09 - 11.01.2017: Vallenar - auf dem Weg zum Paso de San Francisco - El Salvador

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Wir verlassen La Serena natürlich erst, nachdem wir im Jumbo uns noch einmal mit Landbrot und anderen Köstlichkeiten eingedeckt haben. Man weiß ja nie, was man auf der weiteren Strecke so vorfindet.

Wir fahren nur wenige Kilometer und stoppen bei der Copec Tankstelle nördlich von La Serena an der Panamericana (Autopista 5), um zu duschen. Super saubere Duschen (500 Pesos pro Person) und Toiletten. Wir empfangen auch gutes und kostenloses WiFi Signal, aber unsere Webupdates lassen sich damit nicht hoch laden.

Es geht ein kurze Weile an der Küste entlang, Nebelwolken rollen an, dann geht es ins Landesinnere durch eine Wüstenlandschaft - kaum ein Strauch wächst hier. Die Panamericana ist in einem sehr guten Zustand und wir rollen fröhlich dahin. Den guten Zustand der Straße haben wir aber den heftigen Mautgebühren zu verdanken. Auf dem Weg nach Vallenar sind es gleich zwei Mautstationen, die jeweils 2500 Pesos (ca. 3.50 Euro) von uns haben wollen. Wir können das aber bestens verstehen, denn die Panamericana führt hier durch eine absolut Gott-verlassene Gegend, in der kaum jemand wohnt. Das es hier überhaupt so eine tolle Straße gibt, finden wir super. Na ja, sie wurde vermutlich für die großen Lastwagen gebaut, die Güter von Nord nach Süd und umgekehrt transportieren. Diese zahlen dann auch gleich mindestens das drei- bis vierfache.

190km fahren wir an diesem Tag und kommen bei der Copec Tankstelle in Vallenar um 18.30 Uhr an. Wir stellen uns dort an die Mauer und verbringen eine ruhige und sichere Nacht dort. Helen entdeckt am nächsten Morgen einen Lastwagen mit Trinkwasser. Die 20 Liter Flasche kostet nur 2000 Pesos und wir kaufen gleich zwei davon, die wir in unseren großen Wasserbehälter umkippen. Der Fahrer ist so nett und hilft Helen beim Umfüllen. Sein Auto hat er extra neben Winnietwo geparkt. Chilenen sind wirklich super nett!

Von Vallenar geht es 150km nach Copiapó. Wir müssen erneut durch eine Mautstation - dieses Mal werden uns 3.950 Pesos (!!!) abgeknöpft. In Copiapó machen wir auf einer Petrobras Tankstelle Mittag, ich entleere anschließend unsere Toilette und wir tanken dreiviertel voll.

Wir wollen die nächsten Tage bis zum San Francisco Pass hoch fahren und von Copiapó aus sind das noch über 250km. Auf der ganzen Strecke gibt es keine weitere Tankstelle, erst wieder in El Salvador. Wir haben ja immer noch ein kleines Leck im Dieseltank. Ich hatte einfach keine Lust mich unters Auto zu legen, um das abzudecken. Faule Socke, Kirsten! Aber wir kommen gut 600m mit einem Dreiviertel-Tank aus und da ist der Druck nicht so groß, was zu machen.

In Copiapó (443m hoch gelegen) sind es über 30°C im Schatten ... schwitz! Wir verlassen die Stadt gegen 16 Uhr und machen uns auf den Weg zum Pass. Ursprünglich wollten wir die asphaltierte C 17 Straße noch ein wenig weiter nördlich fahren, um dann über eine Querverbindung auf die CH 31 zu kommen. Diese ist laut unseren Karten nicht asphaltiert. Wir kommen aber am Abzweiger zur CH 31 vorbei und sehen, dass sie in einem sehr guten Zustand ist. Das sieht nicht nach Schotter aus und so drehen wir spontan um und nehmen die direkte Route zum Paso de San Francisco.

Der Straßenbelag ist eine Mischung aus Ton und Salz und mit einer Ölschicht überzogen - glatt, wie ein Kinderpopo! Wir fahren mit 80 Sachen! Und es staubt kein bisschen! Helen ist ganz begeistert und strahlt. Endlich kann sie mal die Landschaft genießen und muss nicht auf die Straße nach dem nächsten Schlagloch gucken.

Die Fahrt auf der CH 31 geht durch eine karge, sandige Mond- oder Marslandschaft. Kaum ein grüner Busch ist zu sehen. Wir passieren bei 2000 Höhenmetern eine enge Schlucht und Winnietwo wird etwas heiß, da wir vergessen haben den Ventilator für die Maschine einzuschalten (Steffen hat da einen Schalter eingebaut, mit dem man den Ventilator bei Bedarf anschalten kann). Wir haben Rückenwind und dann wird der Motor warm. Wir halten kurz an und lassen ihn abkühlen.

Die Straße steigt stetig an. Ab und zu kommt uns mal ein Auto entgegen. Das sind meistens Argentinier, die auf dem Weg zum Pazifik für einen Strandurlaub sind. Der Paso de San Francisco ist mit 4.748m nur unwesentlich niedriger als der Paso del Agua Negra (4.765m). Auf der Argentinischen Seite ist die Straße bis zum Pass hoch voll asphaltiert.

Wir haben nicht den Wunsch über den Pass nach Argentinien zu fahren und wollen eigentlich nur bis zur Laguna Verde hoch - sie liegt 20km vor dem Pass auf der Chilenischen Seite. Aber bis dahin schaffen wir das heute nicht mehr. Sie liegt eh auf 4.325m und da wir gerade erst wieder von der See kommen, sind unsere Körper nicht an die Höhe angepasst.

Es wird schon dunkel um kurz vor 21 Uhr und wir erreichen buchstäblich mit dem letzten Tageslicht den Grenzposten auf der Chilenischen Seite. Er liegt auf 3800m neben der Salar de Maricunga - einem großen Salzsee. Die Grenze ist bereits geschlossen, aber ich spreche einen Beamten an. Er sagt, wir können unten bei der Salar sehr gut für die Nacht stehen, aber sein Kollege verweigert uns die Durchfahrt an der Schranke. Kein Problem, dann stellen wir uns eben auf den Parkplatz bei der Grenze.

Wir sind am verhungern und ich mache uns schnell ein paar Quesadillas in der Pfanne. Gefühlte eine Million Tassen Tee folgen, wir sind total ausgetrocknet. Die Nacht ist wunderbar still, aber ich wache mittendrin von einem Alptraum auf. Wir mussten ein Klettergestell runter und eine der Verstrebungen bricht ab, als ich mich daran aufstütze. Ich falle in die Tiefe ... und wache mit rasendem Herzschlag auf! Bumm, bumm, bumm! Gott, das muss ein Puls von über 200 gewesen sein. Tief durchatmen! Hier oben schlägt das Herz aufgrund des geringeren Sauerstoffgehaltes in der Luft eh um einiges schneller.

Anschließend kann ich nicht wieder einschlafen. Mein Nacken tut vom vielen Fotografieren weh und ich bekomme eine Migräne. Oder vielleicht doch eine leichte Höhenkrankheit? Mir ist kotzübel zumute. Ich kann das Spucken aber weghecheln. Helen schläft, aber auch etwas unruhig. Wir sind halt nicht an die Höhe angepasst, obwohl Madame damit ja noch nie ein Problem gehabt hat.

Am nächsten Morgen fühle ich mich immer noch schlecht und Helen überlegt schon, ob wir einfach wieder runter fahren. Aber kaum sitze ich aufrecht und trinke die erste Tasse Tee, fühle ich mich besser. Wir kommen zwar erst um 12.15 Uhr vom Grenzposten weg, aber die Straße ist von hier an für über 60km asphaltiert.

Da wir in Chile bleiben, dürfen wir nicht durch das offizielle Grenzgebäude fahren. Neben dem Parkplatz gibt es eine Durchfahrt, die nur mit einer Metallkette gesperrt ist. Hier fahren auch die Fahrzeuge der Chilenischen Minenarbeiter durch. Ich lasse die Kette runter, Helen fährt durch und ich befestige die Kette wieder. Keine Papier- oder Fahrzeugkontrolle - weder auf dem Hin- noch Rückweg. Wir brauchen also nichts zu verstecken!!!

Die Asphaltstraße geht bis auf 4600m hoch und führt durch den Parque Nacional Nevado de Tres Cruces. Wir sehe sogar einen kleinen Wasserfall. Das Wasser muss noch von der Schneeschmelze kommen. Hier und da ist noch ein kleiner Fleck auf den über 6000m hohen Bergen. Heute sind auch ein paar Wolken am Himmel, die sich auf der Argentinischen Seite aufgebaut haben.

26km vor der Laguna Verde beginnt dann aber eine schlechte Schotterstraße. Wir schaffen die ersten 6km davon, aber nur mit etwa 15km/h. 20 weitere Kilometer bis zur Laguna und zurück plus 30 Minuten Fotostopp an der Laguna bedeuten etwa 3 Stunden. Lohnt sich das überhaupt? Es ist bereits 13.25 Uhr. Mir geht es zwar besser, aber ich muss nicht unbedingt auf 4.325 Höhenmetern eine weitere Nacht verbringen. Wir beschließen umzudrehen. Es gibt noch andere Laguna Verde in Chile, Argentinien und Bolivien. Und vielleicht fahren wir von der Argentinischen Seite den Pass ja auch noch einmal hoch. Dann kann man von dort die restlichen 20km bis zur Lagune erledigen. Vermutlich sind wir dann auch besser an die Höhe angepasst.

Wir sind trotzdem nicht enttäuscht. Die Fahrt hat sich auch bis hierhin schon gelohnt. Die bunten Hänge der Berge, die Mondlandschaft, die Salzlagunen und die absolute Einsamkeit und Stille in dieser gigantischen Natur sind immer ein Erlebnis! Wir treffen halt je nach Bedarf spontan unsere Entscheidungen. Diese Flexibilität hat man nur in seinem eigenen Wohnmobil!

Wir fahren wieder bis zum Grenzposten zurück und machen Mittag an der Salar de Maricunga. Die Salzkruste ist so weiß, dass man nur mit Sonnenbrille darauf starren kann.

Salar de Maricunga - 360° Panorama
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Anschließend fahren wir auf der C 173 nördlich weiter. Wir wählen also eine andere Route. Unser Tagesendziel ist das kleine Bergbaudorf El Salvador.

Ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass Helen in Vicuña bei der Copec Tankstelle ein fantastisches Broschüren-Set mit super Informationen und sehr genauem Kartenmaterial zu Chile gekauft hat (13000 Pesos, ca. 18 Euro). Ist zwar alles auf Spanisch, aber wir können es trotzdem gut lesen. Hier finden wir tolle Informationen zu Chile, die in keinem Lonely Planet oder anderem Reiseführer zu finden sind. Auch ein Grund, warum wir zum Beispiel in Andacollo bei der Basilika waren.

Die C 173 ist ebenfalls glatt, wie ein Kinderpopo - sogar noch besser, als die CH 31! Wir sehen auf den 140km bis zur Abzweigung nach El Salvador ganze fünf Fahrzeuge! Es geht an der Salar de Pedernales - einem 30.000 Hektar großen Salzsee vorbei. Er liegt auf 3.350m, aber die Luftspiegelungen sind so stark, dass wir nur ganz verschwommen etwas davon wahrnehmen.

Der Ort Pedernales besteht aus ein paar Hausruinen. Hier haben wohl mal Menschen gelebt, um Gold oder so zu schürfen. Die Straße macht hier einen Abzweiger. Ein Hinweisschild weist auf eine Abkürzung nach Montadón hin, aber der steile Anstieg sagt uns nicht zu - wir bleiben lieber auf der Hauptstraße.

Keine 15km weiter kommen wir um eine Kurve und ein gigantischer Canyon ist zu sehen. Boah, das sind gut 1000 Höhenmeter nach unten. Die Straße führt in langen Serpentinen den Hang hinunter und dann durch ein schmales Tal in Richtung Potrerillos. Ich mache ein paar Fotos und Videos vom Canyon und dann legen wir den ersten Gang ein und Winnietwo rollt ohne Probleme die Serpentinen runter. Die Straße ist zum Glück breit und in einem sehr guten Zustand. Das macht Spaß hier!

Steile Abfahrt durch einen gigantischen Canyon - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Unten im Tal verläuft eine alte Bahnstrecke. Die Gleise sind kaputt und verbogen. Wir sind in einer großen Bergbau-Region und mit der Bahn wurden sicherlich die Güter an die Küste transportiert. Heute wird das alles hier mit Lastwagen gemacht.

Auf dem Abzweiger nach El Salvador - ein steiles Stück Serpentinenkurve - sehen wir gegenüber auf der anderen Bergkette die rauchenden Schornsteinschlote von Potrerillos. Hier steht eine gigantische Fabrik - wir vermuten eine Kupferschmelze. Unsere Copec Broschüre schreibt, dass Potrerillos 1997 zu einem Ort mit hoher Verseuchung erklärt wurde und das 1998 alle dort lebenden Menschen evakuiert wurden. Sie leben heute in El Salvador, kommen aber immer noch zum Arbeiten hierher.

Potrerillos wurde auf wunderschönen Hügeln gebaut - ein Zeugnis der menschlichen Zerstörung! Mich erinnert das kurz an China! Auch dort haben wir unweit des Himalayas rauchende Schlote in einer gigantisch schönen Landschaft gesehen.


Fantastische Landschaften auf dem Weg zum Paso de San Francisco (4.748m).

Wir erreichen El Salvador um 19.45 Uhr und parken wunderbar direkt neben dem Plaza an der Ecke zum Unimarc Supermarkt. Während Helen Winnietwo drinnen vom Staub befreit, gehe ich schnell rüber und kaufe uns ein gebratenes Hähnchen (sind super lecker und saftig von Unimarc!), Tomaten und frisches Brot. Wir haben richtig Hunger!

Es war ein langer Fahrtag für Helen und wir sind beide echt kaputt und gehen deswegen etwas früher ins Bett. El Salvador liegt übrigens nur noch auf 2.250m und so kann ich ohne Alpträume, Herzprobleme und Kopfschmerzen durchschlafen. Herrlich!