08. - 12.03.2018: Atyrá - Monday Wasserfall - Itaipu Damm - Tati Yupi

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Atyrá liegt sozusagen auf dem Weg zur Grenze für uns und so machen wir bei schönstem Sonnenwetter noch einen kurzen Abstecher zum Casa de Retiro Villa Marianella. Diese Hotel- und Klosteranlage sieht auf den ersten Blick alt aus, wurde aber tatsächlich erst 2008 eröffnet. Hier finden Konferenzen und andere religiöse Veranstaltungen statt. Ein Ort der Ruhe und Besinnung. Für uns Hobbyfotografen ein Leckerbissen. Jede einzelne der 92 Hotelzimmertüren ist mit einem eigenen Motiv geschnitzt. Kacheln, Fliesen und auch die Außenwände sind in tollen Mustern angelegt. Eiserne Tore und Fenster haben ebenfalls jeweils ihr eigenes Design. Rundherum und mittendrin ist eine gepflegte Kartenanlage. Der Eintritt ist kostenlos. Wer übernachten will, zahlt etwa 50US$ pro Nacht pro Zimmer.

Im Anschluss machen wir noch schnell einen kurzen Stopp bei der Iglesia San Francisco in Atyrá. Der Altar und die Kanzel stammen aus dem 18. Jahrhundert und beiden wurden von Guaraní-Indianer unter Anleitung der Franziskaner Mönche geschnitzt.

Da wir erst nach 18 Uhr Atyrá verlassen, schaffen wir die 150km Fahrt zu der angepeilten Tankstelle mit den leckeren Empanadas leider nicht mehr. 45km davor stellen wir uns in Coronel Oviedo auf eine Tankstelle. Es ist einfach zu dunkel zum Weiterfahren. Der Straßenbelag auf der meistgefahrenen Strecke zwischen Asunción und Ciudad Del Este ist nicht immer der beste, die Schlaglöcher sind im Dunkeln kaum zu erkennen und es herrscht noch rege Gegenverkehr, der uns mit den Scheinwerfern blendet. Wir gehen also kein Risiko ein und verbringen eine mehr oder weniger ruhige Nacht auf der Tanke.

Am nächsten Tag geht es weiter. Bei der Tankstelle mit den empfohlenen Empanadas nahe Caaguazú machen wir einen Brunch - die Empanadas sind okay, ein wenig trocken, aber wir decken uns anschließend noch mit Kuchen für die Weiterfahrt ein. Gemütlich rollen wir gen Osten und erreichen Ciudad Del Este 150km später gegen 15.30 Uhr. Wir biegen nach Süden ab und besuchen den Monday Wasserfall.

Ein großer Parkplatz mit einer Anlage, die noch im Bau ist, weist Wanderwege zu einigen Aussichtspunkten auf. Der Mann am Eingang will 20.000 Guaranís pro Person (≈ 3€) Eintritt haben. In iOverlander hatte ich gelesen, dass es in der Nähe noch einen Campingplatz gibt, von dem aus man auch die Fälle besuchen kann. Ich lasse Helen und Winnietwo deswegen erst einmal auf dem Parkplatz stehen und erkundige mich zu Fuß. Der Campingplatz liegt auf der anderen Straßenseite und der Besitzer will 15.000 Guaranís pro Person für die Nacht haben. Internet gibt es nicht, nur kalte Duschen - die Anlage ist allerdings sehr schön gepflegt und sehr grün.

Dennoch entscheiden wir uns dagegen. Wir haben noch genügend Zeit die Wasserfälle anzugucken, um dann anschließend noch bis zum Visitor Center für den Itaipu Damm zu fahren. Hier soll man kostenlos stehen können. Deswegen bezahlen wir die 40.000 Guaranís, nehmen uns was zu Trinken mit und laufen los, um uns den 40m hohen und 120m breiten Monday Wasserfall anzuschauen. Auf der kurzen Wanderung stellen wir fest, dass man von diesem Gelände aus gar nicht ganz bis zu den Fällen kommt - man hat lediglich einen Blick von weitem. Hmmmm ... und dafür haben wir bezahlt?

Wir laufen die Straße entlang und kommen um die Ecke. Dort gibt es einen weiteren Parkplatz und ein Besichtigungsgelände. Eintritt will zum Glück keiner von uns haben und so laufen wir einfach weiter bis direkt zum Wasserfall. Dort gibt es einen Aufzug, aber die Fahrt nach unten kostet ebenfalls 20.000 Guaranís pro Person - wir schenken uns das. Wo Wasser ist, sind auch viele Schmetterlinge in Paraguay. Sehr fotogen!


Monday Wasserfall

Schweißgebadet kommen wir wieder bei Winnietwo an. Schnell was Kaltes trinken und dann weiter. Bis zum Visitor Center sind es zum Glück nur 14km und der Verkehr hält sich in Grenzen. Kurz vor dem Itaipu Visitor Center soll das Büro liegen, bei dem man die Campingerlaubnis für Tati Yupi bekommt. Tati Yupi ist ein Naturschutzgebiet am Itaipu Stausee, das 17km nordöstlich vom Visitor Center liegt. Camping inklusive Strom und Wasser ist kostenlos, aber man muss vorher noch die Erlaubnis beantragen. Leider hat das Büro schon geschlossen. Wir sollen morgen noch einmal wiederkommen.

Und so fahren wir einen Kilometer weiter und stellen uns auf den Parkplatz beim Itaipu Visitor Center. Es ist nach 17 Uhr und wir sind ganz alleine da. Ich spreche mit einem Sicherheitsmann und frage, ob wir hier übernachten dürfen. Er muss sich erst die Erlaubnis vom Vorgesetzten holen, der aber nicht auffindbar ist und so werde ich an die Guardia (die Eingangspolizei zum Itaipu-Gebiet) verwiesen. Die haben auf der anderen Straßenseite auch einen großen Parkplatz, aber leider ohne Strom und Wasser. Aber wir können dort gerne die Nacht verbringen.

Vom ersten Sicherheitsmann bekomme ich die Info, dass es heute Abend um 21 Uhr noch eine Nachttour zum Damm gibt. Sie wird nur jeden Freitag und Samstag durchgeführt und dauert etwa eine Stunde. Normalerweise muss man sich über das Internet eines der kostenlosen Tickets besorgen, aber ab 19.30 Uhr kann man auch direkt im Visitor Center sein Glück versuchen. Ich stelle mich in die Schlange und wir bekommen tatsächlich noch zwei Tickets für den Abend. Super!

Solange wir auf der Tour sind, können wir auf dem Parkplatz des Visitor Centers stehen bleiben, was wir auch machen, denn es gibt tatsächlich einen Stromanschluss an manchen Parkplätzen. Ich muss dafür allerdings erst einmal den richtigen Adapter suchen. Wir reißen alle Türen auf - es sind immer noch weit über 30°C im Schatten, obwohl die Sonne schon lange untergegangen ist. Unsere Ventilatoren laufen auf vollen Touren und der Kühlschrank wird noch eine Stufe höher gestellt.

Wir machen uns schnell was zu essen und sind dann pünktlich um 20.45 Uhr beim Bus Nr. 2. Fünf Busse mit je 50 Leuten sind heute Abend zum Damm unterwegs. Wir sind die einzigen Ausländer! Kein Wunder, denn auch wir wussten von dieser Tour vorher gar nichts und freuen uns deswegen auf etwas Neues. 2002 waren wir während unserer Kumuka-Tour schon einmal hier, aber damals gab es nur die Tagestour zum Damm und an die können wir uns heute nur noch vage erinnern.

10 Minuten später sind wir am Damm, der im Stockdunklen nur zu erahnen ist. Bei der Aussichtsplattform werden wir aus dem Bus entlassen. Es folgt ein 5-minütiges Informationsvideo auf Spanisch mit Englischen Untertiteln und dann wird ganz dramatisch die "Luminación" angekündigt. Gespannt warten wir auf das Ereignis. Dramatische Musik erklingt und im Takt werden Stück für Stück 3km des insgesamt 7km langen Damms angestrahlt. Hier das Video dazu:


Itaipu Damm - nächtliche Lichtschau

Wir lesen später, dass 600 Flutlichter mit je 1200kW für die nächtliche Lichtschau sorgen. Schön anzusehen! Das Spektakel dauert aber nur ganze 20 Minuten und dann geht es mit dem Bus wieder zurück - entlang des immer noch angestrahlten Damms, aber leider sitzen wir auf der falschen Seite im Bus. Für umsonst ist diese Tour aber absolut zu empfehlen.

Wir verbringen eine ruhige Nacht auf dem anderen Parkplatz und machen uns am nächsten Morgen dann auf, um die Erlaubnis für Tati Yupi zu bekommen. Kein einfaches Unterfangen. Die Dame im ersten Büro stellt nur Tagestickets aus, ich soll mal beim Büro der "Área Protejida" nachfragen. Das Büro liegt 500m weiter auf dem gleichen Gelände - ich breche in Schweiß aus, es ist monsterheiß und schwül. Alles umsonst, denn am Samstag arbeitet hier keiner. Ich also wieder zurück zur ersten Dame. Dort lasse ich mir vorsichtshalber eine Tageserlaubnis ausstellen, dann kommen wir wenigstens schon einmal rein und dann kann ich vor Ort ja immer noch nach der Campingerlaubnis fragen.

Anschließend geht es zurück zum Parkplatz beim Itaipu Visitor Center. Bayern spielt heute gegen den HSV und wir wollen den Stromanschluss und das Internet zum Gucken nutzen. Unsere neue Claro-SIM-Karte hat einen ganz schlechten Empfang hier, aber das Internet ist schnell genug für den Livestream. Allerdings muss ich mich alle 10 Minuten wieder auf den Server von Itaipu anmelden. Bis wir alles herausgefunden haben, steht es schon 2 zu Null für die Bayern und wir sehen live das 3 zu Null. Keine 25 Minuten sind vorbei und der HSV peilt schon wieder eine hohe Niederlage an. Am Ende ist es 6 zu Null und damit hat der HSV 50 Gegentore in den letzten 8 Spielen bei den Bayern kassiert - soviel wie keine andere Mannschaft in der Bundesliga! Diese Woche rollten schon gewaltig Köpfe im HSV Vorstand und in der Führungsriege, ob Bernd Hollerbach es bis zum Ende der Saison schafft, ist fraglich. Der HSV sieht nicht nur, sondern spielt auch wie ein verdienter Absteiger.

Entsprechend schlecht gelaunt, brechen wir gegen 13 Uhr auf und fahren zum Tati Yupi Naturschutzgebiet. Aus irgendeinem Grund ist die Hauptstraße ab Visitor Center gesperrt, wir müssen uns mit vielen anderen durch die engen Straßen vom Stadtteil Hernandarias winden - die Einheimischen geben uns freundliche Hilfe. Wir machen noch einen schnellen Einkaufsstopp - Joghurts, Obst und Brot für die nächsten beiden Tage.

Gegen 15 Uhr kommen wir in Tati Yupi an. Ich spreche gleich mit dem Sicherheitspersonal und wir bekommen ohne Probleme die Campingerlaubnis. Für Wohnmobile gibt es einen sehr schönen Platz unter den schattigen Bäumen neben dem Toiletten- und Duschhaus. Der Stromanschluss funktioniert auch - was wollen wir mehr! Super!

Wir schauen uns das Gelände an - am Wochenende ist es hier natürlich voll mit Einheimischen. Busse voller Schulklassen sind heute vor Ort und die Kleinen sind ganz begeistert von der Kutschfahrt und der Traktorfahrt mit großem Anhänger. Uns sind das zu viele schreiende Kinder und so gehen wir erst einmal in aller Ruhe spazieren. Viel ist im Moment nicht zu sehen. Vom Pier hat man einen netten Blick über den Stausee - Baden verboten!

Es folgt Käsekuchen mit Cappuccino und wir nutzen den Nachmittag zur Entspannung. Helen hat sich gestern in Atyrá leider wieder den Rücken leicht verletzt, als sie aus Versehen eine Stufe übersehen hat. Sie ruht sich aus, geht aber später noch eine große Runde wandern. Ich setze mich an den Computer und arbeite an unserer Webseite. Wir werden in den nächsten Wochen hoffentlich viel sehen und ich habe mir vorgenommen, die Fotos, Videos und Berichte möglichst zeitnah zu bearbeiten, damit wir nicht wieder Monatelang mit unserem Webupdate hinterher sind. Man wird sehen, ob es gelingt.

Ab 16 Uhr sind alle Besucher in Tati Yupi weg und wir haben die ganze Anlage für uns alleine, wenn man mal von den Mitarbeitern hier absieht. Es ist auch nachts angenehm ruhig und wir schlafen endlich mal wieder ganz genüsslich aus. Sonntags ist es wieder tagsüber voll hier, aber die Leute machen hier ganz entspannt einen Grilltag OHNE laute Musik. Eine ältere Dame klopft an unsere Tür - ob wir eine Schmerztablette für sie gegen Kopfschmerzen haben? Ja, ich habe noch eine ganze Reihe von Ibuprofen-Tabletten von meiner Gelbfiebererkrankung.

Am späten Nachmittag sind wir die einzigen auf der kurzen Kutschtour durch den Wald. Viel zu sehen gibt es nicht, aber die 10 Minutenfahrt ist entspannt und angenehm. Helen ist begeistert von den gepolsterten Sitzen - gut für den kaputten Rücken. Anschließend gehen wir noch ein wenig Spazieren bis der erste Regenguss kommt. Die Wolken am Himmel sehen bedrohlich dunkel aus, aber der Schauer dauert keine fünf Minuten und schon ist es wieder sonnig.


Tati Yupi Naturschutzgebiet

Wir schlafen am Montag aus - es ist herrlich ruhig heute morgen, denn der Park ist für Besucher geschlossen. Gegen 11.30 Uhr packen wir zusammen. Dabei stelle ich fest, dass Termiten die Schwarze Ummantlung unseres Stromkabels an einigen Stellen abgefressen haben. Die drei darunter liegenden Kabel sind aber intakt. Wir verabschieden uns von den netten Sicherheitsleuten und fahren nach Ciudad Del Este. Bevor es über die Grenze nach Brasilien geht müssen wir noch Tanken und Einkaufen gehen.

Gegen 13.30 Uhr kommen wir auf dem Parkplatz des Itaipu Visitor Centers an. Wir bekommen Karten für die 14 Uhr Tour und schauen uns den Damm noch einmal bei Tageslicht an. Von dieser Tour sind wir allerdings etwas enttäuscht, denn wir halten nur an einem Aussichtspunkt und ich muss die restlichen Fotos durch die verdreckten Fenster des Busses machen.

Da wir beim ersten Supermarkt nicht alles bekommen hatten, fahren wir noch einmal zu SuperSeis. Ich decke uns vorsichtshalber noch mit Nescafé Cappuccino ein. Wer weiß, ob wir das in Brasilien bekommen. Gegen 17 Uhr geht es dann zur Grenze ... mitten durch den Feierabendverkehr von Ciudad Del Este. Es dauert 1 3/4 Stunden ehe wir uns durch den Verkehr gewühlt und an beiden Grenzen unsere Formalitäten erledigt haben. Bem-vindo ao Brasil!

Ehe wir uns versehen, ist die Sonne untergegangen. Wir hatten uns für heute Abend mit Claudia und Uwe auf dem Paudimar Campingplatz in Foz do Iguaçu verabredet. Da wir dort aber nicht so spät noch 20 US$ fürs Campen ausgeben wollen, checken wir schnell den kostenlosen Stellplatz am Flughafen aus, der im iOverlander erwähnt wird. Außerdem brauchen wir Brasilianisches Geld und das bekomme ich an einem Automaten im Flughafengebäude.

Anschließend fahren wir zum Paudimar und ich steige schnell aus, um Claudia und Uwe zu sagen, dass wir hier sind und morgen auf Mia aufpassen können. Die beiden sitzen mit Rainer und einem Holländischen Paar im Restaurant am Pool. Mia bekommt sich vor Freude mich zu sehen gar nicht wieder ein. Ja, Süße, ich habe dich auch ganz doll vermisst!!!

Uwe gibt mir einen guten Tipp für einen ruhigen und sicheren Stellplatz um die Ecke vom Paudimar und ich versprechen morgen früh um 8.30 Uhr beim Paudimar zu sein, damit Claudia, Uwe und Rainer die Tour zu den Iguaçu Wasserfällen auf der Argentinischen Seite machen können. Aber dazu alles weitere im nächsten Bericht.