14. - 17.03.2017: Paso Jama - Salinas Grandes - Purmamarca - Maimará - Uquía

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Wir lassen den Tag ruhig angehen. Ich versuche verzweifelt eine gute Internetverbindung in San Pedro zu finden. Es gibt reichlich offene Netze und mit dem Booster bekomme ich auch ein recht gutes Signal, dennoch sind die Verbindungen unglaublich laaaaaangsam. In meiner Verzweiflung laufe ich sogar zur Bücherhalle und setze mich draußen vor die Tür. Drei Emails schaffe ich in einer Stunde zu verschicken!!!

Wir kaufen noch etwas Trinkwasser und fahren zum Tanken. Die Tankstelle in San Pedro liegt mitten im Dorf in einem Hotelgelände. Die Fahrt auf der Sandstraße ist voller Schlaglöcher, wir rumpeln mehr oder weniger vor die Zapfsäule und fragen uns, warum es keine Tankstelle an einer der großen Ringstraßen rund um San Pedro gibt. Laster kommen nicht zu dieser Tankstelle und die großen Tourbusse haben sicherlich auch ihre Probleme hier.

Es ist 17.30 Uhr als wir San Pedro de Atacama verlassen. Wir halten kurz beim Grenzposten im Ort, eine Beamtin sagt aber, dass wir die Papiere für die Ausreise Chile und Einreise Argentinien auf dem Paso Jama in Jama machen sollen. Der Grenzposten in San Pedro ist nur für Ein- und Ausreisen über Bolivien oder den Paso Sico. Gut zu wissen!

Der Paso Jama ist komplett geteert und in nur wenigen Kilometern hinter San Pedro geht es gleich auf über 4000 Höhenmeter hoch. Da wir nicht so hoch übernachten wollen, halten wir auf einem Schotterplatz neben der Straße auf rund 2700m mit schönem Blick auf den Vulkan Licancábur an.

Ich mache mich ans Kochen. Ist nicht mein Tag heute! Mir fällt der brennende Streichholz aus der Hand, dieser rollt unter den Gasgrill, ich puste was das Zeug hält ... eine dumme Aktion, denn der Streichholz ist so leicht, dass ich ihn gegen unsere Trenngardine zur Fahrerkabine blase. Zum Glück geht die Flamme kurz vorher aus! Puh! Helen rollt mit den Augen!

Kurze Zeit später öffne ich ein neues Paket Reis. Ratsch ... die Tüte bricht und der Reis landet auf dem Boden! Helen rollt erneut mit den Augen und hilft mir dann den Reis wieder einzusammeln. Nebenbei koche ich eine Tasse Tee ... und mir fällt die offene Flasche mit dem Zitronenkonzentrat aus der Hand. Damn it!!!

Frustriert drehe ich mich um und knalle mit dem Schamhügel voll gegen die scharfe Kante unseres Spültisch. Autsch!!! Mir ist nur noch zum Heulen zumute! Irgendwann steht dann aber doch unser Indisches Curry auf dem Tisch und überraschenderweise schmeckt es. Helen ist erleichtert, dass Winnietwo nicht abgebrannt ist. Ich schaufle trotzig mein Essen rein.

Für den nächsten Morgen haben wir uns den Wecker gestellt, denn die Fahrt über den Paso Jama ist lang und wir wollen den ein oder anderen Fotostopp einlegen. Wir sind tatsächlich schon um 9 Uhr auf der Strecke! Das ist echt früh für uns! Zum Glück sind nur wenige Fahrzeuge unterwegs, meistens sind es Autolaster - entweder volle, die von Chile nach Argentinien fahren, oder leere, die uns aus Argentinien entgegen kommen. Der Tag ist sonnig und warm, wir müssen das ein oder andere Mal den Lüfter für den Motor anmachen, damit dieser nicht zu heiß wird. Aber Winnietwo nimmt die Steigungen locker, der Asphaltbelag ist tipptopp und wir rollen fröhlich dahin.

Links geht irgendwann die Straße nach Bolivien ab. Wir haben 2002 auf unserer Kamuka Tour die berühmte Lagunenroute über das Altiplano schon einmal gemacht. Ob wir es mit Winnietwo irgendwann mal machen werden ist noch offen. Heute jedenfalls fahren wir an der Abzweigung vorbei und es geht höher und höher den Pass hoch. Unser GPS zeigt an der höchsten Stelle 4.830m an, obwohl es laut Karte nur so um die 4.600m sein sollen. Paula, unser Tourguide auf der ALMA Tour, hatte uns gesagt, dass man die 66 Radioantennen so um die Kilometermarkierung 70 sehen kann. Wir fahren ab KM 60 langsamer und ich halte Ausschau. Bei KM 71 sehen wir sie dann! Silber leuchten sie weit in der Entfernung - 66 ALMA Teleskope auf dem über 5000m hohen Chajnantor Plateau. Durch die Sonne und Luftspiegelung sind sie leicht verschwommen. Dennoch freuen wir uns sie mit bloßem Auge sehen zu können.

Wir fahren anschließend an einer kleinen Lagune vorbei - zwei Jamesflamingos sind im Wasser, aber leider wieder einmal zu weit weg für gute Fotos. Gegen 11 Uhr stoppen wir bei der Salar de Tara Moais. Hier ragen "Rockfingers" aus dem sandigen Boden. Ich schnappe mir die Kamera und laufe los. Kein leichtes Unterfangen auf fast 4.500 Höhenmetern. Helen entspannt sich, kocht eine Tasse Tee und bereitet das Mittagessen vor.

Weiter geht es in Richtung Argentinien und wir sehen am Straßenrand eine kleine Herde Vicuñas. Darunter ein ganz kleines Baby, dass mit stacksigen Beinen um Mutti herumläuft und nach den Zitzen sucht. Vorne sind die nicht! Wir zeigen mit dem Finger nach hinten. Es dauert eine Weile, aber dann findet das Kleine die richtige Stelle. Erleichtert fahren wir weiter. Welche Dramen die Natur manchmal so bietet!!!

Mehrere Lagunen liegen auf beiden Seiten des Straßenrandes. Dann kommt uns ein Auto mit Warnlicht entgegen. Der Fahrer weist uns an langsamer zu fahren, was wir auch machen. Dann tauchen hinter der nächsten Kuppe riesige Fahrzeuge mit einer Ladung auf. Wir haben keine Ahnung, was sie transportieren. Könnten es Schaufeln für die großen Bagger in den Kupferminen sein? Wir fahren rechts ran und geben den Fahrzeugen genügend Platz.

Gegen 14 Uhr erreichen wir den eigentlichen Pass - der Paso Jama liegt nur auf 4.275m. Kurz dahinter ist der Grenzposten in Jama. Innerhalb einer halben Stunde sind wir mit den Formalitäten durch. Wir entleeren noch schnell unserer Toilette und dann geht es auf der Argentinischen Seite weiter. Kilometerlang geht die Fahrt über ein 4000 Meter hohes Plateau - ich entdecke sogar einen Fuchs hier oben.


Paso Jama - Teil 1

Gegen 16 Uhr erreichen wir den kleinen Ort Susques (270km von San Pedro entfernt, 3.675m). Das Visitor Center ist geschlossen, wir machen hier eine Cappuccino-Pause. Gegen 17 Uhr geht es weiter. Wir passieren zwei Schluchten und kommen um 18.30 Uhr bei der Salinas Grandes (3.400m) an. Es ist einer der größten Salzseen in Argentinien und erinnerte und an die Salar de Uyuni, die in Bolivien liegt. Die Straße führt mitten durch die Salar und wir kommen an einer Salzfabrik vorbei. Die Salinas Grandes war vor Millionen von Jahren mal ein See - heute ist es eine 525 Quadratkilometer große Salzkruste, die bis zu einem halben Meter dick ist.

Für den Salzabbau werden lange Rillen in die Kruste gefräst, die sich dann mit Wasser füllen, versalzen und dann abgebaut werden. Wir kommen an ein paar Salzhütten vorbei - hier werden Kunstwerke aus Salz produziert und verkauft.

Die Sonne steht tief am Horizont und wir haben noch gut 65km bis Purmamarca vor uns. Vor uns bauen sich hohe Gewitterwolken auf. Erneut geht es durch eine schöne Schlucht und wieder auf fast 3.900 Höhenmeter hoch. Wir kommen zu den berühmten Switchbacks - in vielen Serpentinen geht es über 1000m runter in ein Tal. Wir sind urplötzlich mitten in den Wolken und fahren oberhalb der Serpentinen rechts ran. Ich mache schnell ein Foto von der Strecke - eine Minute später rollt eine Wolke von unten den Berg hoch und wir sehen nichts mehr. Totaler Nebel! Helen muss sich höllisch auf der Abfahrt konzentrieren, zum Glück gibt es kaum Verkehr.

Die Sonne ist inzwischen untergegangen, es wird dunkel bevor wir das untere Ende der Serpentinen erreichen. Schade, dass wir absolut gar nichts von dieser Abfahrt sehen können!


Paso Jama - Teil 2

Bis Purmamarca schaffen wir es heute nicht mehr. Wir stoppen unten im Tal auf einem größeren Schotterplatz - ein sehr guter Eintrag in iOverlander. Es ist 20.30 Uhr. Wir sind erschöpft. Helen ist heute 378km gefahren und wir waren über 11 Stunden unterwegs. Unser längster Fahrtag in Südamerika bis dato. Ich mache uns schnell was zu essen und wir gehen relativ früh ins Bett. Über Nacht fängt es an zu regnen und auch am nächsten Morgen ist der Himmel grau und regnerisch.

Wir machen einen Ruhetag und ich liege bis 15 Uhr im Bett. Helen macht mir sogar ein paar Quesadillas. Das Leben ist manchmal echt hart!

Am nächsten Tag kommt die Sonne durch die Wolken und wir fahren weiter bis Purmamarca. Da wir keine Vorräte mehr haben, läuft Helen los und kauft das Wesentliche ein. Einen großen Supermarkt gibt es hier nicht - aber sie findet, was wir brauchen, in den kleinen Läden. Ich gehe anschließend mit der Kamera los, denn Purmamarca liegt direkt neben dem berühmten Cerro de Siete Colores - dem Berg mit den sieben Farben. Im Dorf gibt es einen kleinen Hügel, den man für 5 Pesos besteigen kann. Vor dort habe ich einen super Blick auf die farbigen Berge und auf Purmamarca.

Cerro de Siete Colores (Purmamarca) - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Anschließend laufe ich durch eine Lücke in den Bergen zu weiteren, sehr schön farbigen Felsen. Die Sonne spielt mit und die Farben kommen raus. Helen macht anschließend den gleichen Spaziergang.

Cerro de Siete Colores (Purmamarca) - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Am späten Nachmittag verlassen wir Purmamarca und fahren weiter gen Norden durch die Quebrada de Humahuaca. Diese farbige Schlucht, die ganz bis an die Bolivianische Grenze führt, ist ein Weltkulturerbe. Woimmer man hin guckt, Farben und Gesteinsformationen ändern sich ständig. Wirklich schön. Wir haben das Glück, dass wir dunkelgraue Wolken auf den Bergspitzen haben, unten werden die farbigen Hänge aber von der tiefstehenden Sonne angestrahlt. Super zum Fotografieren!

Eigentlich wollten wir in Tilcara zu einem Wasserfall laufen, aber die Touristen Information vor Ort informiert uns darüber, dass die Brücke über den Fluss im Moment kaputt ist und man mit dem Auto nicht zur Schlucht kommt. Über Monate hat es hier heftig geregnet und obwohl das Wasser im Fluss jetzt nicht mehr sehr hoch ist, sehen wir an den Straßenrändern noch die Zerstörungen. Ein kleines Dorf wird gerade vom Schlamm befreit, der bis weit über die Fensterbänke gereicht haben muss.

Maimará ist berühmt für den alten Friedhof, der auf einem Hügel liegt. Im Hintergrund sind die wellenartigen bunten Felshänge zu sehen. Ein schöner Ort, um begraben zu werden. Allerdings ist meine Stimmung leicht getrübt, denn auf dem Friedhof wird gerade ein Baby begraben - der weiße Sarg ist keine 50cm groß.

In der Humahuaca Schlucht leben überwiegend Indigene, etwa 10.000. Ihre Haut ist so dunkel, wie die der Bolivianer und Peruaner. Sie glauben an die Pachamama - die Mutter Erde - und die alten Traditionen werden hier noch sehr gelebt. Die Dörfer sind aus Lehmhäusern gebaut - auch ein Teil des Weltkulturerbes.

Wir machen nur noch einen kurzen Fotostopp beim südlichen Wendekreis und fahren dann noch weiter bis Uquía. Hier stellen wir uns für die Nacht direkt vor die alte Kirche. Ich schaffe es gerade noch einen schnellen Blick in diese zu werfen, bevor die Türen geschlossen werden. Der Altar ist vergoldet, aber Fotografieren ist in der Kirche nicht erlaubt.


Purmamarca