12. - 24.12.2016: Ruta 40 - Cañon del Atuel - Mendoza

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Wir fahren weiter auf der Ruta 40 gen Norden. Hier und da versperrt ein Gaucho mit seiner Ziegen- oder Schafherde die Straße. Immer ein guter Zeitpunkt zum Fotografieren. In Chos Malal halten wir direkt am Plaza. Ich mühe mich mit dem langsamen, aber kostenlosen WiFi ab, während Helen eine Bäckerei aufsucht. In den Bäumen beim Plaza hört man die Felsensittiche laut krächzen, sie essen die Früchte der Bäume und putzen sich.

Später entdecken wir auf dem Weg zur Tankstelle noch das Auto von Regula und Jörg. Sie sind gerade auf der Suche nach einem funktionierenden Geldautomaten. Wir unterhalten uns noch über eine halbe Stunde auf der YPF Tankstelle und fahren dann gemeinsam raus aus der Stadt. Während die beiden eine Schotterstraße als Alternative zur Ruta 40 nehmen, bleiben wir auf jener.

Kurz vor Sonnenuntergang finden wir einen sehr ruhigen Stellplatz an der Laguna Nueva. Wir stehen direkt vor dem Tor einer Viehweide, aber es sind keine Tiere drin und es kommt auch niemand in der Nacht vorbei. Ab hier beginnt für uns am nächsten Tag ebenfalls die Schotterstraße. Unsere Informationen und GPS-Karten widersprechen sich - eigentlich sollten es nur etwa 60km Schotter sein, aber am Ende sind es fast 150km bis Bardas Blancas. Teile der Strecke waren schon einmal asphaltiert gewesen, aber entweder ist von dem Asphalt nicht mehr viel zu sehen, oder man fährt parallel zu einer neuen Asphaltstraße, die aber für den Verkehr noch nicht geöffnet ist.

Auf der berühmten Ruta 40 durch eine Vulkanlandschaft - 360° Panorama
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Es geht durch eine Vulkanlandschaft - die Landschaft sieht Menschenfeindlich und sehr karg aus. Hier und da sehen wir bunte Berghänge, gefärbt durch die Mineralien im Gestein. Es ist dennoch erstaunlich viel Verkehr auf der Strecke und wir werden kräftig eingestaubt. Wie Helen das hasst! Der feine Staub geht in Winnietwo wie immer durch jede Ritze und selbst vorne in der Fahrerkabine riechen wir den Staub und Helen muss das ein oder andere Mal niesen.

In Bardas Blancas hat uns die Teerstraße wieder. Was für eine Erleichterung! Wir machen einen ganz kurzen Abstecher - nur etwa 7km - auf die RN 145 in Richtung Paso Pehuenche. Laut Regula und Jörg eine schöne Strecke. Als dann aber die erste Baustelle in Sicht kommt mit Umgehung auf Schotter, beschließen wir die Umkehr. Für heute haben wir einfach genug vom Schotter. Eine riesige Herde von Pferden, Ziegen und am Ende zwei Gauchos blockiert die Straße. Ich mache das folgende Video davon:


Gauchos auf der Ruta 40 und Kondore im Cañon del Atuel

Wir verbringen eine erstaunlich ruhige Nacht auf der Axion Tankstelle in Malargüe. Und auch das WiFi ist gut hier. Am nächsten Morgen klopfen erneut Regula und Jörg an unsere Tür. Sie erzählen und von ihrem Abstecher nördlich von Chos Malal. Ihr nächstes Ziel ist das Valle Hermoso.

Wir hingegen fahren weiter zum Cañon del Atuel. Von Süden kommend geht es am Staudamm von El Nihuel vorbei. Wir decken uns in dem kleinen Dorf noch schnell mit ein paar Brötchen ein, bevor wir die steilen Serpentinen den Canyon runter nehmen. Die Schotterstraße durch den Cañon del Atuel ist in einem guten Zustand. Wir treffen zwei Chilenen in ihrem kleinen Wohnmobil, die gerade aus der anderen Richtung den Canyon durchfahren haben. Sie bestätigen, dass die Straße sehr gut befahrbar ist und das sich die Fahrt lohnt.

Wir können das ebenfalls nur bestätigen. Im Canyon sind vier Talsperren, um Strom zu gewinnen. Wir fahren sogar durch einen Tunnel. Ganze zwei Fahrzeuge begegnen uns auf der Strecke. Die verschiedenen Gesteinsformationen im Cañon del Atuel erinnern uns an den Südwesten der USA. Wir stoppen häufig, um Fotos zu machen. Nach 2,5 Stunden erreichen wir einen sehr schönen Stellplatz mitten im Canyon. Hier muss es mal eine kleine Siedlung oder so gegeben haben. Neben einem Kinderspielplatz findet man noch diverse Zementfundamente, auf denen man hervorragend sein Wohnmobil abstellen kann.

Wir parken aber erst einmal im Schatten der großen Bäume. Es ist monsterheiß hier unten. Noch über 30°C nach dem Sonnenuntergang. Zum Glück kommt Wind auf und oben an den Felskanten sehen wir spät abends etwa 20 Kondore in der Thermik kreisen. Wir stehen hier Mutterseelen-alleine. Herrlich!

Da es uns so gut gefällt, bleiben wir gleich noch einen Tag länger. Zum Wandern im Canyon ist es allerdings viel zu heiß - wir wechseln den ganzen Tag über von einem Schattenplatz zum nächsten und nutzen die Zeit, um an unserer Kuba Webseite zu arbeiten. Die wollen wir noch vor Weihnachten fertig bekommen und heute ist schon der 15. Dezember.

Wunderbarer Campingspot im Cañon del Atuel - 360° Panorama
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Am nächsten Tag legen wir die restlichen Kilometer im Canyon zurück. Über steile Serpentinen geht es hoch bis zu einem Plateau und den Valle Grande Stausee. Der Ort von Valle Grande ist rein dem Tourismus gewidmet. Campingplätze, Hotels, Hütten, River Rafting Unternehmen - wie an einer Kette gezogen reihen sich die Touristenplätze entlang des Río Atuel auf.

Ausfahrt aus dem Cañon del Atuel - 360° Panorama
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Valle Grande Stausee - 360° Panorama
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Wir suchen uns einen mehr oder weniger schattigen Platz zum Mittagessen und hören durch die offene Hintertür die Jubelrufe der Raftingfahrer. Eigentlich wollten wir anschließend weiter in Richtung Mendoza fahren, aber nur einige Kilometer nach unserem Mittagsstopp entdecken wir einen sehr schönen und schattigen Campingplatz am Fluss. Kostenlos können wir hier die Nacht stehen und ich gehe sofort in den Fluss, um mich abzukühlen.

Normalerweise kann man im Río Atuel nicht baden, denn er fließt mit einer enormen Geschwindigkeit dahin. Aber hier macht der Fluss einen kleinen Knick direkt vor den roten Felsen und am Ufer gibt es eine kleine, etwas ruhigere Zone. Das Wasser ist zwar nur Kniehoch, aber das reicht zum reinsetzen. Ich bin nicht die einzige an dieser Stelle. Herrlich! Anschließend hole ich eine unserer Waschschüsseln und fülle sie mit dem sehr kalten Flusswasser, damit Madame ein kühlendes Fußbad in W2 nehmen kann. Alle Türen sind geöffnet und das Rauschen des Flusses bringt uns in Urlaubsstimmung. Ein toller Platz, um der Affenhitze (38°C im Schatten!) zu entkommen! Gegen 22 Uhr kommt es sogar zu einem kurzen Sommergewitter, aber die Temperaturen sind anschließend nur wenig geringer.

Am nächsten Morgen fahren wir zu einer YPF Tankstelle im Süden von San Rafael. Der HSV spielt gegen Mainz und verliert 1:3. Dieses Mal hat unser Daumendrücken nicht geholfen. Schnief! Anschließend geht es weiter auf der Ruta 40 und wir gehen in Tunuyán einkaufen. Bis kurz nach 20 Uhr schaffen wir es auch noch zu einer YPF Tankstelle südlich von Mendoza. Hier soll es kostenlose, heiße Duschen geben, aber der Mitarbeiter mit dem Schlüsseln sagt mir, dass er den nur an Lastwagenfahrer aushändigt. Grummel, grummel! Dennoch verbringen wir eine sehr ruhige Nacht hinter der Tankstelle unter den Sonnendächern.

In Mendoza bleiben wir dann fünf Nächte - nicht weil die Stadt so schön wäre. Nein, Helen ist vor ein paar Wochen der halbe Backenzahn mit alter Füllung weggebrochen und sie will hier einen Zahnarzt aufsuchen. Sie muss drei Tage auf einen Termin warten.

Wir verbringen die Tage im Parque General San Martín, einer sehr großen Parkanlage im Westen von Mendoza. Die erste Nacht stehen wir sogar in unmittelbarer Nähe des Springbrunnen (Fuente de Los Continentes) in einer Sackgasse. Es ist Sonntag und wir stehen im Schatten der hohen Bäume. Die halbe Bevölkerung Mendozas befindet sich ebenfalls im Park. Es wird Sport getrieben (bei dieser Hitze? Nein, danke!), gespielt und sich gesonnt. Eine entspannte Atmosphäre, in der wir uns sicher fühlen. In der zweiten Nacht sprechen uns aber zwei Argentinische Wohnmobilisten an. Ihnen wurde gesagt, dass es nachts im Park nicht sicher ist, wir sollten besser woanders stehen. Hmmm ... eigentlich haben wir uns hier total sicher gefühlt. Nachts kam zwar mehrfach die Parkpolizei mit Blaulicht vorbei, aber sie waren nur auf ihrer üblichen Route durch den Park und haben nichts zu uns gesagt.

Wir beschließen uns an einen anderen Ort zu stellen. Unser Wohnmobil ist sicherlich vielen aufgefallen, denn außer uns haben wir nicht ein anderes Europäisches Fahrzeug im Park gesehen. Wir fahren die anderen Straßen im Park ab, aber mögliche Stellplätze liegen immer an einer der viel befahrenen Straßen. Die Sackgasse beim Brunnen ist schon ideal, da es dort keinen Durchgangsverkehr gibt, aber im Falle eines Überfalls kann das auch dazu führen, dass man uns blockiert.

Deshalb stellen wir uns außerhalb des Parks in eine ruhige Straße direkt vor eine Schule. Hier empfangen wir sogar gutes WiFi. Am nächsten Tag fahren wir zu einem Campingplatz - dem Camping Suizo. Hier haben schon andere Overlander sehr gut gestanden. Ich klingle am Tor und ein junger Mann kommt. Wir haben keine Reservierung und über Weihnachten ist der Platz mit über 100 Leuten komplett besetzt. Um die Ecke gibt es einen anderen Campingplatz, aber die wollen 280 Pesos pro Person (über 18 Euro!) haben. Nein, danke! Dann wird es eben nichts mit einer heißen Dusche. Wir haben genügend Wasser an Bord und dann muss abends eben der Waschlappen hinhalten. Ist ja auch nichts neues für uns. Wir wollten uns zu Weihnachten nur mal was gönnen.

Und so bleiben wir tagsüber im Parque General San Martín und stehen nachts in der ruhigen Straße neben der Schule. Da wir viel Zeit haben und es wirklich zu heiß ist, auch nur den kleinen Finger zu bewegen, schreiben wir fleißig an unseren Webseiten und die Kuba-Seite wird lansam aber stetig fertig.

Mittwoch fahren wir dann zu einem kleinen Laden, um unsere leere Propangasflasche auffüllen zu lassen. Wir wollen nach Mendoza in die Berge und es könnte unter Umständen kalt werden. Die Heizungsflasche muss also voll sein. Im Vergleich zum Süden von Argentinien ist das hier schweineteuer. 385 Pesos (etwa 25 Euro) für 11 Kilo - das ist dreimal so viel, wie im Süden!

Gleich um die Ecke von der Propanstation gibt es eine große Werkstatt. Seit über einer Woche haben wir ein sehr lautes Quietschen im rechten Vorderreifen und es wird immer schlimmer. Wir erschrecken sogar die Pasanten auf den Straßen, wenn wir um die Kurven fahren. Zum Glück hat die Werkstatt so kurz vor Weihnachten nicht viel zu tun und sie schauen sich das Problem am frühen Nachmittag an.

Winnietwo wird vorne angehoben und unser Mechaniker rüttelt am rechten Reifen. Er schlackert gut 2cm auf der Achse. Wir sind uns erst nicht sicher, ob eventuell die Schrauben nur locker sind. Aber es stellt sich dann doch sehr schnell heraus, dass das rechte Kugellager abgeschliffen ist und konisch zuläuft. Die Teile werden ausgebaut und dann geht der ehemalige Besitzer - heute ist er der pensionierte Vater von den beiden Söhnen, die die Werkstatt übernommen haben - auf die Suche nach neuen Ersatzteilen. Da das so seine Zeit dauert, stöpseln wir Winnietwo in der überdachten Garage ein und nutzen den Strom zum Arbeiten am Computer. Sechs Stunden später rollen wir mit neuem Kugellager wieder aus der Werkstatt. Umgerechnet 220 Euro (160 Euro davon für die Ersatzteile plus 60 Euro für die zwei Stunden Arbeit) hat uns das ganze gekostet, aber es musste gemacht werden, denn der Reifen wäre womöglich irgendwann abgefallen. Da wir den ganzen Tag kaum was gegessen haben, gibt es abends Hamburger mit Pommes!

Am nächsten Tag hat Helen ihren Zahnarzttermin. Innerhalb von einer halben Stunde ist sie schon wieder draußen. Sie hatte befürchtet, dass man eine Krone machen müsste, aber der Zahnarzt ist super gut und macht ihr eine fantastische Füllung in der exakten Farbe, wie der Rest des Zahns. Und das ganze kostet keine 35 Euro! Super! Wie lange die Füllung halten wird, muss man sehen, aber wenigstens kann Helen zu Weihnachten was essen und hat keine Schmerzen. Ich habe mir schon vorgenommen, bei unserer nächsten Durchreise durch Mendoza hier meine Zähne reinigen zu lassen. Kostet 600 Pesos, also etwa 38 Euro.

Den Nachmittag verbringen wir mit dem restlichen Schreiben unserer Kuba-Webseite und zusammen mit unserer Weihnachtskarte (dieses Mal nicht sonderlich weihnachtlich!) geht der Link dann an unsere Familien, Freunde und Bekannten in die ganzen Welt raus. Frohe Weihnachten!

Da wir Weihnachten nicht auch noch in dieser Hitze in Mendoza verbringen wollen, machen wir einen Großeinkauf und fahren raus zu einer Axion Tankstelle für die Nacht. Hier gönnen wir uns eine heiße Dusche - unser Weihnachtsgeschenk an uns! Das Leben im Wohnmobil ist so bescheiden! Es sind die kleinen Dinge im Leben, die uns Freude bereiten und dazu gehört eben auch ab und zu mal eine heiße Dusche!

Am nächsten Tag ist Heilig Abend und ich gehe mit dem Laptop in den Shop, um die liebe Familie in Deutschland anzurufen. Wir haben kaum noch Strom auf der Bordbatterie, im Laden kann ich mich auch nicht einstöpseln und der Laptop hat gerade noch 25% Saft. Das reicht aber, um meine drei Anrufe im Schnelldurchlauf zu machen. Puh!

Der Tag ist mit ca. 35°C wieder extrem heiß. Da hält man es am besten fahrend im Fahrzeug aus - mit den Fenstern weit offen. Und so legen wir etwas über 330km an diesem Tag zurück. Via San Juan fahren wir bis nach Las Flores. Von hier geht die RN 150 zum Paso del Agua Negra ab. Der Argentinische Grenzposten ist aber um 19 Uhr schon geschlossen. Wir müssen morgen wieder kommen.

Im Dorf gibt es eine sehr ruhige YPF Tankstelle. Die hohen Bäume spenden Schatten und die Mitarbeiter dort sind sehr freundlich. Einer bewässert gerade den Rasen und ich frage ihn, ob ich eiskaltes Wasser in unsere Waschschüssel haben kann. Er hält den Schlauch in die Schüssel und ich bin von oben bis unten nass! Das Wasser kommt mit einem extremen Druck aus dem Schlauch und prallt an der Schüsselwand ab. Wir beide gucken uns für einen kurzen Moment erschrocken an, dann muss ich lachen. Eine bessere Abkühlung hätte ich nicht haben können! Helen freut sich die Füße in das eiskalte Fußbad zu stellen. Uns ist ja so gar nicht weihnachtlich zumute und warm kochen wollen wie auch nicht. Aber das Hähnchen muss noch weg, bevor wir über die Grenze fahren. Die Gulaschsoße ist aber etwas zu dünne und unser Weihnachtsessen schmeckt nur so lala. Dafür gönnen wir uns aber ein Eis! Das hat es allerdings schon vor dem Abendessen gegeben.