24. - 28.03.2017: San Salvador de Jujuy - Ruta Nacional 9 - Salta - San Antonio de Los Cobres - La Polvorilla Viaducto - Salta

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.



Wie immer kommen wir spät weg und verlassen Humahuaca erst gegen 12.45 Uhr. Unser nächstes Reiseziel ist San Salvador de Jujuy, wo wir erst gegen 15.30 Uhr ankommen. Uns hängt der Magen auf dem Boden und ich renne in den Carrefour Supermarkt und kaufe erst einmal frisches Brot und Aufschnitt. Nach dem Essen machen wir dann noch den richtigen Einkauf. Mit vollem Magen kauft man nicht die Dinge, die man mit leeren so nebenbei in den Einkaufswagen wirft!!!

Da es schon spät ist, parken wir keine 700m weiter auf einem großen, kostenlosen Parkplatz für die Nacht. Die Straßen in der Stadt sind eine Katastrophe - Plattenbau mit ganz fiesen Kanten und großen Löchern. Wir hüpfen, wie ein Känguru und uns kommt fast das Essen wieder hoch.

Helen hat Lust sich die Beine zu vertreten und macht einen Spaziergang zur Kathedrale, die nur zwei Straßenblöcke nördlich von unserem Parkplatz liegt. Die Kathedrale ist offen und Helen kann den Goldenen Altar und die schön bemalte Decke bewundern. Die ursprüngliche Kirche stammt von 1605, fiel aber in sich zusammen. Seit dem wurde die Kathedrale schon zweimal wieder aufgebaut.

Ich bewache in der Zwischenzeit Winnietwo und setze mich an den Computer. Wir verbringen eine erstaunlich ruhige Nacht hier und schlafen wunderbar. Wahrscheinlich auch deswegen, weil wir uns nur noch auf 1.400 Höhenmetern befinden. Nach dem Frühstück mache ich mich auf zum Sightseeing in der Stadt. Dummerweise ist die Kathedrale tagsüber geschlossen, sie macht erst gegen 18 Uhr auf, also gibt es nur ein Foto von draußen. Vermutlich darf man drinnen eh nicht fotografieren.

Gegen 12.30 Uhr geht es dann weiter Richtung Süden. Wir wollen nach Salta und wählen die kürzere Strecke über die Ruta Nacional 9. In iOverlander hatten wir schon gelesen, dass die Strecke sehr schmal und kurvig ist. Kurz vorher müssen wir noch durch eine obligatorische Polizeikontrolle. Anderen Overlander mit großen Fahrzeugen wurde hier die Weiterfahrt auf der RN 9 versagt, aber der Polizist will nur Helens Führerschein sehen (mit dem er nichts anfangen kann!) und dann lässt er uns passieren.

Keine 50 Meter weiter verengt sich die asphaltierte Straße. Pro Fahrspur stehen ganze 2 Meter Breite zur Verfügung - in den vielen, engen Kurven ist häufig nur Platz für ein Fahrzeug. Wir kommen uns vor, wie auf einem Fahrradweg. Am Straßenrand liegen Kühe, auf der Fahrbahn die Kuhscheiße. Zum Glück herrscht ganz wenig Verkehr auf den nächsten 35km und die Fahrer, die uns entgegen kommen, fahren ausnahmsweise übersichtlich und nicht allzu schnell. Somit haben wir Zeit von der Straße auf den Wegrand auszuweichen, um ihnen Platz zu machen.

Helen muss sich höllisch konzentrieren, denn die meisten Biegungen kann man nicht einsehen und dicke Baumäste hängen auf noch über unserer Fahrbahn. Am meisten Angst haben wir vor den entgegenkommenden Motorradfahrern. Sie fahren mit hoher Geschwindigkeit um die engen Kurven und der ein oder andere landet dabei auf der Gegenfahrbahn. Zum Glück knallt uns aber keiner vorne rein. Wir kommen mit maximal 20km/h voran und der Himmel wird zunehmend grauer. Wir haben sogar einen kurzen Schauer. Das wundert uns nicht, denn die RN 9 führt mitten durch einen dichten Regenwald. Vermutlich wäre der Umweg über die Autobahnen schneller gewesen, aber ein bisschen Abenteuer muss sein!


Sehr enge Ruta Nacional 9

Gegen 14 Uhr machen wir eine Cappuccino-Pause, damit sich Helen ein wenig entspannen kann. Gegen 16.15 Uhr erreichen wir dann Salta und fahren direkt zum Einkaufen zu einem großen Jumbo Supermarkt. Wir wollen uns mit etwas Proviant eindecken, denn in den nächsten Tagen soll es wieder hoch in die Berge nach San Antonio de Los Cobres gehen.

Die Altstadt von Salta hat sehr enge Straßen und die einzige Übernachtungsmöglichkeit, die sich in der Nähe anbietet, sind Parkplätze am Güemes Denkmal. Das befindet sich auf einem Hügel und eigentlich wollten wir oben direkt davor parken, aber die Zufahrt ist gesperrt - überall ist Polizei zu sehen. Was ist los? Wir finden zum Glück weiter unten kurz vor der Kreuzung einen Parkplatz. Während Helen eine Tasse Tee kocht, laufe ich zum Denkmal hoch. Wir hören eine Kapelle laut spielen und ich bin neugierig, was das mit all der Polizei hier auf sich hat.

Etwa 1000 Polizisten in den verschiedensten Uniformen stehen am Fuße des Denkmals - sie sind mit Gewehren und Säbeln bewaffnet. Ich sehe auch Elite-Truppen mit Maschinengewehren und Schussfesten Westen. Die Stimmung ist entspannt und niemand stört sich daran, dass ich eine Kamera um den Hals trage. Scheinbar ist hier kein Katastrophen-Alarm und die Staatspräsidentin wird wohl auch nicht erwartet.

Dann setzt die Musik wieder ein und Gruppen fangen an zu marschieren. Ich komme mit drei Polizisten, die am Wegesrand stehen ins Gespräch und sie erzählen mir, dass dies hier eine viertägige Marschier-Übung ist. Polizisten aus Salta und der Region üben täglich Stundenlang. Ich beobachte das Ganze etwas amüsiert. Was soll ich sagen, die Frauen sind absolut im Takt und Gleichschritt, bei den Männern hapert es hier und da. Nur die Elite-Truppen marschieren wie am Spieß. Helen hätte hier ihre Freude beim Zugucken. Als ehemalige Polizistin in England hat sie auch das Marschieren gelernt.

Nachdem alle Truppen am Denkmal vorbei marschiert sind, reihen sie sich wieder am Straßenrand auf. Es wird Haltung angenommen, die Gewehre sind im Anschlag, die Säbel auf dem Boden ... der Obermacker fängt an zu sprechen. Ich höre eine Weile zu. Die Prinzipien des Marschierens werden den Teilnehmern noch einmal in den Kopf gehämmert. Lautes Singen, kerzengerade Körperhaltung, Beine hoch, Kopf nach Links ... Marsch, Marsch!


Die Polizei in Salta übt das Marschieren

Nach der Übung - kurz vor Sonnenuntergang - gehen die Polizisten nach Hause und die Straße zum Denkmal ist wieder für den Verkehr geöffnet. Leider! Denn die ganze Nacht über rasen und röhren Motorradfahrer mit ihren kaputten - oder gewollt getuneten - Auspuffen an uns vorbei. Wir kommen uns vor, wie auf einem Formel 1 Ring und bekommen kaum ein Auge zu.

Helen hat uns inzwischen was zu essen gekocht - sehr lecker. Ich will abends noch in die Altstadt, um Fotos zu machen, aber justamente, wo ich mir die Schuhe anziehe, fängt es draußen an zu regnen. Erst nieselt es nur, aber dann bricht der Himmel über uns zusammen. Zum Glück ist es nur ein kurzer, heftiger Schauer und so kann ich anschließend doch noch in die Altstadt laufen.

Die Kathedrale und der Hauptplatz liegen etwa sieben Straßenblöcke von unserem Parkplatz entfernt - zu Fuß etwa 15 Minuten. Salta wurde 1582 gegründet und gehört zu den schönsten Städten Argentiniens - man nennt sie deswegen auch "La Linda" - die Hübsche. Sowohl die Kathedrale, als auch die wunderschöne San Francisco Kirche sind abends zum Gottesdienst geöffnet. Auf dem Plaza spielt eine Liveband und die Restaurants sind überall gut gefüllt. Man spürt ... hier ist Leben in der Stadt!

Am nächsten Vormittag gehen wir uns getrennt noch einmal die Altstadt angucken - einer von uns bleibt vorsichtshalber bei Winnietwo. Ich gehe anschließend zu nahegelegenen Copec Tankstelle an der Kreuzung und nutze dort das sehr gute Internet für ein paar Stunden, um ein Webupdate hoch zu laden. Anschließend fahren wir mit Winnietwo noch auf den Cerro San Bernardo. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf Salta. Wer will, kann auch die Seilbahn nehmen (40 Pesos pro Person, wenn ich nicht falsch liege).

Am späten Nachmittag verlassen wir Salta und fahren auf der Ruta Nacional 51 in Richtung San Antonio de Los Cobres. Hinter dem kleinen Dorf Campo Quijano ist die Straße für 23km aus Schotter, ansonsten ist sie bis San Antonio komplett geteert. Die Schotterstraße ist breit und an vielen Stellen wird gebaut - eine neue Trasse wird neben der Bahnlinie konstruiert. Wir müssen das ein oder andere Mal durch Wasser, das aber nur wenige Zentimeter hoch ist. Dennoch kommen wir langsam voran und ehe wir uns versehen, wird es dunkel. Deswegen parken wir kurz nach dem Ende der Schotterstraße in einer großen Ausbuchtung für die Nacht.

Nach dem Essen genießen wir eine Tasse Tee. Ich sitze am Computer, Helen ist am Lesen ... plötzlich hören wir ein lautes Rumpeln neben uns. Wir gucken uns verwirrt an, dann schnallt Helen die Lage ... der berühmte Zug in die Wolken (Tren de las Nubes) ist auf dem Rückweg nach Salta. Ach ja, heute ist ja Samstag! Der historische Zug ist eine DER Touristenattraktionen in Argentinien. Ursprünglich verband die Bahnlinie Salta mit Antofagasta - heute geht es jeden Samstag von Salta (Abfahrt 7 Uhr morgens) bis zum La Polvorilla Viadukt (18km hinter San Antonio de Los Cobres) und dann wieder mit dem Bus zurück nach Salta.

Atemberaubend schraubt sich der Zug in die Wolken hinauf in die Bergwüste Puna. Die Bahnlinie ist eine großartige Ingenieurleistung. Ohne Zahnräder meistert der Zug die steilsten Anstiege, nur mit Hilfe von Kehren und Spiralen. Am höchsten Punkt hat man eine Höhe von über 4200 m über dem Meer erreicht. Unterwegs werden eindrucksvolle Stahlbrücken überquert, die sich über Schluchten spannen.

Wir hatten gehofft, den Zug auf unserem Weg zu sehen. Ich schnappe mir die Kamera, Helen guckt durchs Fenster. Wo ist der Zug? Es ist stockdunkel draußen und wir haben die Orientierung total verloren. Dann höre und sehe ich den Zug direkt über uns auf dem Hang. Zu dunkel, um Fotos zu machen. Schade! Die Waggons sind leer, da die Touristen mit dem Bus nach Salta zurückgefahren sind.

Bei strahlendem Sonnenschein geht es am nächsten Tag nach San Antonio de Los Cobres. Das Dorf liegt auf 3.774 Höhenmeter und ist nicht sonderlich interessant. Ein paar alte Adobe-Häuser und die Bahnstation. Scheinbar kommt aber etwas Geld hier an, denn wir sehen einige Neubauten und auch die Kirche scheint modern zu sein.

Wir parken die Nacht über direkt gegenüber der Touristen Information auf einem großen Kiesplatz - er ist extra für Besucher angelegt worden. Die Damen in der Info sind total nett und versorgen uns mit allen wichtigen Informationen. Wir können auch die Toiletten im Gebäude benutzen und auf der Rückseite gibt es sogar einen Wasserhahn zum Auffüllen unserer Behälter.

Am nächsten Morgen lernen wir Sylvia und Helmut aus der Nähe von München kennen, die mit ihrem MAN Truck ebenfalls auf dem Parkplatz stehen. Von ihnen erfahren wir, dass die Schotterstraße nach Cachi an einigen Stellen unter Wasser ist. Zu hoch für Winnietwo, meint Helmut. Gut, zu wissen!

Dann bleibt uns hier oben nur noch der kleine Abstecher zum La Polvorilla Viadukt und dann geht es auf der RN 51 wieder zurück nach Salta. Hinter San Antonio de Los Cobres hört die Teerstraße auf - eine recht ruppige Sand- und Schotterstraße geht bis zum Paso Sico hoch und dann auf der Chilenischen Seite bis zur Laguna Aguas Caliente (wo wir vor gut zwei Wochen waren) wieder runter. Wir biegen nach 5km von dieser Straße rechts ab und es folgen 13km Sandpiste bis zum Viadukt.

Das La Polvorilla Viadukt ist 224m lang, 64m hoch und wurde zwischen 1930 und 1932 gebaut. Es liegt auf 4.220 Höhenmeter. Die Ruta 40 verläuft direkt unterhalb dieser Eisenbahnbrücke und da es keinen Verkehr gibt, parken wir Winnietwo für ein Foto direkt mitten drunter. Sylvia und Helmut kommen wenige Minuten später auch und machen das gleiche. Wir hatten uns das hier etwas spektakulärer vorgestellt. Wahrscheinlich wäre es vorgestern besser gewesen, mit dem Tren de las Nubes oben auf den Gleisen.

Nach einem kurzen Mittagessen und Internetstopp in San Antonio de Los Cobres (am Bahnhof bekommen wir eine sehr langsame Verbindung) geht es wieder auf der RN 51 gen Osten. In Campo Quijano versuche ich bei der dortigen Post das Geld von unserem Western Union Transfer abzuholen, aber genau wie in San Antonio haben sie gar nicht so viele Pesos auf Lager. Dafür sehen wir per Zufall den Tren de las Nubes am Bahnübergang - allerdings nur mit einem Waggon.


Ruta Nacional 51 & La Polvorilla Viadukt

Die Geldsituation bedeutet für uns noch einmal nach Salta rein zu fahren. Auch hier gibt es nur eine einzige Möglichkeit beim Carrefour in der Altstadt. Übers Wochenende war der Schalter geschlossen, aber dieses Mal bekomme ich Geld. Ich muss allerdings eine Stunde warten, denn der Schalter macht morgens von 9-13 Uhr und dann erst wieder abends von 18-22 Uhr auf. Komische Zeiten! Ich nutze die Stunde und schieße noch ein paar Bilder in der Altstadt.