23.12. - 28.01.2018: Hasta La Pasta nahe Altos

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Es ist Heiligabend, die Sonne scheint und wir stellen fest, dass wir gar nicht mal so schlecht geparkt haben. Wir sind zwar in der hintersten Ecke und die Dumptoilette (Bambuswand mit Freiluft-Toilette im Schweizer Design!) ist in unmittelbarer Nachbarschaft zu uns, aber wir haben den ganzen Tag Schatten und unsere Ruhe und das Internet können wir mit dem Booster auch empfangen. Gegenüber stehen die Schweizer Bruno und Renate, die anderen Camper stehen alle dicht gedrängt weiter vorne unter den hohen Bäumen, aber dafür auch direkt neben dem Hühnerverschlag.

Für uns sind es viele neue Gesichter hier. Janneke und Ralph, sowie Ilka und Günther kennen wir schon von Asunción und André, ein weiterer Holländer, haben wir letztes Jahr in El Bolsón getroffen. Aber all die anderen Deutschen und Schweizer treffen wir hier zum ersten Mal. Es wird Deutsch gesprochen!

Hasta La Pasta hat auch noch ein paar Bungalows zur Miete und zu Weihnachten ist alles gut belegt hier. Marion und René bereiten für alle ein Kesselgulasch vor. Ein großer, Gusseiserner Topf á la Harry Potter hängt über einem offenen Feuer und das Fleisch kocht stundenlang vor sich hin, bis es super zart ist. Kartoffeln und Gemüse werden nach und nach hinzugegeben.

Wir treffen uns mit all den anderen unten am Sonnenuntergangsplatz um 15 Uhr und stoßen mit einer Früchtebowle an. Dominosteine, Marzipankugeln und andere Weihnachtsköstlichkeiten werden herumgereicht - die Stimmung ist entspannt und fröhlich. Kurz vor Sonnenuntergang ist dann das Gulasch fertig und wir holen unsere Tische, Teller und das Besteck und hauen kräftig rein. Zum Gulasch wird frisch gebackenes Brot gereicht und anschließend gibt es Mousse au Chocolat - alles super lecker! Wir teilen unseren Tisch mit Cesar und seiner Englischen Frau Chantelle (sie haben einen der Bungalows gemietet). Sie kommt aus Manchester, lebt aber seit 22 Jahren in Paraguay. Wir unterhalten uns auf Spanisch mit den beiden und bekommen tolle Tipps zu Brasilien, denn Cesar ist begeisterter Kitesurfer und kennt alle tollen Strände im Süden des Landes.

10 Stunden sitzen wir zusammen. Da wir aber über 20 Leute sind, kommen wir nicht dazu mit allen zu sprechen. Uwe hatte uns am Vormittag schon angesprochen. "Seit ihr Helen und Kirsten?" ... "Äh, ja!" ... "Kennt ihr eine Nicole?" ..."Äh, ja!" ... "Ich soll schön von ihr grüßen!"

Nicole haben wir zusammen mit ihrer damaligen Partnerin Martina mal in Teacapan, Mexiko getroffen. Uwe uns seine Frau Claudia kennen die beiden aus dem Yukon. Dazu gibt es so eine schöne Geschichte, die nicht unsere ist, aber so typisch für uns Weltreisende Wohnmobilisten ist. Nicole war beim Dumpen der Toilette der Decke von der Kassette in das Dumploch gerutscht. Ohne Deckel kannst du die Kassette aber nicht mehr benutzen und da das noch ziemlich am Anfang ihrer Reise war, war die Kacke sozusagen am dampfen! Und so steht eine tränenüberströmte Nicole auf dem Walmart Parkplatz in Whitehorse vor Uwes und Claudias Tür und fragt Uwe um Hilfe.

Uwe guckt sie an und sagt in seiner wunderbar Fränkischen Art. "Du, ich kenne da jemanden, der hat noch einen zweiten Verschlussdeckel dabei. Und dieser Mann steht ganz per Zufall auf einem Walmart Parkplatz in Whitehorse!" Nicole ist ihm vor Freude um den Hals gefallen. Der Klodeckel wurde von Uwe und Claudia noch signiert und mit einem Smiley-Face versehen. In der Not finden wir Camper immer jemanden, der uns hilft oder dem wir helfen können. Uwe hat gleich bei seinem nächsten Heimaturlaub weitere Klodeckel gekauft und Helen hat sich das schon auf unserem Deutschland-Einkaufszettel notiert. Man weiß ja nie!

Jedenfalls ist für uns Uwe jetzt Klodeckel-Uwe und auch wir stellen in den nächsten Tagen fest, dass der Mann ein echter Experte in Sachen Toilette ist. Per Zufall hatten wir in Argentinien ein Säuberungsmittel für unsere Klo-Kassette gekauft mit dem Namen Harpic - Zitronenduft! Wir haben es eigentlich nur genommen, weil es gut roch und billig war. Uwe erzählt uns aber, dass es mit Abstand das beste Mittel ist, um die braunen Rückstände in der Kassette wegzubekommen. Er schwört auch auf Dreilagiges Klopapier - wir nehmen da eher Single Hoja - also das Einzelblatt und es kommt zu einer angeregten Diskussion unter uns Campern, wie man sich nun am besten den Allerwertesten abwischt. Unsere Probleme möchtet ihr haben, nicht war?

Zurück zu unserer Weihnachtsfeier ... wir harren noch bis Mitternacht mit einigen wenigen aus, denn dann findet hier in Paraguay ein großes Feuerwerk statt. Hasta La Pasta liegt in Altos auf einem kleinen Hügel und wir haben einen Blick über den Ypacarai See - im Hintergrund sind die Lichter von Asunción zu sehen. Überall flackert das Feuerwerk auf. Es ist ein wenig unheimlich, denn wir hören das Knallen nicht und irgendwie erinnern die zuckenden Lichter am Himmel an das Flakfeuer im ersten Irak-Krieg.


Weihnachten bei Hasta La Pasta

Am 1. Weihnachtstag wird gegrillt. Wir haben allerdings schon vorher so einen Hunger, dass ich unser Hühnergiros schnell in der Pfanne mache. Wir gesellen uns später zur Grillrunde dazu. Am 2. Weihnachtstag laufen Helen und ich eine große Runde durch die kleinen Ortschaften in unmittelbarer Nähe von Hasta La Pasta. Es ist heiß und zum Glück gibt es hier einen wunderbar abkühlenden Pool. Am Nachmittag fällt der Strom aus. Das passiert hier häufiger Mal, besonders bei Gewitter. Wir lernen schnell unsere Wassergefäße aufzufüllen, wenn sich dunkle Wolken am Himmel ausbreiten, denn ohne Strom funktioniert die Wasserpumpe nicht.

Janneke und ich tauschen die Festplatten aus und wir kopieren jeweils Hunderte von Filmen - wenn man schon mal Strom hat, dann ist auch die ein oder andere Movie-Nacht angesagt. Unsere erste wird allerdings zur totalen Pleite. Ich hatte von Anfang an nicht meinen besten Tag. Es fing schon morgens damit an, dass ich Zitrone in beide Teetassen gegossen habe, obwohl Helen Tee nur mit Zucker trinkt. Dann mache ich uns zum Mittag Cheese-Toasties aus der Pfanne, vergesse aber total Butter in die Pfanne zu machen und verbrenne die Dinger fast. Und abends stelle ich einen Topf mit Öl auf die Gasflamme und vergesse das auch - die Bude ist schon halb eingequalmt bis es mir auffällt. Ich bin mit den Nerven fertig und will mich nur noch entspannen. "Helen, wollen wir einen Film gucken?" Helen ist nicht sonderlich begeistert, will mir aber was gutes tun. Ich suche extra einen mit Julia Roberts und Meryl Streep raus - da kann man nichts verkehrt machen, oder?

Der Film heißt "Closer" und schon nach 10 Minuten gucken wir uns an - total langweilig, eher ein vulgärer Machofilm - ist da überhaupt eine Geschichte drin? Ich sage noch zu Helen "Der muss besser werden, schließlich kommt Meryl Streep ja noch und die gibt sich für so eine Scheiße nicht her!" Wir quälen uns durch den ganzen Film - Helen gähnt mehrfach laut - und dann kommt das Ende. Wo war Meryl? Nicht im Film! Ich hatte den falschen ausgewählt! Closer wurde sofort von der Festplatte gelöscht.

Hasta La Pasta ist ein sehr geselliger Campingplatz, irgendwie ist man den ganzen Tag beschäftigt und kommt zu gar nichts. Aber das ist auch der Reiz an diesem Platz - man entspannt sich einfach und hat Spaß. In der Hitze treffen sich die meisten von uns im Swimmingpool - irgend jemand erzählt immer eine interessante Geschichte. Ist man nicht am plaudern mit den anderen oder hat man gerade keine Lust sein eigenes Womo zu säubern, dann gibt es ja immer noch das Ballspielen mit Mia, der supersüßen Hündin von Claudia und Uwe.

Mia ist 3.5 Jahre alt und immer noch total verspielt - Uwe nennt sie einen "Ball-Junkie". Mia hat es total gut drauf jeden Camper dazu zu bringen, mit ihr Ball zu spielen. Mit wedelnden Schwanz kommt sie auf einen zugetrippelt, Ball im Mund - dieser wird dann direkt vor die Füße des auserwählten Ballwerfers geschmissen (bei mehreren Leuten wechselt Mia reihum, sodass jeder mal werfen darf!). Kaum ist der Ball auf dem Boden, rennt Mia los und erwartet den Wurf. Sie weiß ganz genau, wie weit jeder einzelne von uns wirft und passt entsprechend ihre Geschwindigkeit an. Reagiert man nicht, dann starrt sie einen mit durchdringenden Blick an ... nach dem Motto: Merkste nichts? Reagiert man immer noch nicht, dann kommt sie wieder angerannt, schnappt sich den Ball, dreht eine Ehrenrunde um die Person herum und schleudert ihn nochmals mit einer ruckartigen Kopfbewegung vor die Füße. Reagiert man immer noch nicht, dann schmeißt sie den Ball jemanden anderen vor die Füße. Geduld hat Mia nicht, sie will IMMER spielen! Hebt man den Ball auf, dann fängt Mia entweder auf der Stelle an zu trippeln oder sie rennt gleich los. Wirft man nicht sofort, dann wird irgendwann gebellt. Man kann ihr jeden Gedanken im Gesicht ablesen. Zu süß! Ist sie kaputt und braucht mal eine Pause, dann rennt sie mit dem Ball unter eines der vielen Wohnmobile. Pausen dauern bei Mia allerdings nicht sehr lange, 5 Minuten später wird schon wieder nach dem nächsten Werfer gesucht. Und so sind wir alle damit beschäftigt, den ganzen Tag der Mia den Ball zuzuwerfen, bis Mami und Papi (spricht Claudia und Uwe) den Ball einsacken und Mia zu einer längeren Pause zwingen. Von alleine würde Mia nämlich nicht aufhören und bei dieser Hitze muss man schon aufpassen, dass sie sich nicht überspielt. Hechel, hechel! Wir staunen alle nur über Mias Energie - sie ist fitter, als wir alle zusammen!

Apropos fit ... Uwe und Claudia gründen die "Fitness by the pool"-Mitmachaktion. Janneke, Renate, Ilka und ich sind gleich dabei. Uwe sind das ein wenig zu viele Frauen und so macht er später sein eigenes Programm am Pool. Claudia bringt den Laptop mit und wir machen Bauch-Beine-Po mit Manuel. Ein 30-Minuten-Video, das es in sich hat. Beim ersten Mal falle ich fast mit einem Schwächeanfall um, denn ich mache den Fehler und gehe vorher noch eine Runde Joggen, um mich aufzuwärmen. Aufwärmen bei über 30°C und hoher Luftfeuchtigkeit??? ... wie blöd ist das denn??? Uns allen läuft der Schweiß in Strömen, und das beste kommt zum Schluss - die Abkühlung im Pool. Herrlich! Zusammen sind wir motiviert und es macht trotz der Anstrengung richtig Spaß! Natürlich kommt Muskelkater auf, aber wir machen fleißig weiter ... schließlich müssen die Weihnachtspfunde runter!

Abnehmen bei Hasta La Pasta ist allerdings so eine Sache, denn Marion ist eine fantastische Köchin und auch wir gehen das ein oder andere Mal unten im Restaurant essen. Hasta La Pasta hat seinen Namen nicht umsonst. René produziert im eigenen Nudelhaus super leckere, organische Nudelsorten in drei Geschmacksvarianten: Standard-, Kräuter- und scharfe Chilinudeln. Gut 800 bis 1000 Pakete verkauft René pro Monat in Paraguay. Und auch wir Camper können den 500gr Beutel für 10.000 Guaranís (≈ 1,50€) kaufen. Ich kann nur sagen: hat man erst einmal die Hasta La Pasta Nudel gegessen, kommt nichts anderes mehr auf den Teller! Ich bin neugierig, wie René die Nudeln macht und drehe an mehreren Tagen ein Video von der Pasta Produktion.


Hasta La Pasta Nudelproduktion

Jeden Samstag ist in San Bernadino der Mercado Alemán - der Deutsche Markt. San Bernadino wurde von Deutschen Auswanderern gegründet und es gibt noch viele hier, die Deutsch sprechen und Deutsche Köstlichkeiten produzieren. Marion oder René nehmen uns Camper in ihrem großen Van mit, in den gut 9-10 Personen rein passen. Helen muss leider beim Womo bleiben, denn die Sandstraße bis Altos ist zum Teil sehr ruppig und das tut im Moment ihrer Bandscheibe und dem Ischiasnerv nicht gut. Ich fahre immer mit, alleine schon der Gesellschaft wegen.

Auf dem Markt bekommt man sehr gutes Obst und Gemüse - allerdings sind die Preise etwas höher, als im Supermarkt, dafür ist die Qualität sehr gut. Deutsches Brot, deutschen Kuchen, importierte Ware (z.B. Kaffee und Haribo-Tüten), leckeren Käse und Camembert, hausgemachte Liköre und Crêpes, aber auch Klamotten und andere Schnickschnacks sind auf dem kleinen Markt zu finden. Für die meisten von uns ist aber Ralph, der Thüringer Metzger, einer der Hauptgründe hierher zu kommen. Schon von weitem riecht es lecker nach gegrillter Thüringer-Bratwurst und viele von uns essen die schon zum Frühstück um 9.30 Uhr. Man kann sie aber auch tiefgefroren im Viererpack kaufen und zum Grillen bei Hasta La Pasta mitnehmen.

Ursprünglich gab es nur diesen Markt in San Bernadino. Irgendwann haben sich aber die beiden Metzger gestritten und der Markt hat sich geteilt. Auf unserem Rückweg zu Hasta La Pasta halten wir dann immer noch beim zweiten Deutschen Markt, der in einer Halle nahe Altos stattfindet. Hier bekommt man im Prinzip fast das gleiche, nur das Gemüse fehlt. Beliebt sind die frischen Croissants aus dem Ofen und der Kaffee und Kuchen Stand von Caro. Sie backt alle Kuchen selbst und in der Regel kann man zwischen 10 verschiedenen Kuchen und Torten auswählen. Ein Stück Kuchen mit Kaffee liegt bei knapp 2€ und wer nach der Thüringer Wurst beim Ralph noch Platz im Magen hat, haut sich hier noch ein Stück Kuchen rein. Draußen vor der Halle sind lange Holztische mit Plastikstühlen aufgebaut und wir sitzen immer noch in einer lustigen Runde zusammen bevor es gegen 11 Uhr wieder nach Hause geht. Ein wirklich toller Service von Marion und René, denn die nächste Einkaufsmöglichkeit wäre Altos, das aber doch so um die 5km von Hasta La Pasta entfernt liegt. Dieses jedes Mal mit den Womos auf der Sandstraße zu fahren wäre für viele von uns einfach lästig, vor allem wenn man schon eine Markise aufgebaut und die ganzen Campingmöbel um das Womo herum platziert hat.

Ich decke uns Samstags also immer mit Obst, Gemüse, Joghurt, Milch usw. für die nächste Woche ein. Ab und zu fährt Marion auch noch Aregua zum Super6 Supermarkt und auch da können wir mitfahren, um die größeren Dinge wie Müsli und Getränke einkaufen zu können. Sehr praktisch! Kein Wunder, dass so viele Camper bei Hasta La Pasta ein längere Pause einlegen! Man hat alles, was man braucht und obendrein macht es einfach nur Spaß hier! Wir haben uns von Anfang an sehr wohl hier gefühlt und vor allem für Helen ist es ein idealer Ort, um den Rücken auszukurieren. Marion leiht uns sogar noch eine Infrarot-Lampe, damit Helen damit ihre Po- und Rückenmuskulatur entspannen kann.

Silvester ist erneut eine gemeinsame Party angesagt. Inzwischen ist Fabian (Renés Sohn) mit seiner Freundin Thora angekommen und die beiden helfen fleißig bei allen Vor- und Zubereitungen mit. Marion macht dieses mal Schweine-Rollbraten mit einem Schwäbischen Kartoffelsalat. Zum Nachtisch gibt es Tiramisu. Wie immer sehr lecker! Wir treffen uns alle um 18.30 Uhr zum Essen. Die Tische sind vor dem Restaurant draußen aufgebaut, damit wir später Platz zum Tanzen im Restaurant haben. Das Wetter spielt wunderbar mit und der letzte Tag des Jahres geht mit einem sehr schönen Sonnenuntergang zu Ende. Wir stoßen um 20 Uhr bereits auf das Neue Jahr an, denn dann ist es Mitternacht in Deutschland und der Schweiz. Prost Neujahr! Anschließend wird bis weit nach Mitternacht das Tanzbein geschwungen. Uwe hat im Vorfeld stundenlang die passende Musik zusammengestellt. Ach, das hat richtig mal wieder gut getan! Leider kann Helen dieses Mal nicht die Hüften schwingen und die Boobies wackeln lassen - ihre kaputte Bandscheibe gibt es einfach nicht her. Schade!

Um Mitternacht beobachten wir dann erneut das Feuerwerk über den Ypacarai See und Asunción und eine Stunde später kühlen wir die verschwitzten Tanzkörper im Pool ab. Der Vollmond leuchtet hinter ein paar Schleierwolken und wir sehen sogar einen Helo. Eine Eule kommt aus dem Nichts und taucht zum Trinken kurz den Kopf in den Pool und schon ist sie wieder weg. Das Wasser ist angenehm warm, viele von uns wollen gar nicht ins Bett, aber gegen 1.30 Uhr morgens ist die tolle Party dann leider zu Ende. Das Neue Jahr hat schon einmal sehr gut angefangen!


Silvester bei Hasta La Pasta

In den nächsten Tagen verlassen viele Camper den Platz - sie wollen weiter. Leider sind auch Janneke und Ralph darunter. Die beiden machen sich in Richtung Salta auf, um die Dakar Rally mitzuerleben. Dafür kommt Regula und wir freuen uns sehr über das Wiedersehen mit ihr. Regula und Jörg haben wir 2015 in Uruguay und am Golfo Nuevo getroffen und dann ein Jahr später wieder beim Lanín Vulkan. Immer alles per Zufall. Regula ist im Moment allerdings alleine unterwegs, da Jörg in die Schweiz zurück wollte. Helen berichtet von ihren Rückenproblemen und Regula ruft gleich Jörg an und erzählt ihm davon. Was wir gar nicht wussten ... Jörg ist Physiotherapeut. Er gibt Helen nicht nur gute Tipps über das Telefon, sondern auch die Gewissheit, dass sich ihr Bandscheibenproblem inklusive des gereizten Ischiasnervs mit der Zeit wieder von alleine heilen wird.

Komischerweise hat oder hatte jeder Zweite hier bei Hasta La Pasta auch schon Bandscheibenprobleme. Bei einigen hat es Jahre gedauert, bis die Besserung kam. Jeder gibt Helen irgendwelche Tipps - alles sehr gut gemeint, aber Bandscheibenprobleme sind sehr individuell. Was bei dem einen hilft, schadet dem anderen. Helen weiß schon gar nicht mehr, was sie machen soll und entsprechend frustriert ist sie. Jörg gibt Helen in seiner wunderbar ruhigen Art den Tipp nur das zu machen, was sich gut anfühlt. Ruhe vor allem, denn der gereizte Ischiasnerv muss sich erst einmal erholen. Helen ist merklich entspannter nach dem Telefongespräch mit Jörg und auch wieder besserer Dinge. Natürlich fällt es jemanden wie Helen extrem schwer, nichts zu machen. Ihr Tag besteht daraus im Bett zu liegen, zwischendrin mal die Infrarot-Lampe anzuschmeißen und ansonsten nichts zu machen, vor allem kein Bücken, Schleppen und Drehen des Oberkörpers. Insofern liegt die ganze Hausarbeit auf meinen Schultern - normalerweise teilen wir uns das. Für uns eine echte Lehre und Erfahrung, wie es sein kann, wenn einer von uns mal komplett ausfällt.

Hasta La Pasta stellt sich als idealer Ort für uns raus, um eine längere Pause vom Reisen einzulegen. Lange Fahrtage sind im Moment nichts für Helen und richtig laufen kann sie auch nicht ohne vorher eine Schmerztablette zu nehmen. Langweilig wird uns trotzdem nicht. Für mich gibt es immer was zu fotografieren. Jeden Abend werden interessante Insekten von unserem Licht im Womo angelockt - Käfer, Grillen, Falter und Schmetterlinge, Gottesanbeterinnen usw. Zum Glück bleiben die meisten davon draußen an unserem Moskitonetz hängen.

Dann haben wir diesen nervigen, verrückten Vogel, der ständig gegen unsere Fensterscheibe fliegt. Schon morgens mit dem ersten Lichtstrahl um 5.30 Uhr! (so gar nicht unsere Zeit zum Aufwachen!!!) hören wir alle 2 Minuten einen lauten Knall an unserem Seitenfenster. Ich mache das Rollo runter und beobachte sie. Sie sitzt auf dem Zaun, fängt an zu wippen und dann ... PENG ... ab gegen die Scheibe ... mit voller Wucht. Die Drossel hat einen Vogel! Wir haben reflektierende Folien auf den Scheiben und entweder hat die Drossel einen Partner gesucht, oder war in sich selbst verliebt oder wollte einen anderen Vogel füttern ... wir wissen es nicht! Aber das frühe Aufwecken nervt total, schließlich sind wir ja Langschläfer.

Nach ein paar Tagen spannen wir dann meine alte Yoga-Matte mit Wäscheklammern auf die Scheibe und denken, damit wäre Ruhe. Aber nein, die Drossel sitzt stattdessen auf unseren Scheibenwischern vorne und pickt mit dem Schnabel ständig an der Scheibe herum. Und dann kackt sie uns auch noch auf die Motorhaube! Helen bekommt eine echte Phobie und baut sich eine Schleuder, um mit den runden, harten Baumfrüchten den Vogel abzuschießen. Ich wache eines morgens auf und sehe, wie Helen vorne im Fahrerraum sitzt. Plötzlich geht die Tür auf und ich höre Helen schreien "Hau ab, du Scheißer!" Zum Totlachen!

Wir klemmen Pappen zwischen die Scheibenwischer und denken "So, jetzt ist aber endlich Ruhe!" Aber nein, die Drossel entdeckt unsere Solarzelle oben auf dem Dach und pickt darauf herum. Wir werden wahnsinnig! Wie kann ein einziger Vogel so penetrant sein ohne die Einschläge zu merken?

Aber auch am Boden kriecht das ein oder andere interessante Tier herum. Ich will Helen etwas dringendes mitteilen und renne vorne um unsere Motorhaube herum. Mitten in meinem Weg sitzt eine monstergroße Kröte. Einen Schritt weiter und ich wäre auf sie drauf getreten. Ihr breites Grinsen erschreckt mich fast zu Tode und ich schreie verschreckt auf. Vorsichtig gehe ich im hohen Bogen an ihr vorbei (ich hatte schon gehört, dass diese Kröten hier giftig sind!) und schnappe mir meine Kamera.

Die Kröte ist inzwischen am Maschendrahtzaun und sucht einen Weg auf die andere Seite. Aber sie ist so fett, dass sie nur den Kopf durch den Zaun bekommt. Ich mache meine Fotos und lasse sie anschließend in Ruhe. Später kommt Regula vorbei und ich erzähle ihr von der Kröte. Wir gucken uns um und finden die Kröte. Sie ist immer noch auf dieser Seite vom Zaun und versucht sich durch den Zaun zu drücken. Per Zufall lasse ich die Kamera laufen und wir lachen uns tot - die Kröte macht einen lustigen Handstand! Wir haben Mitleid mit ihr und wollen ihr helfen. Regula schnappt sich einen langen Palmenwedel und versucht die Kröte in Richtung Rotes Tor zu schieben. Das Vieh geht auf Abwehrstellung und faucht richtig. Oh, oh ...

Ich lese später im Internet nach, dass es sich um eine Kröte mit dem Namen Rhinella Schneideri (Schneiders Kröte) handelt. Sie ist in Argentinien, Paraguay, Uruguay, dem Amazonasgebiet, Bolivien und Brasilien weit verbreitet. Die Weibchen können bis zu 25cm groß werden, die Männchen 18 bis 20cm. Hinter dem Kopf und an den Hinterbeinen befinden sich Drüsen. Zur Verteidigung kann die Kröte ein Gift versprühen. Man soll nicht davon sterben, aber bekommt man es z.B. in die Augen, brennt es wie Feuer. Besser Abstand halten!


Rhinella Schneideri

Das Wetter im Januar ist wechselhaft. In der Regel haben wir tagsüber mehr als 30°C im Schatten. Häufiger zieht mal ein plötzliches Gewitter über uns rüber - meistens mit zwei Folgen: der Strom und damit das Internet, die Wasserpumpe und alles andere fällt aus und zweitens die erhöhte Luftfeuchtigkeit. Mehr als 90% Luftfeuchtigkeit haben wir meistens in Winnietwo. Wenn es nicht regnet, sind alle Türen und Fenster auf und der Ventilator läuft auf vollen Touren. Kartoffeln, Obst und auch das frische Brot verschimmeln in nur wenigen Tagen. Wir lernen unsere Lektion. Fortan lass ich das Brot in Scheiben schneiden und wir frieren es in der Tiefkühltruhe im Nudelhaus ein (Danke, Marion und René!) und nehmen es nur noch Portionsweise raus. Kartoffeln kaufe ich nur noch in kleineren Mengen. Tomaten und Bananen werden so schnell wie möglich verspeist. Wir checken unsere Schränke und Kisten regelmäßig auf Schimmelpilzbefall ab und der Ventilator läuft nun 24/7. Das bringt die Feuchtigkeit in Winnietwo auf 50-60% runter.

Uwe freut sich darüber, dass er mit uns zwei Sportbegeisterte Camper hat. Am Anfang war das Internet hier noch gut genug, um ein Fußballspiel live zu streamen, aber mehr und mehr lässt die Durchtaktrate nach. Zum Glück hat Uwe aber eine Claro-SIM-Karte in einem USB-Stick und damit ist er unabhängig vom WiFi. Und so gucken wir häufig mit ihm die Bundesliga und auch die Australian Open live. Dank uns entwickelt Uwe (ein Nürnberger!) sogar eine Miniminiweissnichtwohersympathie für den HSV! Leider bekommen wir bei den Ergebnissen der Hamburger mehr und mehr graue Haare.

Uwe hat auch die super Idee am Pool eine Kino-Nacht zu veranstalten. Claudia macht Popcorn, wir bringen Gummibären mit, Regula sorgt für ein paar Snacks und dann gucken wir alle zusammen inklusive Fabian und Thora Uwes Lieblingsfilm "Pulp Fiction". Muss ein Männerfilm sein, denn keine von uns Damen kann sich wirklich für diese Story begeistern. Trotzdem ein sehr netter Abend ... allerdings ohne Mückenschutzmittel nicht auszuhalten. Die Viecher sind nach dem vielen Regen überall! Kratz, kratz!

Nach der zweiten Kino-Nacht entdecken Regula und Claudia die riesigen Kakteenblüten, die nur nachts blühen. Tagsüber ist die Blüte komplett geschlossen. Claudia drückt Regula die super helle Taschenlampe in die Hand und wir beide machen mit Stativ eine ganze Stunde lang Fotos. Regula erweist sich nicht nur als perfekte Beleuchterin, sondern entdeckt auch noch ein geniales Spinnennetz mit Spinne in den Bäumen. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen ... die Kakteenblüten werden nie wieder so blühen, wie in dieser Nacht!

Es gibt noch unendlich viele kleine Geschichten, die man zu unserer schönen Hasta La Pasta Zeit erzählen könnte, aber der Bericht ist eh schon lang genug. Hier noch ein kurzes Video, das zeigt, wie nett die Gemeinschaft mit den anderen ist und wie viel Spaß wir hier haben.


Fun @ Hasta La Pasta

Mitte Januar laden uns Claudia und Uwe ein zwei Tage lang Sightseeing in der Umgebung zu machen. Dazu mehr im nächsten Bericht, den ich als solches mal ausgegrenzt habe.