03. - 11.12.2016: San Martín de Los Andes - Parque Nacional Lanín - Laguna Blanca - Caviahue - Parque Provincial Copahue

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Wir verlassen den Lago Villarino bei strahlendem Sonnenschein und biegen rechts ab auf den Camino de los Siete Lagos in Richtung Villa la Angostura. Die Straße ist ein Teilstück der Ruta 40 und ist auf allen unseren GPS- und Papierkarten zum Teil noch als Schotterstraße eingezeichnet. Wir stellen aber schnell fest, dass jetzt die gesamte Strecke von San Carlos de Bariloche bis nach San Martín de Los Andes inzwischen geteert ist. Wir hätten uns also die 64km Schotter entlang der RP63 sparen können und damit das 2-stündige Saubermachen im Winnietwo.

Wir drehen nach einer Weile wieder um und kommen am frühen Vormittag in San Martín de Los Andes an. An der YPF Tankstelle mitten im Ort finden wir WiFi (Passwort: Opressa1925) und erledigen unsere Email-Sachen. Direkt am großen See liegt ein großer Parkplatz neben dem Strand und wir verbringen mit anderen Argentinischen Wohnmobilen eine ruhige Nacht dort.

Es ist Sonntag und morgens scheint noch die Sonne, aber die Wettervorhersage deutet auf Dauerregen hin. Ein guter Grund für uns den Tag hier auszusitzen. Wir fahren erneut zur YPF und gucken live das HSV Spiel gegen Darmstadt - Hamburg gewinnt mit unserer Unterstützung (uns haben die Daumen danach echt weh getan!) das erste Spiel in dieser Bundesliga-Saison und Helen ist total happy darüber.

Am späten Nachmittag rollt dann auch die Schlechtwetterfront an und es regnet in Strömen. Wir stellen uns dieses Mal unter einen Baum in eine der ruhigen Nebenstraßen. Am nächsten Morgen lacht wieder die Sonne vom Himmel und ich hole uns beim Nationalpark Büro noch schnell eine Wanderkarte für den Parque Nacional Lanín. Dann noch schnell ein paar Sachen einkaufen und weiter geht es gen Norden. An der Abzweigung zur RP60 finden wir einen sehr schön ruhigen Platz für die Nacht direkt neben dem Río Malleo.

Zum Lanín Vulkan sind es noch 44km, davon die letzten 10km bis zum Parkplatz auf Schotter. Uns kommt die Raupe entgegen, die die Schotterstraße glättet. Leider wird dadurch für uns die Fahrspur sehr eng. Links haben wir den ca. 40cm hohen Erdwall der Raupe, rechts einen mit weichem Sand abfälligen Graben. Helen muss höllisch aufpassen, dass wir nicht in diesen rutschen. Konzentration und Fahrgefühl ist gefragt, aber wir schaffen es.

Gegen Mittag kommen wir am Vulkan an und zu unserer Überraschung stehen auch Regula und Jörg mit ihrem Orangefarbenen VW LT28 auf dem Parkplatz. Die Wiedersehensfreude ist groß! Eigentlich waren wir davon ausgegangen, dass alle Reisenden, die wir letzte Saison getroffen haben, inzwischen ganz woanders sind, aber die beiden haben genau wie wir ein paar Monate in der Schweiz bzw. in Paraguay (Regula) im Südamerikanischen Winter verbracht und sind dann wieder hier in den Anden zwischen Argentinien und Chile gelandet.

Wir machen uns schnell ein paar Brötchen und eine Tasse Tee fertig und klönen dann zu viert eine Runde über all das, was wir gesehen haben oder noch planen zu sehen. Kurz vor 16 Uhr ziehen wir uns dann aber doch die Wanderschuhe an. Das Wetter ist einfach zu gut, um den ganzen Nachmittag nur zu quatschen. Der 3.776m hohe Vulkan Lanín ragt direkt neben dem Parkplatz aus der Landschaft. Ein wunderschöner, Schnee-bedeckter Kegelvulkan, der nicht mehr aktiv ist. Man kann ihn in zwei Tagen auch besteigen, braucht dafür aber Eispickel, Steigeisen und viel Erfahrung, denn es geht monstersteil durch den tiefen Schnee bergan. Durch Regulas Fernglas können wir die Spuren im Schnee erkennen, aber die Bergsteiger sind am heutigen Tag schon wieder unterhalb der Schneegrenze auf dem Abstieg.

Wir verabschieden uns von den beiden und laufen dann zum Fuße des Vulkans. Es geht durch einen kleinen Wald und dann später durch die karge Lavalandschaft einen schmalen Grad hinauf. Uns kommen die ersten Bergsteiger entgegen und ein Argentinier erzählt mir, dass sie morgens um 4 Uhr vom Refugio (liegt auf 2.400m Höhe) zum Gipfel gestartet sind. Es ist ein windiger Tag und ganz oben liegen die Temperaturen bei -6°C. Aber der Ausblick soll gigantisch sein. Wir sind im Moment leider gar nicht fit genug und haben auch weder die Ausrüstung noch die Erfahrung für eine solche Besteigung.

Lanín Vulkan - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Nach gut 2 Stunden und 15 Minuten kehren wir wieder zum Parkplatz zurück. Regula und Jörg sind weitergefahren und wir verbringen eine wunderbar stille Nacht direkt in dieser traumhaften Landschaft auf dem Parkplatz. Das Wetter ist am nächsten Tag noch besser und auch etwas wärmer und wir sind relativ früh für unsere Verhältnisse unterwegs. Um 10.30 Uhr machen wir uns an den Aufstieg zum Mirador - ein sehr steiler Hügel mit gut 60%iger Steigung. Das Hinweisschild sagt: 2,5 Stunden rauf und wieder runter. Wir legen eine Zacken zu und kommen schwer aus der Puste. Endlich wird der gute alte Ticker, sprich unser Herz, mal wieder belastet. Überraschenderweise sind wir aber in 35 Minuten oben. Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf den Vulkan und den Lago Tromen.

Lanín Vulkan und Lago Tromen - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Der anschließende Abstieg dauert keine 20 Minuten. Man, sind wir fit! Wir holen uns noch etwas mehr zu trinken aus Winnietwo und laufen dann gleich anschließend noch den 8km langen Wanderweg zum Lago Tromen und zurück. Überall blühen Orchideen, die Insekten sind am Sammeln von Blütenstaub, die Singvögel zwitschern - ein herrlicher Tag. Das macht Spaß, die Bewegung tut richtig gut und wir haben anschließend richtig Hunger! Total glücklich und zufrieden gibt es in Winnietwo erst einmal Knoblauchbrot mit kalten Frikadellen und leckerem Gemüsequark. Es folgen Cappuccino und Schokoladenkuchen und ich überfresse mich fast. Muss ich es sagen ... La vida es dura!

Plötzlich ziehen am späten Nachmittag dunkle Wolken rund um den Vulkan auf und es gibt einen kurzen, aber heftigen Schauer, dann lacht wieder die Sonne. Wir beschließen noch eine Nacht hier zu bleiben und schreiben ein wenig an unseren Webseiten für Kuba und Südamerika.

Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne und auf dem Vulkan scheint der Schnee ein wenig geschmolzen zu sein. Vielleicht hat es da oben auch geregnet. Die beiden Parkplätze sind voll mit Autos. Ich hole mir noch schnell Informationen im Visitor Center über die Flora und Fauna hier und der Ranger erzählt mir, dass sich heute Morgen 100 Bergsteiger registriert haben. Argentinien hat einen Feiertag - irgendetwas mit einer Virgin (Jungfrau) und bei dem schönen Wetter sind die Argentinier natürlich in der Natur unterwegs. Das merken wir dann auch auf der Schotterstraße - wir haben viel Gegenverkehr und es staubt gewaltig. Gut, dass ich meine Fotos von den Araukarien schon auf dem Hinweg gemacht habe.

Wir machen in Junín de Los Andes eine Mittagspause, bzw. unser Frühstück. Es gibt Blaubeer-Pfannkuchen. Anschließend tanken wir schnell ein paar Liter und dann geht es weiter gen Norden. Unser Ziel für die Nacht ist die Laguna Blanca - ebenfalls eine Nationalpark. In der flachen Lagune soll man wunderbar die Vögel beobachten können, aber wir sind wohl zur falschen Jahreszeit hier. Außer zwei Schwarzhalsschwänen ist nicht viel zu sehen. Mit einer Argentinischen Familie sind wir auch die einzigen Camper vor Ort für die Nacht.

Es ist sonnig, aber extrem windig auf unserer Weiterfahrt nach Las Lajas. Hier gönnen wir uns für 25 Pesos pro Person eine heiße Dusche bei der YPF und fahren dann anschließend weiter bis Caviahue. Das liegt auf 1600m Höhe am Fuße des sehr aktiven Copahue Vulkans. Er raucht auch an diesem Tag und wir riechen den Schwefeldampf, aber die Warnstufe ist gering. Seit 250 Jahren ist der 2997m hohe Vulkan aktiv und er ist zuletzt 2012 mit einer gigantischen Aschewolke ausgebrochen. Er ist damit der aktivste Vulkan im Argentinischen Teil von Patagonien. Wir bestaunen die Fotos im Visitor Center vor Ort, wo wir auch sehr schön mit W2 parken können. Der junge Mann gibt uns eine sehr ausführliche, Topografische Wanderkarte, auf der die vielen Cascadas (Wasserfälle), für die Caviahue bekannt ist, eingezeichnet sind.

Wir essen schnell noch was und da das Wetter für den morgigen Tag mit Regen angesagt ist, schmeißen wir uns in unsere Wanderschuhe und laufen um 16.30 Uhr noch zu den vier Wasserfällen entlang des Río Agrio. Die Landschaft hat was. Sechskant-Lavasäulen sind an den Hängen der Wasserfälle zu sehen und der Wanderpfad führt durch einen großen Bestand von Araukarien-Bäumen. Hin und zurück bis zum letzten Wasserfall sind es nur 3km, die wir locker ohne Probleme zurücklegen.

Wir nutzen das restliche Tageslicht, um uns im Dorf Caviahue umzusehen. Das scheint gerade erst in der Entstehung zu sein. Überall wird gebaut. Scheinbar entsteht hier ein Ski- und Kurort vom Allerfeinsten. Das erinnert an die Dörfer in den Alpen. Copahue, das gleichnamige Dorf zum Vulkan, liegt nur ein paar Kilometer entfernt und ist berühmt durch die heißen Quellen, die mitten im Ort zu einem Kurbad ausgebaut wurden. In den Broschüren aus der Touristen Information sehen wir die Skilifte, die an den Flanken des Vulkans laufen. Im Winter muss hier deutlich mehr los sein, als jetzt in der beginnenden Sommersaison.

Der Bäcker ist geöffnet und wir decken uns mit sehr leckerem Brot und Kuchen ein. Die Bewohner des Dorfes sind sehr freundlich und wir verbringen eine sehr ruhige Nacht direkt bei der Touristen Information. Am frühen Morgen hören wir dann das Prasseln des Regens auf Winnietwos Dach. Ja, der Wetterbericht stimmt. Es ist grau und regnerisch. Unser Wecker zeigt nur 14°C in W2 an, draußen sind es keine 10°C.

Wir frühstücken in aller Ruhe und fahren dann zum Rathaus im Dorf. Es ist Samstag und der Parkplatz ist so gut wie leer, dafür läuft das kostenlose und offene WiFi-Netz hier und mit unserem Booster ist das Signal gut genug, damit wir erneut ein Bundesliga-Spiel des HSV live sehen können. Wir bibbern und zittern 90 Minuten lang mit und am Ende gewinnt der HSV gegen Augsburg sein erstes Heimspiel in dieser Saison. Muss an unserem Daumendrücken liegen! Beide Spiele, die wir gesehen haben, gehen mit einem HSV Sieg aus. Wann ist das nächste Spiel? Helen trägt es schon einmal in ihr Tagebuch ein. Jetzt müssen wir nur noch eine gute Internetverbindung an dem Tag finden. Go, Hamburg, go!

Draußen ist es einfach zu ungemütlich um irgendetwas zu machen und so setze ich mich an den Computer und arbeite an unseren Webseiten. Helen macht den Abwasch und entspannt sich anschließend. In der Nacht ist es extrem windig. Ich gucke etwas besorgt mal aus dem Fenster und zu meiner Überraschung glitzern die Sterne am Himmel - das Kreuz des Südens habe ich direkt in meinem Blickfeld. Der Baum neben Winnietwo wackelt zwar gewaltig, aber ich muss mir keine Sorgen machen, dass unser Zuhause von einem fallenden Ast getroffen wird - und so schlafe ich wieder beruhigt ein.

Kurz vor 8 Uhr sind wir wach und tatsächlich ... draußen scheint die Sonne, keine einzige Wolke ist am Himmel und der Wind hat nachgelassen. Wie vorausgesagt! Gut, dass wir den Tag gestern hier ausgesessen haben. Wir frühstücken und fahren dann auf einer 16km langen Schotterstraße zum 45m hohen Wasserfall Cascada Del Agrio. Hinter uns schießen gewaltige Dampfwolken aus dem Copahue Vulkan.

Die Zufahrt zum Wasserfall ist durch einen kleinen Bachlauf unterbrochen, aber es ist flach genug, dass wir ohne Probleme da mit Winnietwo durchfahren können. Beim Wasserfall weht ein heftiger Wind, der einem die Puste nimmt. Wir verbringen etwa 20 Minuten hier und fahren dann wieder zurück nach Caviahue. Inzwischen hat sich der Wind leicht gedreht und wir sehen gigantische Gaswolken aus dem Krater des Copahue aufsteigen. Whoa! Das sieht nicht ungefährlich aus, aber die Ziegen und Schafe am Straßenrand grasen ganz gemütlich weiter und so machen auch wir uns keine Sorgen.


Wasserfälle rund um Caviahue und aktiver Copahue Vulkan

Helen schmiert sich schnell ein paar Brötchen und wir verlassen gegen 13 Uhr den Ort. Es geht wieder zurück nach Las Lajas. Nach einer kurzen Cappuccino-Pause tanken wir erneut und fahren ganze 40km weiter nördlich zu einem schönen Stellplatz in der Natur.