09. - 13.04.2017: Potrerillos Stausee - Puente del Inca - Parque Provincial Aconcagua - Paso Cristo Redentor - Hotel Portillo an der Laguna Del Inca - Los Andes (Chile)

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Der Preis für die Dusche ist um 10 Pesos auf insgesamt 30 Pesos pro Person hier in den letzten 4 Monaten gestiegen. Die Preise in Argentinien werden immer höher - kein Wunder bei einer Inflationsrate von 40%! Leider ist unser Dollar-Kurs aber immer noch auf dem gleichen Niveau, wie im letzten Jahr - so um die 11 Pesos auf den Kanadischen Dollar und rund 15 auf den US Dollar. Mit anderen Worten, Argentinien wird auch für uns langsam echt teuer.

Nach der Dusche und dem Frühstück geht es südlich mitten durch Mendoza durch. Die Straßen sind eine Katastrophe! Plattenbau, statt Asphalt, alle fünf Meter eine Rille oder Kante ... wir hüpfen mal wieder, wie ein Känguru dahin. Damit sich Helen ein wenig vom anstrengenden Fahren entspannen kann, halten wir bei einem Jumbo Supermarkt. Hier bekomme ich unseren geliebten Cappuccino zu einem Superpreis und kaufe nebenbei für Helens morgigen Geburtstag ein - Hühnerfilet, Champignons und einen leckeren Geburtstagskuchen.

Morgens war es noch sonnig gewesen, aber über den Bergen hängen inzwischen Dunkelgraue Wolken. Laut Wetterbericht soll es heute dort oben sogar schneien. Ursprünglich wollten wir über die Ruta Provincial 52 nach Uspallata fahren. Viele schwärmen von dieser tollen Strecke, aber nach den letzten Regenfällen trauen wir uns da nicht hoch. Die Serpentinen sollen verdammt eng sein und wer weiß, ob es dort oben nicht auch Erdrutsche und Überschwemmungen gegeben hat.

Stattdessen wählen wir die sichere Route über die RN 7. Helen möchte an ihrem Geburtstag unbedingt den höchsten Berg Südamerikas - den 6.962m hohen Aconcagua sehen. Da wir jetzt einige Zeit unterhalb von 2000 Höhenmetern waren und nicht mehr an die Höhe angepasst sind, verbringen wir eine Nacht am Potrerillos Stausee auf 1.391m. Das Wetter ist für eine Weiterfahrt eh zu schlecht. Helen bekommt um Mitternacht noch einen Geburtstagskuss, dann kochen wir uns Wasser für unsere Wärmflaschen. Frost ist für die Nacht angesagt.

Und so war es dann auch. Ungefähr -6°C sind es gewesen. Wir hatten Eis an den Scheiben von drinnen und beim Aufstehen um 9.30 Uhr sind es immer noch Null Grad im Winnietwo. Brrrrr ... und wir haben kein Gas mehr in unserer Heizungsflasche. Zum Glück scheint draußen aber die Sonne. Total Blauer Himmel und wir haben einen fantastischen Blick auf die frisch mit Schnee bedeckten Berge. Wow! Wie bestellt für Helen! Happy Birthday zum 55igsten!

Potrerillos Stausee - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Um 11.45 Uhr setzen wir uns dann in Bewegung. Über Uspallata geht es zur Puente del Inca hoch. Die Landschaft ist abwechslungsreich. Wir müssen durch diverse Tunnel durch und kommen an einer Difunta Correa vorbei. Am Straßenrand liegen Tausende von Plastikflaschen. Zum Teil ist das Wasser darin noch gefroren. Viele Lasterfahrer stoppen an diesem Schrein und ersparen sich den Umweg nach Vallecito. Die RN 7 über den Paso Cristo Redentor ist eine der Hauptschlagadern zwischen Argentinien und Chile mit sehr viel Lasterverkehr in beide Richtungen. Entsprechend schlecht ist in Teilen die Straße, vor allem weiter oben, wo häufig Schnee fällt und man im Winter die Strecke nur mit Schneeketten befahren kann.

Die Puente Del Inca liegt auf 2.730 Höhenmeter. In diesem Teil der Anden verlaufen mehrere Verwerfungslinien. Regenwasser und geschmolzener Schnee sickern tief in das Gestein, wo es erhitzt wird. Es entsteht Druck und das Wasser wird in Form von heißen Quellen wieder an die Erdoberfläche gebracht. Puente Del Inca ist so eine Thermalquelle. Charles Darwin hat hier bereits seine Zehen in das warme Wasser gehalten und darüber in einer seiner Veröffentlichungen berichtet.

1917 hat die Englische Compañia Hotelera Sudamericana mit dem Bau eines Luxus-Kurortes begonnen. Das Hotel hatte Platz für 100 Gäste. In die Puente Del Inca wurden zwei Badehäuser gebaut, die mit dem Hotel durch einen 2m breiten Tunnel verbunden waren. 9 Baderäume mit gekachelten Bädern befinden sich in den Badehäusern. Unter anderem wurden hier Rheumatismus, Hautkrankheiten und Syphilis behandelt. 1965 kam es dann zu einem schweren Erdrutsch. Das Hotel wurde in komplett zerstört und nicht wieder aufgebaut. Nur die Kirche überstand den Erdrutsch. Die Badehäuser sind seit dem gesperrt und die natürliche Brücke steht unter Naturschutz.

Nach dem Verzehr von Cappuccino und Geburtstagskuchen fahren wir weiter. Keine 4km westlich von der Puente Del Inca befindet sich das Visitor Center für den Parque Provincial Aconcagua. Von hier aus kann man den Berg auch schon ein wenig sehen, aber er liegt zu dieser Jahreszeit um 15.45 Uhr schon im Schatten. Für 20 Pesos pro Person kann man zur Laguna Horcones hoch fahren. Früher durfte man dort auch auf dem Parkplatz übernachten, aber das geht heute leider nicht mehr. Die Ranger schließen die Schranke unten beim Visitor Center nach dem Sonnenuntergang.

Wir holen uns Informationen in der Info. Helen redet über eine halbe Stunde mit einem der Ranger und fragt ihn über die Besteigung aus. Nach dem Mount Kilimanjaro wäre der Aconcagua der zweite und damit letzte, höchste Gipfel auf einem Kontinent, den man ohne technische Fähigkeiten besteigen kann. Helen wollte das schon seit Jahren tun und plant das nun für unsere nächste Südamerika Saison.

Aber genau wie beim Mount Kilimanjaro kann man ihn nur in einer geführten Tour besteigen. Dafür werden 12-15 Tage für die Höhenanpassung und Besteigung eingeplant. Die Nationalparkgebühren liegen schon bei über 700 US$ und dann kommen noch die Trekking-Gebühren hinzu. Nichts für mich! Ist mir eh zu hoch!

Ich lerne in der Zwischenzeit Hilu kennen. Sie und ihr Mann Sigo parken direkt neben uns in ihrem Grünen Mercedes - ein ehemaliges Polizeifahrzeug. Wir hatten ihr Fahrzeug gestern schon am Potrerillos Stausee im Vorbeifahren gesehen. Seit vier Jahren bummeln sie mit ihrem Pummel in den Americas herum.

Helen und ich gehen anschließend eine ganz kurze Runde laufen - zu einem Aussichtspunkt, der nur 5 Minuten von Visitor Center liegt. Wir sparen uns die 20 Pesos pro Person für heute und machen das alles dann morgen, wenn die Sonne auf den Berg scheint.

Eine Französische Familie parkt mit ihrem Womo neben uns und Helen kommt mit ihnen ins Gespräch. Hilu gesellt sich dazu. Der Franzose erzählt, dass bei ihm zweimal innerhalb von nur drei Tagen eingebrochen wurde - in Valparaiso! Nicht das erste Mal, dass wir davon gehört haben. Beim zweiten Mal stand er sogar auf einem vermeintlich abgesicherten Platz auf einer Tankstelle und trotzdem ist es dort passiert. Jetzt hat er Plexiglasscheiben, die man angeblich schlechter aufbrechen kann. Hilu und Sigo waren auch noch nicht in Valparaiso und wir hören uns das alles sehr genau an.

Ich mache mich ans Kochen - es gibt Knobi-Huhn mit Champignons und Zwiebeln in einer Jägersoße mit Kartoffelbrei. Helens Geburtstagsessen! Und zur Feier des Tages mache ich anschließend auch noch das Geschirr wieder sauber. Mein Geburtstagsgeschenk!

Dann erleben wir noch einen wunderbaren Vollmond-Aufgang. Ein großer Orange-farbener Ball kommt urplötzlich hinter den Berggipfeln hoch.

Nachts ist es wieder bitter kalt. Wir sind inzwischen auf über 2.850m. Wir stellen uns den Wecker auf 8.30 Uhr und fahren ohne Frühstück zur Laguna Horcones hoch. Die Sonne liegt noch hinter den Bergen. Während Helen die erste Tasse Tee kocht, schnappe ich mir die Kamera und laufe zur Laguna und dem Aussichtspunkt hoch. Die kleine Laguna Espejo ist noch zugefroren.

Nach dem Frühstück machen wir eine 2,5-stündige Wanderung bis zur Hängebrücke hoch und wieder zurück. Weiter darf man für die 20 Pesos nicht, eine Tageswanderung zur Confluencia kostet schon 300 Pesos pro Person, aber laut dem Ranger von gestern Abend soll man von dort den Aconcagua gar nicht sehen können.

Helen guckt sich durch das Fernglas den Aconcagua genauer an. Von unten sieht der gar nicht mal so hoch aus, das liegt wohl auch daran, weil er so breit ist und gleich zwei Gipfel hat. Aber vom Visitor Center bis zum 6.962m hohen Gipfel sind über 4.100 Höhenmeter zu bewältigen. Das ist wahrlich kein Pappenstiel. Die leichteste Route zum Gipfel hoch, kann man von dieser Seite aber gar nicht sehen. Die Südwand ist nur was für Profis - Reinhold Messner ist bei seiner Besteigung fast senkrecht aufgestiegen. Angeblich soll der Aufstieg über die Westseite aber technisch einfach sein, es ist halt nur die Höhe, an die sich der Körper gewöhnen muss. Für Helen eigentlich sonst nie ein Problem. Die Frau kennt ja nicht einmal Kopfschmerzen. Allerdings kann sich das Wetter hier schlagartig ändern. Aber die Tourguides sind alle sehr erfahren. Es besteht immer Funkkontakt mit dem Visitor Center und in der Klettersaison steht auch ein Hubschrauber für mögliche Evakuierungen zur Stelle. Dafür zahlt man dann eben auch so viel.

Theoretisch hätten wir nach der Wanderung auch noch weiter fahren können, aber das Wetter ist so schön hier und uns ist nach Entspannung zumute. Hilo und Sigo tun das gleiche und so treffen wir uns abends wieder unten am Parkplatz beim Visitor Center. Wir hatten uns vorher schon für den Abend zum Austauschen von Tipps verabredet, was ich dann auch wahrnehme. Hilu zeigt mir ihre Fotos vom Morgen - sie hat den Aconcagua beim Sonnenaufgang erwischt - Rosarot! Okay, das nehme ich mir dann auch gleich für den nächsten Morgen vor.

Ich stehe um 8 Uhr auf, es ist bitterkalt draußen, aber der Sonnenaufgang ist schon schön. Anschließend lege ich mich zum Aufwärmen wieder ins Bett. Helen war so nett und hat uns noch eine Wärmflasche gemacht. Danke, Babes!

Hilu und Sigo verlassen den Parkplatz zwei Stunden vor uns, wir kommen erst um 11.15 Uhr los. Die Straße ist seht schlecht - Schlaglöcher ohne Ende auf dem von uns so ungeliebte Plattenbau-Belag. Man muss echt höllisch aufpassen, dass man sich hier nicht die Reifen aufschlitzt. Die Betonplatten sind zum Teil um 7-10cm verkantet. Wenn man da mit voller Wucht drauf prallt, knallt es unter Umständen. Helen fährt äußerst vorsichtig, aber auch wir können nicht alle Schlaglöcher vermeiden.

Kurz vor der Argentinisch-Chilenischen Grenze fährt man durch einen 4km langen Tunnel. Durch den Lichtwechsel ist die Einfahrt schwierig zu sehen und die Fahrbahn fällt ab. Wir springen wieder, wie ein Kängeru. Sigo erzählt mir später, dass er hier voll in die Eisen steigen musste und dann anschließend die Warnlampe für seine Bremsen anging. Aber zum Glück ist alles in Ordnung.

Kaum haben wir den Tunnel verlassen, sehen wir eine monsterlange Autoschlange vor uns. Was ist das denn? Hilu hat uns gestern darauf aufmerksam gemacht, dass Ostern erst dieses Wochenende stattfindet. Offensichtlich ein Grund für viele Argentinier an einem Mittwoch über die Grenze zu fahren, um Ostern irgendwo an einem der Strände in Chile zu verbringen.

Laster und Reisebusse rasen an uns und der Schlange auf der linken Spur vorbei. Wir überlegen erst, ob wir folgen sollen, aber alle PKWs reihen sich brav auf der rechten Seite ein. Ich mache es kurz: 3,5 Stunden haben wir für den Grenzübergang gebraucht. Ich hatte sogar Zeit an unserer Webseite zu schreiben und wir konnten vorne in aller Ruhe einen Cappuccino trinken.

2km hinter dem Grenzübergang liegt das Hotel Portillo an der Laguna Del Inca - ein historisches Skigebiet und Hotel. Wir kommen um 15.40 Uhr auf dem Parkplatz an und ich sehe, dass auch Hilu und Sigo dort stehen. Sie haben sogar 4,5 Stunden an der Grenze gebraucht. Das Weiterfahren lohnt sich für heute nicht mehr, denn die spektakulären Serpentinen (29 Kurven), die unmittelbar nach der Hotelabzweigung folgen, liegen schon im Schatten der Berge. Wir beschließen die Nacht hier oben (2.880m) zu verbringen.

Das Hotel wurde 1949 gebaut und im angrenzenden Skigebiet fanden 1966 die Ski-Weltmeisterschaften statt. Seit Jahrzehnten kommen die Ski-Profis aus aller Welt zum Trainieren hierher. In der Lobby befindet sich eine Foto-Gallerie mit den Olympia- und Weltmeisterschafts-Teams aus den USA, Kanada, Italien und Österreich. Die Crême de la Crême hat hier schon trainiert. Autogramme von Bode Miller, Nancy Vonn und vielen anderen Ski-Stars hängen an den Wänden.

Wir erleben abends einen netten Sonnenuntergang und am nächsten Morgen eine tolle Spiegelung in der Laguna. Die Fahrt über die Serpentinen ist schon spektakulär. Ich steige aus und lasse Helen eine Kurve fahren, um ein Video davon zu machen. Weiter unten bekommen wir sehr gutes und kostenloses Trinkwasser auf einer Copec-Tankstelle.


Ruta National 7 zum Aconcagua

Unser nächster Stopp ist beim Unimarc Supermarkt in Los Andes. Wir haben Monsterhunger und ich kaufe uns mal wieder ein gebratenes Hähnchen und frische Brötchen. Leider haben wir keine Zeit, das auf dem Parkplatz zu essen, denn hier gibt es kostenlos nur 30 Minuten Parken, wenn man zwischen 5.000 und 40.000 Pesos bei Unimarc ausgibt. Die Zeit beginnt schon vor dem Einkauf! Das haben wir hier in Südamerika noch nie erlebt, aber Parkplätze sind rar hier in der Stadt.

Aber kein Beinbruch, denn um die Ecke finden wir einen großen Jumbo Supermarkt - hier ist das Parken unbegrenzt kostenlos und wir machen uns über unser Essen her. Anschließend geht Helen im Jumbo einkaufen und ich laufe später los und hole Preise für neue Reifen ein. Der Laden mit den Stoßdämfern hat aber schon zu und so verlassen wir um 18.30 Uhr Los Andes.

Laut iOverlander soll es in 7km unten am Fluss einen guten Stellplatz geben. Pustekuchen! Die erste Anfahrt ist wegen Überschwemmung der Straße gesperrt. Die zweite Zufahrt führt über Bahngleise auf eine enge Schotterstraße und über eine sehr wackelige Holzbrücke. Den ersten vermeintlichen Stellplatz finden wir gar nicht. Wir sind umgeben von Farmen und versuchen es beim zweiten Stellplatz. Der sieht aus wie eine Müllhalde und liegt nicht gerade idyllisch am Fluss. Uns gefällt das gar nicht und so landen wir wieder auf der Hauptstraße. Es wird dunkel und so bleiben wir in Curimón auf der hiesigen Shell-Tankstelle für die Nacht stehen. Da es nur ein kleines Kaff ist, ist die Nacht erstaunlich ruhig.