahren zu dünn geworden ist und ersetzt werden musste. Helen schneidet ihn in kleine Stücke und räumt dann anschließend erst einmal die Werkstatt auf. Klaus nutzt sie überwiegend, um Holz zu schneiden und die Späne liegt überall herum. Helen schnappt sich den Besen und macht sich ans Werk. Eine staubige Angelegenheit - wir hätten ein Vorher-Nachher-Foto machen sollen. Klaus muss happy darüber gewesen sein, denn er berechnet uns nichts für das Nutzen seiner Werkstatt. Danke, Klaus!

Für mich beginnt dann eine mehrtägige Arbeit. Gar nicht so einfach, alles richtig sauber zu kriegen, denn der Tank ist dicht an den Unterboden gebaut und man hat nicht viel Platz, um seine Finger oder einen Spachtel an die Naht zu bekommen. Ich muss mit einem Spiegel arbeiten, um überhaupt zu sehen, wie die Oberkante von der Naht am oberen Teil des Tanks aussieht. Überall ist Sand gemischt mit Benzin und Motoröl. Es dauert Stunden und mir wird von dem Terpentingeruch fast übel. Gut, dass wir das große Tor zur Werkstatt aufhaben und frische Luft in diese kommt.

Die korrodierten Stellen von beiden Nähten klaffen etwa 5mm auseinander - eine ziemlich große Lücke, die ich mit Sikaflex fülle - ein Dichtstoff, der nicht auf Silikon basiert und sehr flexible ist. Er trocknet in etwa 4-6 Stunden. Darüber streiche ich dann den Zweikomponentenkleber - alles mit meinen Fingern, da ich so am besten an die engen Stellen komme. Ich dichte so über die nächsten beiden Tage alle Außenkanten vom Tank ab. Ob das hält und unser Leck gestopft ist? Wir werden es beim nächsten Tanken sehen. Wenn alle Stricke reißen, müssen wir in den sauren Apfel beißen und einen neuen Tank kaufen, aber das könnte hier in Argentinien mit Arbeitsleistung so um die 500US$ kosten. Wir haben jetzt etwa 45US$ für die Materialien zur Abdichtung verwendet. Während wir am Tank arbeiten, bleiben wir nachts in der Werkstatt stehen, damit alles gut austrocknet. Zwei Lagen Zweikomponentenkleber bringe ich an. Mit dem Sikaflex dichten wir an der Karosse auch gleich noch ein paar Löcher ab, um Rost zu vermeiden.

Nebenbei arbeiten wir auch noch an unseren Webseiten. Wie immer sind wir weit hintendran. Dann heißt es Abschied nehmen, obwohl wir locker noch länger hätten bleiben können. Claudia gibt uns zum Abschied noch eine Warnung mit. In San Carlos de Bariloche sind Gangs am Werke, die sich auf das Einbrechen in Wohnmobile spezialisiert haben. Das lesen wir auch in iOverlander. Eigentlich wollten wir in Bariloche ein paar Wanderungen machen, aber wir trauen uns nicht unser Zuhause alleine zu lassen. Schon auf eine eingeschlagene Fensterscheibe haben wir keinen Bock.

So stehen wir für eine Nacht wunderbar ruhig am Lago Gutiérrez, 14km vor der Stadt. Am nächsten Morgen ist es windstill und ich mache Fotos von der wunderschönen Spiegelung. Gegenüber, auf der anderen Seite des Seeufers, kann man den Wanderpfad zum Refugio Frey und der Laguna Jakob sehen - eine der Wanderungen, die wir uns eigentlich vorgenommen hatten. Schade!

Da wir in Bariloche schon einmal während unserer Kumuka-Tour 2002 waren, müssen wir hier auch kein Sightseeing machen, obwohl die Stadt wirklich wunderschön zwischen den Seen und hohen Bergen liegt. Die Argentinische Schweiz nennt man das hier. Dennoch halten wir uns fast den ganzen Tag in der Stadt auf, denn ich muss mir beim Western Union Schalter im Carrefour Supermarkt erst einmal Geld holen und dann via PagoFacil unsere Autoversicherung bezahlen. Das geht in Argentinien eigentlich super. Niemand scheint hier das System der Banküberweisung zu kennen. Stattdessen bekommt man eine Rechnung mit Barcode entweder per Post oder online zugeschickt und geht dann damit zu einer der PagoFacil-Stellen, die es in jedem Ort gibt.

Ich stehe etwa 30 Minuten an, bekomme unser Geld und mache die Zahlung. Helen sitzt derweil im Winnietwo einen Straßenblock um die Ecke und passt auf ihn auf. Es ist heiß und sonnig und sie kommt vorne, trotz leicht geöffneter Fenster, ins Schwitzen. Alleine lassen wir unser Fahrzeug nicht, auch nicht während ich anschließend bei Carrefour einkaufe gehe. Es dauert halt so seine Zeit, zu zweit geht das Einkaufen viel schneller, Geduld ist gefragt. Da ich nicht alles bekomme, geht Helen anschließend zum LaAnonima um die Ecke und besorgt den Rest, während ich meine Einkäufe schon einmal verstaue.

Wir sind froh, alles erledigt zu haben und fahren gegen 15.00 Uhr aus der Stadt. Die Strecke gen Norden ist sehr schön und wir machen eine ausgedehnte Kaffeepause bei einem Viewpoint. An der Abzweigung zum Lago Traful finden wir für die Nacht einen sehr schönen Stellplatz unter hohen Bäumen direkt am Río Limay. Kaum ist die Sonne untergegangen, wird es windstill und der Fluss wird spiegelglatt. Wieder eines meiner Spiegelungen-Fotos. Immer wieder schön anzusehen!

Gegenüber gibt es eine YPF Tankstelle und wir füllen unseren Tank am nächsten Morgen bis zur Zweidrittelmarke. Ein Blick unter das Auto zeigt, ich habe nicht alles am Tank abgedichtet bekommen. Durch ein ganz kleines Loch an der Oberkante des oberen Teils tropft es. Langsam, aber stetig. Shit, shit, shit! Da muss ich dann in den nächsten Tagen noch einmal ran. Alles wieder saubermachen und diese Stelle noch etwas mehr abdichten. Dazu müssen wir jetzt aber erst einmal warten, bis der Tank wieder etwas leerer ist.

Anschließend fahren wir auf der 64km langen Schotterstraße RP63 in Richtung San Martín de Los Andes. Hier und da ist der Straßenbelag etwas ruppig, aber meistens doch recht gut zu befahren. Wir brauchen etwas unter vier Stunden reine Fahrzeit dafür. Leider staubt es gewaltig und Helen bekommt mehr und mehr schlechte Laune. Unser super schön sauberes Auto sieht drinnen und draußen wie Sau aus. Irgendwie müssen wir es schaffen die hinteren Türen und die Heizungsentlüftung unten an der Karosserie besser abzudecken, damit wir diesen feinen Staub besser vermeiden können. Ein Projekt für die nächste Zukunft.

Aber die Strecke ist trotzdem sehr schön. Nicht spektakulär, aber auch nicht langweilig. Es geht rauf und runter zwischen den Bergen hindurch. Hier und da sieht man schöne Tufa-Felsen. Verkehr gibt es kaum, bis wir zum Lago Meliquina kommen. Hier befindet sich ein kleines Dorf mit schönen Holzhäusern - eine Art Skidorf, wie wir es aus den Alpen kennen. Jetzt sind es nur noch die letzten 14km, bis wir wieder die Asphaltstraße erreicht haben. Rechts geht es nach San Martín de Los Andes, wir biegen aber links ab, um die nächsten drei Nächte auf dem kostenlosen Campingplatz am Lago Villarino (Parque Nacional Nahuel Huapi) zu verbringen.

Es ist schön hier, nur die sandigen Zufahrtswege zum Ufer des Sees stauben, wenn Fahrzeuge drüber fahren. Noch am ersten Abend hole ich Wasser mit dem Eimer aus dem See und wir brauchen fast zwei Stunden, um Winnietwo einigermaßen Staub-frei zu wischen. Helen is not amused! Aber so ist das hier nun einmal. Wer was sehen will in Argentinien muss ab und an mal auf eine Schotterstraße.

Wir nutzen die Zeit, um an unseren Webberichten, Fotos und Videos zu arbeiten und ich schneide Helen auch mal wieder die Haare. Alles ganz entspannt! Ach ja, irgend etwas ist über mich gekommen und ich habe doch tatsächlich eine Stunde lang Sport (Laufen, Terraband, Bauchmuskelübungen, Stretchen) gemacht. Ich war wie immer monsterfit, als wir Kanada verlassen haben, aber die vier Wochen Urlaub in Kuba haben ihre Spuren hinterlassen. Jetzt heißt es langsam wieder ganz von vorne Fitness aufbauen. Stöhn! Na ja, wo ein Wille ist (und der ist nicht wirklich da!), ist auch ein Weg, oder besser eine Laufstrecke. Mal sehen, wie lange ich das dann so durchhalte. La vida es dura!