29.04. - 01.05.2018: Ballon Festival in Torres

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Gegen 17 Uhr biegen wir von der Autobahn ab und fahren nach Torres rein. 2km weiter stecken wir im Stau. Bis zum Ballonpark sind es noch einmal 2km und wir kommen nur noch im Schritttempo voran. Die Autoschlange vor uns ist auf der Suche nach Parkplätzen. Männer am Straßenrand winken wie wild mit den Armen ... hier ist noch ein Parkplatz frei! ... und wollen 10 R$ dafür haben. Die vermeintlichen "Parkplätze" sind Betriebsgelände, Seitenstreifen, Wiesen ... wo immer auch nur ein Meter Platz ist. Ein gutes Geschäft für diese Entrepreneure!

Wir wollten entweder auf den nahe gelegenen Campingplatz oder auf einen größeren Platz beim Ballonpark parken ... aber ob da überhaupt noch was frei ist? Da ich eh zu Fuß schneller bin, als Winnietwo, steige ich aus und laufe den letzten Kilometer. Der Parkplatz beim Ballonpark ist brechend voll. Selbst wenn da noch was frei wäre, kämen wir da nicht mehr rein ... die Fahrzeuge stehen viel zu eng beieinander. Um die Ecke sehe ich das Schild "Estacionamento". Eine Frau sitzt vor der Einfahrt von einem Gelände und ich frage sie, ob noch Platz für einen Furgon (so heißt unser Transporterwagen hier) ist. Sie schickt ihren Sohn los, der findet auch einen Platz, aber wenn wir die Nacht über bleiben wollen, dann müssen wir 50 R$ statt der beschilderten 10 R$ bezahlen. Toilette und Dusche gibt es nicht ... und dafür sollen wir dann 12.50 € bezahlen? Nein, danke!

Helen hat es inzwischen bis zum Ballonpark geschafft. In der Nebenstraße haben sich jetzt einige Autos in das Halteverbot am Straßenrand gestellt, denn die ersten Heißluftballons steigen auf und jeder will dieses Spektakel sehen. Polizei ist weit und breit nicht zu sehen und so winke ich Helen von weitem schon zu ... komm her! Helen bleibt anschließend beim Fahrzeug, denn sie kann von dort aus die Ballons schon sehen. Ich schnappe mir die Kamera und renne los. Quer über den großen Parkplatz auf ein paar Wohnmobile zu. Ich denke mir noch, die sind bestimmt schon seit ein paar Tagen hier und haben sich den Panoramablick gesichert. So ist es dann auch ... die Womos stehen direkt am Zaun und die Besitzer können von ihren Campingstühlen aus das Geschehen beobachten.

Der Maschendrahtzaun ... ja, so etwas gibt es auch in Brasilien! ... ist ganz schön hoch und wenn man ihn nicht im Bild haben will, dann muss man mit voll ausgestreckten Armen seine Fotos schießen. Das ist ja nun gar nicht so mein Ding! Gegenüber auf der anderen Seite des Geländes ist eine Besuchertribüne. Die ist aber schon proppenvoll und ehe ich da bin, sind die Ballons bestimmt schon alle weg. Hmmm ... ich gucke links ... ich gucke rechts ... und entdecke ein Loch unten im Zaun. Jemand anderes hat da die Maschen etwas aufgeschnitten - genügend Platz, um durchzukrabbeln. Um mich herum stehen viele Menschen, aber keiner schummelt sich durch das Loch. Ach was, ich bin Ausländerin und kenne die Regeln hier eh nicht. Ab auf die Knie und schon bin auch auf der anderen Seite des Zauns.

Jetzt kann ich frei auf dem Ballongelände herumlaufen und direkt an die Ballons ran. Super! Direkt vor mir wird gerade ein dickes Huhn aufgeblasen und daneben ein Stier. Mannomann, die Teile sind ja riesig! Ich verrenke mir fast den Nacken. Auf dem Boden liegen mehrere noch nicht aufgeblasene Ballons ... sagt man das bei Heißluftballons eigentlich? ... aufblasen, meine ich? Na ja, egal! Um mich herum höre ich überall das Zischen der Brenner. Es wird zuerst Luft mit einem Propeller in die Ballonhülle geblasen und dann anschließend der Brenner eingeschaltet, um diese Luft zu erwärmen. Nach und nach richten sich so die Ballons auf. Ich kenne das schon aus Australien, wo ich 1995 und 1997 jeweils einen Ballonflug über Alice Springs gemacht habe. Dennoch ist das immer wieder spannend mit anzusehen.

Kurz vor 18 Uhr geht die Sonne unter. Jetzt steigen auch keine Ballons mehr auf und ich denke schon, dass das Ende des heutigen Ballontages gleich erreicht ist und die meisten Besucher wohl nach Hause gehen. Dann dürfte genügend Platz für uns auf dem angrenzenden Parkgelände sein, das auch nichts kostet. Damit sichern wir uns dann schon einmal einen guten Parkplatz für morgen und die Nacht können wir hier auch locker verbringen - andere Wohnmobile stehen ja auch hier.

Und so kommt es dann auch, allerdings müssen wir noch eine Dreiviertelstunde warten, bis die Autos vom Parkgelände gefahren sind. Es herrscht leichtes Chaos an der Ausfahrt und auf den Straßen ist schon wieder Stau angesagt. Gegen 18.45 Uhr können wir dann aber einparken. Ich hatte auf meinem Rückweg zu Winnietwo gesehen, dass ein großes Europäisches Expeditionsmobil vorne am Eingang zum Parkgelände hinter ein paar Bäumen geparkt ist. Ein idealer Platz, um im Zweifelsfalle schnell das Gelände verlassen zu können. Wir stellen uns also direkt daneben und laufen dann beide noch einmal zum Ballonpark rüber.

Helen freut sich, dass ich die Lücke im Zaun entdeckt habe, denn sie hat noch nie Heißluftballons aus dieser Nähe gesehen oder ist mit einem in der Luft gewesen. Der Haupteingang zum Innenraum wird von Wachpersonal kontrolliert. Man muss wohl eine Kreditierung haben und zu einem der Teams gehören, um hier rein zu kommen. Im Prinzip auch richtig, denn es ist nicht ganz ungefährlich sich zwischen den Ballons zu bewegen. Die Brenner stoßen eine riesige Flamme aus, Schnüre liegen überall herum, Ballonautos fahren in Position ... wir müssen aufpassen, nicht im Weg zu stehen.

Der Ballontag scheint jedenfalls noch lange nicht zu Ende zu sein. Zu toller Musik aus den 80er und 90er Jahren werden mehr und mehr Ballons aufgeblasen. Irgendwann entnehme ich der Lautsprecheransage das Wort "Night Glow". Ach ja, das hatte ich ja total vergessen, heute ist ja die nächtliche Beleuchtung der Ballons angesagt.

Die Ballons sind mit einem Seil an Autos befestigt, damit sie nicht abheben. 65 Ballons sollen hier dieses Jahr in Torres sein. Seit 30 Jahren findet diese Veranstaltung statt und sie ist berühmt in ganz Brasilien. Und wir sind wieder einmal live dabei! Hinter den Ballons geht jetzt auch noch der Vollmond auf und der Ballonpark füllt sich wieder mit Besuchern.

Helen fragt beim Stier mal nach, ob sie mal kurz mit in die Luft gehen kann. Nein, leider nicht, aber die jungen Männer erlauben ihr auf der Korbkante Platz zu nehmen. Extra fürs Video und Foto schmeißen sie den Brenner voll an und Helen bekommt Angst um ihre Haare. Die Hitze hinter ihr ist enorm. Aber zum Glück schmelzen ihre Locken nicht.

Um 19.30 Uhr ertönt über die Lautsprecher der Hochzeitsmarsch. Da muss wohl jemand heute geheiratet haben. Die Ballonfahrer lassen zum ersten Mal im Takt ihre Brenner mitlaufen. Ein tolle Kulisse für die Hochzeitsfeier! Inzwischen sind mindestens 30 Ballons auf dem Gelände in zwei Reihen aufgebaut und wir stehen mittendrin. Total geil!

Um 19.50 Uhr ertönt dann die tolle und fetzige Musik von Jean Michel Jarre und die Ballonsfahrer lassen zum ersten Mal alle Brenner voll laufen. Ein reines Blinklichtgewitter - unglaublich schön anzusehen! Wir bekommen eine Gänsehaut und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus.

Es folgt ein Gebet oder so - wir verstehen leider kein Wort, aber von der Tonlage her müsste es ein Gebet gewesen sein - und dann folgt der Countdown für das "Night Glow". 10-9-8-7-6-5-4-3-2-1 ... ACEITE! Wow! Fantastisch! Unbeschreiblich schön! Schaut euch einfach das folgende Video dazu an.


Ballon Festival - Teil 1 - Night Glow

Anschließend wird noch jeder teilnehmende Ballon vorgestellt und dann ist Schluss für heute. Wir sind total aufgedreht. Das hat sich wirklich gelohnt hierher zu kommen! Uns knurrt der Magen vor Hunger und da ich absolut gar kein Bock zum Kochen jetzt habe, gehen wir auf das Veranstaltungsgelände. Es gibt einen Foodcourt mit Pizza, Burgern und anderen Leckereien. Wir gönnen uns je einen Burger (20 R$ = 5€). Die Pommes sind dem Stand leider schon ausgegangen, aber der Burger ist groß - die frisch gebratene und sehr gut gewürzte Bulette ist aus 180gr Hackfleisch gemacht. Das sättigt und ist lecker - kein gepresster McDoof-Scheiß!

Mir tun die Beine vom vielen Stehen weh und wir freuen uns anschließend auf eine Tasse Tee und unser ruhiges Zuhause. Morgen früh um 7 Uhr soll einer der Ballonwettbewerbe hier sein und den wollen wir uns natürlich auch angucken. Wir kommen aber erst gegen Mitternacht ins Bett. Auf dem Veranstaltungsgelände gibt es eine große Bühne und heute Abend spielt ein Brasilianische Band, die bekannt sein muss, denn wir hören von weitem noch das Kreischen der Mädels und leider auch die dumpfen Bassgeräusche bis 1 Uhr morgens.

Um 7 Uhr wecken uns dann die lauten Geräusche von draußen. Massenhaft Autos sind im Anmarsch, um den Ballonwettbewerb zu verfolgen, und der Ballonpark füllt sich schnell. Ich schmeiße mich in die Klamotten und gehe draußen mal schauen, was denn schon los ist. Ein Blick zum Himmel reicht, die ersten Ballons sind schon im Anflug. Keine Zeit für eine Tasse Tee! Ich schnappe mir die Kamera und sage Helen Bescheid. Die ist schlagartig hellwach und schmeißt sich ebenfalls in die Klamotten.

Wir krabbeln wieder durch das Loch im Zaun und sind 2 Stunden live dabei, wie die 65 Ballons versuchen so nah wie möglich ihre Markierungen (eine gelbe Stoffschnur mit einem Sandsack am Ende) über dem großen gelben Kreuz inmitten des Felds abzuwerfen. Wir erfahren später von einer Dame, die zum Veranstalter gehört, dass sich die Ballonfahrer schon um 3.30 Uhr morgens zur Lagebesprechung getroffen haben. Die Windrichtung und -stärke bestimmt den Start- und Landeplatz. Testballons werden dazu verwendet und dann wird gemeinsam beschlossen, wo es gegen 6.30 Uhr los gehen soll. Bei 65 Ballons starten natürlich nicht alle gleichzeitig, sonst gebe es über dem Landepunkt ja einen Zusammenprall. Es steckt viel Taktik dahinter, wer wann los fliegt, in welche Höhe er auf oder absteigt, mit welcher Geschwindigkeit usw., damit man so nah wie möglich an die Markierung ran oder drüber weg fliegt.

Das Publikum ist begeistert ... offensichtlich herrschen heute morgen gute Bedingungen, denn recht viele der Ballons erreichen den Ballonpark und die Fahrer werfen ihre Stoffschnur vor unseren Augen ab. Zwei kommen dem Ziel ganz besonders nah. Der Ballon mit der Nummer 7, ein Brasilianer, trifft mit seiner Schnur ins Bullauge - keine 7cm von der absoluten Mitte des etwa 2m großen Kreuzes. Die Nummer 30 liegt nur etwa 150cm davon entfernt. Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass diese Ballons keine Ruder oder Steuer haben.

Wir beobachten einen Ballon, der direkt in eine Baumkrone rast - mit Absicht oder nicht, wissen wir nicht ganz genau. Auf unserem Video sieht man, dass es möglicherweise absichtlich war, um den Ballon abzubremsen, denn der Fahrer hätte auch locker den Brenner anschmeißen können, um drüber hinweg zu fliegen. Andere kommen weit vom Ballonpark entfernt zwischen den Häusern runter. Auch da ist absolute Fahr- und vor allem Landekunst gefragt. Teilweise kommen die Ballons rasant schnell runter und der Korb knallt förmlich auf den Boden und wird dann in einer Schräglage über den Rasen geschliffen, bis Helfer sich auf den Korb schmeißen und ihn zum Stehen bringen. Die Insassen müssen zum Teil gewaltige Blaue Flecken am Körper haben.

Ein Ballon rast fast in einen anderen schon gelandeten Ballon rein (auch das habe ich auf Video festgehalten!) und schrabt ganz knapp dran vorbei - vom Publikum ist deutlich ein lautes Raunen zu hören. Auf dem Gelände sind Tausende von Besuchern. Wie bei der Formel 1 ist viel Dramatik und Spannung in dieser Veranstaltung. Wir sind auch ganz begeistert und beobachten das Geschehen bis zum Ende. Interessant, wie die Ballons eingepackt werden.


Ballon Festival - Teil 2 - Ballonwettbewerb im Ballonpark

Gegen 9 Uhr ist die morgendliche Veranstaltung zu Ende. Heute Nachmittag um 16 Uhr gibt es einen weiteren Wettkampf. Insgesamt sind es 7 in den 5 Veranstaltungstagen. Sieger ist am Ende der, der über alle Wettbewerbe hinweg die kürzeste Distanz zum Kreuz geschafft hat. Wir erfahren außerdem, dass es heute Abend am Praia Grande, dem großen Hauptstrand von Torres, ein weiteres Night Glow geben soll. Da müssen wir hin! Das ist bestimmt noch besser, als das von gestern Abend.

Aber jetzt ist erst einmal Frühstück angesagt. Während wir uns mehrere Tassen Tee und unser Müsli reinziehen, beschließen wir runter zum Strand zu fahren. Laut iOverlander soll es einen Stellplatz für Wohnmobile nur wenige Straßenblöcke vom Strand geben. Wir bräuchten eigentlich mal wieder eine Dusche. Und so packen wir nach dem Frühstück alles zusammen.

Unser Nachbar ist draußen und wir begrüßen uns. Angie und Chris sind aus der Schweiz und haben vor ein paar Tagen ein Ballonteam unweit von Torres bei den Canyons kennengelernt. Sie bekommen Insiderinformationen und Zugang zu all den Gebieten, die für den normalen Besucher gesperrt sind. Sie sind genauso begeistert von dieser Veranstaltung und wir wundern uns gemeinsam, dass wir hier scheinbar die einzigen Touristen außerhalb von Brasilien sind.

Gegen 11 Uhr fahren wir los und versprechen Chris und Angie die Infos zum Campingplatz per WhatsApp zu schicken. Der Platz ist wirklich gut gelegen und es stehen gut 10 Womos drauf, aber das eiserne Schiebetor ist geschlossen und der Besitzer ist nicht vor Ort. Ein anderer Camper sagt, ich soll die Nummer auf dem Schild anrufen. Zum Glück gibt es eine schnelle und offene WiFi-Verbindung und so rufe ich per Skype die Nummer an, aber niemand nimmt ab. Ein anderer Camper öffnet das Tor und lässt mich schnell eine Runde auf dem Platz drehen. Eine Toilette gibt es nicht, nur kalte Außenduschen, allerdings ist an jedem Platz ein Strom- und Wasseranschluss. Laut der anderen Camper soll die Nacht hier zwischen 60 und 80 R$ kosten. Hmmm ... die Nebenstraßen am Strand sind breit und dort ist viel kostenloser Stellplatz. Sicher scheint Torres auch zu sein und so beschließen wir uns lieber dort hinzustellen. Wir schicken Chris und Angie eine entsprechende WhatsApp und finden 5 Minuten später eine ruhige Seitenstraße nur einen Straßenblock vom Strand entfernt. Wir parken absichtlich vor einer kleinen Appartementanlage - dort sollte Winnietwo sicher stehen können.

Anschließend ziehen wir uns ein paar Turnschuhe an. Wir wollen mal den Strand erkundigen und gucken, wo heute Abend das Night Glow stattfinden könnte. Es weht eine leichte Brise und die Sonne scheint. Der Strand ist, wie so viele hier in Brasilien, ein toller, weißer Sandstrand ... kilometerlang zum Laufen ... und gut gefüllt, da morgen ein Feiertag (1. Mai) ist.

Aus dem "Lass uns schnell mal gucken ..." wird dann eine 4-stündige Wanderung. Es geht von einem Strand zum nächsten über die gut gemachte Strandpromenade. Wie immer gibt es was zum gucken: Tattoos ohne Ende ... Stringtangas, die den Damen mehr oder weniger stehen ... Kite-Surfer usw. Wir kommen an einem Madonna-Schrein vorbei und klettern anschließend die Felsen hoch und runter - Helen zählt mal wieder die Stufen.

Torres ist nach den Basalttürmen benannt, die durch Erosion an den Stränden entstanden sind. Schön anzusehen und eine tolle Kulisse für Hochzeitsfotos. Ein Paar lässt sich professionell ablichten. Ob das die von gestern Abend sind, die während des Night Glows gefeiert wurden?

Auf dem Rückweg kommen wir an einem Restaurant vorbei und eine Frau isst gerade sehr lecker aussehenden panierten Fisch mit Pommes und Reis. Es ist 15.20 Uhr und wir haben Hunger. Ein kurzer Blick zwischen uns reicht und wir lassen und von der jungen Serviererin die Speisekarte geben. Helen zeigt nur auf das Essen der Dame und fragt, welches Gericht das denn ist? Es ist gleich das erste auf der Speisekarte und die Dame am Tisch bestätigt mit vollem Mund und einem Daumen-hoch-Zeichen, dass es sehr lecker ist. Für 50 R$ (12,50 €) gibt es die Fischplatte für 2 Personen - da können wir nicht dran vorbei und nehmen Platz.

Super lecker das Ganze, vor allem der Fisch. Wir fragen beim Bezahlen nach, um welchen es sich handelt. Anju heißt er. Tolles, saftiges, weißes Fleisch ... nicht zu fischig im Geschmack ... und fantastisch paniert - sehr knusprig! Vollgefressen laufen wir an der Strandpromenade zurück zu Winnietwo. An einem der Fressstände wird ein Açai-Becher mit frischen Erdbeeren, Bananen, Vanillecreme, Müsli, Nüssen und zum krönenden Abschluss flüssiger Schokoladensoße zubereitet. Gott, sieht das lecker aus! Der Becher reicht locker für 2 Personen und kostet 20 R$ (5 €), aber wir sind leider noch zu satt vom Fischessen. Heute Abend dann während des Night Glows.


Strandleben in Torres

Wir entspannen uns den Nachmittag über im Winnietwo. Der Wind nimmt immer stärker zu, man hört das Rascheln der Palmen. Hmmm ... vielleicht hört er nach Sonnenuntergang wieder auf, ansonsten können die Ballons bei diesen Windstärken sicherlich nicht aufgeblasen werden.

Ich schnappe mir kurz vor 18 Uhr ein Handtuch und ziehe meine Badeklamotten an. Am Strand gibt es Außenduschen und ich nutze eine davon. Von weitem sehen ich schon, dass es keine Ballons am Strand gibt. Viel Verkehr ist auch nicht los und der Wind ist immer noch mit voller Stärke zugange. Das sieht nicht gut aus!

Wir beschließen zum Ballonpark zu fahren. Vielleicht gibt es dort ja keinen Wind und das Night Glow findet wieder dort statt. Wir biegen gegen 19 Uhr auf das Gelände ab und sehen von weitem, dass die Ballonautos mit den Körben hinten drauf im Ballonpark im Kreis fahren und zu lauter Musik die Brenner im Takt an und aus machen. Ehe wir parken und ich mir die Kamera schnappen kann, ist es aber auch schon vorbei.

Es sind kaum Autos auf dem Gelände geparkt, schon ein Zeichen, dass der Night Glow heute Abend hier auch nicht stattfindet. Wir laufen zur Administration rüber und eine Sicherheitsbeamtin bestätigt die Absage. Einfach viel zu viel Wind! Schade! Wir sind enttäuscht, aber die Sicherheit der Ballons geht natürlich vor.

Da es morgen früh hier um 7 Uhr wieder einen Wettbewerb geben soll, parken wir für die Nacht auf dem Gelände, allerdings nicht unter den Bäumen, denn es soll nachts regnen und wir haben Angst, dass der starke Wind die Äste über uns abbricht. Angie und Chris kommen später vorbei. Sie haben am Strand die Brenner-Parade der Ballonautos gesehen und sind genauso enttäuscht wie wir, dass es kein weiteres Night Glow gibt.

Ich nutze den Abend, um Fotos und Videos zu sortieren. Ab 22 Uhr ist es angenehm ruhig und wir machen uns Bett-fertig - der Tag war lang und anstrengend und wir sind todmüde. Wir stellen den Wecker auf 6.30 Uhr und sind schon eingeschlummert, da geht um Mitternacht das Konzert auf der großen Bühne los! Scheiße! Wir haben eh schon zu wenig Schlaf in den letzten Tagen bekommen! Bis 2 Uhr morgens dröhnt es in einer Lautstärke, die keinen Schlaf zulässt.

Wir werden wenige Stunden später von einem lauten SSSSSCCCCCCHHHHHHHHT ... SSSSSCCCCCCCCHHHHHHHHHT geweckt. Direkt neben uns steht ein Ballonfahrer, der gerade seine Brenner testet. Draußen ist es noch dunkel! Scheiße, denke ich, keine 2 Stunden geschlafen und schon werden wir wieder geweckt! Normalerweise sind die Ballonfahrer ja schon zwischen 3 oder 4 Uhr morgens auf, um sich für den Wettkampf fertig zu machen. Na ja, ich muss eh mal schnell zum Klo. Während ich mein Geschäft verrichte, geht der Wecker los. Es ist 6.30 Uhr ... häh???

Ein Blick aus dem Fenster bestätigt es ... draußen fahren die ersten Besucher auf den Parkplatz und ich sehe viele Autos mit Ballonkörben hinten auf der Ladefläche. Komisch! Die müssten doch schon längst weg sein. Ich bin verwirrt. Langsam wird es hell und ich sehe die vielen Wolken am Himmel. Hmmmm ... vielleicht ist der letzte Wettkampf abgesagt worden, weil Regen droht.

Ich ziehe mich an und gucke draußen mal nach, was denn auf dem Gelände so los ist. Die gerade stattfindende Lautsprecheransage verstehe ich aber nicht. Plötzlich fahren viele der Ballonautos ab und andere machen sich fertig. Es wird auf einmal hektisch um mich herum. Was ist los? Ich sehe, dass das Team neben uns noch da ist und frage sie, ob es heute morgen einen Wettkampf gibt. Sí, in etwa 40 Minuten oder so, aber die Landung erfolgt heute nicht im Ballonpark, sondern woanders. "Un momento!", sage ich, und hole mir unser GPS. Der junge Brasilianer tippt mit dem Finger auf den Landepunkt und ich sichere den erst einmal ab. Die Routenberechnung sagt, wir müssen 3km fahren. Okay! Das ist ja nicht weit.

Helen hat inzwischen schon den Tee gekocht und wir packen schnell alles zusammen. Ich laufe noch mal schnell zu Chris und Angie rüber und erzähle ihm, was heute morgen so abgeht. Angie geht es leider nicht so gut, Nierenprobleme, aber Chris macht sich ebenfalls fertig und fährt kurz nach uns los. Wir sehen die ersten Ballons unweit vom Ballonpark starten.

Der Landeplatz liegt neben dem Golfgelände von Torres. Wir erreichen ihn über ein Sandstraße. Zum Glück sind bei unserer Ankunft noch nicht viele Fahrzeuge da und Helen kann eine 180 Grad Wende auf der Straße machen, damit wir dort am Straßenrand in Fahrtrichtung parken können. Chris stellt sich direkt vor uns. Kaum sind wir ausgestiegen, kommen schon die ersten Ballons angeflogen. Direkt über unsere Köpfe geht es auf ein ruppiges Grasfeld, wo das Zielkreuz für die Ballonmarkierung liegt.

In der Ferne ... direkt über den Palmen ... tauchen mehr und mehr Ballons am Himmel auf. Ein gigantischer Anblick! Dieser Landeplatz ist ja viel besser, als der Ballonparkt, der von Häusern umringt ist. Grüne Natur am Boden, bunte Ballons am Himmel und hinter uns versucht die Sonne durch die grauen Schleierwolken hindurch zu dringen.

Inzwischen hat sich das Ganze auch bei den anderen Besuchern im Ballonpark rumgesprochen und massenhaft Autos rasen die Sandstraße entlang, um noch einen guten Parkplatz an der Straße zu erwischen. Gut, dass wir schon eingeparkt sind! Rücksicht nehmen die Fahrer nämlich nicht und wir beobachten das ein oder andere Mal, dass man sich gegenseitig fast in die Flanke oder die geöffnete Fahrertür fährt. Und natürlich kommen jetzt auch noch die Ballonautos angerast, denn die Mannschaft muss ja rechtzeitig zur Landung des jeweiligen Ballons vor Ort sein. Hektik pur und vom Veranstalter gibt es kein Einweisungspersonal. Während wir halb auf dem Grünstreifen, halb auf der Straße stehend die Ballons im Anflug beobachten, wird direkt hinter unseren Hacken laut gehupt und geschimpft. Beim Wechseln der Straßenseite muss man höllisch aufpassen, dass man nicht überfahren wird.

Trotz der Hektik genießen wir das Ganze in vollen Zügen. Chris und Helen kommentieren die Ereignisse und lachen sich tot, ich renne mit der Kamera hin und her und mache viele Fotos und Videos. Heute finden wesentlich mehr Ballons den Weg oder die Richtung zur Zielmarke als gestern. Aber der Wind muss tückisch sein, denn der ein oder andere Ballon treibt ab und verfehlt das Ziel um mehrere Hundert Meter.

Da wir heute den letzten Tag des Wettbewerbs haben, liegt die Spannung und Anspannung förmlich in der Luft. Und der ein oder andere Ballonfahrer riskiert alles. Direkt über unseren Köpfen fängt ein Ballon an zu brennen. Ich bemerke das gar nicht, weil ich gerade im Vollzoom einen Ballonkorb im Anflug auf Video aufnehme. 10 Minuten später fragt mich Helen, ob ich Fotos oder Video vom brennenden Ballon gemacht habe. Ein Ballon hat gebrannt? Wann? Helen guckt mich an, als wenn ich vom anderen Stern komme. Du hast den brennenden Ballon nicht gesehen? Wir haben alle geschrien ... Fogo, Feuer, Fire! Der Ballonfahrer hat beim Anflug nur die Zielmarke im Blick gehabt und seinen Brenner schräg gegen die Ballonwand gehalten. Das Feuer brach hinter ihm aus und er hat es gar nicht bemerkt.

Ich ärgere mich schon Schwarz, dass ich dieses Drama verpasst habe. "Welche Farbe hatte denn der Ballon?", frage ich Helen. Es war der Rote mit Casa São Paulo drauf. Wir gehen die Fotos und Videos auf der Kamera durch und stellen fest, dass ich das ganze perfekt auf Video gefilmt habe, ohne zu wissen, was da eigentlich passiert ist. Helen kann es nicht glauben! Bist du blind, oder was? Na ja, ich habe leicht in die Sonne geguckt und durch den kleine Sucher sieht man nicht immer alles.

Aber es sollte nicht das einzige Drama heute bleiben, denn keine 6 Minuten später kommt ein Schwarzer Ballon angeflogen und bleibt voll in der Stromleitung direkt über unseren Köpfen hängen. Es kommt zu einem Kurzschluss in den Leitungen, da sich zwei davon berühren. Der Ballonkorb kippt kurz nach vorne ... Funken sind zu hören ... die Leute schreien und laufen um mich herum weg ... ich sehe das Ganze wieder durch den Kamerasucher und gerate ebenfalls kurz in Panik und renne ein paar Meter zurück ... wo sind Helen und Chris? ... mannomann, die stehen direkt darunter ... aber in diesem Moment hat sich der Ballonkorb wieder befreit und der Fahrer schmeißt die Brenner an und fliegt oben drüber. Holy shit! Das war knapp! Er hatte Glück, dass er mit der Korbwand gegen die Leitungen gerast ist und nicht mit dem Brenner. Damit hätte er sich nicht nur verfangen, sondern wäre wahrscheinlich auch in Brand geraten oder hätte schwere Elektroschocks bekommen. Auch das nehme ich per Zufall auf Video auf.

Redaktionelle Anmerkung: Wir lesen am nächsten Morgen auf Wikipedia folgenden Text: 30. Juli 2016 - Brand und Absturz eines Heißluftballons an einer (von zwei) Hochspannungsfreileitungen mit 16 Personen an Bord in Lockhart, südlich von Austin, Texas, gegen 07:40 Uhr Ortszeit. Ein Teil von Ballon und/oder Korb brannte verfangen in etwa 18 m Höhe in den Leitungen zwischen etwa 28 m hohen Einfachmasten über Weideland. Alle Insassen sterben.

Eher lachhaft war dann der Wurfversuch eines anderen Ballonfahrers. Er fliegt zu hoch auf die Zielmarke zu und muss weit werfen. Erneut habe ich die Videokamera laufen ... und sehe ihn ... Schleuder ... Schleuder ... Schleuder ... immer schneller geht das Wurfband in seiner Hand und exakt in dem Moment, wo er es werfen will, bleibt das Band im Ballon hängen! Das laute Stöhnen des Publikums ist deutlich auf dem Video zu hören.

Helen bemerkt, dass erneut am Horizont noch einmal die gleichen Ballons zu sehen sind, die wir vorher schon landen gesehen haben. Häh? Neben uns steht ein Mitglied einer Ballonmannschaft - Lukas Hoffmann vom Team Monte Bello. Er erklärt uns, dass man innerhalb einer bestimmten Zeit so häufig starten und landen kann, wie man will. Um 9 Uhr ist dann aber die Cut-Off Zeit. Wer bis dahin nicht gelandet ist, fällt aus der Wertung.

Jetzt verstehen wir auch die Hektik der Teams und die Raserei der Ballonautos um uns herum. Manche Teams waren beim ersten Versuch so weit weg von der Marke, dass alles schnell zusammengepackt werden musste für einen zweiten Versuch. Darunter ist auch Lukas Bruder, den wir kurz vor 9 Uhr über die Palmen fliegen sehen, aber er schafft die Landung nicht mehr rechtzeitig, obwohl Helen ihm noch laut zuschreit und ihn anfeuert. Er hat im letzten September aber die Nationale Ballon-Meisterschaft in Polen gewonnen - über 80 Ballons waren dabei, berichtet uns Lukas ganz stolz.

Ein toller Morgen! Da war alles drin: Spannung, Dramatik und wunderschöne Anblicke der Ballonriesen. Wir erleben auch noch den Moment, in dem das Team Rede Furnas erfährt, dass es die Gesamtwertung gewonnen hat. Die jungen Leute im Auto jubeln direkt neben uns und lassen sich anschließend in einem Autokonvoi bis zum Ballonpark feiern. Zu gewinnen gibt es nichts, es geht hier nur um die Ehre. Wir hatten ursprünglich gedacht, dass der Gewinner ein Auto bekommt, aber das müssen wir irgendwie missverstanden haben.


Ballon Festival - Teil 3 - letzter Wettkampftag

Wir sind fast die letzten, die den Landeplatz verlassen. Zum Glück sind unsere Fahrzeuge in Ordnung - keiner hat uns in dem Chaos eine Delle in die Seite geschrammt oder den Spiegel abgefahren. Zurück beim Ballonpark machen wir erst einmal Frühstück. Da heute Feiertag ist, sind alle Supermärkte geschlossen und wir haben nicht mehr viel im Kühlschrank. 2 Eier, Milch, Zucker und Mehl reichen aber für einen Pfannkuchen. Anschließend kommen zwei reife Bananen in die Pfanne und werden im Sirup gekocht - lecker! Wir haben einen Pfannkuchen übrig, über den sich Chris sehr freut.

Anschließend können wir uns entspannen, denn die Siegerehrung ist erst um 14.00 Uhr und um 16.00 Uhr soll noch die Ballonabschlussveranstaltung sein. Ich setzte mich an den Rechner und lade alle Videos und Fotos von heute morgen runter. Wir gucken uns die Videos an und lachen uns anschließend tot. Da habe ich den brennenden Ballon total gut gefilmt - das ist sehr schön auf dem großen Monitor zu sehen - und während alle anwesenden Zuschauer zu schreien anfangen, kommt von mir auf dem Video kein Mucks! Das ist bemerkenswert, da ich ja sonst nie meine große Klappe halten kann! Erst als der Ballon landet, lasse ich eine völlig ruhige und fast gelangweilte Bemerkung los: Na ja, nicht ganz hingehauen! Ich meinte damit das Werfen der Markierung zum Kreuz - das Feuer hatte ich ja live gar nicht mitbekommen.

Ich schneide das Video gleich zusammen, damit ich das Chris noch geben kann. Der hatte heute morgen so viel Spaß mit uns. Und Angie kann sich das Geschehen auch in aller Ruhe mal anschauen. Schade, dass es ihr heute morgen so schlecht ging. Sie hat echt was verpasst.

Gegen Mittag fängt es an zu nieseln. Der Wetterbericht stimmt also, es war Regen für den ganzen Tag angesagt. Gut, dass heute Morgen noch der Wettbewerb stattfinden konnte. Bei Regen können die Ballons nicht aufgeblasen werden und da der Boden jetzt schon nass ist, wird uns sofort klar, dass die Abschlussveranstaltung ins Wasser fallen wird. Erneut schade! Neben uns in der Halle kommen jetzt aber die Ballonteams zur Siegerehrung und einem gemeinsamen Abschlussessen zusammen. Leider dürfen wir ohne Einladung nicht rein. Chris und Angie sind dabei, gehen aber nach der Siegerehrung.

Da die Internetverbindung auf dem Parkgelände zu lahm ist, müssen wir am Nachmittag noch weiter fahren, denn heute ist Champions League angesagt. Das Rückspiel Real Madrid gegen Bayern München ist ein Muss für uns und wir fahren 20km weiter zu einer Tankstelle an der Autobahn. Es regnet inzwischen in Strömen. Die Tanke ist gleichzeitig ein zentraler Busbahnhof und erst haben wir keine gute WiFi-Verbindung, da die Insassen eines großen Busses alle ihre Smartphones anhaben. Wir verpassen die ersten beiden Tore. Grrrr! Kaum ist der Bus abgefahren, haben wir einen super Empfang.

Bayern hat alle Chancen das Spiel zu gewinnen, aber Anfang der 2ten Halbzeit passiert Ulreich ein echt peinlicher Patzer und Benzema muss den Ball nur noch ins leere Tor schieben. Trotz Ausgleich schaffen es die Bayern am Ende nicht mehr und sind im Halbfinale mal wieder ausgeschieden.

Nach dem Spiel ist es draußen bereits stockdunkel. Wir bleiben die Nacht über dort stehen.