12. - 17.01.2017: Playa Cifuncho - Taltal

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Am nächsten Morgen fahren wir zur Copec Tankstelle in El Salvador. Ich entleere unsere Toilette, während Helen auftankt. Es wird deutlich, dass sich nach El Salvador sehr selten Touristen verirren. Überall werden wir begeistert begrüßt. Der Tankwart ist super nett und ein Bayern München Fan. Zwei Mitarbeiter der angrenzenden Transportfirma drehen sich um und staunen über das "Alemania" auf unserem Auto. Sie bemerken mich in der Fahrerkabine und winken ganz begeistert. Ich lache und winke freundlich zurück. Möchte nicht wissen, wie das hier abends in der Bar ist. Ich schätze, in El Salvador wohnen zu 70-80% Männer, die in den Minen und Schmelzen arbeiten, und nur wenige Frauen und Kinder. Frauen hätten hier vermutlich freie Auswahl, wenn sie denn auf Männer stehen. ;-)

WiFi gibt es bei der Copec nicht und die Bibliothek im Dorf ist über die Mittagszeit geschlossen und so fahren wir weiter bis Diego de Almagro - das Dorf ist noch kleiner und mitten im Sand gebaut. Es staubt gewaltig! Die Copec hier hat ebenfalls kein Internet, aber ein Kunde erzählt mir, dass es 500m weiter an einer Kreuzung ein offenes WiFi Netz gibt. Wir finden den Platz - mehr oder weniger ein breiter, sandiger Seitenstreifen, der den Lastwagenfahrern als Rastplatz dient.

Ich hole den Laptop und Booster raus und sehe schon, dass das WiFi Signal hier sehr gut ist. Nach der Auswahl des Servers erscheint auf unserem Browser der Hinweis, dass wir hier mit einem Skype Guthaben die Internetverbindung nutzen können, aber mein Skype will sich nicht mit dem Server verbinden. Ich versuche es ein paar Mal und will schon aufgeben, da erscheint auf einmal auf unserem Browser die Login-Seite für das Chile Gobierno WiFi. Das findet man im ganzen Land in größeren Dörfern und Städten in der Regel rund um den Hauptplatz. Alle 30 Minuten muss man sich neu einloggen, aber es ist kostenlos und häufig sehr schnell. Helen kocht uns eine Tasse Tee und macht uns was zu essen, denn haben wir erst einmal Internet, dann vergeht häufig eine Stunde.

Ich lade unsere letzten Webberichte hoch und checke unsere Emails. Eines davon ist von der Sternwarte Paranal. Vor ein paar Tagen hatten wir uns online auf der ESO (European Southern Observatory) Webseite zu einem Besuch der Sternwarte am 21. Januar angemeldet. Jeden Samstag finden hier zwei kostenlose Touren statt - eine auf Englisch, die andere auf Spanisch. Auf dem Cerro Paranal (2.635m) stehen vier Teleskope mit jeweils einem Spiegel von 8.2m im Durchmesser und vier kleinere Teleskope mit jeweils einem 1.8m großen Spiegel. Zusammengeschaltet ist das VLT (Very Large Telescope) das zur Zeit größte, optische Teleskop der Welt. Es arbeitet mit optischen und Infrarot-Licht Strahlen. Wir bekommen eine positive Antwort und klatschen uns ganz begeistert ab. Wenn wir gewusst hätten, dass die Straßen zum Paso San Francisco in so einem fantastischen Zustand sind, dann hätten wir es auch bis zum 14. Januar für eine Tour geschafft. Jetzt müssen wir 8 Tage warten, aber das macht nichts. Dann entspannen wir uns irgendwo einfach.

Gegen 15 Uhr brechen wir dann wieder auf und fahren in Richtung Chañaral. Am Highway 5 biegen wir gen Norden ab. In weiter Ferne entdecken wir vor uns ein Wohnmobil. Je dichter wir ran kommen, umso mehr sieht es nach einem Winnebago aus. Helen denkt das gleiche, aber glauben können wir es nicht. Wir schließen auf und ich sehe durch die Kamera, dass es sich tatsächlich um einen Winnebago handelt. Helen setzt zum Überholen an und es ist tatsächlich auch noch ein Toyota - ein Winnie in Chile!!! Winnietwo meets Winnie - wer hätte das gedacht?! Es ist aber ein 6-Zylinder Toyota mit Chilenischem Kennzeichen, der erstaunlich schnell die Hügel hoch und runter fährt. Mit unserem Winnie und seinen 4 Zylindern würden wir hier unten nicht reisen wollen. Die Maschine ist nicht stark genug, um uns über die hohen Andenpässe zu bringen.


Ein Toyota Winnebago auf der Panamericana!

Unser Tagesziel ist Caleta Cifuncho, ein kleiner Strand, der in iOverlander für seine Sauberkeit und Ruhe gepriesen wird. Die Straße dorthin ist komplett geteert. Wir kommen gegen 18.15 Uhr dort an und finden einen wunderbaren Stellplatz am nördlichen Ende des Strandes. Das kleine Fischerdorf Cifuncho liegt etwa 1,5km entfernt am südlichen Ende und es campen nur wenige andere hier. Das Meer funkelt Azurblau vor sich hin. Ich hole unseren neuen Strandstuhl raus und genieße meine Tasse Tee in aller Ruhe.

Überall hört man das laute Vogelgeschrei. Ich schnappe mir die Kamera und laufe am Strand entlang. Geier sitzen auf dem Toilettenhäuschen. Ein Blick in die Klobrillen macht klar warum ... die Scheiße ist fast am überlaufen. Würg! Die Geier wurden sicherlich von dem Geruch angelockt. Unbrauchbar - die Toilette! Aber ansonsten ist der Strand wirklich super sauber. Große Abfalltonnen stehen an jedem Strandabschnitt. Der Sand ist angenehm weich. Ein kleines Paradies hier! Wir bleiben drei Nächte und ich mache tolle Fotos am Strand von den Pelikanen, die nach Futter tauchen. Wir lesen und entspannen uns und schreiben an den Webberichten.


Bird Watching am Playa Cifuncho

Chile ist ein schmales Land, die breiteste Stelle ist ca. 370km Luftlinie. Man könnte locker an einem Tag vom Pazifik zum 4.800m hohen Andenpass und wieder zurück fahren. Das macht das Reisen hier abwechslungsreich und es gibt immer was zu fotografieren.

Apropos Fotografieren ... ich werde häufig gefragt, mit welcher Kamera ich meine Fotos mache. Seit letztem Jahr ist das die Lumix DMC-FZ300, aber dazu später mehr. Meine Standardantwort auf diese Frage ist normalerweise, dass es eigentlich egal ist, welche Kamera man hat, es kommt auf den Fotografen an. Ich habe von anderen schon Fotos mit deren iPhone gemacht, die nachts besser waren, als meine Kamera mit Stativ. Playa Cifuncho ist aber ein Paradebeispiel, dass es eben doch nicht nur auf den Fotografen ankommt, sondern auch auf die Ausstattung der Kamera. Mit unserer alte Lumix konnte ich ganze 3 Bilder pro Sekunde machen, die neue macht 12 Bilder je Sekunde. Schaut man sich das Video mit den Tauchgängen der Pelikane an, dann sieht man, mit welcher Affengeschwindigkeit die sich ins Wasser stürzen. Die obigen Bilder mit offenen Schnabel direkt über der Wasseroberfläche hätte ich vermutlich mit der alten nicht hinbekommen, der Fokus dieser Kamera war schon zu langsam. Die neue Lumix hat einen sehr guten mitlaufenden Autofokus, die Bilder bleiben scharf, wenn sich das Objekt schnell auf mich zu oder weg bewegt.

Dennoch kommt es immer noch auf den Fotografen an, denn was nützt einem die beste Kamera der Welt, wenn man sie nicht zu bedienen weiß? Um die obigen Bilder machen zu können, muss der Fotograf erst einmal das Objekt an sich beobachten. Im Falle der Pelikane, habe ich mir genau angeschaut, mit welcher Geschwindigkeit die fliegen (denn man muss die Kamera bei Serienaufnahmen mitziehen), wie sie im Gleitflug die Fische im Wasser beobachten und dann urplötzlich die Flugrichtung ändern, ihre Flügel einklappen und sich senkrecht ins Wasser stürzen. Im Vollzoom ist das manchmal gar nicht leicht, das Objekt in der ganzen Bildfläche zu behalten. Ich gebe es zu, Hunderte von Bildern mit halben Vogel oder reinem blauen Himmel oder Meer mussten wieder gelöscht werden. ;-)

Wichtig ist auch, dass man die Kamera auf eine sehr kurze Verschlusszeit stellt. Abhängig von der Größe der Blende und der Lichtdurchlässigkeit des Kameraobjektivs sowie die Stärke des Tageslichts, muss die Verschlusszeit und unter Umständen auch die ISO-Zahl ausgewählt werden. Ich habe die obigen Bilder fast alle mit einer 1/1600 oder 1/2000 Sekunde bei 100 ISO geschossen. Lässt man die Kamera auf der P-Automatik laufen, dann wäre kein einziges Bild scharf im Detail geworden.

Noch einmal zur Lumix DMC-FZ300: für 499 Euro ist es wirklich eine sehr gute Kamera mit einem 600er Zoom und vielen guten Einstellungen. Die Bildqualität lässt aufgrund des sehr kleinen Chips aber ein wenig zu wünschen übrig. Vor allem im Vollzoom sind die Bilder häufig pixelig. Natürlich würde auch auch lieber eine professionelle Kamera besitzen, die extrem scharfe Aufnahmen macht. Aber erstens kann ich mir einen 3000-5000 Euro teuren Kamerabody nicht leisten und zweitens hätte ich auch gar keine Lust, die schwere Kameraausrüstung mit den vielen Glasobjektiven mit mir rum zu schleppen. Das muss jeder für sich entscheiden, welche Kamera am besten für ihn geeignet ist. Ein iPhone tut es manchmal auch!

Es ist also die Kombination von Fotograf und Kamera, die gute Bilder macht. Natürlich muss man als Fotograf auch manchmal Glück haben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Generell gelingen mir gute Bilder, wenn ich neugierig meine Umgebung beobachte. Es gibt wirklich immer was zu sehen (vor allem in der Natur!), man muss nur ab und zu mal ganz genau hingucken. Bei Tieraufnahmen ist ganz wichtig, dass man sie nicht stört oder irritiert. Ich bewege mich häufig ganz laaaaaannngsam auf sie zu - Schritt für Schritt. Oder ich setze mich in ihre Nähe und lass sie sich an mich gewöhnen. Auf keinen Fall hektische Bewegungen machen! Die Echse oben habe ich aus einem Meter Entfernung geschossen. Das hat gut 3 Minuten gedauert, bis ich so nahe neben ihr hockte. Wenn Echsen gestresst sind, machen sie Push-Ups und dann dauert es meistens nicht sehr lange und sie rennen weg. Also einen Schritt vor, stehen bleiben, 10 Sekunden warten, wieder einen Schritt vor usw.

Zum Fotografieren gehört häufig auch viel Geduld. Wichtig ist aber auch, dass man das eigene Leben und die Welt um sich herum nicht nur durch die Linse betrachtet, sondern seine eigenen Sinne zur Wahrnehmung einsetzt. Unser Planet Erde ist einzigartig und in seiner Vielfalt einfach fantastisch. Wir freuen uns immer sehr über das viele Feedback, das wir zu unseren Webseiten bekommen. Wenn wir auch nur eine andere Menschenseele zum Reisen, Staunen und Erleben inspirieren, dann ist uns die viele Arbeit, die mit der Gestaltung einer Webseite verbunden ist, das Ganze wert. In diesem Sinne ... schreibt weiter eure Mails an uns. Das motiviert und inspiriert uns sehr!

Ach ja, nach all dem Geblubbere über Kameras, muss ich jetzt ja auch noch den Rest des Berichtes schreiben. Das geht aber ganz schnell, denn wir sind nur etwa 45km weiter gen Norden gefahren. In Taltal erledigen wir die üblichen Dinge. Leider kommen wir auf einem Sonntag dort an und die Geschäfte sind nachmittags nicht mehr offen, eine WiFi Verbindung finden wir auch nicht. Deswegen fahren wir wieder aus der kleinen und wirklich sehr netten Stadt raus. 2km weiter entdecken wir direkt am Wasser einen komplett ausgebauten Strandbereich. Die Gemeinde von Taltal hat letztes Jahr hier Spielplätze, Parkplätze, Toiletten und Duschen, Picknicktische usw. gebaut. Am Wochenende ist hier richtig was los, innerhalb der Woche ist es aber angenehm ruhig. Wir bleiben drei Nächte.