15. - 25.02.2017: Mano Del Desierto - Paranal Observatory - Punta Angamos - Mejillones - Tocopilla - Iquique

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Am 15. Februar kommt Helen nach Antofagasta zurück. Der Flieger soll um 17 Uhr landen, hat aber Verspätung. Ich bin extra etwas später zum Flughafen gefahren, muss dann aber doch über eine Stunde auf sie warten. Wir alle anderen parke ich direkt vor der Halle in der Gelben Zone, die eigentlich nur das kurze Stehen zum Ausladen erlaubt. Aber niemand scheint das wirklich zu kümmern, teilweise stehen die Autos in Dreierreihen vor den Türen. Es gibt einen richtigen Besucherparkplatz, aber der scheint nicht besonders groß zu sein.

Gegen 17.30 Uhr taucht urplötzlich an meinem geöffneten Fahrerfenster ein Flughafenpolizist auf. "Licencia, por favor!", sagt er im strengen Ton. Was ist das hier in Antofagasta mit der Polizei? Und warum werde immer ich angesprochen? Ich frage ihn "Warum?" Er hebt die Augenbrauen und wiederholt seine Forderung. Ich muss also wieder einmal nach hinten krabbeln, um die Papiere zu holen. Wir haben von allen eine Kopie und die reiche ich durchs Fenster. Mit dem Deutschen Fahrzeugschein können die an den Grenzen schon nichts anfangen. Wo denn das zweite Blatt Papier wäre, fragt er mich. Ich erkläre ihm auf Spanisch, dass wir nur ein Papier haben - eigentlich haben wir mit dem Fahrzeugbrief auch zwei, aber den habe ich gar nicht dabei! Und das muss er ja auch nicht unbedingt wissen! Warum ich keinen Internationalen Führerschein habe? Die Frage kenne ich schon vom letzten Mal, als mich die Polizei in Antofagasta angehalten hat. Ich erkläre ihm, dass das ein Europäischer Fahrzeugschein ist und der ist automatisch damit international. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber die Polizei hier weiß es auch nicht, und will sich nicht die Blöße geben. Warum ich hier im Halteverbot stehe? Ich erkläre ihm, dass ich auf Helen warte. Der Flieger müsste eigentlich gelandet sein, sie ist wahrscheinlich in der Passkontrolle oder beim Gepäckband und müsste jede Minute rauskommen. Ob ich mit unserem Auto in den Besucherparkplatz komme, falls es noch länger dauert?, frage ich ihn ganz direkt. Er guckt sich die Länge an und schüttelt den Kopf. Dann gibt er mir meine Papiere zurück und sagt ich kann hier noch bis 18 Uhr stehen. Sollte Polizei mit dem Auto oder mit dem Motorrad vorbei kommen, dann schnell weg hier und eine Runde drehen. Ich lächle ihn an und bedanke mich freundlich für den guten Tipp. Er tippt mit dem Zeigefinger an seine Mütze und macht sich von Dannen. Puh!

Mehr und mehr Chilenen kommen zum Flughafen, um Leute für den Abflug auszuladen, aber aus der Ankunftshalle kommt niemand durch die Tür nach draußen. Der Uhrzeiger bewegt sich immer weiter in Richtung 18 Uhr und ich werde langsam nervös. Wo bleibt Helen? Alle 10 Sekunden gucke ich in den Rückspiegel ... kommt die Polizei? Es ist 18 Uhr und da ich keine Polizei sehe, bleibe ich an meinem Platz stehen. Gegen 18.10 Uhr sehe ich den Flughafenpolizisten auf seiner nächsten Schleife. Er guckt mich an, bleibt stehen, ich zucke mit den Schultern, er sagt nichts und geht weiter. Um 18.14 Uhr höre ich hinten dann ein lautes Geräusch. Was ist jetzt los? Helen grinst mich durch das Beifahrerfenster an. Sie ist hinter mir aus der Flughafenhalle gekommen, sodass ich sie nicht sehen konnte und hat versucht hinten die Tür aufzumachen. Ich springe erleichtert raus und drücke meine Süße erst einmal. Dann laden wir schnell das Gepäck ein und verlassen den Flughafen.

Helen ist nach den langen Flügen natürlich total kaputt und so fahren wir direkt wieder zur La Portada, keine 10km südlich vom Flughafen. Madame braucht erst einmal eine Tasse Tee und dann packen wir in aller Ruhe ihre Tasche und den Rucksack aus. Helen hat natürlich eine lange Liste von Lebensmittel mit nach England genommen. Alles Dinge, die wir hier nicht bekommen, wie z.B. Basmati Reis.

Wir schnattern und schnattern ... ach, ist das schön, dass Helen wieder da ist! Sie freut sich genauso! Abends machen wir schnell ein paar Quesadillas in der Pfanne. Ich wollte alleine hier in Antofagasta nicht einkaufen gehen und Winnietwo unbewacht auf dem Parkplatz lassen. Aber das können wir dann morgen gemeinsam machen. Gegen 23 Uhr klappt Helen zusammen - ab ins Bett! Sie hat kaum den Kopf auf dem Kissen, da ist sie schon eingeschlafen. Und draußen sind gleich drei Autos um uns herum mit donnernder Musik! La Portada ist abends immer ein Partyplatz, meistens ist es dann aber nach Mitternacht wieder ruhig.

Wir schlafen ganz gemütlich aus und fahren dann am frühen Nachmittag zum Einkaufen nach Antofagasta. Neben dem Unimarc Supermarkt ist auch ein kleiner Laden, wo wir Trinkwasser kaufen können. Im Süden von Argentinien und Chile haben wir immer Leitungswasser genommen, aber hier oben in der Atacama Wüste ist Wasser knapp. Die Einheimischen kaufen auch alle purifiziertes Wasser und das ist für uns immer das Zeichen, dass das Leitungswasser vielleicht nicht so geeignet zum Trinken ist. Dennoch brauchen wir auch Wasser zum Abwaschen, Waschen usw. und da wollen wir natürlich nicht das teure Trinkwasser für nutzen. Im Süden bekommen wir das problemlos an jeder Tankstelle, aber hier rund um Antofagasta und vermutlich auch weiter nördlich von hier ist das problematisch. Nirgendwo findet man einen Wasserhahn außerhalb der Toiletten. In Taltal hatte ich immer das Glück, dass es einen bei der Copec Tankstelle gab, aber beim letzten Tanken dort, musste ich feststellen, dass sie den Wasserhahn mit einem abschließbaren Metallkasten zugemacht haben. Gut, dass ich dann mit meiner Wartezeit in Cifuncho schon durch war, denn dort hätte ich kein Wasser bekommen.

In Antofagasta bekommen wir dann aber doch mit viel Betteln und etwas Trinkgeld auf einer Petrobras Tankstelle zwei Plastikflaschen mit je 6 Litern gefüllt. Wir sind eh schon sehr sparsam mit dem Wasserverbrauch, jetzt müssen wir uns aber noch einmal reduzieren. Und wenn wir irgendwo Wasser finden, dann müssen eben alle Gefäße aufgefüllt werden - bis zum Rand.

Am Freitag verlassen wir Antofagasta und fahren wieder gen Süden, denn wir haben ja am Samstag nochmal eine Tour in der Paranal Sternwarte. Wir halten bei der Copec Tankstelle in La Negra an, um zu duschen - meine erste in 4 Wochen! Seit dem 1. Februar ist der Duschpreis von 1000 Pesos pro Person auf 1500 Pesos erhöht worden, das sind jetzt gut 2 EURO pro Person. Im Süden zahlen wir nur 500 Pesos.

Da es draußen keinen Wasserhahn gibt, nehme ich eine unserer 6 Liter Flaschen und unsere Toilette mit in die Dusche. Die Copec Mitarbeiterin sieht das, als sie mir die Tür zur Dusche öffnet. Sie rattert in Spanisch, dass ich bitte kein Wasser zum Auffüllen verwende. Ich tue dieses Mal so, als wenn mein Spanisch nicht gut genug ist und zucke entschuldigend mit der Schulter. Sie gibt resigniert auf und macht sich von Dannen. Für 1500 Pesos pro Person können die uns ruhig mal Wasser auftanken lassen. Die Klos hier sind kostenlos und mit jeder Spülung geht hier viel Wasser runter. Die Wasserhähne zum Händewaschen laufen nach dem Drücken auch eine Minute - echte Verschwendung!

Bevor ich dusche, entleere ich also unsere Toilette und fülle unter einem hohen Hahn in der Dusche die Wasserflasche auf. Helen kommt, wie verabredet, fünf Minuten später und bringt gleich noch eine weitere leere 6L-Flasche und unseren 10L-Kanister mit. Während sie die leere Toilette und die volle Wasserflasche mitnimmt, fülle ich die anderen auf und gehe dann schnell duschen. Draußen hat sich nämlich inzwischen eine Schlange vor der Dusche gebildet. Helen schlüpft schnell in die Dusche, als ich sie verlasse ... nicht, dass sich eine der wartenden Damen vordrängelt! Man muss hier in Chile plietsch sein, wenn man was erreichen will! Wir lernen täglich dazu! Okay, ein wenig Egoismus ist auch immer dabei, aber wir brauchen halt bestimmte Dinge zum Überleben!

Es ist fast 18 Uhr, als wir La Negra verlassen, aber es sind nur etwa 50km Fahrt bis zur Mano Del Desierto - der berühmten Atacama Hand. Wir waren 2002 auf unserer Kumuka Tour schon einmal hier, aber die Erinnerungen sind nur noch sehr schwach. Direkt hinter der Hand finden wir in einer windgeschützten Senke einen guten Stellplatz für die Nacht. Erstaunlich viele Autos halten an der Hand - na ja, auch die Chilenen wollen alle ein Erinnerungsfoto machen und es ist Ferienzeit hier oben. Die Nacht ist aber angenehm ruhig.

Am nächsten Morgen bin ich um 7 Uhr wach. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen - es sind ein paar Wolken am Himmel. Da Helen noch sanft vor sich hinschnorchelt, ziehe ich mich an und schnappe mir die Kamera. Keine Ahnung, wo genau die Sonne aufgehen wird, aber so früh am Morgen ist bestimmt keiner hier und ich kann in aller Ruhe meine Fotos machen. Pustekuchen! Drei PKWs sind schon da und es dauert ewig bis auch jedes schreiende Kleinkind (die sind auch noch total müde!) mit auf dem Bild ist.

Dann rumpeln auch noch zwei große Laster die Schotterstraße zur Hand hoch. Mit einem der Fahrer komme ich ins Gespräch. Er erzählt mir stolz, dass der Truck noch von seinem Vater ist, seit 9 Jahren ist Sohnemann aber alleine damit unterwegs. Das Erinnerungsfoto ist für Papa. Süß! Ich mache auch gleich noch eins - für die Perspektive.

Um 8.35 Uhr bin ich wieder im Winnietwo. Helen ist zwar wach, liegt aber immer noch ganz entspannt im Bett. Da der Morgen an der Hand recht kalt war, lege ich mich zum Aufwärmen dazu. Wir unterhalten uns ... urplötzlich fängt Winnietwo heftig an zu wackeln. Gut 15 Sekunden lang ... ein Erdbeben! Keine Ahnung, wo das Epizentrum lag oder welche Stärke es auf der Richter-Skala hatte, aber das war schon nicht ohne. Ob es Schäden bei der Paranal Sternwarte gegeben hat?


El Mano Del Desierto - die Atacama Hand

Wir sind auf der 14 Uhr Tour, haben also ausreichend Zeit zum Frühstücken. Anschließend fahren wir 90km zur Paranal Sternwarte. Wir sind etwas früh da, aber das macht nichts. Dann kann ich noch ein paar Fotos machen, zu denen ich letztes Mal keine Zeit hatte.

Der Parkplatz vor der Sternwarte füllt sich mehr und mehr. Am Ende stehen gut 40 Fahrzeuge da - vor vier Wochen bei meiner ersten Tour waren es vielleicht 15. Beim Einchecken am Tor stelle ich fest, dass dieses Mal viele Besucher für die Englische Tour da sind. Letztes Mal waren wir ganze 6 Personen! Gut, dass ich letztes Mal schon all meine Panorama-Bilder gemacht habe!

Auf dem Parkplatz spricht mich ein Deutscher an. Er hat uns heute Morgen mit seiner kleinen Reisegruppe schon an der Atacama Hand gesehen. Helen mochte ihn nicht, da er uns beim Fotografieren weg drängeln wollte. Wir mussten auch gut 10 Minuten warten, bis die letzten Chilenen weg waren!!! Anyway ... der Deutsche erzählt mir, dass er seit 35 Jahren in Chile lebt und davon viele Jahre als Ingenieur auf der Paranal Sternwarte gearbeitet hat. Er hat erst vor kurzem hier aufgehört und wird nun auf eine Kreuzfahrt gehen. Anschließend wird er in Antofagasta an der Universität als Professor arbeiten. In Paranal war er für alle Wartungsarbeiten zuständig. Ich erfahre, dass hier tatsächlich alles nur mit Dieselgeneratoren betrieben wird, auch wenn auf der ESO Webseite steht, dass die Generatoren hier mit Natürlichem Gas und Liquid Petrolium Gas (LPG) betrieben werden. Er rollt darüber die Augen. Das ein oder andere wird auf der Webseite eben schön geredet. Zwei Wasserlaster kommen aus Antofagasta jeden Tag. Das sind 60 Kubikmeter Wasser jeden Tag!

Auf die Frage nach Außerirdischen, gibt er mir eine überraschende Antwort. Er ist vor einigen Jahren mit anderen Mitarbeiter hier in der Wüste auf eine Erkundigungsfahrt gegangen und sie haben fast 30 Minuten lang ein UFO gesehen. Hmmm ... soll ich ihm das glauben? In Roswell, New Mexico, soll 1947 ja schon ein UFO mit drei Außerirdischen abgestürzt sein. Alle Augenzeugen von damals sind mysteriös ums Leben gekommen. Ehe ich ihn weiter darüber befragen kann, ruft ihn seine Reisegruppe zurück. Damn! Und ich sehe ihn später auf der Tour auch nicht wieder, da wir in gleich zwei Englische Touren aufgeteilt werden. Double damn!

Auf dem Parkplatz entdecke ich einen Jeep mit Berliner Kennzeichen. Arsen und seine Freundin Corinna sind 6 Monate lang in Südamerika unterwegs. Sie sind von Uruguay, über Paraguay, Bolivien und Peru nach Chile eingereist und haben jetzt noch gut 6 Wochen für den Rest von Chile und Argentinien. Arsen ist technischer Ingenieur, Corinna ist Biologin an der Charité in Berlin und in der Muskelforschung tätig. Sie waren gerade bei der großen Kupfermine in Chuquicamata. Helen hatte mir erzählt, dass es da vor kurzem einen großen Streik gegeben hat. Das war sogar in den internationalen Nachrichten. Gut zu wissen, dass die kostenlosen Besichtigungstouren trotzdem stattfinden. Man muss sich allerdings 4 bis 5 Tage vorher anmelden, und ich bekomme von den beiden Berlinern einen Zettel mit der Emailadresse und Telefonnummer. Super!

Punkt 14 Uhr geht das Tor auf. Helen fährt dieses Mal, damit ich Fotos machen kann. Das Englische Video im Visitor Center hat technische Probleme und so schnappen wir uns unsere Helme und fahren direkt weiter zur Plattform hoch. Eine der beiden Englischen Tourguides ist die gleiche Chilenin, die ich beim letzten Mal hatte. Sie erzählt dieses Mal sehr wenig. Der andere Tourguide ist ein junger Mann, er ist aufgeschlossen und sehr gut informiert. Dennoch sind beide mit den wirklich technischen Details hier nicht vertraut und Arsen ist ein wenig enttäuscht, dass seine speziellen Fragen nicht beantwortet werden können. Die beiden schließen sich unserer Gruppe an, da ich vorab schon gefragt habe, wer als erstes in das Kontrollzentrum geht. Die Besichtigung des Teleskops ist das Highlight dieser Tour und das wollten wir nicht gleich zu Anfang sehen. Helen ist froh, dass ich hier schon war und ich erzähle den Dreien das ein oder andere, dass ich entweder auf der letzten Tour oder durch die ESO Webseite gelernt habe. Arsen erzählt uns im Gegenzug einige technische Details zur Spiegelproduktion. Toll, dass wir einen Ingenieur auf dieser Tour haben!

Ein paar kleine Details sind auch für mich neu. Ich habe sie aber schon in den letzten Bericht zum Paranal Observatory mit eingebaut. Insofern muss ich mich hier nicht wiederholen. Diesel Mal besichtigen wir das Kueyen Teleskop (UT 2). Wir sind so viele auf der Tour, dass man kaum ein vernünftiges Bild zustande bekommt. Anschließend geht es zur Residencia runter und am Ende bekommen wir dann doch noch das Englische Video zu sehen. Schade, denn es wirkt nach der Tour nicht so beeindruckend, als wenn man es zum Auftakt hier sieht.


Paranal Observatory - Klappe, die Zweite!

Mit Arsen und Corinna treffen wir uns dann nach der Tour noch auf dem Besucherparkplatz draußen, um Tipps auszutauschen. Bei den beiden ist leider auch eingebrochen worden. In Peru - eine Stunde, nachdem sie über die Grenze gefahren sind. Sie waren keine fünf Minuten in einem Supermarkt, um was zu trinken zu kaufen, da war schon die Tür aufgebrochen - Reisepässe und die Kamera weg. Sie haben sich Schwarz geärgert. Vier Monate lang hatten sie immer alles wichtige am Körper, nichts ist passiert und dann das. Zum Glück konnten sie innerhalb einer Woche in Lima Ersatzreisepässe bekommen. 60 EURO das Stück, aber die sind nur ein Jahr gültig und für einige Länder nicht zugelassen, da der digitale Fingerabdruck nicht mit in den Pass eingebaut ist.

Während ich Corinna die Copec-Bücher für Chile zeige, kommt Helen mit Arsen ins Gespräch und sie erzählt ihm, dass unsere rechte Vorderbremse immer schnell überhitzt. Irgend etwas stimmt da nicht. Arsen will sich das gleich anschauen. Wir kramen Wagenheber, Aufsatzbock, Holzstücke usw. raus. Arsen holt seinen großen Werkzeugkasten. Innerhalb weniger Minuten ist der Reifen ab (gut, dass wir das mal live sehen können, wenn man nicht in einer Autowerkstatt steht!). Arsen stellt sofort fest, wo das Problem liegt. Die Bremsscheibe reibt sich an der fixen Halterung für den Bremssattel. Metall auf Metall ... ganz scheiße!!! Kein Wunder, dass die Bremse gleich so heiß wird. Und gut für uns, dass Arsen nebenbei auch noch Automechaniker ist. Corinna kennt das schon und reicht wie eine Krankenschwester im Operationsraum das entsprechend angeforderte Werkzeug (wir kennen nicht mal die Deutschen Namen dafür!!!) an Arsen. Ich muss lachen. Wie lange seit ihr schon zusammen, frage ich. Die Antwort von Corinna mit einem Augenrollen: Zu lange!!! :-)

Arsen schiebt die Halterung für den Bremssattel ein paar Millimeter weiter nach innen und die Bremsscheibe dreht sich wieder frei ohne jeglichen Kontakt. Super! Weil er schon mal den Reifen ab hat, guckt er sich gleich noch die Federung (die funktioniert ganz sicher nicht mehr, aber wenn ihr beim Fahren keine Probleme habt, drin lassen! Okay!) und die Achsenmanschette (Wat dat? Aha, die Gummimanschette, die das Achsengelenk vor Staub und Sand schützt.) an. Die sieht angerissen aus und Arsen rät uns dringend die in einer Werkstatt austauschen zu lassen. Wenn die komplett reißt, dann hat man innerhalb von drei Tagen so viel Sand im Gelenk, dass es die Lenkung blockieren kann. Fährt man gerade mit 80 Sachen um die Kurve und der Reifen dreht sich nicht wieder in Fahrtrichtung, dann kann es zu einem schweren Unfall kommen. Wir versprechen ihm, dass in Antofagasta machen zu lassen. Er schätzt, es kommen etwa vier Arbeitsstunden zusammen. Gut zu wissen! Arsen hat vor der Südamerika Reise das eigene Allradfahrzeug komplett auseinander und wieder zusammengebaut. Schon praktisch, wenn man jemanden mit Erfahrung dabei hat!

Die Sonne ist schon dabei unterzugehen, als wir uns verabschieden. Wir bedanken und mit drei kleinen Sicherungen (die brauchen die beiden und wir haben genügend davon), einem Stück Apfelkuchen und vielen guten Tipps. Wirklich nett, die beiden kennen gelernt zu haben! Immer wieder toll, wie sich Overlander aus aller Welt untereinander austauschen und helfen!

Wir haben es nicht weit, denn wir stellen uns unten an der Hauptstraße in eine große Parkbucht für Laster für die Nacht. Arsen und Corinna fahren noch in Richtung Taltal. Sie werden an der Küste sicherlich auch einen guten Stellplatz gefunden haben.

Ich mache am nächsten Morgen noch ein paar Fotos von den bemalten Steinen hier am Straßenrand. Das ist jetzt das fünfte Mal, dass ich auf dieser Strecke unterwegs bin, da kenne ich schon jeden Stein! Anschließend fahren wir nach Antofagasta zurück. Dieses Mal über die südliche Zufahrtsstraße, die wir schon beim letzten Rausfahren genommen haben. Sie ist weniger steil und hat keine Ampel am Anstieg, wie die andere Zufahrtsstraße.

Ich habe keine große Lust zum Kochen und schlage vor, wir gehen zu McDoof. Großer Fehler, denn die Schlangen vor den Kassen sind lang. Der McDoof liegt direkt am Meer in unmittelbarer Nähe einer natürlichen Badeanstalt und alle Chilenen dort haben auch Hunger. Es dauert ewig, ist ziemlich teuer und irgendwie schmeckt McDonalds auch nicht mehr so gut. Die Burger bei Carl's Junior sind um Klassen besser! Aber den gibt es hier leider nicht.

Wir finden einen sehr schön ruhigen Platz am Strand neben einem Sportplatz für die Nacht und fahren dann am nächsten Morgen zu einer Overland Werkstatt, die in iOverlander von mehreren angepriesen wird. Das Einbahnstraßensystem rund um die Werkstatt ist ein Alptraum, aber wir finden sie am Ende mit Nachfragen. Luis Roa, der Besitzer, hat jahrelang als Ingenieur bei den Sternwarten in Paranal und ALMA gearbeitet und spricht Englisch. Er ist aber im Moment nicht in Antofagasta. Wir erfahren von einem Holländischen Paar in der Werkstatt, das Luis in La Paz, Bolivien, ist und gerade einen Trinkwasserbrunnen für die Bevölkerung dort baut. Irgend etwas ist dort kürzlich passiert und in der ganzen Stadt gibt es seit vier Wochen kein Wasser. Wir haben die Nachrichten darüber irgendwie verpasst.

Marion und Jan, die Holländer, haben einen Motorschaden bei ihrem Iveco Womo (Baujahr 1992). Raul, der Mechaniker, war gerade dabei alle Teile auszubauen. Laut den Holländern ist Raul ein super Mechaniker. Er spricht kein Englisch, aber ein junger Mann in der Werkstatt übersetzt für ihn. Ich erkläre den beiden auf Spanisch unser Problem mit der Achsenmanschette. Per Zufall haben wir unsere Ersatzteile, die wir von Steffen geerbt haben, durchgeguckt und wir haben doch tatsächlich eine neue gefunden. Wieder einmal Danke an Steffen und Familie! Raul sagt, er braucht ungefähr 6 Stunden für den Job, das würde uns so um die 60.000 Pesos kosten (etwa 80 EURO). Wir müssen allerdings warten, er muss erst noch den restlichen Motor von den Holländern ausbauen.

Kein Problem! Wir können in der überdachten Garage parken, uns ans Stromnetz einstöpseln, das schnelle WiFi nutzen und wenn wir wollen auch duschen, allerdings ist das Wasser eiskalt. Um 16.45 Uhr ist Raul mit dem anderen Motor fertig. Da sie für morgen einen Laster erwarten und unser Job nicht fertig sein wird, müssen wir in der Garage umparken. Nicht einfach, denn das Holländische Fahrzeug steht im Weg und da es keinen Motor hat, kann es auch nicht bewegt werden. Rechts und links haben wir vielleicht 1-2cm Platz, um daran vorbei zu kommen, aber wir kennen unser Auto und ich weise Helen professionell ein.

Raul bockt W2 auf und nimmt den Reifen ab. Ich erkläre ihm noch schnell auf Spanisch das Bremsenproblem, das Arsen gelöst hat und erzähle ihm, dass wir vor gut 2 Monaten ein neues Kugellager einbauen mussten, dass etwas größer im Schaft ist, als das Original war, damit er beim Zusammenbau alles wieder richtig macht. Soweit kommen wir aber gar nicht, denn Raul sagt, dass die Manschette völlig in Ordnung ist. Ich begebe mich unters Auto und prüfe sie selbst. Ja, das Gummi sieht zwar angerissen aus, aber es ist nicht durchgerissen. Wenn man die Manschette an den angerissenen Stellen dehnt, dann sieht man, dass da noch kein kompletter Riss ist. Raul sagt, das ist normal. Da müssen wir noch nichts machen, nur ab uns zu mal untergucken und checken. Okay! Er prüft das Gummi auf der anderen Seite und sagt, die ist ebenfalls okay, aber das hat Arsen auch gesagt. Offensichtlich wurde die linke Manschette schon mal getauscht - sie sieht neuer aus. Arsen hat uns den Tipp gegeben, sie ab und zu mal einzufetten. Raul rät davon ab. Er sagt, dass dann Sand und Staub auf der Manschette kleben bleiben und sie schneller brüchig macht. Hmmm ... wen soll man nun glauben? Wir lernen halt stetig was dazu. Aber jeder hat so seine eigene Meinung. Helen und ich beschließen die Manschette noch nicht zu tauschen, wir werden halt häufiger mal drunter schauen. Wenn man den Reifen weit einschlägt, kann man die Manschette sehr gut sehen.

Raul checkt auch noch einmal die Schrauben vom Bremssattel. Alles sitzt fest. Am Ende zahlen wir 15.000 Pesos (ca. 20 EURO) für eigentlich nichts, aber immerhin wissen wir jetzt, woran wir sind und worauf wir aufpassen müssen. Ich sehe so etwas immer als gut investiertes Lehrgeld an. Man weiß ja nie!

Mit viel Mühe kommen wir rückwärts auch wieder durch das enge Stück und verlassen die Werkstatt gegen 18.30 Uhr. Helen geht im Jumbo noch schnell ein paar Sachen einkaufen und dann fahren wir für die Nacht wieder zur La Portada raus.

Wir freuen uns endlich wieder was neues entdecken zu können und verlassen Antofagasta am nächsten Morgen. Helen sieht, dass die Straße zum Punta Angamos bei Mejillones laut Copec Buch geteert ist. In iOverlander gibt es dazu keine Einträge, also beschließen wir spontan, das mal auszukundschaften. Vor der Abzweigung nach Mejillones müssen wir noch eine Mautgebühr (1.050 Pesos) bezahlen. Einen Kilometer davor gibt es eine Raststätte mit Duschen und Toiletten. Wir haben nicht angehalten, vermuten aber, dass die Nutzung dort kostenlos ist.

Mejillones ist eine kleine Industriestadt mit Hafen am Meer. Nicht sehr attraktiv. Tausende von Vögel sind im Wasser, aber wir haben noch 23km bis zum Punta Angamos zu fahren und es geht steil den Berg hoch. Die Vögel kann ich mir morgen auf der Rückfahrt noch angucken. Die vermeintliche Teerstraße ist noch im Bau. Das Copec Buch hat die Fertigstellung vorweg genommen. Teilweise ist sie schon geteert, aber teilweise wird sie gerade für den Belag geplättet. Es herrscht wenig Verkehr und so huschen wir ohne Probleme durch die Baustellen. Nach dem steilen Anstieg zum Kliff hoch, ist die Straße zum Glück bis zum Punta Angamos schon geteert, denn es geht oben auf dem Plateau rauf und runter - teilweise mit 30-40 Grad Steigung bzw. Abfahrt. Helen legt den ersten Gang ein, damit die Bremsen nicht überhitzen. Ich gucke immer wieder aus meinem Fenster und rieche nichts, es ist auch kein Qualm zu sehen. Allerdings haben wir uns in der Baustelle irgendwo einen kleinen Stein eingefangen und der rechte Reifen quietscht verdächtig. Irgendwann wird der Stein aber rausgeschleudert und wir hören nichts mehr. Wir sind halt im Moment super sensitiv, wenn es im Reifen oder in den Bremsen Geräusche gibt und vermuten immer gleich das Schlimmste.

Nächtlicher Stellplatz beim Punta Angamos - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Punta Angamos ist eine alte Chilenische Festung. Hier oben stehen noch zwei Kanonen, die aber nicht mehr funktionstüchtig sind. Wir haben den großen Parkplatz ganz alleine für uns und stehen gut 500 Höhenmeter über dem Meer. Das Kliff fällt steil ab. Wir hören Seelöwen irgendwo unterhalb der Klippe brüllen, der Wind weht stark vom Meer her. Ich koche uns was Indisches - endlich mal wieder eine richtige Mahlzeit - und wir verbringen eine total stille Nacht hier oben. In der Ferne glitzern die Lichter von Mejillones.

Am nächsten Morgen ist es zunächst bewölkt. Ich entdecke eine Gruppe von Delphinen oder Orcas im Meer - etwa 10 Tiere. Leider viel zu weit weg für ein gutes Foto. Diverse Fischerboote kommen gerade rein, um ihren Fang in Mejillones abzuladen. Wir frühstücken wie immer ganz gemütlich und fahren dann die 23km wieder zurück nach Mejillones. Erneut fangen wir uns Sand oder kleine Steine ein und dieses Mal quietschen beide Reifen/Bremsen. Ich steige mehrere Male aus und checke, ob die Bremsen heiß werden, aber es ist alles okay.

Wir parken unten am Strand und ich schnappe mir die Kamera, um die vielen Vögel zu fotografieren. Tausende von Möwen, Pelikane und Kormorane tummeln sich direkt am Strand im Wasser. Das Geschrei ist ohrenbetäubend. Auf dem Strand liegen Tausende von toten Sardinen. Jetzt ist mir klar, warum hier so viele Vögel sind. Vor ein paar Wochen habe ich im Internet gelesen, dass 2016 und auch 2017 riesige Fischschwärme an den Chilenischen Küsten tot angeschwemmt wurden - darunter auch Hunderte von Walen. Biologen machen El Niño dafür verantwortlich. Aber ich lese auch Kritiken, in denen die radioaktive Strahlung von Fukushima erwähnt wird. Die Unterwasserströme im Pazifik sind so stark, dass ich überzeugt davon bin, dass die Küsten von Süd- und Nordamerika von der Radioaktivität beeinträchtigt sind. Aber weder hier unten noch in den USA würde das jemand offiziell zugeben. Es hängt einfach zu viel Industrie, vor allem der Fischhandel, davon ab. Das mal wieder zum Thema, wie wir Menschen diesen Planeten zerstören! Sehr traurig!

Wir fahren weiter gen Norden und stoppen kurz an einem alten Friedhof, direkt neben dem Highway. Ganze Dörfer sind hier in der Vergangenheit von Tsunamis zerstört worden. Die Gräber sehen alt aus, man kann die Schilder kaum noch lesen. Auf einem entdecke ich das Datum 1938. Von der Sonne verblasste und vertrocknete Stofftiere liegen oder hängen auf den Gräbern. Etwas gruselig und leider sehr heruntergekommen das Ganze. Und es liegt auch viel Plastikmüll herum. Seufz!

In Tocopilla halten wir per Zufall neben einer Sporthalle. Dort findet gerade ein Volleyball-Turnier statt und ich nutze die Toiletten zum Entleeren unserer. Aus den Wasserhähnen kommt kein Wasser - zum Glück habe ich meine kleine Spülflasche dabei. An der Shell-Tankstelle finden wir gutes WiFi und machen ein Webupdate.

Etwa 70km weiter nördlich finden wir einen ruhigen Stellplatz am Meer. Wir bleiben zwei Nächte. Helen braucht etwas Entspannung!

Weiter geht es gen Norden. Der Río Loa ist die Grenze zur nächsten Region in Chile und wir müssen durch einen obligatorischen Checkpoint. Helen wartet im Auto, ich schnappe mir unsere Papiere und stehe dann gut eine halbe Stunde lang in der Schlange vor dem Schalter. Der Beamte will lediglich unser Einreisepapier fürs Fahrzeug sehen und knallt hinten einen Stempel drauf. Das war's - keine Fahrzeug- oder Fruchtkontrolle.

Die Fahrt entlang der Küste ist entspannt und der frische Fahrtwind tut uns gut. Wir sind froh, dass wir nicht Inland auf der Panamericana unterwegs sind. Südlich von Iquique müssen wir durch eine Mautstation. 1.050 Pesos wären es für uns gewesen, aber zwei junge Leute rennen begeistert auf uns zu und drücken uns einen Gutschein von der Zona Franca (der Freihandelszone in Iquique) in die Hand. Sie erklären uns, dass wir damit kostenlos durch die Mautstation kommen und wenn wir innerhalb von fünf Tagen auf der anderen Seite von Iquique durch die nördliche Mautstation fahren, dann ist das auch kostenlos. Super! Danke! Das nehmen wir doch gerne an. Ob es diesen Gutschein immer gibt, wissen wir nicht, aber er wird scheinbar nur an Ausländer verteilt.

Und es folgt anschließend gleich die nächste nette Aktion - es gibt eine Raststätte mit kostenlosen Toiletten und Duschen! Ich fülle dort im Waschraum erst einmal alle unsere Wasserbehälter auf. In Antofagasta hatten wir schon Probleme Wasser zu bekommen und wer weiß, wie es weiter nördlich ist? Anschließend entleere ich unsere Toilette. Da wir ganz alleine mitten am Tag hier sind, sind wir die einzigen, die duschen. Prima! Wir haben Zeit nebenbei unsere Wäsche in der Dusche mitzuwaschen. Normalerweise tun wir so etwas nicht, aber eine Waschmaschine plus Trocknen kostet hier und auch in Antofagasta schlappe 20.000 Pesos (das sind unglaubliche 29 Euro pro Maschine!!!). Da kannst du dir ganz ehrlich neue Klamotten für kaufen, anstatt die alten zu waschen! Unter der Dusche (wir haben einen Eimer dabei) geht das wunderbar und Shorts, Unterwäsche, Shirts und ein paar Socken werden zumindest vom Schweißgeruch befreit - Sauberkeit sieht dann noch etwas anders aus, aber wir sind da im Moment nicht sonderlich pingelig. Es ist eh schweineheiß hier!

Eigentlich wollten wir vor der Stadt Iquique am Strand irgendwo die Nacht verbringen, aber die mehrspurige Autobahn ist von einem breiten Mittelstreifen durchbrochen und wir kommen nicht auf die andere Straßenseite ohne Kilometerlange Umwege zu den "Returnos" (die nächsten Kehrtwenden) zu fahren. Ehe wir uns versehen, sind wir mitten in der Stadt. Viele Möglichkeiten zum freien Stehen gibt es hier nicht - in iOverlander sind ganze zwei Parkplätze angegeben. Sicher ist es hier auch nicht unbedingt. Manche Stadtteile sind recht verarmt - man muss also aufpassen.

Wir fahren immer an der Küstenstraße entlang durch Iquique und bleiben bei dem ersten Parkplatz stehen, den ich im GPS eingetragen hatte. Er liegt direkt am Meer, unweit von einem Kinderspielplatz und der Uferpromenade. Die Atmosphäre scheint hier entspannt zu sein und wir fühlen uns sicher. Mehr als eine Nacht wollen wir eh nicht bleiben. Ich laufe kurz die Strandpromenade entlang und schaue nach einer besseren Alternative, aber es gibt keine.

Während Helen die feuchte Wäsche nach vorne in den Fahrerraum und an die Schiebetür zum trocknen hängt, laufe ich mit der Kamera los und mache ein paar Fotos am Strand. Nicht sonderlich sehenswert. Es reiht sich ein Hochhaus an das andere. Die Strände sind hier eigentlich ganz schön und die Wellen laden zum Surfen ein.

Wir machen uns gerade für einen Kaffee fertig, als direkt vor unserer Tür ein Straßenhändler bimmelt. Wir verstehen das Wort "Berliner" und Helen sieht, wie eine junge Frau dem Mann eine Tüte abkauft. Drei Stück für 1000 Pesos - wir greifen ebenfalls zu! Man sind die lecker! Frittierte (ist sonst in Chile nicht der Fall) Berliner mit einer super leckeren Vanillefüllung - ganz frisch! Zum Reinsetzen! Besser als vom Hamburger Dom!

Ich laufe am späten Nachmittag dann noch einmal los. Innerhalb eines Kilometer soll es laut GPS einen großen Jumbo Supermarkt geben und das stimmt dann auch. Es ist zu heiß zum Kochen und so gibt es frisches Landbrot mit Kochschinken zum Abendessen. Auch sehr lecker! Irgendwie flutscht es an diesem Tag und wir sind happy. Es sind häufig die kleinen Dinge im Leben, die uns Freude machen. Eine heiße Dusche - auch, wenn man anschließend gleich wieder schwitzt, aber wenigstens konnten wir uns mal wieder rasieren! ;-) ... Deutsches Landbrot - saftig und mit echten Körnern (das schrubbt so richtig Magen und Darm durch!) ... frische Berliner zum Kaffee. Was will man eigentlich noch mehr?

Schlaf in der Nacht! Den bekommen wir dann aber leider nicht bis 3 Uhr morgens. Gegenüber vom Parkplatz gibt es eine Bar und ein paar Restaurants und die laute Mucke läuft die halbe Nacht. Na ja, es ist Freitag Abend und die Leute haben Samstags frei - da ist Party angesagt. Helen singt mir um Mitternacht ein Geburtstagsständchen - es ist der 25. Februar und ich bin jetzt offiziell 51!

Am nächsten Morgen mache ich mir selbst ein Geburtstagsgeschenk und gehe mal wieder zum Friseur. Eine Spanierin schneidet mir für 9000 Pesos (etwa 14 Euro) die Haare. Sie ist seit drei Jahren in Chile, da sie keine Arbeit in Spanien finden konnte. Hat hier in Iquique ein Appartement gemietet und muss 6 Tage die Woche arbeiten, um ihren Lebensunterhalt hier zu bezahlen. Chile ist ein teures Land! Sie erzählt mir, dass die meisten Chilenen Schulden haben. Alles wird mit der Karte bezahlt und kaum jemand achtet wirklich auf die Preise. Iquique befindet sich im Bau-Boom - überall werden neue Hochhäuser gebaut, und das in einer Erdbeben-Region! Die Spanierin glaubt, dass der Immobilienmarkt hier in ein paar Jahren zusammenbrechen wird - genau wie in den USA und Europa und dann wird es zu einer großen Wirtschaftskrise hier kommen.

Ich bin happy über meinen Kurzhaarschnitt und gebe ihr noch 1000 Pesos Trinkgeld. Helen sagt, ich sehe jetzt wieder aus wie 25 statt 35 ... ahhh, so sweet!

Im alten Stadtzentrum von Iquique stehen ein paar schöne, alte Häuser, aber wir fahren nur dran vorbei und halten nicht für ein paar Fotos. Es gibt kaum Parkplätze und wir haben keine Lust auf Stress. Den bekommen wir dann aber doch in der Zona Franca. Die Zofri Mall ist die Freihandelszone von Iquique - die Waren sind hier steuerfrei und sollen günstiger, als anderswo sein.

Wir wollten uns nach neuen Reifen und Motoröl für Winnietwo umgucken, aber schon mein erster Gang in die Mall, lässt mich verzweifeln. Tausende von kleinen Shops reihen sich aneinander in mehreren Hallen und es ist wie in Las Vegas in den Hotels ... man verirrt sich total und findet den Ausgang nicht wieder. Hinzukommt, dass wir an einem Wochenende mit Sonderrabatten dort sind. Tausende von Chilenen bummeln durch die Mall oder essen im Food Court.

Ich bekomme an einer Information eine Karte, aber die Läden sind dort nur mit einer Nummer drauf. Ohne Handy und Internetzugang, weiß man nicht, welcher Laden sich wo befindet. In einer überdachten Halle spielt eine Liveband in einer Lautstärke, dass mir fast die Ohren abfallen. Draußen ist es monsterheiß, drinnen zwar etwas kühler, aber total hektisch. Einen Laden mit Motoröl finde ich nicht! Nur mit Mühe finde ich Winnietwo wieder.

Erschöpft (ich war vielleicht 30 Minuten in der Mall, während Helen im Winnietwo wartet) schmeiße ich mich auf meine Sitzbank. Helen hat sich schon gewundert, wo ich solange geblieben bin. Mein Kommentar: "Das lohnt sich hier nicht. Let's go!" Da es hier aber kostenloses und schnelles WiFi geben soll, schlage ich Helen vor, sie kann sich ja selbst schnell ein Bild machen, während ich unsere Emails runter lade. Aber ich komme nicht ins Internet. Es gibt mehrere offene Verbindungen, aber es lassen sich keine Webseiten öffnen. Vermutlich liegt es an den Menschenmassen, die heute in der Mall unterwegs sind. Jeder hat sein Handy an und mein Laptop bekommt nicht genügend Bandbreite ab. Ich bin total frustriert!

Helen bekommt bei Michelin immerhin Preise für ein paar Reifen, aber da die da keine Montage machen, kaufen wir keine. Wir wollten eh nur gucken, mit was wir so in der nahen Zukunft rechnen müssen. Die jetzigen Reifen haben noch etwa 5000km drauf, bevor sie gewechselt werden müssen.

Alles in allem waren wir fast zwei Stunden hier - reine Zeitverschwendung! Schnell raus aus Iquique! Dieses Mal geht es den steilen Berghang hoch und nicht an der Küste entlang. Wir fahren weiter oben kurz rechts ran, damit ich ein Foto von oben machen kann. Zwischen dem Berghang und der Stadt liegt eine große Sanddüne. Normalerweise sieht man hier die Paraglider fliegen, aber heute ist das nicht der Fall.

Da wir nicht einmal 24 Stunden in Iquique waren, ist unser Gutschein für die Mautstation gültig und wir sparen erneut 1.550 Pesos bei der nördlichen Ausfahrt. Anschließend rollen wir ganz entspannt in Richtung Panamericana Highway. Die Salpeter Mine von Santa Laura ist unser nächstes Tagesziel, aber dazu mehr im nächsten Bericht.