29.03. - 04.04.2017: Quebrada de las Conchas - Cafayate - Museo Pachamama in Amaicha Del Valle - Fiambalá - Paso San Francisco

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Auf dem Plan stand eigentlich die Fahrt hoch in die Berge nach Cachi, aber das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Tiefe Regenwolken hängen über den Bergen. Wir parken für die Nacht nahe El Carril am Fluss, die Zufahrt steht schon halb unter Wasser und wir kommen nicht ganz runter. Es regnet die ganze Nacht über und so beschließen wir am nächsten Morgen Cachi und die Fahrt über die steile Serpentinenstraße Cuesta Del Obispo und durch den Parque Nacional Los Cardones auszulassen und stattdessen weiter in Richtung Cafayate zu fahren. Schade! Aber man kann nicht alles machen. Ein Teil der Ruta 33 ist nicht geteert und bei diesem Wetter bestimmt sehr schlecht zu fahren.

Nördlich von Cafayate fährt man durch die Quebrada de las Conchas - eine wunderschöne Schlucht mit tollen Felsformationen. Es hat aufgehört zu regnen, am Himmel sind zwar noch graue Wolken, aber der Wetterbericht für morgen sieht um einiges besser aus. Wir verbringen die Nacht auf dem Parkplatz beim Garganta del Diablo. Über Jahrtausende hat Wasser hier ein riesiges Amphitheater in den roten Sandsteinfelsen geschliffen. Ich mache die ersten Fotos, obwohl es schon langsam dunkel wird und lerne ein Schweizer Pärchen kennen, die mit einem alten VW unterwegs sind. Sie sind auf dem Weg nach Norden und fahren nach einem kurzen Fotostopp gleich weiter.

Um ans Ende der Garganta del Diablo zu kommen, muss man über steile Steinbarrieren klettern. Da ich nur meine Hausschuhe anhabe, lasse ich das für den Abend aus. Helen hat jedoch Lust auf Bewegung und zieht sich ihre Wanderschuhe an. Eine Gruppe von jungen Chilenischen Männern ist auch am klettern und Helen folgt ihnen. 30 Minuten später kommt sie strahlend wieder bei Winnietwo an. Das Klettern hat Spaß gemacht! Helen liebt solche Herausforderungen!

La Garganta del Diablo - 360° Panorama
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Am nächsten Tag scheint tatsächlich die Sonne und Helen überredet mich zum Klettern. Die erste Wand ist gut 10m hoch und fällt in einem Winkel von etwa 70° ab. Helen klettert da hoch wie eine Bergziege, ich wähle eine andere Route und rutsche mit meinen Schuhen ständig ab. Helen steht oben mit den Händen in den Hüften, die Augen rollen ... wann kommt die Alte endlich? Ich gebe es zu, Helen musste mir Kletterhilfe geben. Alles, was mit Höhe zu tun hat, ist halt nicht so mein Ding. Ist mehr eine psychologische, als eine physische Sache bei mir. Die anderen Kletterpartien sind zum Glück nicht so schlimm und ich kann die ohne Probleme meistern.

Der Blick in das runde Amphitheater (man kann es von unten nicht sehen) ist die Anstrengung wert. Auf dem Rückweg nehmen wir manche Kletterpassage auf allen Vieren mit dem Hintern auf dem Boden. Wir machen gegenseitig Videoaufnahmen von uns.

Nur ein paar Kilometer weiter liegt das El Anfiteatro. Der Name sagt es schon - ein weiteres Amphitheater. In dieses kann man aber locker durch eine schmale Öffnung hineinlaufen. Ebenfalls gigantisch schön. Wie in einer Kirche hallt es im Inneren und ein Chilene spielt die klassische Gitarre für ein paar Pesos. Zwei Polizisten sind vor Ort und unterhalten sich mit dem Mann. Ich denke erst, sie wollen ihn verscheuchen, aber dann nimmt einer der Polizisten die Gitarre in die Hand und spielt ein paar Töne. Man kennt sich offensichtlich.

El Anfiteatro - 360° Panorama
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Alle paar Kilometer gibt es auf der gut 40km langen Fahrt durch die Quebrada de las Conchas etwas zu sehen. Wir halten mehrfach für Fotos an. Ich bin ganz begeistert, denn wir haben ideales Fotolicht. Die Sonne bringt die vielen Farben in den Felsformationen zum leuchten und oben drüber befinden sich dramatisch schöne Wolken.

Las Tres Cruces Mirador - 360° Panorama
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Es ist wenig Verkehr unterwegs und so kann auch Helen die Fahrt und die Aussichten in aller Ruhe genießen.


Quebrada de las Conchas

Wir stoppen in Cafayate und kaufen leckeren Kuchen in einer Bäckerei. Dazu gibt es unseren geliebten Nestlé Cappuccino. Ich versuche parallel ins Internet zu kommen, aber es gibt nur geschlossene Netzwerke. Die Bäckerei will mir partout ihr Passwort für das WiFi nicht geben. Das bekommen nur Kunden, die im Café was essen. Ich gucke die junge Dame entgeistert an - wir haben gerade für fast 9 EURO Kuchen gekauft! Aber sie zuckt nur mit den Achseln und verweist auf ein Restaurant nebenan. Ich schüttel den Kopf beim Rausgehen - nicht ein Kunde sitzt im Café. Wenn der Kuchen nicht so lecker gewesen wäre, hätte ich den wieder zurückgebracht!

Das Passwort vom Restaurant nebenan hängt an der Wand, aber trotz Verbindung kann ich keine Seite öffnen. Ich frage noch einmal bei der Tankstelle gegenüber nach deren Passwort, aber das bekommen nur Kunden, die tanken. Grrrrrr!!!! Dann eben nicht. Cafayate ist umgeben von Weingütern, wir sehen noch ein paar Pflücker am Straßenrand mit ihren Rucksäcken sitzen. Die Ernte muss gerade vorbei sein. Ich vermute, die Geschäftsleute hier im Ort sind deswegen so unfreundlich. Wir kennen das schon aus Kanada. Pflücker sind Riffraff - Haschisch rauchende Hippies, die keinen richtigen Job bekommen. Wenn die wüssten, wie hart die Pflückarbeit ist! Das man die nicht in seinem besten Zwirn macht, ist doch wohl logisch, oder? Uns ärgert so eine Einstellung immer. Ohne die Pflücker würde hier kein teurer Wein produziert werden.

Wir fahren weiter bis Amaiche del Valle. Ich will mir dort das Pachamama Museum ansehen. Es wurde von dem lokalen Künstler Héctor Cruz entworfen und gebaut und sämtliche Skulpturen, Gebäude, Bodenbelege, Ausstellungsstücke im Museum usw. sind eine Hommage an die Mutter Erde. Der Eintritt kostet 70 Pesos pro Person (5 US$) und ich habe noch eine Stunde Zeit, bevor das Museum schließt. Ich habe die ganze Anlage für mich alleine und kann in aller Ruhe meine Fotos machen. Helen entspannt sich derweil draußen im Winnietwo bei einer Tasse Tee. Wir dürfen auch die Nacht über auf dem ruhigen und sicheren Parkplatz stehen.

Pachamama Museum - 360° Panorama
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Es folgt ein langer Fahrtag rüber nach Tinogasta. Wir verbringen die Nacht auf einer Copec Tankstelle. Am nächsten Morgen geht es weiter nach Fiambalá. Direkt neben dem zentralen Platz haben wir ein sehr gutes WiFi Netz. Wir frühstücken und ich kann endlich mal wieder ein paar unserer Videos hochladen. Die Sonne lacht vom Himmel und wir fahren zum Paso San Francisco hoch. Wir haben vor gut drei Monaten schon die Chilenische Seite gemacht, haben es damals allerdings nicht ganz bis zur Laguna Verde geschafft, weil die Schotterstraße oben zu schlecht war. Die Argentinische Seite ist bis zum Pass komplett geteert und in einem fantastischen Zustand.

Am schönsten sind eigentlich die ersten 50km westlich von Fiambalá - rechts und links sehen wir beeindruckende Felslandschaften. Erdverschiebungen haben hier die versteinerten Sandschichten fast senkrecht gestellt. Die Fahrt erinnert mal wieder an den Südwesten der USA. Es geht durch tiefrote Canyons und es herrscht so gut wie kein Verkehr. Laster fahren diesen Pass nach Chile nicht rüber, da hinter dem eigentlichen Pass eine etwa 50-60km fiese Schotterstraße beginnt.

Und so rollen wir gemütlich die 180km bis zum Argentinischen Grenzposten hoch. Auf dem Weg kommen wir an fünf Refugios (ab 3000 Höhenmeter) vorbei. Dieses sind kleine Schutzhütten, die mit einer Feuerstelle, Betonbänken zum Schlafen und einem Nottelefon ausgestattet sind. Sie stehen alle 15-20km am Straßenrand und dienen als Unterschlupf für Notdürftige. Das Wetter kann hier oben unglaublich schnell wechseln.

Aber an diesem Tag bleibt es wunderbar sonnig für uns und wir genießen die Fahrt. Weiter oben befindet sich ein Touristenzentrum mit einem großen Konferenzzentrum und Plattformen zur Vogelbeobachtung. In der flachen Lagune sehen wir ein paar Flamingos, Gänse, Enten und andere Vögel. Es geht stetig bergan über ein sandiges Plateau und auf der linken Seite tauchen die ersten schneebedeckten Vulkane und Berge auf. Wir sehen sogar den Cerro Ojos Del Salado - mit 6.893m der höchste Berg in Chile (Aconcagua in Argentinien ist nur 69m höher) und der höchste, aktive Vulkan der Welt. Der letzte große Ausbruch war 1993. Auch die anderen schneebedeckten Berge sind weit über 6000m hoch.

22km vor dem eigentlichen Pass müssen wir durch den Argentinischen Grenzposten (4.164m), aber die Beamten sind stur und wollen uns nicht ohne den üblichen Papierkram über die Grenze lassen. Ich verstehe das nicht, denn wir wollen doch nur bis zum Pass hoch (4.748m) und da wir nicht einmal nach Chile einreisen, warum müssen wir dann aus Argentinien ausreisen und dann 2 Stunden später wieder den ganzen Papierkram zur Einreise machen? Das ist schlimmer hier, als mit unser Deutschen Bürokratie. Da wir keine Lust auf neue Stempel im Pass haben und auch nicht auf die Wartezeit, drehen wir um. Wir können auch von hier den tollen Blick auf den San Francisco Vulkan (6.016m) genießen. Hier oben weht zudem ein eisiger Wind und wir wollen noch vor Dunkelheit wieder in Fiambalá sein.


Paso San Francisco (ARG)

Kaum sind wir in Fiambalá angekommen, ziehen Gewitterwolken auf. Wir verbringen eine ruhige Nacht am zentralen Platz. Am nächsten Morgen ist es zunächst sonnig und ich mache noch schnell ein paar Fotos vom Friedhof in Fiambalá. Dann fahren wir auf der Ruta Provoncial 3 in Richtung Süden. Laut unserem GPS soll die Abkürzung bis zur Ruta 40 geteert sein, unsere Papierkarte sagt, das nur die ersten 15km davon Asphalt sind, dann beginnt der Schotter. Inzwischen ist es wolkig geworden und der Himmel sieht bedrohlich Grau aus.

Unser Papierkarte aus dem Jahr 2007 hat Recht, nach 15km beginnt der Schotter. Und die Straße ist nicht nur schlecht, wir müssen auch durch mehrere flache Flussläufe durch. Wir fahren ganze 2km auf dem Schotter und drehen dann um. Vor uns sehen wir einen reißenden Fluss - er mag nicht besonders tief gewesen sein, aber wir sehen große Steine darin rumrollen. Und wer weiß, was auf den nächsten 37km bis zur Ruta 40 noch so alles auf uns zukommt? Better safe than sorry, sagt man im Englischen.

Unser kleiner Umweg hat uns Zeit gekostet. Entsprechend fahren wir die letzten 50km nach Chilecito im Dunkeln - etwas, was wir hier in Südamerika hassen, denn man kann die vielen Dellen und Schlaglöcher im Asphalt nicht mehr gut erkennen. Rund um den zentralen Platz in Chilecito gibt es nur Parken mit Parkuhren. Wir fahren also noch einmal um dem Block und parken dann in einer recht ruhigen Seitenstraße, direkt vor einem Haus. Der Besitzer kommt später von der Arbeit und erkundigt sich bei Helen, ob alles in Ordnung ist. Nett!

Ich laufe am nächsten Morgen zur Touristen Information um die Ecke. Laut Internet soll es hier schnelles WiFi geben. Die Damen dort sind sehr nett und stöpseln mich sogar an den Strom hinter dem Tresen an. Die Internetgeschwindigkeit ist so lala, aber ich bekomme immerhin ein Video hochgeladen, während ich die nächste Reiseetappe vorbereite.

13km südlich von Chilecito liegt Nanogasta. Wir wollen hier volltanken, aber die Computer sind kaputt und es geht nichts an den Zapfsäulen. Shit! Unsere Tankanzeige im Armaturenbrett ist gerade angegangen. Laut Steffen haben wir dann noch gut 90km im Tank, der nächste Ort liegt 95km entfernt - Risiko! Wie lange das Computerproblem andauert, weiß keiner und so fahren wir noch einmal nach Chilecito zum Tanken zurück. Schon wieder ein unnötiger Umweg!

Inzwischen ist es Mittag und Helen sagt, der HSV spielt gleich gegen Dortmund live in der Bundesliga. Wir kommen wieder an der Tankstelle in Nanogasta vorbei und natürlich funktionieren die Zapfsäulen wieder. Typisch! Wir hätten nur 30 Minuten hier warten sollen! Grummel, grummel ...

Wir checken das hiesige WiFi und bekommen eine ziemlich gute Verbindung. Gut genug, um die erste Halbzeit ruckelfrei im Internet zu sehen. In der Zweiten Halbzeit geht nicht nur der HSV mit 3:0 unter - unsere Internetverbindung wird ... genau wie unsere Laune!!! ... auch immer schlechter! Nicht unser Tag!

Immerhin ist die Ruta 40 auf dem Weg nach Villa Union ganz neu geteert - eine tolle Fahrt durch den Canyon! Direkt neben der Copec Tankstelle gibt es einen schönen und ruhigen Rastplatz in Villa Union, wo wir die Nacht verbringen.