16. - 17.01.2018: Yaguarón - Sapucai - Ita Kua - Caacupé

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Claudia und Uwe bekommen während unserer Zeit bei Hasta La Pasta Besuch von Bekannten aus den USA. Sie waren gerade auf einer Kreuzfahrt in der Karibik und machen einen "kleinen" Umweg über Buenos Aires nach Paraguay bevor es weiter nach Miami und dann Deutschland geht. Um Bonnie und Dave etwas von der Gegend hier zu zeigen, mieten Claudia und Uwe einen Wagen bei Erich, einem Deutschen Mechaniker, der nur um die Ecke von Hasta La Pasta wohnt. Doch Bonnie fühlt sich leider nicht so gut und so fallen die meisten Ausflüge ins Wasser.

Buchstäblich könnte man hier sagen, denn am Wochenende werden wir obendrein noch von einem schweren Gewitter erwischt und ein Blitz schlägt unweit ein, was zu einem 40-stündigen Stromausfall in der ganzen Gegend führt. Für uns Wohnmobilisten ist das nicht ganz so schlimm, denn wir haben ja Batterien und Wasser an Bord. In den Zimmern und Bungalows bei Hasta La Pasta geht aber gar nichts ohne Strom, denn die Wasserpumpe funktioniert dann natürlich auch nicht - also gibt es keine Dusche, keine Toilettenspülung, nicht einmal die Hände können gewaschen werden. Fabian schleppt für die Gäste Eimerweise Wasser aus dem Pool an. Wenn man wie Bonnie auch noch krank ist, dann hört der Spaß auf und so verlassen die beiden schon am Montag Mittag Hasta La Pasta und nehmen sich ein Hotelzimmer in Asunción beim Flughafen.

Da Claudia und Uwe den Mietwagen noch bis Mittwoch Nachmittag haben, laden sie uns ein zwei Tage Sightseeing mit ihnen zu machen. Was wir natürlich sehr gerne annehmen, denn wir haben ja so gut wie gar nichts bis dato von Paraguay gesehen. Helen schmeißt sich eine Schmerztablette rein, damit sie keine Probleme während der langen Autofahrt hat und zu unserer Freude kommt am ersten Tag auch Mia mit, die selbst ganz begeistert darüber ist.

Claudia und Uwe haben schon vieles in Paraguay gesehen, aber nicht alles ist mit einem großen Wohnmobil zu erreichen und deshalb stehen am ersten Tag zwei Dinge auf dem Plan, die die beiden ebenfalls noch nicht gesehen haben. Unser erster Stopp ist die tolle Franziskaner-Kirche in Yaguarón. Wir kommen gerade noch rechtzeitig um 11.30 Uhr dort an, denn der Kirchenmeister ist gerade dabei die Türen für die Mittagspause zu schließen. Claudia hatte Uwe schon während der Fahrt mehrfach darauf hingewiesen, dass er doch bitte ein wenig auf die Tube drücken sollte. Aber unser Jack no middle name Reacher lässt sich bekanntlich nie aus der Ruhe bringen und warum auch? Im perfekten Spanisch fragt er beim Kirchenmeister nach, ob wir nicht doch noch reinkommen können. Na claro! Die Türen gehen wieder auf, das Licht geht wieder an und wir staunen Bauklötze, denn die Kirche sieht von außen nicht wirklich attraktiv aus. Aber im Inneren ist sie spektakulär. Vor allem der Handgeschnitzte Altar und die Kanzel.

Die indigene Gruppe der Guaranís hat im 18ten Jahrhundert das Schnitzhandwerk von den Franziskaner-Mönchen gelernt, die hier die Einheimischen zum Christlichen Glauben überführen wollten. Der Altar sucht in der Welt seines gleichen. Dreidimensional mit fantastischen Holzfiguren, Säulen und feinsten Details. Wahnsinn!

Die Kanzel ist aus einem einzigen Stück Holz gearbeitet und hat die Form eines Bechers, der von einer menschlichen Figur auf dem Kopf getragen wird. Fantastisch ist auch die Decke der Kirche. Die Farben sind noch die gleichen, wie bei der Einweihung der Kirche 1772 - sehr kräftig! Mehrfach wurden Teile der Kirche in den letzten Jahrzehnten restauriert, aber dafür gibt es kein Geld vom Staat. Man verlässt sich komplett auf private Spenden und so kommt man nur Stück für Stück voran. Wir können in einem Nebenraum sehen, wie zerfressen die Holzdecke teilweise schon ist. Kein Wunder bei der hohen Luftfeuchtigkeit hier.

Auch wir leisten unserem Spendenbeitrag und schauen uns anschließend die Kirche noch einmal von draußen an, während Uwe Mia ein wenig Bewegung gibt.

Nächster Stopp ist die alte Bahnstation und Werkhalle von Sapucai. Claudia und Uwe sind hier bereits schon einmal gewesen und waren begeistert von dem Museum. Während die beiden mit Mia eine Runde spielen, schauen wir uns alles an. Mit Hilfe der Engländer wurde in Paraguay Mitte des 19ten Jahrhunderts die erste Eisenbahngesellschaft gegründet. Damit gehörte Paraguay mit zu den ersten Ländern in Südamerika, die über ein Eisenbahnnetz verfügten. 1861 lief die erste Dampflok in Asunción aus. 1911 sind die 370km bis Encarnación fertig.

Sapucai wurde 1894 fertiggestellt. Neben dem Bahnhof liegt die große Werkhalle, in der bis zum Jahre 2000 die Dampflokomotiven repariert und instandgehalten wurden. Überall liegen noch die alten Werkzeuge herum. Seit der Schließung hat sich hier nicht viel verändert.

Für Ausländer liegt der eigentliche Eintritt bei 10 US$ pro Person, von uns will der Mann an der Kasse aber nur den Preis für Einheimische haben - 10.000 Guaranís (≈1.50€). Super! Dafür lohnt sich der Besuch.


Sapucai Old Railway Station & Museum

Am Nachmittag geht es dann zum eigentlichen Tagesziel. Claudia hatte bei ihren Internetrecherchen zu Paraguay ein Foto von einer Anlage gesehen, die sich Ita Kua nennt. Laut Googlemaps ist die aber nur über eine etwa 7km lange Sandstraße zu erreichen, die für Wohnmobile definitiv zu schmal und holprig ist. Da wir heute bequem in einem Allrad-Jeep unterwegs sind, gibt es keine Probleme. Mia wird hinten im Heck etwas durchgeschüttelt, kennt die Fahrweise ihres Papas aber schon und nimmt das ganz gelassen hin.

Aus den vermeintlichen 7km werden am Ende ca. 4km. Wir wissen es nicht ganz so genau, denn die Wegweiser zur Anlage sind etwas verwirrend. Auf einem Schild sagt es nach etwa 3km, dass es jetzt noch weitere 4km sind und dann kommen wir 500m später um die Ecke und die Anlage liegt direkt vor uns.

Schon die Einfahrt sieht sehr gepflegt aus. Bäume und Gestrüpp des ehemaligen Urwalds sind gerodet worden. Heute sieht man dafür grüne Grasflächen á la Wimbledon, schick angelegte Wege und Zierpflanzen. Hauptattraktion sind aber die Sandsteinfelsen, auf denen die Kabinen gebaut wurden. Wir dachten, Ita Kua wäre ein echter Geheimtipp und sind überrascht, wie viele Fahrzeuge hier stehen. Der Eintritt liegt bei 30.000 Guaranís (≈4.50€) pro Person. Wir parken das Auto und machen uns zu Fuß auf die Anlage zu erkunden. Mia kann es gar nicht erwarten aus dem Auto zu springen. Zeit zum Stöckchenwerfen!

Es ist wahnsinnig heiß und die meisten Besucher gehen im Fluss erst einmal schwimmen. Das ist natürlich auch genau das richtige für Mia. Leider hat keiner von uns Badesachen dabei und so können wir der Süßen nur beim Spielen zugucken. Hat die es gut! Wir laufen anschließend noch die ganze Anlage ab und gehen dann im Restaurant ein Schnitzel mit Salat gefolgt von einem Eis essen.


Ita Kua

Für einen Besuch der Basilika in Caacupé reicht anschließend die Zeit nicht mehr. Das wird dann eben auf morgen verschoben. Entspannt, glücklich und zufrieden kommt wir am frühen Abend wieder bei Hasta La Pasta an. Jetzt muss erst einmal der Sprung in den Pool gemacht werden!

Am nächsten Morgen starten wir bereits um 9.30 Uhr. Mia darf heute leider nicht mit und ist entsprechend beleidigt. Dafür kommt Regula mit, die gestern leider Nudeln machen musste und deswegen nicht mit war. Die Fahrt nach Caacupé dauert weniger als eine Stunde.

Der Wallfahrtsort macht einen interessanten Eindruck. Schon von weitem sieht man die Basilika - ihr Dom thront über dem ganzen Dorf. Die Kirche wurde 1988 von Papst Johannes Paul II eingeweiht und jedes Jahr am 8. Dezember pilgern Gläubige aus dem ganzen Land hierher, um die Jungfrau von Caacupé zu sehen. Der Legende nach hat es einen Guaraní Indianer gegeben, der zum Christlichen Glauben übergetreten war. Er wurden von feindlichen Indianern verfolgt und versteckte sich auf einem Baum. Oben sitzend in der Krone des Baums betete er zur Jungfrau Maria um Hilfe, und die Verfolger ... Wunder, oh, Wunder ... ließen von ihm ab. Aus Dankbarkeit schnitzte er zwei Figuren aus Holz - eine größere und eine kleinere Maria. Die kleinere befindet sich heute in der Basilika.

Die Basilika ist von drinnen sehr schlicht gemacht. Die bunten Glasfenster sind ein Hingucker. Wir reihen uns in die Schlange der Pilger ein, um einen Blick auf die Maria zu werfen. Dann müssen wir uns beeilen, denn der Aufstieg zum Turm schließt in wenigen Minuten. Claudia und Regula sind direkt nach unserer Ankunft nach oben gelaufen, Uwe wartet draußen auf uns - Kirchen sind nicht so sein Ding. Auf dem Weg nach oben bewundern wir die Wandmalereien, die die Geschichte der Legende erzählen. Leider wurden Glasfenster installiert, um die Gemälde vorm Anfassen zu schützen. Der Blick von oben ist wenig spektakulär.

Anschließend laufen wir zum zweiten Wallfahrtsort in Caacupé. Neben der Kapelle mit dem Namen Tupasy Ykuá befindet sich die heilige Quelle des Ortes. Gläubige kaufen auf dem angrenzenden Markt Blaue Behälter, um sich das Wasser mit nach Hause zu nehmen. Helen und Claudia müssen Schweißgebadet nur mal kurz ihre Hände und das Gesicht waschen. In diesem Moment kommt ein kleiner Regenschauer vorbei. Er startet und endet exactamente in der Zeit, in der die beiden ihre Hände unterm Wasser haben. Ein göttliches Zeichen? Ja, denn Helen trifft nur Minuten später Papst Franziskus. Ihre Bandscheibenprobleme sind wie weggeblasen und sie küsst im tiefen Kniefall seinen Ring! Ein Wunder ist geschehen!

Wir runden den morgendlichen Ausflug in einem Eiscafé ab und wären erneut total happy gewesen, wenn nicht am Fenster des Mietwagens ein Strafzettel kleben würde. Falsch geparkt! Tatsache! Die kleine Auffahrt hat keiner von uns beim Einparken und Aussteigen bemerkt und nach vorne hin wäre sogar noch Platz gewesen. Dumm gelaufen! Die Strafsummer steht nicht drauf. Es ist lediglich vermerkt, dass man die Strafe in einer bestimmten Zeit bei der Municipalidad (Stadtverwaltung) bezahlen muss. Wir denken uns, dass sie bei Ausländern richtig auf die Kacke hauen und Uwe beschließt das erst einmal mit Erich, dem Autovermieter, zu besprechen.

Zurück bei Hasta La Pasta laden wir Claudia und Regula ab. Helen und ich schmeißen uns schnell in kurze Hosen, denn wir wollen Uwe zu Erich begleiten. Von mehreren Campern hatten wir bereits gehört, dass das Anwesen von Erich eines der Schönsten in dieser Gegend sein soll mit tollen Blick auf den See.

Erich begrüßt uns locker mit seinen vier - oder waren es fünf? - großen Schäferhunden. Während wir uns den Garten anschauen, bespricht Uwe mit Erich den Strafzettel und die Bezahlung für den Mietwagen. Für Unterhaltung ist gesorgt, denn eine großes Drosselküken wird von zwei kleinen Spatzen gefüttert. Da hat jemand die Eier im Nest vertauscht! Der "Kleine" hat mächtig Hunger und hält seine Eltern auf Trab.

In der Hitze laufen wir anschließend zu Hasta La Pasta zurück - es sind nur knappe 2km, oder so. Wir erzählen Claudia gerade von dem Besuch bei Erich, da sagt Helen ganz ruhig und cool "Was ist das denn da?" und zeigt mit der Hand auf meine Füße. Ich merke im selben Moment, wie sich was unter meinem Schuh bewegt. Ich stehen auf einer Schlange! Whoa! Mia legt mir immer Stöckchen neben die Füße und deswegen habe ich das wohl gar nicht richtig bemerkt. Die vermeintliche Schlange entpuppt sich aber als Doppelschleiche. Sie ist damit gar keine Schlange, sondern ein Beinloses Schuppenkriechtier. Der Name bezieht sich darauf, dass bei den Tieren manchmal auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist, an welchem Körperende sich der Kopf befindet.

Doppelschleichen sind die am weitesten an eine unterirdische Lebensweise angepassten Schuppenkriechtiere. Alle bis auf die Zweifuß-Doppelschleichen (Bipedidae) sind beinlos. Die Schuppen sind bis auf Reste am Kopf verschwunden. Die Tiere werden von einem derben, quer geringelten Hautsack umgeben, der zur Verwechslung mit Regenwürmern führen kann. Der gestreckte Körper ist drehrund, vorne und hinten gleich dick.

Die Tiere graben mit Hilfe ihres kräftigen Schädels, der im Erdreich ähnlich wie ein Bohrkopf eingesetzt wird. Die Nasenlöcher zeigen nach hinten, damit keine Erde hineinkommt. Auch der Schwanz ist kurz und stumpf, oder zugespitzt.

Doppelschleichen kriechen nicht nach Art der Schlangen oder Schleichen durch seitliches Winden des Körpers, sondern, in Anpassung an die Fortbewegung in engen Grabgängen, gestreckt. Dabei laufen wie bei Regenwürmern pulsartige Wellenbewegungen durch den Körper. So können sie zwar nur relativ langsam, dafür aber gleichermaßen vorwärts wie rückwärts kriechen. Die Rote Doppelschleiche (Amphisbaena alba) aus Südamerika wird 50 bis 70 Zentimeter lang.

Janneke und Ralph hatten sie vor ein paar Wochen schon einmal hier gesehen, als sie unter ihrem Landrover durchkroch. Nachdem wir alle unsere Fotos und Videos gemacht haben, schnappt sich René (Was regen die sich denn alle so auf?) einen Eimer und setzt sie hinter der Dumptoilette wieder aus. Das arme Vieh war total verwirrt.


Rote Doppelschleiche

Wir bedanken uns noch einmal bei Claudia und Uwe. Das hat wirklich Spaß mit euch gemacht! Und Helen ist happy, dass auch sie endlich mal ein wenig Action hatte. Das viele Liegen im Wohnmobil ist einfach sehr langweilig für sie. Zum Glück scheinen die beiden Tage den Ischiasnerv nicht verschlechtert zu haben.

Nachtrag zum Strafzettel: Erichs Frau ist mit dem Strafzettel am nächsten Tag nach Caacupé gefahren und musste 222.000 Guaranís blechen. Hinzu kommen 80.000 Guaranís für das Benzingeld. Alles in allem also gut 45€! Regula und wir möchten unseren Beitrag leisten und so laden wir Claudia und Uwe zum Pizza-Essen ein.