31.12.2016 - 08.01.2017: La Serena - Andacollo - Valle del Encanto - Tongoy - Guanaqueros - La Serena

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Wir fahren an den Pazifik, um der Hitze im Landesinneren zu entgehen. La Serena ist mit etwa 160.000 Einwohnern eine relativ große Stadt mit einem über 10km langen Sandstrand. Es ist die zweitälteste Stadt in Chile - gegründet 1544. Wir gehen zunächst im großen Jumbo Supermarkt einkaufen. Helen gönnt sich sogar einen Apfelstrudel - sie hat schon wieder Hunger!

Ich gehe anschließend in den nebenan liegenden Easy Baumarkt. Hier entdecke ich ganz bequeme Strandstühle und Liegen - kein Wunder, wir sind ja an einem Badeort. Von Steffen und Familie haben wir sehr unbequeme Klappstühle geerbt, auf denen man nicht lange sitzen kann. Eigentlich wollten wir uns aus Kanada eine unserer Liegen beim nächsten Mal mitbringen, aber die sind unhandlich im Hauptgepäck und als Handgebäck zu groß. Ich kaufe uns einen Stuhl und eine Liege. EINMAL dürft ihr raten, wer von uns die Liege in Beschlag nehmen wird! Für Madame habe ich extra eine Blaue Liege ausgesucht!

Der Strand ist dann natürlich auch unser nächstes Ziel. Über iOverlander haben wir zwei Anlaufpunkte gefunden. Den ersten gibt es inzwischen nicht mehr. Er liegt mitten in einer Baustelle und es gibt auch keinen Zugang zum Strand. Der zweite ist aber ideal für uns. In einer kleinen Seitengasse, die von der Avenida del Mar abgeht, stehen wir kostenlos und sicher für zwei Nächte. Es sind keine 200m Fußweg zum Strand. Auf der einen Straßenseite befindet sich zwar auch eine große Baustelle, aber am 31. Dezember und 1. Januar arbeitet natürlich keiner. Gegenüber auf der anderen Straßenseite ist eine begrünte Anlage mit Ferienwohnungen.

Am Strand tummeln sich heute unglaublich viele Menschen. Die Kinder haben Schulfrei und am letzten Tag des Jahres sind auch die Eltern nicht am arbeiten. Überall wird gespielt, Sandburgen gebaut und sich gesonnt - eine entspannte und fröhliche Atmosphäre. Da wir Winnietwo aus Sicherheitsgründen nicht alleine lassen wollen, gehen wir getrennt am Strand laufen. Ich habe zum Glück die Kamera dabei, denn es wimmelt nur so von Vögeln, die auf Futtersuche sind. Tausende von ungiftigen Quallen liegen am Strand, ich muss also aufpassen nicht drauf zutreten.

Helen kommt später kurz vor Sonnenuntergang wieder und sagt, dass die Parkbuchten am Strand inzwischen fast alle voll sind und die Leute Tische mit Champagner und Fressalien aufbauen. 500m entfernt von uns am Turm wurde über den Nachmittag eine große Bühne aufgebaut und wir vermuten, es gibt später Livemusik. Scheinbar wird in La Serena Silvester am Strand gefeiert. Super! Und wir sind mittendrin.

Ich koche uns eines unserer Lieblingsessen - Bratkartoffeln mit Blumenkohl in Käsesoße. Wie immer lecker! Endlich ist es auch mal kühl genug, dass wir abends warm essen können. Vom Meer kommt eine kühle Brise und wir müssen sogar die Fenster nach dem Sonnenuntergang schließen. Herrlich!

Gegen 11.30 ziehen wir uns lange Hosen und Fleecejacken an und gehen zum Strand runter. Am Himmel fliegen Ballons aufs Meer hinaus. Scheinbar eine Tradition! Wir beobachten viele Familien, die den Parafinklumpen unterhalb des Ballons anzünden, anschließend warten, bis die Luft im Ballon aufgeheizt ist, und dann lässt man den Ballon fliegen. Das gelingt allerdings nicht immer - wir sehen den ein oder anderen Ballon, der gleich wieder abstürzt und in Flammen aufgeht.

Kritisch betrachtet müsste man jetzt sagen, dass das eine ziemlich Umweltverschmutzung ist, aber dafür macht hier keiner sein privates Feuerwerk, wie bei uns in Deutschland. Dennoch liegt unheimlich viel Müll am Strand herum. Leere Papierrollen, aus denen Konfetti abgeschossen wurde, leere Sprühdosen, die mal mit buntem Sprühschaum gefüllt waren, leere Sektflaschen, Bierdosen usw. Die wenigen Mülleimer sind schon total überfüllt.

5 Minuten vor Mitternacht geht das Licht an der Strandpromenade aus und es wird pechschwarz am Strand. Die Spannung steigt. Viele Leute haben ihr Handy in der Hand und die letzten 10 Sekunden vor Mitternacht werden laut herunter gezählt. So wissen dann auch wir, wann genau das neue Jahr angefangen hat! Küsken! Auf ein super 2017! 2016 war schon toll für uns - wir denken da vor allem an unsere fantastische Antarktis Kreuzfahrt. Wie schnell so ein Jahr vergeht! Wir haben nichts zu trinken dabei und können nicht einmal anstoßen. Sind wie langweilig, oder was?

Dann beginnt das minutenlange Feuerwerk. Im Meer sind zwei Pontons befestigt worden, von denen abwechselnd die Raketen aufsteigen. Oh ... ahh ... wirklich schön! Auch wir schauen begeistert zu und denken an die Lieben in Hamburg und England. Wie die wohl gerade feiern? Gefeiert haben, muss man sagen, denn Deutschland ist bereits seit 4 Stunden in 2017 angekommen.

Gegen 0.45 Uhr machen wir uns wieder in Richtung Winnietwo auf und ich sehe, wie ein großer Mann direkt hinten an unseren Türen steht. Helen rennt im Vollsprint los. Will da etwa jemand einbrechen? Nein, der Pisser hat W2 nur als "Sicht- oder Windschutz' genommen, um zu pinkeln. Helen is so not amused! Sie konfrontiert den Mann und der scheint etwas überrascht zu sein. Kann er nicht die Mauer von der Baustelle nehmen? Es reicht uns schon, dass jeder streunende Hund (und davon gibt es viele in Argentinien und Chile!) ständig auf unsere Reifen pinkelt. Am Strand sind nur wenige öffentliche Toiletten und davor stehen lange Schlangen. Neben der Bühne hat man eine ganze Reihe Dixieklos aufgestellt, aber das reicht für die vielen Menschen hier heute Abend nicht.

Wir machen uns Bett-fertig. Prompt fängt auf einmal direkt neben uns laute Technomusik an zu donnern. Die Musik von der Bühne können wir in der Seitengasse nicht hören. Es muss also in unmittelbarer Nähe eine Disko geben oder eines der vielen Hotels hat die Mucke für die jungen Leute laufen. Bis morgens um 7 Uhr geht es in voller Lautstärke - immer der gleiche Beat - bumm, bumm, bumm ... wir bekommen kein Auge zu!!! 2017 beginnt also gleich mit schlechter Laune! ;-)

Wir beschließen einen weiteren Tag hier zu bleiben und ich gehe im Neuen Jahr nachmittags am Strand laufen und sehe den ein oder anderen Besoffenen schlafend (hoffentlich!) am Strand liegen. Die vielen leeren Flaschen und die Schuhe direkt daneben. Schockiert bin ich über den Müll, der überall am Strand liegt. Aber am nördlichen Ende des Strandes ist schon die erste Müllabfuhr-Truppe am Arbeiten und bis zum nächsten Morgen wird dann doch tatsächlich das meiste eingesammelt. Respekt!

Wir verabschieden uns von La Serena für ein paar Tage und fahren wieder in die Berge. Andacollo ist unser Ziel - ein 10.000 Seelendorf, das auf 1100 m liegt. Am 2. Januar ist die Stadt wie ausgestorben. Alle Läden sind geschlossen, kaum eine Menschenseele ist auf der Straße. Wir sind hierher gekommen, um uns die berühmte Basilika anzuschauen. Ein großer Tempel, der 1998 von Papst Johannes Paul II zur Basilika ernannt wurde. Im Inneren ist die heilige Virgen von Andacollo. Ihr zur Ehren findet zweimal im Jahr eine Prozession statt. Die letzte war gerade erst vom 23. bis 27. Dezember. Tausende von Pilgern kommen in diese kleine Bergbaustadt. Wir haben das nur knapp verpasst.

Keine 500m von der Basilika stellen wir Winnietwo in eine der Parkbuchten ab und erkundigen das nette Dorf. Viele Häuser sind bunt bemalt. Leider ist es enorm heiß und wir kühlen uns mit einem Eis und einer kalten Brause erst einmal ein wenig ab. Die Basilika ist heute geschlossen. Sie wird gerade sauber gemacht und die Barrieren von der Prozession werden abgebaut. Wir müssen also bis Morgen warten, um das Innere bestaunen zu dürfen. Kein Problem, wir stehen sicher in der Straße und bleiben die Nacht.

Am nächsten Morgen schauen wir uns dann die Basilika an. Das große Kirchenschiff ist schon beeindruckend. Wir sind die einzigen in der Kirche und so kann ich in aller Ruhe meine Fotos machen. Mittags fahren wir weiter nach Ovalle. Hier gehe ich einkaufen. Um 15.30 Uhr verlassen wir wieder die Stadt ohne groß was gesehen zu haben. Es ist uns einfach zu voll und wuselig.

19km entfernt liegt das Monumento Arqueológico Valle del Encanto. Hier findet man etwa 30 Felszeichnungen und Piktogramme aus dem 2 bis 7ten Jahrhundert, die aus der El Mollo Kultur (also Prä-hispanisch) stammen. Wir zahlen 700 Pesos pro Person Eintritt und noch einmal 1000 Pesos für das Fahrzeug. Letzteres hätte man sich sparen können, denn der Parkplatz unten liegt keine 300m vom Eingang entfernt, die man auch locker hätte laufen können. Aber in der Schlucht am Río Limarí ist es sehr heiß und da der Parkplatz in der Mitte der Anlage liegt, nutzen wir zwischendrin doch die Möglichkeit mal was zu trinken, ohne das wir den Hügel zum Eingang wieder hoch stapfen müssen. 4US$ insgesamt sind nun auch nicht wirklich viel.

Wir bekommen eine kleine Broschüre, die auf die wichtigsten Zeichnungen hinweist. Tanzende Strichmännchen, Außerirdische mit Antennen am Kopf, Astronauten und Priester mit Kopfschmuck sollen hier zu sehen sein. Es gibt drei große Gesteinsgruppen und wir latschen los. Die Skizze in der Broschüre ist wischiwaschi, nicht im Maßstab und wir haben zunächst Probleme die Felszeichnungen überhaupt zu erkennen. Zum Glück weisen weiße Pfeile mit Nummern auf die Zeichnungen. Je nach Sonnenstand sind sie aber kaum zu erkennen. Da bedarf es zum Teil viel Phantasie.

Leicht zu finden sind die Löcher, in denen die El Mollo Kultur mit einem Mörser Pflanzen fein gerieben hat. Wir entdecken außerdem mehrere Echsen und sogar ein kleines Chinchilla, aber das huscht so schnell durch die Büsche, dass mir leider keine Foto gelingt. Stachelige Kakteen stehen überall in der Landschaft rum.

Zwei Stunden erkundigen wir die ca. 1,5km große Anlage. Es geht über Stock und Stein, wir schwitzen uns tot. Leider befindet sich im Baño del Inca kein Wasser - ein kleine Abkühlung hätte uns echt gut getan! Helen beschwört vorsichtshalber die Geister, denn wir haben seit 11 Tagen nicht mehr geduscht! ;-)

Eine wunderbar heiße und kostenlose (!) Dusche wartet dann aber auf uns in Socos an der Panamericana (Highway 5). An der Copec Tankstelle haben sie nur kaltes Wasser und wollen 500 Pesos dafür sehen. Keine 200m weiter gibt es aber einen schönen Rastplatz mit sehr sauberen Toiletten und den heißen Duschen (das hat die Dame bei Copec natürlich nicht erwähnt!). Da es langsam dunkel wird, beschließen wir die Nacht auf dem Rastplatz zu verbringen.

Am nächsten Morgen leeren wir unsere Toilette, kochen Wasser für eine Handwäsche, machen den Abwasch und fahren dann anschließend weiter bis Tongoy. Kurz vor der Abzweigung nach Tongoy fahren wir durch eine Mautstation. 2700 Pesos müssen wir berappen - heftig! Kaum sind wir in Richtung Tongoy abgebogen, kommt die nächste Mautstation. 700 Pesos steht auf den Schildern. Helen fragt die Dame am Schalter, ob wir wirklich nochmals bezahlen müssen. Ihre kurze, aber bestimmte Antwort: "Ticket!". Gut, dass wir das andere Ticket noch nicht weggeschmissen haben. Da ist ein Barcode drauf und der wird eingelesen. Sesam öffne dich ... die Schranke geht auf! Ah, so geht das hier also!

Keine 20 Minuten später rollen wir in das kleine Stranddorf Tongoy. Ich entdecke einen kleinen Laden und decke uns mit frischen Brötchen, Kuchen und Trinkwasser ein. Helen hat das gechlorte Wasser von den Tankstellen hier satt - der Tee schmeckt einfach nicht und Madame bekommt schlechte Laune! Deshalb kaufen wir jetzt erst einmal das gefilterte Trinkwasser. 6 Liter kosten umgerechnet etwa 2 Euro.

Wir fahren zwei Kilometer am langen Sandstrand von Playa Grande entlang und finden eine guten Stellplatz neben der kleinen Lagune. Erstmal eine Tasse Tee kochen! Very important! Da ich Zitronensaft in meinem habe, darf/muss ich das gechlorte Wasser nehmen. Madame kocht in einem separaten Topf das gefilterte Wasser für sich. Dafür hat sie jetzt ein breites Grinsen im Gesicht. Das ist die 2 Euro wert!

Ich mache später einen langen Strandlauf. Die kleine Lagune wimmelt von Vögeln. Gut, dass ich die Kamera dabei habe! Wir bleiben zwei Nächte und entspannen uns. Am zweiten Tag ist es deutlich kühler! Hatten wir gestern noch alle Türen offen bei 30°C, bleibt heute sogar die Schiebetür geschlossen. Der Wind ist kalt! Brrrr ... aber besser als zu heiß!

Am 6. Januar fahren wir am frühen Nachmittag nach Tongoy rein. Helen ist das Trinkwasser ausgegangen! Katastrophe!!! Von der Strandstraße geht es direkt in einen Wochenmarkt. Klamotten und frische Lebensmittel werden angeboten. Ich steige spontan aus und decke uns mit tollen Tomaten, Avocados, Nektarinen, Broccoli und Blumenkohl und sechs Maiskolben ein. Die Preise sind okay, alles ist frisch und sieht wirklich lecker aus.

In dem kleinen Laden hole ich dieses Mal anschließend gleich zwei 6-Liter Flaschen Wasser für Helen (was ich nicht alles tue!!!) und auch noch zwei Stückchen Kuchen für Madame. Sie strahlt! Wir fahren weiter bis zum nächsten Strand in Guanaqueros - keine 20km weiter!

Wir stehen in einer kleinen Seitengasse, umgeben von Villen und einem sehr breiten und sauberen Sandstrand. Ich gehe wie immer eine Runde laufen und entdecke faszinierende Rankenfußkrebse auf angeschwemmten Schiffsbojen. Da lacht mein Fotografierherz mal wieder!

Wir bleiben eine Nacht und fahren dann wieder nach La Serena zum Einkaufen. Dieses Mal gehe ich in den Jumbo und bin ganz begeistert. Offensichtlich lebt hier eine große Deutschstämmige Bevölkerung, denn Kühne-Produkte ohne Ende stehen in den Regalen. Ich kaufe gleich zwei Gläser mittelscharfen Senf und ein Glas Gewürzgurken. Bei den Marmeladen entscheide ich mich für eine Mango-Maracuyá-Marmelade aus England. Aber nur, weil wie so eine noch nie gehabt haben. Nebenan steht nämlich die Schwartau-Extra Beeren Marmelade. Vielleicht hätte ich beide nehmen sollen?! In der Backabteilung finde ich Deutsches Landbrot. To die for!!! Das beste Brot, das wir bis dato in Südamerika gegessen haben! Wiener Würstchen, 8 Tafeln Orly Schokolade (war immer noch im Angebot!!!), Gemüse, Weizentortillas und Trinkwasser für Helen finden ebenfalls den Weg in den Einkaufskorb. Ach ja, und gleich zwei Packungen Philadelphia Cream Cheese in einem Plastikbehälter. Die sind mit 3.50 Euro pro Stück echt teuer, aber zusammen mit dem Landbrot und den frischen Tomaten aus Tongoy ein Gedicht! Schlemmerland-Kirsten!

Wir stellen uns für zwei Nächte wieder an den Strand von La Serena, weil wir keine Lust zum Weiterfahren haben und ich koche mal wieder lecker. Unter anderem einen Deutschen Kartoffelsalat, mit Gurken und Senf aus Deutschland! Besser geht es nicht! Das Leben ist mal wieder hart für uns!