05. - 08.04.2017: PN Ischigualasto - RN 150 - Difunta Correa in Vallecito

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Unweit von Villa Union liegt der Talampaya Nationalpark. Ich hatte in der Touristen Information schon die horrenden Preise für die Touren dort bekommen. Trotzdem fahren wir noch einmal zum Parkeingang. Man zahlt 250 Peso pro Person (17US$) Eintritt. Dann kommen noch 540 bis 600 Pesos pro Person (40 US$) für eine Tour mit einem Bus oder Allradfahrzeug hinzu. Mit dem eigenen Fahrzeug darf man nicht zu den roten Sandsteintürmen fahren! Das sind schlappe 60 US$ pro Person für eine 3-stündige Tour mit Wein und Snacks, nur um ein paar Felsen zu sehen. Die 250 Pesos Nationalparkgebühr erlauben nur eine 45-minütige Busfahrt bis zum Rande des Canyons. Hier sieht man lediglich ein paar Steinzeichnungen. Zu den spektakulären Felsformationen kommt man nur mit der zusätzlichen Tour.

Wir finden das eine absolute Frechheit! Wenn man das mal mit dem Grand Canyon in den USA vergleicht (25US$ Eintritt pro Fahrzeug (bis zu 4 Personen) für 7 Tage!!!!), dann kann man über diese Abzocke hier nur den Kopf schütteln. 120 US$ für uns beide ist uns der Besuch hier nicht wert! Vor einigen Jahren durfte man hier noch mit seinem eigenen Fahrzeug zu den roten Felsen fahren. Wir haben schon Verständnis dafür, dass man das im Sinne des Naturschutzes nicht mehr erlaubt. Argentinier und Chilenen sind nicht für ihren Umweltschutz berühmt! In den USA wird in solchen Fällen häufig ein kostenloser Shuttle eingesetzt. Das wäre auch hier angebracht für die 250 Pesos Eintritt pro Person, aber NEIN ... stattdessen gibt man einem Privatunternehmen (das hat mit Nationalpark nichts mehr zu tun!) das Exklusivrecht für super teure Touren. Wein und Snacks inbegriffen. Welchem Naturliebhaber ist das wichtig?

Solche Machenschaften unterstützen wir nicht! Man soll aber Tickets 30 Tage vor Tourbeginn im Internet für den halben Preis bekommen. Aber welcher Overland-Reisende kann schon 30 Tage im voraus planen. Es kommt doch immer etwas dazwischen und die Tickets verfallen, wenn man nicht rechtzeitig vor Ort ist.

Stattdessen beschließen wir uns nur den Ischigualasto Nationalpark anzuschauen. Er kostet ebenfalls 250 Pesos pro Person Eintritt, aber dieses Mal begleitet man im eigenen Fahrzeug eine geführte Tour auf der 43km langen Rundschleife.

Nach der kleinen Ortschaft Baldecitos biegen wir rechts gen Norden ab. Es sind nur noch 17km bis zum Nationalpark - die Sonne scheint, ein idealer Tag für die Tour. Aber es sollte heute dazu nicht kommen, denn nur wenige Kilometer hinter der Abzweigung entdecken wir eine tote Kuh auf einem Feldweg unmittelbar neben der Straße. Ich sehe sie erst gar nicht, da ich einen großen Vogel (ist es ein Kondor oder nur ein Geier?) beobachte, der rechts von Winnietwo durch die Luft segelt. Helen schuppst mich mit dem Arm an, sagt aber nichts. Sie geht auch nicht vom Gas runter und ehe wir uns versehen, sind wir an der Kuh vorbeigerast. Ich sehen in letzter Sekunde, dass mindestens 10 Kondore am Fressen sind. STOOOOPP!!!!

Ehe Winnietwo abgebremst ist und Helen wieder den Rückwärtsgang drin hat, sind die Kondore schon auf uns aufmerksam geworden. Ich hänge mit der Kamera halb aus dem Seitenfenster und schieße noch in der Fahrt, was das Zeug hält, aber die Kondore befinden sich schon auf dem Abflug. In der Nähe ist ein Hügel auf dem mindestens 40 weitere Kondore sitzen.

Da es eh Cappuccino-Zeit für uns ist, parken wir Winnietwo am Straßenrand, in der Hoffnung, dass die Kondore wieder zum Fressen zurückkommen. Aber sie sind sehr scheu und vorsichtig. Während Helen hinten Wasser kocht, bleibe ich vorne im Fahrerraum sitzen, die Kamera im Anschlag. Eine Weile lang liegt die Kuh alleine herum, dann kommt ein Fuchs aus dem Gebüsch. Es folgen ein paar Karakaras und Falken.

Ich genieße gerade meinen Cappuccino, da erheben sich mehrere Kondore von dem Hügel. Majestätisch kreisen sie in der Luft. Ich verrenke mir fast den Hals aus dem Seitenfenster, um Bilder zu machen. Immer höher lässt die Thermik sie kreisen. Einer checkt Winnietwo aus. Ich habe ihn ganz nah über uns. Dann setzt er zur Landung an. Klick, klick, klick ... der Kameramotor läuft. Wann bekommt man schon einmal die Gelegenheit Kondore so nah zu sehen?

Aber er bleibt in sicherer Entfernung von der Kuh sitzen, andere Kondore kreisen auch noch drüber, aber keiner beginnt zu fressen. Am späten Nachmittag hauen sie dann alle in die Berge ab. Wir bleiben über Nacht vor Ort in der Hoffnung, dass sie sich an Winnietwo gewöhnen und dann am nächsten Morgen noch einmal fressen.

Gegen 9 Uhr wachen wir auf. Ich gucke vorsichtig durchs Fenster, da ich die Kondore nicht erschrecken will. Aber es ist total neblig, die Kuh liegt alleine herum, keiner ist am Fressen. Wir machen in aller Ruhe Frühstück, während sich der Nebel langsam hebt. Gegen 10.30 lässt sich dann der Fuchs blicken. Der einzige Kondor weit und breit lässt sich erst um 12.45 Uhr etwas entfernt von der Kuh nieder. Es scheint noch ein junger zu sein, ohne den weißen Halskragen und die Schwarz-Weißen-Federn.


Kondore - Teil 1

Der Himmel über uns bleibt bedeckt, aber wir sehen in Richtung Ischigualasto Nationalpark Blauen Himmel. Wir beschließen die Tour zu machen und dann abends noch einmal bei der Kuh vorbei zu fahren. Auf dem Parkplatz des Ischigualasto Nationalpark steht ein einziges Auto. Die nächste Tour ist um 14.15 Uhr.

Zusammen mit 4 PKWs und 3 Motorrädern - alles Argentinier - nehmen wir als einzige Ausländer im Wohnmobil daran teil. Wir reihen uns hinter die PKWs an der Schranke ein. Die Motorradfahrer sind noch nicht ganz fertig. Der Tourguide muss im ersten Fahrzeug eingestiegen sein, was wir gar nicht mitbekommen haben. Urplötzlich setzen sich die PKWs in Bewegung, die Motorradfahrer waren immer noch nicht fertig. Wir fahren hinterher, aber die Straße ist sandig und nach den vielen Regenfällen nicht einfach zu befahren. Innerhalb von zwei Minuten sind die PKWs nicht mehr zu sehen - eigentlich sollten wir im Konvoi fahren. Die Motorräder haben uns inzwischen eingeholt.

Wir haben eine kleine Karte mit Englischen Informationen am Ticketschalter bekommen. Der erste Stopp soll bei einer Felsformation mit Fossilien sein. Als wir dort ankommen, sind keine PKWs zu sehen. Häh? Die können doch maximal 2 Minuten vor uns gewesen sein. Wir fahren auf den Parkplatz, die Motorräder hinter uns her, aber da der Tourguide nicht da ist, denken wir, dass wir an der falschen Stelle sind und fahren weiter.

Kurze Zeit später sehen wir die farbigen Sandsteinhügel - das Painted Valley. Es erinnert uns an den Petrified Forest National Park in Arizona. Laut Information soll das Stopp Nr. 2 sein. Wo sind die Autos? Und wo ist unser Tourguide? Wir sind total sauer! Okay, fuck it, dann machen wir das eben hier alleine! Ich steige aus, um Fotos zu machen. Wir haben teures Geld für diese Tour bezahlt und haben keine Lust hier nur den anderen hinterher zu rasen, ohne was zu sehen!

Die Motorradfahrer sind inzwischen an uns vorbeigefahren - kein Wunder, denn wir erzeugen eine mächtige Staubwolke auf der sandigen Straße. Es weht außerdem eine steife Brise und die feinen Staubkörner fliegen durch die Luft. In der Entfernung, auf einer Kuppe, sehen wir dann die Gruppe. Wir befinden uns immer noch im Painted Valley, ich steige aus zum Fotografieren und sehe wie der Tourguide auf mich zukommt.

Im Rattata-Spanisch fährt er mich an und sagt, dass wir nicht die Erlaubnis haben, diese Tour auf eigene Faust zu machen. Eine Trennung von der Gruppe ist nicht erlaubt. Das bringt mich jetzt erst recht auf die Palme! Da ich eh schon auf 180 bin, fauche ich ihn in meinem besten Spanisch an und weise darauf hin, dass er vielleicht mal ein bisschen langsamer fahren könnte. Es ist seine Aufgabe die Gruppe zusammen zu halten! Wir können auf der schlechten Straße nicht schneller fahren und werden ganz sicher nicht auch noch unser Zuhause hier ruinieren. Ob er überhaupt mal in den Rückspiegel schaut? Und wieso er nicht beim ersten Stopp angehalten hat? Dann marschiere ich demonstrativ an ihm vorbei und mache meine Fotos. "Señora, Señora!" Er verfolgt mich, ich ignoriere ihn und sage halblaut auf Deutsch "Was für ein Iodiot!" Das letzte Wort ist im Spanisch fast das gleiche und er hat es offensichtlich verstanden, denn er lässt mich endlich in Ruhe.

Ich habe gerade noch Zeit meine Bilder zu schießen, da steigt der Rest der Gruppe schon wieder in die Fahrzeuge. Helen ist gar nicht erst ausgestiegen. Auch sie qualmt vor Wut vor sich hin. Kaum sitzen wir beide vorne in unserem Fahrzeug, kommt der Tourguide noch einmal angedackelt. Wir erfahren, dass der erste Stopp (The Worm) nicht mehr in die Tour integriert ist, weil es später noch ein neues Visitor Center mitten im Nationalpark gibt, dass auf die Fossilien hinweist. Ach, und warum haben wir davon nicht noch vor der Tour was erfahren?

The Worm ist eigentlich mit seinen fossilen Farnen im Gestein eines der Highlights hier im Park. Es ist auch die Gegend, wo man die meisten Dinosaurier-Fossilien gefunden hat. Vor 250 Millionen Jahren hat sich hier eine Grassteppe befunden, die von vielen Flüssen durchzogen war. Sedimente haben sich angesammelt und man findet heute hier ganz seltene Dinosaurier-Fossilien, die einige Lücken in der Erforschung der Erdevolution füllen. Fünf der sieben ältesten Dinosaurier-Arten wurden hier gefunden. Der Park ist deshalb auch zum Weltkulturerbe erklärt worden.

Der Tourguide mahnt uns noch einmal an, der Gruppe zu folgen. Helen schreit ihm förmlich ins Gesicht, dass wir so schnell fahren, wie wir können. Er möchte bitte auch Rücksicht auf uns nehmen. Wir haben eh schon fast doppelt soviel bezahlt, wie die Argentinier. Ihn scheint das wenig zu interessieren. Er will pünktlich nach Hause. Das merken wir ihm deutlich an. So macht uns das keinen Spaß!

Und wie beim letzten Mal brausen sie alle wieder fröhlich davon. Wir humpeln um die Ecken, müssen durch einen Fluss durch, es staubt gewaltig ... Immerhin warten alle Autos an einer wichtigen Abzweigung auf uns. Wir kommen bei der sogenannten Sphinx an. Hier steigen wir aus und laufen gut 500 Meter zum Ball Field. Diese Gesteinskugeln sind ein echtes Phänomen. Nur unter ganz bestimmten klimatischen Bedingungen (Druck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit) werden aus kleinen Staubkörnern diese großen Kugeln. Sedimente anderer Mineralien lagern sich über Millionen von Jahre um die kleinen Staubpartikel an und kommen durch die Erderosion irgendwann an die Oberfläche, wo Wind und Wasser die Kugeln formen.

Ich lese das alles später in der Englischen Information nach, denn der Tourguide rattert im unverständlichen Spanisch für uns die Details runter. Er macht sich nicht einmal die Mühe für uns langsamer zu sprechen. Arschloch! Ich darf auch keinen Millimeter von dem vorgegebenen Bewegungsradius abweichen, um Fotos zu machen. Bei den Kugeln ist das auch kein Problem, aber das sogenannte "Submarine" (siehe Foto) ist nur gegen die Sonne zu fotografieren. Lächerlicherweise ist an jedem Stopp auch noch eine Argentinische Flagge angebracht, die heftig im Wind wedelt und irgendwie immer in meinem Fotografierwinkel auftaucht. Von den ehemals zwei Steintürmen bei der "Submarine", steht heute nur noch einer. Ich habe sowas von keinen Spaß an dieser Tour und Helen ist vom Rasen auf der schlechten Straße auch total genervt. Sie kann sich nicht einmal die Landschaft anschauen.

Dann machen wir noch einen sehr langen und völlig unnötigen Stopp beim neuen Visitor Center im Park. Für viel Geld wurde hier ein Gebäude errichtet, dass dem Amerikanischen Paläontologen Dr William Sill gewidmet ist. Er war der erste Fossilienforscher hier, der über Jahrzehnte Dinosaurier-Skelette unter eigener Finanzierung ausgegraben hat. Er war mit einer Chilenin verheiratet, sie hatten vier Kinder. Während der Militärdiktatur ist er in die USA geflüchtet und hat dort die Werbetrommel für Ischigualasto gerührt. Dank seiner Initiative ist diese Gegend hier weltberühmt geworden und letztendlich zum Weltkulturerbe ernannt worden.

Erst im hohen Alter ist er 2000 (oder so um den Zeitraum) hierher zurückgekehrt. Aber nur zu Besuch. Heute führen andere Forscher seine Arbeit hier weiter. Aber das Visitor Center ist für uns eine Enttäuschung. Es gibt ein Video mit Englischen Untertiteln, ein paar wenige Bilder an der Wand und eine Grube mitten im großen Saal, in dem ein Plastikskelett halb unter Sand liegt. Eine junge Chilenin erklärt auf Spanisch, wie die Forscher hier vorgehen. An sich sehr interessant, aber der Raum halt extrem laut, sie hat kein Mikrofon und man versteht schon akustisch fast gar nichts. Ich sehe später auf dem Video, dass sie eine der Forscher hier ist.

Was mich aber so richtig ärgert, ist das sich der Tourguide in der angrenzenden Cafeteria richtig Zeit nimmt. Na super, wir zahlen für sein Abendessen! Natürlich schlürfen auch noch alle unsere Argentinischen Tourbegleiter ihren Mate oder Kaffee und wir beide müssen warten. Erst heißt es hetz, hetz und wir rasen von einem Stopp zum nächsten und dann verbringen wir hier über eine halbe Stunde mit Warten! Wir sind sowas von unzufrieden mit der Tour und ärgern uns hierher gekommen zu sein.

Der letzte offizielle Stopp auf der Tour ist der sogenannte "Mushroom". Da, wo wir halten ist er natürlich nur im Gegenlicht zu sehen und die blöde Argentinische Flagge wackelt im Bild herum. Grrrrrr ...

Der Tourguide hält seine letzte Rede und bedankt sich anschließend bei uns für den Besuch. Die Argentinier spenden begeistert Applaus. Wir heben nicht einmal die Hände! Dann "dürfen" wir doch tatsächlich ein paar Minuten auf eigene Faust zum Fotografieren um den Mushroom laufen. Ich freue mich schon darauf, ihn im besten Sonnenlicht aufzunehmen, da schiebt sich justamente eine Wolke vor die Sonne! Mir ist ehrlich schon fast zum Heulen zumute. Zum Glück dauert es nur wenige Minuten und die Wolke zieht von Dannen. Schnell noch ein Foto und dann müssen wir schon wieder weiter.

Wir fahren zunächst direkt auf die roten Felsen zu, dann an ihrer Flanke entlang. Die Sandsteinkliffs sind ähnlich der im Talampaya National Park - gut, dass wir dafür also nicht auch noch die Kohle hingelegt haben. Überhaupt muss man sagen, dass sich beide Nationalparks und das viele Geld nicht lohnen, wenn man bereits den Südwesten der USA gut bereist hat. Wir haben dort KOSTENLOS viel besseres gesehen und konnten in aller Ruhe dort wandern gehen.

Da sich der Tourguide nun von uns offiziell verabschiedet hat, rast er im ersten Auto wieder in Richtung Parkeingang. Ihm ist jetzt alles scheißegal, er will nur noch nach Hause. Und so bekommt er auch gar nicht mit, wie eines der Motorräder bei einem steilen Anstieg im tiefen Sand fast umkippt. In letzter Sekunde springen die beiden Fahrer ab. Wir sind direkt dahinter und fragen besorgt nach, ob alles in Ordnung ist. Sie schieben das Motorrad den Hang hoch und wir behalten sie vorsichtshalber im Rückspiegel im Auge.

Der Wind nimmt noch einmal einen Tacken zu und die Motorradfahrer kämpfen gegen den Staub, den weichen Sand im Boden ... wir sehen sie mehrfach vor uns wild hin und her schlingern. Nach gut drei Stunden haben wir die Schleife durch den Nationalpark beendet. Alle anderen stoppen beim letzten Parkplatz - wir fahren gleich weiter und ich bin fast noch versucht, dem Tourguide zum Abschied den Stinkefinger zu zeigen. Andere, die wir auf unserer Reise getroffen haben, waren begeistert von der Tour. Offensichtlich steht und fällt die Tour mit dem Tourguide. Vielleicht hatten wir einfach nur Pech mit diesem Idioten. Unser Bericht sollte andere also nicht davon abhalten, ihre eigenen Erfahrungen hier zu machen.


Autotour durch Ischigualasto

Wir jedenfalls beschließen in Südamerika so eine Tour nicht noch einmal zu machen und fahren für die Nacht zurück nach Baldecitos. Ich sehe zwei riesige Mara-Hasen am Straßenrand, aber es ist schon recht dunkel für ein Foto. An der toten Kuh fahren wir langsam vorbei, aber die Kondore sind nicht da. Direkt vor der Touristen Information in Baldecitos finden wir einen guten Stellplatz.

Es ist auch noch jemand vor Ort und der nette Mann erklärt mir, dass die Ruta Provincial 510 nach San Juan im Moment nicht befahrbar ist. Vor einer Woche hat es so geregnet, dass an einer Stelle der Fluss mit mehr als einem Meter über die Fahrbahn gestiegen ist. Die Straße ist jetzt zwar wieder offen, aber er glaubt nicht, dass wir da mit unseren geringen Radstand durchkommen. Wir wollten uns eigentlich noch den Sierra de las Quijadas Nationalpark südöstlich von San Juan anschauen, aber der Mann in der Touristen Information erzählt mir, dass auch hier der Eintritt pro Person pro Tag (!) bei 250 Pesos liegt. Nein, danke! Es gibt so viel schöne und kostenlose Natur in Argentinien und Chile. Die können sich mit solchen Preisen gehackt legen! Wir wundern uns nur, wie die Argentinier das finanzieren. Sie zahlen zwar nur 150 Pesos, aber das sind auch schon 10 US$ pro Person. Das können sich nur Reiche hier leisten. Was soll das? Die Natur gehört uns allen - insbesondere, wenn sie auch noch zum Weltkulturerbe erklärt ist.

Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Ruta Nacional 150 westlich von Ischigualasto zu nehmen, um dann auf der Ruta 40 wieder gen Süden zu fahren. Wir wollten das ursprünglich vermeiden, da wir die Strecke zum Teil schon kannten.

Während ich noch mit dem Mann schnacke, hat Helen alle Türen aufgerissen und ist dabei, die Tonnen von Sand, die wir auf der Ischigualasto Tour im Inneren von Winnietwo gesammelt haben, zu entfernen. Wie Helen diesen Staub hasst! Madame was so not amused about this day!

Mit Freude stelle ich dann aber später noch fest, dass es in diesem kleinen Kaff (drei Häuser oder so) das schnellste WiFi in ganz Argentinien und Chile gibt. Ratzfatz habe ich fünf Videos auf YouTube hoch geladen. Der Tag endet wenigstens mit besserer Laune.

Am nächsten Morgen lacht die Sonne vom Himmel. Dieses Mal halten wir 300m vor der toten Kuh am Straßenrand, denn ich kann Kondore am Himmel kreisen sehen. Ich steige mit der Kamera aus und schleiche mich leicht versteckt durch die Büsche am Straßenrand entlang. Super, gleich vier Kondore fressen an der Kuh. Ich mache von weitem schon ein Video und schleiche mit weiter ran. Und dann kommt es, wie es kommen musste ... ein Motorradfahrer sieht mich mit der Kamera in der Hand, dann entdeckt er die Kuh und hält direkt daneben an. Seine Maschine rattert laut. Die Kondore machen den Abflug! Grrrrrr ... okay, wir haben das gleiche am Vortag gemacht. Ich kann ihm nicht wirklich böse dafür sein.

Immerhin bleiben etwa 10 Kondore in der Nähe des Kuhkadavers - zwei davon machen sich auch wieder ans Fressen. Ich hocke hinter einem Busch und mache Fotos und Videos im Vollzoom. Diese riesigen Vögel sind schon beeindruckend. Mit einer maximalen Flügelspannbreite von 3.30m sind sie in der Vogelwelt auf Platz 5 hinter dem Wanderalbatros, dem Königsalbatros, dem Rosapelikan und dem Krauskopfpelikan, die alle eine Flügelspannbreite von 3.50m bis 3.60m haben. Im Stand messen sie bis zu 1.30m von der Fußsohle bis zum Kopf und ausgewachsene Männchen können bis zu 15kg schwer werden - sie gelten als die größten Landvögel der Welt. Sie sind reine Aasfresser und bevorzugen einen Hügel zum Starten und Landen. Durch die schwere Körpermasse kommen sie nur schwer in den Flug. Ich kann das mehrfach beobachten. Mit einem lauten Wusch-Wusch schlagen sie kräftig mit den Flügeln und laufen dabei vorwärts. Ähnlich, wie bei den Pelikanen müssen sie sich 5 bis 7 Mal mit den Füßen am Boden abdrücken, bevor sie genügend Flughöhe erreichen. Die Thermik macht dann den Rest. Wunderbar kreisen sie sich in die höheren Luftschichten - ein toller Anblick!


Kondore - Teil 2

Helen wartet geduldig auf mich. Dann stoppt erneut ein Auto und die Beifahrerin kreuzt zu Fuß die Straße und läuft direkt zur Kuh rüber. Bye, bye, condors! Aus Erfahrung weiß ich, jetzt dauert es Stunden, bevor sie wieder zurückkommen. Helen hat das ganze schon von weitem gesehen und schmeißt den Motor an, um mich abzuholen. Zeit, weiter zu fahren. Dank der Kondore hat sich der Abstecher hierher wenigstens gelohnt!

Auf der RN 150 geht es nach Westen - eine tolle Fahrt auf einer guten Asphaltstraße durch mehrere Schluchten. Wir stoppen für ein Foto bei dem großen Dinosaurier-Skelett. Hier sind die Toiletten offen und ich kann unsere entleeren. Weiter geht es über eine sehr enge und kurvige Straße nach San José de Jáchal. Wir machen zwischendrin auf einem Aussichtspunkt Mittag.

Auf der Ruta 40 kommen wir in einen schweren Sandsturm. Von weitem haben wir das schon gesehen, waren uns aber nicht sicher, ob es vielleicht nicht doch ein Feuer ist. Wir sehen die Hand vor unseren Augen kaum und der starke Seitenwind wirbelt den feinen Sandstaub über die Fahrbahn. Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir auf einer großen Shell-Tankstelle in Caucete an - ein guter Platz zum Übernachten.

35km weiter östlich liegt das kleine Kaff Vallecito. Hier befindet sich die berühmte Difunta Correa - ein Heiligenschrein, der von den Argentinier sehr verehrt wird, aber von der Katholischen Kirche nicht anerkannt ist. Der Legende nach folgte Deolinda Correa um 1840 herum ihrem Mann im damaligen Bürgerkrieg mit einem Marsch durch die Wüste. Sie starb an Hunger, Durst und Erschöpfung. Man fand ihren Säugling lebend an ihrer Brust hängend und erklärte das zum Wunder. Täglich pilgern Hunderte von Argentinier zu diesem Schrein und hinterlassen Dankes-Nachrichten, Nummernschilder, Nachbauten ihrer Häuser, Wunschzettel und mit Wasser gefüllte Plastikflaschen. In einem kleinen Laden kann man Kerzen kaufen.

Wir waren im Glauben, dass es Oster-Samstag ist. Normalerweise kommen dann Tausende an diesem Wochenende hierher, aber es standen nur wenig Fahrzeuge auf den Parkplätzen. Hmmmm ... vielleicht war das Wetter zu wolkig oder der Karfreitag oder Ostersonntag sind die Haupttage hier. Erst eine Woche später erfahren wir, dass Oster-Sonntag dieses Jahr erst auf den 16. April fällt. Kein Wunder, dass hier nichts los war.

Während Helen sich eine Tasse Tee kocht, laufe ich mal wieder mit der Kamera los. Unten an der Straße reiht sich ein Souvenirladen an den anderen. Auf der anderen Straßenseite ein Restaurant neben dem nächsten. Das ist mir schon wieder zu kommerziell. Eine Treppe führt den Hügel hoch. Nummernschilder aus Argentinien säumen den Weg. Auf Fotos von anderen Reisenden haben wir viele Ausländische Nummernschilder gesehen, aber die muss jemand abgenommen haben. Ich entdecke nur 7 Schilder aus Kanada und den USA. Keines aus Deutschland.

Rechts von Aufgang ist ein kleiner Hügel mit Rot-Weißen-Häusern. Offensichtlich glaubt der Argentinier, dass es Glück bringt, wenn man hier sein Haus in Miniaturform hinstellt. Oben auf dem Haupthügel befindet sich ein Gebäude, davor ein schwarzer Felsen mit vielen, glühenden Kerzen. In dem Gebäude gibt es zwei Schreine, die die Correa mit ihrem Baby zeigen. An der Wand hängen Fotos mit Babybildern. Beim genaueren Hinsehen, lese ich auch die ein oder andere traurige Nachricht von totgeborenen Babys oder früh verstorbenen.

Um die Ecke entleert ein junger Mann die vielen Wasserflaschen in einen Brunnen. Ein Gitter ist über den Brunnen gespannt und der junge Mann legt die offenen Flaschen zum Auslaufen darauf. Leere werden dann im hohen Bogen über einen Zaun auf den riesigen Berg mit Plastikflaschen geschmissen. Ich sehe das eher als Umweltverschmutzung, aber für viele Argentinier steckt ein echter Glaube dahinter. Deswegen sollte man das nicht so kritisch sehen. Wir glauben halt alle an was anderes. Und wenn es hilft ... warum nicht!


Difunta Correa in Vallecito

Insgesamt hatte ich mir hier mehr erhofft und zu Ostern wäre es bestimmt auch beeindruckender gewesen, aber an diesem grauen Tag kommt es eher trübe rüber. Helen läuft die Anlage in weniger als 10 Minuten ab und ist ebenfalls wenig begeistert.

Wir verlassen den Ort um 17 Uhr und fahren in einem Zickzack-Kurs wieder zur Ruta 40 zurück. Tagesziel ist die Axion-Tnakstelle nördlich von Mendoza, auf der wir vor Monaten schon einmal eine Nacht verbracht haben. Hier gibt es WiFi und eine heiße Dusche. Auf der Strecke müssen wir durch einen Kontrollposten - wir kommen von einer Region in die nächste und das bedeutet in Argentinien häufig eine Fruchtkontrolle. Wir hatten das schon auf dem Weg nach Norden. Damals haben wir nur 25 Pesos für das Besprühen des Fahrzeugs mit Insektenschutzmittel bezahlt, jetzt wollen sie 55 Pesos von uns haben. Auf dem Weg nach Süden (Region Mendoza) wird unser Fahrzeug nicht als Auto (wie auf dem Weg nach Norden), sondern als Kleinlaster gewertet. Wir beschweren uns beim Chef der Station. Er ist ein lustiger und netter Kerl und Helen scherzt eine Runde mit ihm. Aber auch das hilft nichts, wir müssen die 55 Pesos bezahlen.

Das ganze hat etwas Zeit gekostet und so kommen wir erst im Dunkeln gegen 21 Uhr auf der Axion-Tankstelle an. Die Dusche muss bis morgen früh warten! Wir haben Hunger und brauchen dringend eine Tasse Tee!