22.11. - 05.12.2017: Río Limay - Neuquén - Parque Nacional Lihué Calel - Parque Nacional Quebrada Del Condorito

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Bei strahlendem Sonnenschein geht es für uns also nach Norden. San Carlos de Bariloche umfahren wir auf der Umgehungsstraße und dann verbringen wir die erste Nacht wieder am Río Limay, wo wir schon einmal vor einem Jahr gestanden haben. Am nächsten Tag fahren wir mehr oder weniger am Río Limay entlang, der immer wieder wunderschön Azurblau auf unserer rechten Seite zu sehen ist.

Südlich von Neuquén schauen wir uns ein paar unspannende Dinosaurierspuren an und stellen dabei fest, dass unsere Batterielampe im Armaturenbrett ganz leicht aufflackert. Ich hole den Strommesser raus. Die Batterie zeigt 12.5 Volt an, aber bei laufendem Motor kommen keine 14 Volt mehr an. Die Lichtmaschine? Hmmmm ...? Das Problem hatten wir mit Winnie auch schon einmal und da konnten wir keine 5km mehr fahren, bis die Batterie total entladen war. Bis Neuquén sind es aber noch gut 80km. Wir beschließen weiter zu fahren, hoffentlich hält die Batterie noch eine Weile. Die Warnlampe ist jedenfalls noch nicht voll an.

Es ist bereits kurz vor Sonnenuntergang, bis wir nach Neuquén kommen und eine Werkstatt hat jetzt nicht mehr auf. Ich springe kurz aus dem Auto und gehe schnell beim Jumbo noch was einkaufen. Die Nacht verbringen wir auf einem großen Parkplatz beim Paseo de la Costa Park unten am Fluss.

Am nächsten Morgen messe ich noch einmal die Batterie nach ... immer noch 12.5 Volt. Eigenartig! Liegt es vielleicht doch an der Batterie und nicht an der Lichtmaschine? Wir fahren zu einem Batterieladen und lassen erst einmal eine neue Batterie einbauen. Eine komplizierte Sache, denn die Batterie passt so gerade mit Ach und Krach in den Motorraum. Bei unserem FIAT Ducato ist leider der gesamte Motor nicht nur 90 Grad verdreht eingebaut, man kommt auch fast gar nicht an irgendwelche Teile ran, so eng ist da alles verbaut.

Aber das Ergebnis ist leider das gleiche. Es kommen keine 14 Volt bei laufenden Motor an. Also ist es doch eine kaputte Lichtmaschine! Die jungen Männer sind nicht gerade begeistert, als ich sie bitte unsere alte Batterie wieder einzubauen. Natürlich wollen sie uns lieber für schlappe 3700 Pesos (gut 180€) eine neue Batterie verkaufen. Aber an der liegt es ja nicht. Berechnen können oder wollen sie uns nichts, ich gebe ihnen aber 100 Pesos Trinkgeld für ein paar Biere. Netterweise geben sie uns einen sehr guten Tipp, wo wir in Neuquén unsere Lichtmaschine reparieren lassen können. Die Werkstatt liegt nördlich von der Innenstadt in einem neuen Industriegebiet und hat auch über die Mittagszeit auf. Eine Seltenheit in Argentinien, denn normalerweise steht hier im ganzen Land zwischen 13 und 17 Uhr alles still. An Überarbeitung ist der Argentinier noch nicht gestorben!

Wir fahren also zu Fanello Electricidad und kommen gleich dran. Zwei junge Männer arbeiten dort in einer sehr großen Halle, in die wir ohne Probleme rein fahren können. Ich erkläre im besten Spanisch was los ist und die beiden machen sich sofort an die Arbeit. Da es keine Grube gibt, wird Winnietwo aufgebockt, das Schutzblech wird entfernt und dann wird von unten die Lichtmaschine ausgebaut. Wir gucken erst einmal, wo die überhaupt liegt. Es muss die originale Lichtmaschine sein, denn sämtliche Schrauben sind verrostet. Es dauert schlappe 45 Minuten, bis das Teil draußen ist und eine Schraube ist direkt am Gewinde abgebrochen. Die armen Mechaniker!

Professionell wird dann die gesamte Lichtmaschine auseinandergenommen, alle Teile werden gereinigt und einige Teile müssen erneuert werden aufgrund von Rost. Wenn ich das richtig verstanden habe, war der Pluspol total verrostet und somit floss nur noch wenig Strom zur Batterie. Wir hatten offensichtlich Glück, dass immer noch ein wenig Strom produziert wurde, der die Batterie mal so eben auf 12.5 Volt Spannung gehalten hat. Der Stecker für die Erdung der Lichtmaschine brach ebenfalls wegen Rost beim Ausbau der Lichtmaschine ab und musste erneuert werden. Seitdem funktioniert morgens auch wieder unserer Blinker ohne Probleme. Zwei Fliegen mit einer Klappe!

3 1/2 Stunden waren die beiden Jungs am arbeiten. Wir machen den Test nach dem Einbau und die Lichtmaschine produziert wieder wunderbar Strom. Fantastische Arbeit, Jungs! Das ganze bekommen wir zu einem Festpreis von 1900 Pesos (ca. 90€). Eine neue Lichtmaschine hätte uns ohne Einbaukosten locker 150€ gekostet. Da wir nicht mehr genügend Pesos haben, bieten wir 100 US$ an, die auch sehr gerne genommen werden. Umgerechnet hätten wir eigentlich 108 US$ bezahlen müssen, aber man verzichtet auf die Differenz. Ich hatte morgens noch versucht in Neuquén Dollar in Pesos zu tauschen, aber alle Banken haben das abgelehnt, da wir kein Konto dort haben. Stattdessen musste ich zu einer Wechselstube laufen. Die hatten aber kein Geld mehr und verwiesen auf Montag. Heute ist Freitag! Ich erzähle das dem jungem Mechaniker und er bietet mir gleich an, dass wir auch mit ihm direkt tauschen können. Gerne! Wir bekommen 1750 Pesos für weitere 100 US$, das entspricht ungefähr dem Wechselkurs der Banken. Er hätte uns auch noch mehr gegeben, wenn wir danach gefragt hätten. Die jungen Leute hier wissen schon, dass der Peso immer mehr an Wert verliert. Irgendwann bekommt er dafür über 20 Pesos pro Dollar. Warum die Banken hier unsere Devisen nicht nehmen ist mir schleierhaft!

Wir sind jedenfalls total happy, dass Winnietwo wieder rund läuft und machen uns wieder auf den Weg. Da nicht mehr viel Tageszeit vorhanden ist, beschließen wir die Nacht am Río Negro nahe der Stadt General Roca zu verbringen. Hier stehen wir sicher und wunderschön direkt am Fluss. Ein sehr guter Tipp aus iOverlander.com!

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag ganz bis zum Parque Nacional Lihué Calel fahren, aber wie immer ändern wir spontan unseren Plan. Über die Ruta Provincial 6 erreichen wir den Stausee von Casa de Piedra. Das gleichnamige Dorf besteht aus Ferienhäusern, die zur Zeit aber noch nicht besetzt sind. Hier gibt es direkt nach der Einfahrt ins Dorf einen sehr schönen kleinen Park, der auch das kostenlose Camping erlaubt. Leider ist unser Stromkabel nicht lang genug, um die Lampenpfeiler mit Stromdosen zu erreichen, denn auf dem wunderschönen Gras darf man hier leider nicht stehen. Wir finden trotzdem einen schattigen Platz unter ein paar Bäumen und wollen hier eigentlich nur eine Kaffeepause einlegen. Aber es ist ein heißer Tag, ich habe leichte Kopfschmerzen und warum sollen wir weiterfahren, wenn man hier so gut stehen kann? Also bleiben wir die Nacht. Helen macht ihren Sport und läuft zum See runter und mehrfach um den Campingplatz herum.

Am nächsten Tag sind es entsprechend weniger Kilometer zu fahren und so erreichen wir den Parque Nacional Lihué Calel gegen 14 Uhr. Auf dem Weg dorthin fährt ein Motorrad an uns vorbei. Mann und Frau winken uns freundlich beim Überholen zu. Wir treffen die beiden bei einem Motel kurz vorm Nationalpark wieder. Marcia und Eduardo kommen aus der Nähe von Sao Paulo und sind auf dem Rückweg dorthin. Ich spreche auf Spanisch, Marcia antwortet auf Portugiesisch ... wir verstehen uns bestens! Eine sehr nette Begegnung, die leider nur sehr kurz ist, denn die beiden wollen nicht in den Nationalpark sondern gleich weiter nach Santa Rosa. Eduardo macht noch ein paar Fotos mit seinem Smartphone und wir werden für einen Besuch in Brasilien eingeladen.

Parque Nacional Lihué Calel ist eine kleine Oase mitten in der Pampa. Das vorhandene Wasser versorgt die Tierwelt vor Ort. Der Campingplatz und Eintritt ist kostenlos. Die Ranger vor Ort sind sehr freundlich. Viele Besucher kommen hier nicht her und so sind wir die einzigen Camper dort. Es ist wahnsinnig heiß heute und so parken wir unter einem schattenspendenden Gerüst und reißen alle Türen auf. Zum Wandern ist es viel zu heiß und so entspannen wir uns am Nachmittag.

Abends gehen wir im Dunkeln zum Duschen. Da es einen männlichen Puma in der Gegend gibt, der gerne nachts mal beim Campingplatz vorbeischaut, singen wir was das Zeug hält auf den gut 200m zur Dusche. Schließlich wollen wir hier nicht zum Abendessen verspeist werden. Die Duschen sind heiß. Wunderbar!

Wir stellen uns den Wecker auf 7.30 Uhr, in der Hoffnung, dass es vormittags nicht ganz so heiß ist. Zu unserer Überraschung ist es so früh morgens aber arschkalt. Brrrr ... wir lassen uns also mit dem Frühstück Zeit und machen uns dann erst um 9.15 Uhr auf den Weg. Es gibt zwei Wanderwege im Park. Eine Rundschleife von gut 12km, auf der man Steinzeichnungen und eine alte Farmruine sehen kann, und einen steilen Anstieg den Cerro Alto Berg hoch. Wir machen erst die Rundschleife und dann den Anstieg. Das Wetter spielt mit, der Wind weht und es ist nicht ganz so heiß, wie gestern. Ideal zum Wandern. Schmetterlinge und Vögel ohne Ende. Der Wanderweg ist leicht, aber abwechslungsreich. Die Kakteen sind auch am Blühen und dann läuft uns auch noch eine Handtellergroße Tarantel über den Weg. Es gibt viel zu fotografieren. Das macht Spaß hier!

Ursprünglich wollten wir länger bleiben, aber wir haben alles gesehen und so setzen wir die Fahrt gen Norden fort. Mehr und mehr kommen wir durch überschwemmte Gebiete. Rechts und links von der Straße erstrecken sich große Seen. Das die hier normalerweise nicht sind, sehen wir an den Zäunen und Bäumen, die aus dem Wasser ragen. Hier und da musste auch die Straße erhöht werden.

Dank iOverlander oder auch mal per Zufall entdecken wir immer wieder sehr schöne, kostenlose Campingplätze - häufig auch mit Strom und Wasser. Die Argentinier haben noch keine Sommerferien und so stehen wir meistens fast ganz alleine dort und können unseren Sport machen. Nebenbei arbeiten wir an der Webseite ... wir sind schon wieder wochenlang zurück. Seufz!

In Villa General Belgrano machen wir einen ganz kurzen Stopp, um uns den Campingplatz von Ralf und Bettina anzuschauen. Unter Umständen lassen wir hier nächstes Mal Winnietwo stehen, wenn es wieder nach Deutschland und Kanada geht. Den ganzen Tag über hat es geregnet, aber am späten Nachmittag kommt die Sonne wieder raus und wir fahren noch weiter bis zum Parque Nacional Quebrada Del Condorito. Dieser liegt westlich von Córdoba auf fast 2000m Höhe und ist ebenfalls kostenlos. Wie der Name schon sagt, soll es hier Kondore geben. Wir kommen um Punkt 20 Uhr bei der Einfahrt an und ein Ranger ist gerade dabei, das Tor zu schließen. Ich steige aus und frage ihn, ob wir noch die 2km bis zum Visitor Center fahren können, um dort zu übernachten. Es hängt sich ans Walki-Talki und checkt das mit der Chefin ab. Ja, wir sind willkommen.

Drei Nächte bleiben wir hier und machen an den beiden folgenden Tagen Wanderungen zum Balcón Norte. Leider spielt das Wetter nicht ganz so mit wie gewünscht. Es ist wolkig und nachmittags zieht dann ein sehr feuchter Nebel über das Plateau. Nach der Hitze aus dem Tiefland kommt es uns hier ober schweinekalt vor. Wir holen die Fleecedecken und Wärmflaschen fürs Bett wieder raus und ziehen uns warme Klamotten an. Mir frieren bei den Wanderungen sogar wieder leicht die Fingerspitzen ein. Seit unseren Wanderungen in Nepal habe ich da Probleme und verliere bei kaltem Wetter das Gefühl in den Fingerspitzen.

Dennoch genießen wir die Wanderungen und haben am ersten Tag mal wieder mehr Glück als Verstand. Wir sind noch weit von Balcón Norte entfernt und direkt über uns kreist ein männlicher Kondor. Keine 5 Meter über unseren Köpfen dreht er seine Schleifen auf der Suche nach Futter. Vermutlich hat meine rote Baseballkappe seine Neugierde hervorgerufen. Ich mache wie wild Fotos und Videos und Helen schaut sich 10 Minuten lang ganz entspannt diesen großen Vogel an. Am Ende gesellt sich sogar noch ein nicht ganz ausgewachsenes Weibchen dazu.


Ein Kondor kreist direkt über uns.

Der Balcón Norte liegt 6km vom Visitor Center entfernt an der engen Schlucht, durch die der San José Fluss fliest. Die Schlucht wird auch als Kindergarten für junge Kondore bezeichnet. Hier lernen sie das Fliegen. Wir haben am ersten Tag nur 10 Minuten, dann kommt der Nebel auf und wir sehen nada. Im dichten Nebel laufen wir wieder zurück.

Winnietwo hat inzwischen Besuch bekommen. Direkt neben uns stehen Frank und Sharon mit ihrem Landrover. Leider ist es viel zu nass und kalt draußen, um sich zu viert lange zu unterhalten. Wir ziehen uns zurück und schmeißen erst einmal die Heizung an. Nur sehr langsam tauen meine Fingerspitzen wieder auf.

Erst wollten wir wieder abreisen, aber am nächsten Vormittag kommt kurz die Sonne durch und wir beschließen die Wanderung noch einmal zu machen. Laut Wetterbericht der Ranger soll es aber ab 15 Uhr schon wieder regnen. Wir starten um 11 Uhr und laufen dieses Mal im Stechmarsch zum Balcón Norte. Was gestern noch über 2 Stunden gedauert hat, wird heute im weniger als 1 1/2 Stunden abmarschiert. Der Blick auf die Schlucht ist frei, aber leider sind kaum Kondore zu sehen. Stattdessen kreisen heute Graukopfgeier in der Luft. Sie sind auch nicht gerade klein, aber eben doch nicht so spektakulär, wie die Kondore. Auf dem Rückweg sehen wir noch zwei Adler, aber sie kreisen zu weit weg von uns für ein gutes Foto.

Frank hat am nächsten Morgen Probleme den Landrover zu starten. Die Sicherung für die Zentralverriegelung ist kaputt, aber bis das entdeckt wird, vergehen ein paar Stunden. Zu viert verlassen wir den Park gegen Mittag. Wir machen uns nach Córdoba auf, Frank und Sharon fahren nach Westen weiter.